Mariss Jansons: Großer Dirigent unserer Zeit

  • Hallo Taminos,


    Dirigenten Threads gibt es ja in diesem Forum erstaunlich viele! Allerdings fehlt mir in der "Liste" ein wesentlicher Eintrag:

    Mariss Jansons


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    Jansons erblickte am 14.01.1943 das 'Licht der Welt' im lettischen Riga. Ausbildung am Konservatorium in Lenningrad (Violine, Klavier und Dirigieren) und 1969 der Gang nach Wien wo u.A. H.v. Karajan seine Ausbildung fortsetzte.


    Das Osloer Philharmonie-Orchester leitete er von 1979-2000, Chefdirigent des St. Petersburg Phillharmoniker, Musikdirektor des Pittsburgh Symphony Orchestra, seit 2004 Chefdirigent des Concertgebouw OrkestGastdirigent nahezu aller führenden Orchester und seit 2003 Chefdirigent des Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks!


    Ein doch sehr beeindruckende Vita wie ich meine.......


    Zwei Aufnahme möchte ich hier aufführen, die ich als abolut erwähnenswert erachte:


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    Zwei oft gespielte und '(über)strapazierte' Werke erfahren unter Jansons eine ganz andere Beachtung. Was Jansons aus der Partitur der Konzerte noch rausholt und dies durch die superb aufgelegten Berliner aufzeigt ist für mich das Beste was ich bzgl. des Orchesterparts bisher gehört habe bei diesen Werken.



    Die Schostakovitsch Freunde stimmen mir sicherlich zu: Jansons Aufnahme der Symphonie No.7 gehört mit zu den beeindruckenden Aufnahmen dieser Symphonie. Immer spannend und kraftvoll wo gefordert. Glücklicherweise hat Jansons ausreichend Orchester zur Verfügung um den Zyklus aller Symphonien komplett einzuspielen!

  • Seitdem ich die Gesamteinspielung der Tchaikovsky-Symphonien mit "der Osloer Bande (Zitat Edwin :D" ) besitze, bin ich zu einem richtigen Jansons Fan geworden.



    Ich habe mir gleich den Shostakovic Zyklus besorgt, der derzeit bei jpc sehr preiswert wie ich finde, zu haben ist.



    Zu Shostakovic kann ich noch nicht allzuviel sagen, da ich diesen Komponisten gerade erst entdecke.


    Die Tchaikovsky Symphonien treffen genau meinen Geschmack, sie klingen für mich "modern", aber ohne das das Gefühl dabei auf der Strecke bleibt. Die Klangqualität ist hervorragend, allerdings hat diese Box auch ihren Preis.


    Gestern durfte ich Mariss Jansons in der Kölner Philharmonie live erleben, es gab Beethovens Ouvertüre zum Egmont (zum warmspielen :D ) und eine deutsche Erstaufführung von Henzes Sebastian im Traum.


    Nach der Pause gab es dann Mahlers Erste.
    Es war grandios, Jansons beim Dirigieren zuzusehen. Wie er das Orchester von 0 auf 100 und wieder auf Null bringt und mit welcher Präzision, das war schon eine Augenweide. Natürlich steht ihm mit dem Concertgebouw auch ein hervorragender Klangkörper zur Verfügung.


    Einziger Wermutstropfen:
    Ich wollte nach dem Konzert ein Autogramm auf meiner Münchner Abonnenten CD (Bruckner 3) erhaschen, aber alles Winken und fuchteln mit dem Edding, auch aus 1/2 m Entfernung, brachte keinen Erfolg. Aber ich glaube, so ein Stardirigent hat nach 2 Stunden dirigieren auch andere Sachen im Kopf, als Autogramme zu schreiben. Vielleicht konnte er mich auch gar nicht sehen (wegen der Scheinwerfer).


    Beim Thielemann hat das jedenfalls funktioniert. Dann muss ich eben auf die nächste Gelegenheit warten, sie sich mit Sicherheit bald ergeben wird.

  • Schon witzig: Über einen der "großen Dirigenten unserer Zeit" wurde seit fast fünf Jahren nichts geschrieben.


    Habe diesen Thread wegen Swjatoslaws Beitrag zur "Moldau" gerade gesucht und gefunden.


    Vielleicht schreibt hier ja mal wieder jemand (ich selbst kenne den Dirigenten zu wenig). ;)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich habe neben etlichen eindrucksvollen Fernsehkonzerten ihn auch live im März 2010 in der Berliner Philharmonie mit den Berliner Philharmonikern und dem Chor des Bayerischen Rundfunks und hochkarätigen Solisten mit einer denkwürdigen Aufführung des Requiems von Giuseppe Verdi erlebt. Ein großartiger Dirigent, der stets an seine Leistungsgrenze geht (und vielleicht manchmal darüber hinaus) und deswegen auch seine Gesundheit riskiert.
    Aber das Ergebnis ist dann auch dementsprechend singulär. Wenn er wieder einmal in nicht allzu großer Entfernung konzertiert, werde ich sicher wieder zugreifen.


