Bach, Johann Sebastian: Goldberg-Variationen

  • Hallo Taminos,


    das Thema Goldberg-Variatioenen wurde speziell schon einmal im Zusammenhang mit Martin Stadtfeld angesprochen. Ich konnte mal ein paar Takte (im Kaufhaus) hören, allerdings zu wenig, um mir ein abschliessendes Urteil bilden zu können. Kaufen wollte ich die CD eigentlich (noch) nicht, da a) mir noch zu hochpreisig und b) noch einige andere Konkurrenten mit ebenfalls hochgelobten Einspielungen noch darauf warten, gehört zu werden: die neuere mit Andras Schiff und die mit Ragna Schirmer. Vielleicht kann jemand von euch etwas zu diesen Aufnahmen sagen? Beschreiten alle eigenständige Wege (wenn es die noch gibt)?
    Oder sollte man die Goldberg-Variationen generell lieber am Cembalo spielen und daher zu einer solchen Aufnahme greifen?
    Eure Lieblingsaufnahme? Ich persönlich ziehe das moderne Klavier vor. Mein Favorit ist allerdings definitiv nicht Rosalyn Tureck :wacky: und auch nicht Joao Carlos Martins (die ich aus gegebenen Anlass vor kurzem einmal wieder gehört habe), sondern natürlich der EINE; aber auch Murray Perahia und Andras Schiff, Kempff und Weissenberg sind mir lieb.
    Am Cembalo favorisiere ich Pierre Hantaï.


  • Es hat lange gedauert, bis ich mich mit diesem Werk überhaupt beschäftigt habe und hier ist es Gould zu verdanken, daß ich mich dazu aufgerafft hatte.


    Es gibt inzwischen unzählige Aufnahmen, nicht nur auf Cembalo und Klavier, aber der moderne Flügel ist auch das Instrument meiner Wahl. Bach war sehr innovativ und viele seine Werke muten an, nicht nur für die Instrumente seiner Zeit geschrieben worden zu sein.


    Vorab noch eine Übersicht fast aller bekannter Einspielungen


    Vieles habe ich in den letzten 20 Jahren gehört, wenig ist davon übrig geblieben.
    An erster Stelle jedoch steht noch immer Sokolov mit seinem hin- und mitreißenden Konzertabend aus dem Jahr 1982 - warum es den noch immer nicht auf CD gibt, bleibt ein Rätsel für mich.
    Ich kann nich in Worte fassen, warum gerade er mich so fasziniert, spielt er doch ganz anders als Gould aber doch sind beide Sichtweisen seelenverwandt.


    Dann haben wir die berühmten Gouldberg-Variationen, wobei hier die Frage ist, welche Aufnahme. Ich habe mich für die spätere entschieden, da mir die frühen einfach zu schnell gespielt wurden und das Werk in der 1981 enstandenen Aufnahme trotz des nur ca. 13 Minuten langsameren Tempos mehr atmet.


    Von der Benennung des Claudio Arrau wäre ich vor einigen Jahren noch selber überrascht gewesen, denn ich hätte den Namen des Pianisten in Bezug auf Bach mit extremen (langsamen) Tempi und dadurch bedingt bei Bach vielleicht mit Langeweile in Verbindung gebracht. Daß dem nicht so ist, mag überraschend sein, trotz der fast 78 Minuten Spieldauer. Wenn man von Authentizität sprechen darf (sowohl bei Bach als auch beim Spiel auf einem modernen Instrument), so empfinde ich die Goldbergvariationen gerade bei Arrau als echt und mustergültig. Durch die Klarheit und Übersichtlichkeit mittels seinem Anschlag, seinem Legato und das fast völlig unbenutzte Pedal zeigt jede Variation, alle noch so kleinen Details auf - jedoch ohne den Zusammenhang zu vernachlässigen oder den Atem zu vergessen, ohne den das Werk nutzlos und uninteressant wäre.
    Was würde ich dafür geben, bei Arraus Präsentation des Bachschen Klavierwerkes Mitte der 30er Jahre in Berlin dabei gewesen zu sein...


    Nicht unerwähnt bleiben sollten Martin Stadtfeld (bereits im entsprechenden Thread erwähnt) für seine frischen Einsichten und Zola Shaulis, die "Entdeckerin" der Würze in der Kürze nach Glenn Gould. Ihre Interpretation konnte ich auszugsweise hören, sie benötigt gerade einmal 36 (sehr differenzierte und übersichtliche) Minuten und auch ihre Einspielung wurde von der DGG bis heute nicht auf CD veröffentlicht.
    Als letzten "Teilnehmer" möchte ich Peter Serkin ans Herz legen, jedoch im Vergleich seiner Aufnahmen von 1965 und 1986. Unterschiedlicher, nicht nur aufgrund der Spielzeiten (ca. 45 und 87 Minuten) kann ein Pianist dieses Werk eigentlich nicht präsentieren.