    Liebe Grüße


    Willi :rolleyes:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Als Münchner hab ich natürlich quasi direkten Zugriff auf ihn; einige wenige Konzerte mit ihm konnte ich in der kürzeren Vergangenheit miterleben. Und jedes mal war es ein Klangrausch erster Güte: Schönberg Gurrelieder, Mahlers Dritte und Mahlers Vierte, Beethovens 2. Klavierkonzert (das er mir dann aber doch zu stark Richtung Brahms aufdonnerte). Zudem hab ich CDs mit Mahlers Erster, (die mir bisserl zu betulich ist), Mahlers Siebter (wow! siehe Thread dort), Tschaikovskies Fünfter (hat ja überschwänglichste Kritiken bekommen) und Bruckners Siebter (für mich eine no-1-Einspielung). Alles gespielt mit dem SOBR. Eine ausgesprochen glückliche Verbindung, die ja kürzlich um einige Jahre verlängert wurde. Aus seiner Osloer Zeit hab ich gar nichts; seine Zeit dort soll aber ebenfalls sehr fruchtbar gewesen sein.


    Jansons ist sehr dem „Schönklang“ denn der Tiefenauslotung verpflichtet, er packt die Richtige Menge Emotion hinein und hat ein unglaubliches Gespür für edlen, feinen“ Klang. Über weite Strecken sehr ähnlich wie Chailly – vielleicht einen Tick feiner. Vielen mag das zu wenig sein… ich mags genau so. Demnächst steht (im Rahmen des G-Mahler-Zyklus) noch die Sechste an: da bin ich mal gespannt, ob seine Klangvorstellung mit dieser Sinfonie kompatibel ist.


    Glücklicherweise schaffen es die Tontechniker der BR, dies unmittelbar einzufangen. Und dass er ein ausgesprochen sympatischer Typ ist, macht die Sache rund.

  • Habe diesen Thread wegen Swjatoslaws Beitrag zur "Moldau" gerade gesucht und gefunden.


    Da Joseph auf meinen Beitrag zur Jansons-Aufnahme der "Moldau" Bezug genommen hat, darf ich diesen Beitrag vielleicht hier verlinken:
    Heute erst gekauft (Klassik 2011)


    Obwohl ich 16 CDs von ihm im Regal habe (zum Teil handelt es sich um Geschenke von Freunden, also nichts, was ich mir aus "eigenem Antrieb" heraus gekauft hätte), habe ich mich doch bisher eigentlich nie so richtig für Jansons interessiert. Seine 10 CD-Box mit den Schostakowitsch-Sinfonien plus einigen Suiten habe ich mir vor Jahren deswegen gekauft, weil ich mir quasi "Mrawinsky in DDD-Tonqualität" erhoffte. Schließlich war Mariss Jansons der Assistent von Mrawinsky in Leningrad. Und außerdem wirken die St. Petersburger Philharmoniker immerhin auch bei dieser Gesamtaufnahme mit (nämlich bei der "Leningrader" Sinfonie). Das Ergebnis war enttäuschend. Als ich mal mit Freunden einen Hörvergleich des ersten Satzes der Sinfonie Nr. 4 gemacht habe (wir legten Mrawinsky, Rattle, Haitink und Jansons auf), landete Jansons nach allgemeiner Meinung weit abgeschlagen auf dem letzten Platz. In die Schostakowitsch-Box habe ich seitdem so gut wie nie wieder hineingehört. Und wenn ich mir mal die Tschaikowsky-Sinfonien aus Oslo (bei Chandos erschienen) aufgelegt habe - ich habe die Nr. 1, 3 und 4 in meiner Sammlung -, verstand ich auch nie, was die damalige Euphorie um diese hochgerühmten Einspielungen ausgelöst haben könnte. Aber wie in meinem oben verlinkten Posting bereits gesagt: ich bin, aufgeweckt durch eine sehr gelungene Aufnahme der "Moldau", gerade dabei, meine Haltung zu Jansons zu überprüfen.

  • Frohe Ostern allerseits!


    Wenn ich deine Ausführungen so lese, lieber Swjatoslaw, dann denke ich, das hatten wir doch schon mal, nämlich im Thread über Rattle, in Diskussionen über Tennstedt u. a. Die ewige Diskrepanz zwischen Studio-Aufnahmen, Live-Aufnahmen und Live-Erlebnissen.
    Ungefähr in dieser Reihenfolge müsste auch die Risko-Bereitschaft der Musiker einschließlich Dirigenten verlaufen. Und wie wir beide erlebt haben, ist ja deas Live-Erlebnis in dieser Beziehung auch an der Spitze. Was ich über Jansons weiß und darüber hin aus gelesen habe, was auch auf Tennstedt zutrifft, ist die Tatsache, dass sich diese beiden (sicher auch noch andere), in Live-Konzerten verausgaben bis zum geht nicht mehr, wie Kerzen, die an beiden Enden brennen. Beide Dirigenten haben das ja gesundheitlich nicht verkraftet oder sind dabei (Jansons), gesundheitlich in die Knie zu gehn.
    Langer Rede kurzer Sinn: das von mir live erlebte Verdi-Requiem (März 2010) mit Jansons war ähnlich überragend wie die Rattle-Konzerte. Sicherlich scheint das Studio auch nicht Jansons Sache zu sein, wie die etlicher anderer Dirigenten.


    Liebe Grüße


    Willi :rolleyes:


    P.S. ich halte ihn natrülich für einen der großen Dirigenten unserer Zeit, wie Rattle, wie Abbado u.a.

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Auch Dir frohe Ostern, lieber Willi!


    Mariss Jansons soll ja einmal im Operngraben einen Herzinfarkt erlitten und trotz irrsinniger Schmerzen weiterdirigiert haben. Unvorstellbar - und auch unverantwortlich. Aber das zeigt, wie sehr er sich der Musik hingibt und für sie aufopfert.


    Du hast natürlich Recht: live ist immer ein ganz anderes Ding. Wobei man - um bei der Schostakowitsch-Sinfonie Nr. 4 zu bleiben - dazu sagen muss, dass jedenfalls Rattle und Haitink, die wir mit Jansons verglichen haben, ebenfalls Studio-Aufnahmen vorlegten. Insofern herrschten für diese drei "gleiche Bedingungen". Und Rattles Version mit dem CBSO aus dem Jahr 1994 ist einfach - bitte: wie immer nur meine ganz persönliche Meinung - um Längen intensiver und eindringlicher als die Jansons-Einspielung mit dem SOBR aus dem Jahr 2004.

  • @Swiatloslaw

    Zitat

    Als ich mal mit Freunden einen Hörvergleich des ersten Satzes der Sinfonie Nr. 4 gemacht habe (wir legten Mrawinsky, Rattle, Haitink und Jansons auf)

    Du meinst sicherlich Kondrashin statt Mrawinski, denn der hat die 4. nie angefasst.


    Was ich bei Jansons mag, ist sein enorm schönes Klangverständnis, was mir abgeht, ist eine gewisse Unelastizität in der Ausführung. Die braucht man bei Schostakowitsch frühen Werken auf jeden Fall, aber auch wieder in der späten 15.


    Er hat mal Walzer im Neujahrskonzert dirigiert. Sehr schwerfällig.
    Aber das Konzert letzte Woche mit dem Concertgebouw in Berlin war doch prima!


    Gruß S.


    PS. Bei DS 4 warte ich aktuell auf Vasily Petrenko. Wenn dessen Zyklus so weitergeht, wie er begonnen (8,10) hat, dann wird der sensationell.

  • @Swiatloslaw

    Du meinst sicherlich Kondrashin statt Mrawinski, denn der hat die 4. nie angefasst.


    Du hast absolut Recht, lieber s.bummer. Ich habe Kondrashin und Mrawinsky deswegen miteinander verwechselt, weil dies die einzige Aufnahme zu dem verabredeten Hörvergleich mit meinen Freunden war, die ich nicht selbst mitgebracht habe. Sie wurde von ihnen beigesteuert. Also Kondrashin, nicht Mrawinsky. Sorry, sorry, sorry!

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Aus seiner Osloer Zeit hab ich gar nichts; seine Zeit dort soll aber ebenfalls sehr fruchtbar gewesen sein.


    Lieber Thomas,


    mit dem Oslo Philharmonic Orchestra habe ich Jansons als fantastischen Mahler-Dirigenten kennen gelernt. Leider ist seine Aufnahme von Mahlers 2. Sinfonie nicht mehr erhältlich (sie wurde damals von Chandos veröffentlicht und stammt aus 1989. Solistinnen waren Felicity Lott und Julia Hamari).


    Wenn Du Dir ein Bild über Jansons Zeit in Oslo machen willst, dann lege ich Dir folgende Doppel-CD wärmstens ans Herz:



    Packender, mitreißender, intensiver und besser klingend kann man sich die eingespielten Sibelius-Sinfonien kaum vorstellen.


    Jansons bevorzugt recht zügige Tempi (die man auf der Amazon-Seite einsehen kann), aber er vernachlässigt den Farbenreichtum der Instrumentierung und die Intensität Sibeliusscher Gefühlswelt keinesfalls. Allerdings verfällt er nicht in die Bernsteinsche Larmoyanz der späten Aufnahmen mit den Wiener Philharmonikern, sondern er nimmt die Gefühle quasi als gegeben an und gibt sie wieder, anstatt sie zum Beispiel durch Tempomodifikationen künstlich zu verstärken.


    Das Orchester spielt auf allerhöchstem Niveau, die Klangqualität ist superb. Die Osloer Philharmoniker sind hervorragend abgebildet und klingen "satt", aber natürlich.


    Gerade zu dem günstigen Preis sollte man nicht lange zögern und sich das (für mich mit) beste, was es zum Thema Sibelius zu sagen gibt, zulegen.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Lieber Norbert,


    Dank Dir für den Tipp. Mit Sibelius' Sinfonien tu ich mich zwar komischerweise noch bisserl schwer (ich hab "nur" die Karajan-Aufnahmen), aber ich werd mich der Sache annehmen ;) Jansons Dirigat und Klangideal spricht mich schon wengal an. Und da die von Dir empfohlene Aufnahme recht preiswert zu haben ist, spricht da nix dagegen. Ebenso preiswert ist übrigens auch Jansons Osloer Dvorak (Sinfonien 5,7,8,9) zu haben....


    Schade, dass die Müchner Gustav-Mahler Konzerte mit Jansons und dem SOBR kommende (Sinf no 6) und nächste Woche (Sinf no 2) - jeweils 2 Konzerte - restlos ausverkauft sind. Aber vermutlich wirds wieder ne Live-Übertragung auf B4Klassilk geben.


    Herzlichst
    Thomas


    Kann jemand was zu Jansons Sacre du Printemps aus Oslo sagen? Danke.

  • Schade, dass die Müchner Gustav-Mahler Konzerte mit Jansons und dem SOBR kommende (Sinf no 6) und nächste Woche (Sinf no 2) - jeweils 2 Konzerte - restlos ausverkauft sind. Aber vermutlich wirds wieder ne Live-Übertragung auf B4Klassilk geben.


    Lieber Thomas,


    das wundert mich nicht, denn Jansons ist in meinen Ohren "Mahlerianer erster Güte".


    Neben der oben erwähnten 2. Sinfonie besitze ich noch Aufnahmen der 5., 6. und 7. Sinfonie:




    Bei der 5. setzt er für mich nahtlos die hervorragende Mahler-Tradition des Concertgebouw Orchesters, geschaffen durch Mengelberg, Haitink und Chailly, fort. Er zeigt hier, warum das Orchester (wohl nicht nur für mich) das führende Mahler Orchester schlechthin ist und bietet, wie sein "Amtsvorgänger" Chailly ein Musterbeispiel an Klangfarben und musikalischer Ausgewogenheit an.


    Die 6., die "Tragische", habe ich nicht mehr so "im Ohr", aber ebenfalls als recht ausgewogen in Erinnerung.


    Und die auch schon von Dir erwähnte 7. Sinfonie mit einem bestens disponierten SO des Bayer Rdfs. weiß in einer ausgesprochen "strahlenden", "positivistischen" Sichtweise zu gefallen.


    Etwas anders beurteile ich übrigens seine mir bekannten Bruckner Aufnahmen:


    Auch hier glänzt (natürlich) das fantastische Orchester mit perfektem Spiel, aber neben beeindruckender Orchesterkultur vermag er die Frage, "warum habe ich Bruckner aufgenommen?" nicht so recht beantworten zu können. Es fehlt mir ein wenig das individuelle Konzept, die "eigene Handschrift".

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Lieber Norbert,
    wie bereits geschrieben, spielt Mariss Jansons derzeit in
    München – parallel zum RCO – einen Gustav-Mahler-Zyklus mit dem SOBR ein. Am
    Freitag vergangene Woche war die „Sechste“ dran. Leider hab ich den Vorverkauf
    total verschlafen, aber wenigstens wurde das Konzert live übertragen (B4
    Klassik). Glücklicherweise habe ich mitschneiden können (wenn auch nur in
    magerer bit/sec Qualität; glücklicherweise deshalb, weil da was Wunderbares
    rausgekommen ist.


    Jansons Ton ist zwar generell für diese Sinfonie zu „schön“,
    aber was er speziell im letzten Satz zelebriert hat, hab ich so noch nicht
    gehört. Rabenschwarz mit einem phänomenalen Klang und einer beeindruckenden
    Transparenz der tiefen und tiefsten Register deckte er für mich eine vollkommen
    neue Struktur des Werkes auf und führte einen in enorme Abgründe musikalischer Aussage.
    Ich war danach echt hin und weg. Er vermeidet den dritten Hammerschlag, aber
    durch dieses „Nichtspielen“ erklang quasi ein „hörpsychologisches Loch“ (damit
    ist nicht eine Pause gemeint), das in seiner Wirkung fast noch bedrohlicher
    war. So hab ich diesen Satz noch nie gehört.


    Nach der Dritten, der Vierten und nun der Sechsten kann man wirklich
    davon ausgehen, dass da ein Zyklus der herausragenden Art entsteht – vorausgesetzt
    der BR legt die Scheiben auch auf. Die RCO-Einspielungen hab ich bislang bisserl
    ignoriert. Derzeit noch zu teuer und zweitens haben wir ja "unseren" Jansons-Mahler :stumm:


    Am heutigen Freitag um 20 Uhr wird nun die ZWEITE aufgeführt
    und übertagen (BR4 Klassik). Kann ich jedem nur empfehlen.

  • Ich hörte die Sechste Mahler mit Jansons und dem BRSO vergangenen Samstag live in der Alten Oper Frankfurt/M. Dies war die dritte Aufführung nach den beiden Konzerten in München und ich kann den Eindruck von Thomas Knöchel aus dem Radio weitgehend bestätigen. Jansons ließ das Scherzo an zweiter Stelle spielen. Das Orchester präsentierte sich an diesem Abend in absoluter Hochform, perfekt aufeinander eingespielt, wie ein einziger Organismus, schlichtweg mustergültig.
    Jansons Interpretation vermeidet, typisch für Ihn, exzentrische Gesten und emotionale Extreme. Wer also hier so etwas wie Bernsteins Spätaufnahme aus den 80ern erwartete, wurde enttäuscht.
    Wer sich aber auf seine durchdachte, klare, logische und verinnerlichte Auslegung einließ, wurde reichlich belohnt. Der strenge Marschrhythmus zu Beginn entfaltete eine regelrechte Sogwirkung und zog den Hörer hinein in Mahlers Welt der Verzweiflung und Suche nach Erlösung und innerer Ruhe. Das Scherzo nahm Jansons etwas zu beiläufig, das Andante hingegen wurde wunderbar ausmusiziert und Jansons schaffte hier wirklich so etwas wie ein künstliches Paradies, wo die Zeit stillsteht und die Bedrohungen und Unwägbarkeiten der Außenwelt keinen Einlass finden. Die aparte Instrumentation des Satzes mit Harfen und Streichern wurde genauestens herausgearbeitet, die Durchhörbarkeit war stets gewahrt. Der Einbruch des folgenden Finalsatzes geriet umso Härter. Hier schaffte Jansons, wie im Eröffnungssatz, eine gewaltige Sogwirkung mit einem vollkommen logisch wirkenden Spannungsbogen. Es wurden hier Klangschichtungen hörbar, die ich so noch nie wahrgenommen hatte. Hier zeigten die grandiosen Streichergruppen des BRSO was sie können. Die Modernität des Satzes wurde endlich einmal deutlich, die genauen dynamischen Abstufungen, die sphärischen Klänge, das Überirdische. Die beiden Holzhammerschläge wirkten dann fast etwas banal. Der Zuhörer wurde jedenfalls durch die dichte Spannungswirkung nicht losgelassen und der finale Schlagwerkeinbruch verfehlte seine aufrüttelnde Wirkung nicht.
    Ein Zuhörer mußte natürlich noch mitten im Schlußton "Bravo" rufen, was einfach störend und unpassend war, aber der dann folgende Begeisterungssturm war aufrichtig und ehrlich. Zum Glück wurde auf eine Zugabe verzichtet.
    Jansons ist ein Dirigent, den ernsthafte Musikliebhaber eigentlich nur verehren können. Hier ist nichts aufgesetzt, äußerlich oder populistisch. Einfach toll. Hoffentlich kann ich Ihn noch oft hören und erleben.



    Agon

  • Hallo Agon,


    Dank Dir für die Ergänzung zu den ersten drei Sätzen, die ich natürlich auch vollkommen unterstreiche - vor allem was den Dritten angeht. Allerdings geb ich zu, dass ich dies nicht so treffend hätte formulieren können. Deshalb hab ich es unterlassen. :) Freut mich, dass Du ebenfalls recht glücklich warst - und das noch live! Neid! 8)

    ...
    Ein Zuhörer mußte natürlich noch mitten im Schlußton "Bravo" rufen, was einfach störend und unpassend war, aber der dann folgende Begeisterungssturm war aufrichtig und ehrlich.
    ...

    Jaja, das stürmische Frankfurter Publikum ;) ... In München hats tatsächlich 2-3 Sekunden gedauert, bis ein ganz zaghafter Applaus einsetzte. Im ersten Moment dachte ich, dass es den Leuten gar nicht gefallen hat. Aber so nach 10 Sekunden setzte ein frenetischer Jubel ein. Es war ein gelungener Abend.


  • Lieber Thomas,


    ich hatte in den letzten Tage obige Aufnahme mit dem LSO gehört und komme igs. zu ähnlichen Ergebnissen wie Agon und Du.


    "Zu schön" finde ich seinen Ansatz aber nicht. Es gibt bei ihm "Hoffnung", die allgegenwärtige Zerstörung, die "Hinrichtung" findet bei ihm nicht statt. Er ist -wenn man so will- Antipode zu Solti, der gnadenlos brutal ist oder auch zu Kubelik (Audite), der mit seinen aberwitzigen Tempi verstört wie kaum ein anderer Dirigent.


    Auffallend ist der immense Detailreichtum, den Jansons der Sinfonie angedeihen läßt. Keine kleine Nebenstimme oder kein kleiner Rhythmus geht verloren, aber der große musikalische Fluss bleibt gewahrt.


    Normalerweise schätze ich es, wenn das Scherzo an zweiter und das Andante an dritter Stelle gespielt wird. Da aber Jansons, wie ich es ebenfalls empfinde, das Scherzo vergleichseise "leichtgewichtig" angeht, kann das Andante ruhig an zweiter Stelle gespielt werden.


    Bei Kubelik z.B. wäre es undenkbar, denn nach dem furiosen, "neurotisch zugespitzten" Satz (11'34'' im Gegensatz zu 12'55'' bei Jansons) benötigt man "Erholung" oder einen "Ruhepunkt". Jansons ebnet die Kontraste ein wenig mehr ein, ohne sie zu verharmlosen.


    Unterm Strich eine eigenständige und gelungene Deutung der "Tragischen".

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Nur nochmal zur Information:


    Die 3. unter Jansons kommt bald raus:



    Ich finde es als Beobachter etwas verwirrend, daß scheinbar zeitgleich ein Zyklus mit dem BRSO und einer mit dem CGO erscheint. Daneben auch noch Aufnahmen mit dem LSO und ältere mit den Osloern. Die genannte 6. finde ich mit den Amsterdamern und Londonern. Da fällt eine Entscheidung schwierig, will man auch die Kombination Mahler/Jansons ausprobieren.


    Wenn ich mich nicht verzählt habe, gibt es jede Mahler-Symphonie mit ihm, außer die 4. und 8., die wohl noch nachfolgen werden.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich finde es als Beobachter etwas verwirrend, daß scheinbar zeitgleich ein Zyklus mit dem BRSO und einer mit dem CGO erscheint. Daneben auch noch Aufnahmen mit dem LSO und ältere mit den Osloern. Die genannte 6. finde ich mit den Amsterdamern und Londonern. Da fällt eine Entscheidung schwierig, will man auch die Kombination Mahler/Jansons ausprobieren.


    Das ist wohl wahr, lieber Joseph, verwirrend ist es.


    Die Aufnahme der 6. mit dem LSO stammt aus 2002, die mit dem Concertgebouw aus 2005. Anzumerken ist dabei allerdings, daß das LSO, das CGO und das SO des Bayer. Rdfs die jeweiligen Aufnahmen auf eigenen Labeln herausgeben, also man nicht zwingend darauf achtet, was schon "andernorten" veröffentlicht wurde.


    Für den Einstieg empfehle ich die 6. mit dem LSO, denn die ist preisgünstig und gut. Ich hingegen überlege, ob ich mir die mit dem CGO auch noch zulege...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • HAllo Norbert,


    soweit ich LSO-Mahler-Jansons noch im Ohr habe, war die auch ein ganzes Stück forscher und "knackiger" als seine Lesart in München (CGO kenn ich ja nicht). Aber, wie gesagt, ich hab sie nicht mehr parat.


    Detailfinesse und Tiefenausleuchtung aller Melodie- und Intrumentationsbögen sind - neben einer vorzüglichen Klangtechnik, die einen unglaublichen Farbenreichtum generiert - das Markenzeichen des SOBR-Mahlers.


    Da ich das Andate auch lieber an dritter Stelle habe (ich finds fürs Gleichgewicht wichtig), bin ich ja bei Jansons eh gut aufgehoben.


    Meine beiden Extreme bei der Sechsten - Solti auf der einen , Leinsdorf auf der anderen Seite- der eine knallig bis zum Exzess, der andere klassisch-musikalisch - lassen ja Spielraum für viele Variationen. Jansons setzt da eine neue Sichtweise drauf.


    @ Joseph II
    Jansons Mahler-Aktivitäten sind in der Tat etwas verwirrend. Interessant ist die Tatsache, dass er mit zwei Weltklasse-Orchestern - dem CGO und dem SOBR - parallel einen kompletten Zyklus aufnimmt. In München hat er kürzlich die Vierte ganz vorzüglich eingespielt; die Achte folgt im Laufe des Sommers. Das wird ganz spannend.Oslo war ja aus einem früheren Engagement; London war sicher ein Einzelfall.

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  • Für den Einstieg empfehle ich die 6. mit dem LSO, denn die ist preisgünstig und gut. Ich hingegen überlege, ob ich mir die mit dem CGO auch noch zulege...

    Aus dem interpretatorischen Ansatz heraus ergibt sich für meine Ohren kein wesentlicher Unterschied zwischen den Aufnahmen aus London und aus Amsterdam, lieber Norbert. Alles Gute, Bemerkenswerte, Aussagekräftige, gestalterisch Gelungene der Londoner Ausnahme höre ich in der Amsterdamer Aufnahme wieder.


    Der hörbare Unterschied findet sich für mich im Klangatmosphärischen. Jansons hat einfach ein Luxusproblem, wenn der Londoner Saal nicht die opulente klangliche Ausstrahlung des Concertgebouw hat, die die Amsterdamer Tontechniker einfangen wie kein anderer. Für meine Ohren ist es denn auch kein Merkmal eines in den drei dazwischen liegenden Jahren grundlegend gewandelten interpretatorischen Verständnisses, weswegen alle Sätze in Amsterdam etwas länger geraten als in London (1. 45 Sekunden, 2. 20 Sek., 3. 20 Sek., 4. 45 Sek.). Nach meinem Verständnis scheint das eher eine Ausrichtung auf die reichhaltigere Akustik in Amsterdam.


    Ich bin ehrlich: mir gefällt die Amsterdamer Aufnahme wegen der Schönheit der Akustik besser (naja, und weil es eben die Amsterdamer sind :rolleyes: ). Letztlich aber auch nur deswegen. Ansonsten finde ich beide Interpretationen gleich stark.


    Keine Rolle spielt bei der Amsterdamer Ausgabe allerdings die Zugabe, Henzes Sebastian im Traum - wie soll ich's sagen: man muss es nicht zu Henzes stärksten Werken zählen. :D


  • Der hörbare Unterschied findet sich für mich im Klangatmosphärischen. Jansons hat einfach ein Luxusproblem, wenn der Londoner Saal nicht die opulente klangliche Ausstrahlung des Concertgebouw hat, die die Amsterdamer Tontechniker einfangen wie kein anderer. Für meine Ohren ist es denn auch kein Merkmal eines in den drei dazwischen liegenden Jahren grundlegend gewandelten interpretatorischen Verständnisses, weswegen alle Sätze in Amsterdam etwas länger geraten als in London (1. 45 Sekunden, 2. 20 Sek., 3. 20 Sek., 4. 45 Sek.). Nach meinem Verständnis scheint das eher eine Ausrichtung auf die reichhaltigere Akustik in Amsterdam.


    Ich bin ehrlich: mir gefällt die Amsterdamer Aufnahme wegen der Schönheit der Akustik besser (naja, und weil es eben die Amsterdamer sind :rolleyes: ). Letztlich aber auch nur deswegen. Ansonsten finde ich beide Interpretationen gleich stark.


    Lieber Ulrich,


    ja, so ähnlich dachte ich es mir schon...


    Ich muß gestehen, ich kenne die Barbican Hall (der Sitz des LSO) nicht. Die Aufnahmen, die dort gemacht wurden, lassen für mich darauf schließen, daß dort nicht die gleichen hervorragenden Bedingungen herrschen wie im Concertgebouw (das für viele als einer der Konzerthallen mit der besten Akustik gilt).


    Die Aufnahmen, die in der Barbican Hall angefertigt wurden, klingen meistens etwas trocken und wenig brilliant.


    Das CGO ist eines meiner (wenn nicht gar das) Lieblingsorchester. Mal schauen, ob das als Kaufgrund ausreicht.


    "Standhaft" war ich bisher auch bei der 2. Sinfonie, die mit dem CGO bestimmt vorzüglich gelungen ist. Aber ich schätze Jansons Aufnahme mit dem Oslo Philharmonic Orchestra dermaßen, daß ich bisher keine Notwendigkeit für einen Kauf sah.


    Kann ich manchmal vernünftig sein... :angel: ;)

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler



  • Meine beiden Extreme bei der Sechsten - Solti auf der einen , Leinsdorf auf der anderen Seite- der eine knallig bis zum Exzess, der andere klassisch-musikalisch - lassen ja Spielraum für viele Variationen. Jansons setzt da eine neue Sichtweise drauf.


    Lieber Thomas,


    Leinsdorf ist natürlich grandios (Solti auf seine Weise allerdings auch). Mit seiner kompletten Verweigerung aller Knalleffekte (ohne allerdings an der Oberfläche zu verharren) bürstet er Mahler mal andersherum gegen den Strich.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Die Aufnahmen, die in der Barbican Hall angefertigt wurden, klingen meistens etwas trocken und wenig brilliant.


    Ja, lieber Norbert, und dabei gehört Mahler 6/Jansons in meinen Ohren schon zu den gelungeneren Aufnahmen aus diesem Saal. In den letzten Jahren scheint die Tontechnik gelernt zu haben, mit den Gegebenheiten vor Ort besser umzugehen. Man könnte sagen, die scheinbare Räumlichkeit auf Aufnahmen klingt besser, als der Klangeindruck, mit dem man live als Hörer im Saal konfrontiert ist. Ich will jetzt nicht sagen, eine Akustik so tot wie die der Beethovenhalle, aber schon nahe dran.

    "Standhaft" ... vernünftig


    :no::no::no: Was für eine unrealistische Verweigerungshaltung ist das denn? :D Das hältst Du doch niemals durch ... :no: never ... :no: Hatte ich schon erwähnt, dass die längeren Satzzeiten in der Amsterdamer Aufnahme zwar m. E. in erster Linie dem anderen Saal geschuldet sein könnten, andererseits aber das mit den längeren Zeiten einher gehende Mehr an Luft ... an Atem ... der Musik natürlich hörbar gut tut? Naja, und die Königlichen Konzerthausorchestraten sind auch als alleiniger Kaufgrund eh immer ausreichend (übrigens auch mein Lieblingsorchester ...) :yes: .

  • Lieber Ulrich,


    natürlich werde ich nicht ewig "standhaft" und "vernünftig" bleiben... ;) Dazu weiß ich zu sehr, daß wir musikalisch auf einer Wellenlänge liegen.


    Meine "Verweigerungshaltung" (die bis eben anhielt ;) ) lag u.a. daran, daß ich die Aufnahme von Mahlers 5. und dem CGO tontechnisch nicht ganz so brilliant fand wie erhofft. Wahrscheinlich habe ich zu sehr Chaillys "Referenz" (auch tontechnisch) im Ohr, als daß ich unvoreingenommen sein könnte. Aber bei Chailly klingt das Orchester "satter", sonorer und igs. brillianter.


    Nichtsdestotrotz sei angemerkt, daß Jansons auch bei der 5. seine Stärken des Detailreichtums, der akribischen Partiturausleuchtung, der Vermeidung von Senstimentalitäten und der Klangästhetik in beeindruckender Manier ausspielt.


    Kennst Du eigentlich die 2. Sinfonie mit dem CGO?

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • ... bis eben ...

    :yes: SOO is' fein!

    Aber bei Chailly klingt das Orchester "satter", sonorer und igs. brillianter.

    Lieber Norbert,


    an den bei Chailly dargestellten Klangraum heranzukommen, dürfte auch schwer fallen. Ich habe die Aufnahmen jetzt gerade nicht hier, könnte es sein, dass die unter Studiobedingungen geschossen wurden? Jansons live vor vollem Saal ist dann auch klangcharakteristisch etwas anderes - sogar im Concertgebouw.

    Kennst Du eigentlich die 2. Sinfonie mit dem CGO?

    Naja, ich habe sie zu Hause stehen und auch schon durchgehört, einerseits durchaus begeisternd, andererseits war ich zu der Zeit Zweite-mäßig infolge zwanghaften Vergleichshörens etwas überfüttert, so dass ich mich zu sachgerechter Wahrnehmung nicht wirklich in der Lage sah. Ich werde die Aufnahme in den nächsten Tagen wieder einmal heraus holen und dann berichten, wenn es etwas zu berichten geben sollte. Allerdings habe ich mich - wie immer wieder leider - auch hier an Frau Finks Mezzo gestört, ihr Timbre mag ich, ihr Vibrato kann ich nicht ausstehen, und das verdirbt mir den Spaß dann regelmäßig.

  • Lieber Ulrich,


    ja, Chaillys Aufnahme ist eine Studioaufnahme (genauer: sie wurde im großen Saal des Concertgebouws aufgenommen, aber ohne Publikum).
    Es ist natürlich ein gewisser Äpfel- und Birnen-Vergleich, Live- und Studioaufnahmen gegenüberzustellen, aber auch "live aus dem Concertgebouw" geht brillianter. ;)


    Zum Beispiel bei



    Hier klingt das Orchester direkter, nicht so (relativ) entfernt, dafür aber erheblich "satter" und strahlender.


    Wegen 33 Minuten Spielzeit muß man sich die CD nicht zwingend zulegen, aber hier erlebt man, daß Live-Aufnahmen in Bezug auf Räumlichkeit und Brillianz Studioaufnahmen in nichts nachstehen.


    Bei Mahlers 5. leider nicht, wenngleich nicht der Eindruck entstehen soll, sie sei tontechnisch mißraten.


    Und bei Mahlers 2. warte ich einfach ab... ;)

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Jansons Mahler-Aktivitäten sind in der Tat etwas verwirrend. Interessant ist die Tatsache, dass er mit zwei Weltklasse-Orchestern - dem CGO und dem SOBR - parallel einen kompletten Zyklus aufnimmt.


    Warum verwirrend? Er ist Chef der beiden Orchester, er beschäftigt sich zur Zeit offenbar intensiv mit Mahler und die Orchester ziehen mit und wollen Mahler mit ihm spielen. So weit so gut. Aber es wird ja nicht "eingespielt", sondern Konzerte im Rundfunk übertragen. Das muss man ja den Bayern und Holländern zugestehen. Dass es heute im Zug der Zeit ist, dass Orchester (und nicht nur die großen!) im Eigenverlag und in Eigeninitiative ihre künstlerische Tätigkeit dokumentieren, ist doch letztlich ein Vorteil für ihre Fans. Hätten die Orchester Exklusivverträge mit Plattenfirmen, würde es natürlich nie zu so einer Doppelgleisigkeit am CD-Markt kommen, aber so können die Anhänger der beiden Orchester ihre Lieblinge im heimischen Plattenregal stapeln. Warum sich deswegen verwirren lassen?


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Heute wird Mariss Jansons 70!


    Mariss Jansons (* 14. Januar 1943 in Riga) ist ein lettischer, international tätiger Dirigent. Er wurde in Riga als Sohn des lettischen Dirigenten Arvīds Jansons geboren. Seine Mutter Iraida, eine jüdische Sängerin, brachte ihn in einem Versteck zur Welt, in das sie sich geflüchtet hatte, nachdem ihr Vater und ihr Bruder im Rigaer Ghetto umgekommen waren.


    Zu seinem 70. Geburtstag wird Mariss Jansons mit dem mit € 250.000 dotierten internationalen Ernst von Siemens Musikpreis 2013 geehrt - für " sein Lebenswerk im Dienste der Musik".


    Die Ernst von Siemens Musikstiftung zeichnet mit Mariss Jansons eine der herausragenden Dirigentenpersönlichkeiten unserer Zeit aus, die bei allem Pultmagiertum und Genie fernab jeder Starallüre, ihre Ehrlichkeit nie preisgegeben hat und beim Wesentlichen, beim Tief-Menschlichen der Kunst bleibe, so die Würdigung.


    Der Ernst von Siemens Musikpreis wird seit 1973 von der Ernst von Siemens Musikstiftung jährlich vergeben. Bisherige Preisträger waren unter anderem Benjamin Britten, Herbert von Karajan, Dietrich Fischer Dieskau, Leonard Bernstein, Claudio Abbado und Anne-Sophie Mutter. (cf)


    Alles Gute zum Geburtstag! :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Harald Kral: "Die Ernst von Siemens Musikstiftung zeichnet mit Mariss Jansons eine der herausragenden Dirigentenpersönlichkeiten unserer Zeit aus, die bei allem Pultmagiertum und Genie fernab jeder Starallüre, ihre Ehrlichkeit nie preisgegeben hat und beim Wesentlichen, beim Tief-Menschlichen der Kunst bleibe, so die Würdigung."

    Besser als in der Begründung des Siemens Musikkpreises für MARISS JANSONS könnte man dessen vorbildlichen menschlichen und künstlerischen Attribute und Tugenden nicht beschreiben. (siehe auch meinen Beitrag vom 12.01.13 unter "Mariss Jansons erhält Siemens Musikpreis")


    So wundere ich mich deshalb eigentlich schon etwas, daß unter den vielen möglichen und unmöglichen Vorschlägen dieser Name noch nicht in der Diskussion um die Nachfolge von SIMON RATTLE gefallen ist.


    Gruß


    wok

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