    Mit variablem Gruß,
    Jürgen

    Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann das Recht, den Menschen zu sagen, was sie nicht hören wollen. [frei nach George Orwell]

  • Hallo,


    Ich besitze derzeit lediglich 2 Aufnahmen der Goldberg-Variationen


    Jene mit Glenn Gould vom Mai 1981 für CBS (noch mit Originallabel), die als sie erschien von Kritik und Publikum sehr bejubelt wurde, trotz des "Mitbrummens" des Künstlers.
    (Heute noch von Sony in der "Glenn Gould Edition zum Midprice erhältlich)


    Alternativ habe ich noch die Einspielung, die Gustav Leonhardt, ein Vorkämpfer für Aufnahmen auf "Originalinstrumenten" für die deutsche harmonia Mundi 1978 eingespielt hat.


    Er spielt auf einer Kopie eines Instruments von Blanchet ( Paris 1730)
    gebaut von William Dowd (Paris 1975)


    Ein gutes Anschauungsbeispiel, wie verschieden "historische Interpretationspraxis" gedeutet werden kann, den von der
    etwas agressiveren Gangart, die man uns heute als "historisch korrekt"
    verkaufen will, war damals noch nichts zu hören........


    Ein "lustiger" Effekt: Auf meiner Edition (Editio Classica DHM)
    wurde (nur auf der Rückseite) fälschlicherweise BWV 985 statt (richtig) 988 angegeben. Das führte in Folge dazu, daß auf der Wiederveröffentlichung
    (gekoppelt mit dem "Italienischen Konzert") bereits sowohl Front- als auch Rückseite die falsche BWV-Nummer angeben.....



    An sich steht (schon viel zu lange)
    Christophe Rousset´s Einspielung für L´Oiseau- Lyre (heute DECCA)
    auf meiner Wunschliste, aber man sieht sie nirgends mehr in den Geschäften.



    Grüße aus Wien



    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo,


    Stets findet Überraschung statt, wo man sie nicht erwartet hat


    Heute im Schallplattengeschäft suchte ich lustlos bei den Goldberg-Variationen herum, die Auswahl war nicht gerade überwältigend.


    Aber dann sah ich eine Aufnahme, die ich unbedingt haben musste:


    Johann Sebastian Bach:
    Goldberg-Variationen
    Karl Richter, Cembalo
    Deutsche Grammophon - Resonance



    Erschien sie mir für 11 Teuro als preiswert, so kostet sie bei Euch 4.99 (plus Porto natürlich) bei jpc.


    Wer sich eine hausbackene Interpretation vorstellt, der wird enttäuscht werden. Ich finde sein Bach klingt (etwa im Gegensatz zu Leonhardt) äusserst temperamentvoll und rhytmisch. Eigentlich wollte ich eine Aufnahme kaufen, die das "Andenken eines großen Bach-Interpreten"
    repräsentieren sollte, bekommen hab ich aber eine voller Quirligkeit, die mich die Platte nicht aus dem Player nehmen ließ. Eigentlich waren vergleichende Häppchen geplant, aber schließlich ergab ich mich der Faszination und verzichtete auf detaillierte Vergleiche.


    Gruß aus Wien


    Alfred


    Nachtrag 2009 - Die Cd ist nicht mehr erhältlich

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo,


    Es ist oft so wie mit alten Bekannten:
    Oft sieht man sie monatelang, bzw, jaehrelang nicht, dann wieder begegnet man ihnen quasi auf Schritt und tritt.


    So scheint es mir momentan mit den Goldberg-Variationen zu gehen, aber ich würde lügen, wenn ich sagte, dasß mich das traurig stimmt.


    Vor einigen Tagen sah ich jene CD in einem Regal:


    Johann Sebastian Bach:


    Goldberg Variationen BWV 988
    Italienisches Konzert 971


    Ralph Kirkpatrick




    Das Italienische Konzert, hatte ich schon mit diesem Cembalisten, die Goldberg-Variationen jedoch nicht.


    Erwartet hatte ich ein eher konventionelle Spiel (ich beziehe mich hier auf die Goldberg-Variationen).
    Aber spätestens bei der 2. Variation wurde ich eines Besseren belehrt, eher eigenwillig interpretiert mit Klangfarben, die ich bei einem Cembalo noch nie gehört habe (Angaben zum Instrument fehlen leider) ist diese CD für meine Sammlung eine (noch dazu wohlfeile) Bereicherung.


    Ich habe mich jetzt ein wenig über Kirkpatrick informiert, und herausgefunden, daß er einer der bedeutendsten Cembalisten seiner Zeit war.




    Freundliche Grüße aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Es ist wohl das Verdienst von Gould, dass die Goldbergvariationen on das Blickfeld von Klassikfreunden kam und 1955 war es Provokation und Sensation zugleich.Pianistisch steht Gould längst nicht mehr einmalig da. Es gibt nicht wenige, die das vertrackte Fingerspiel so beherrschen wie er, Stadtfeld gehört dazu. Aber auch Gawrilov oder Weissenberg ( ein fulminanter Bachspieler) gehören dazu. Von Gould schätze ich vor allem seine live-Aufnahme von den Salzburger Festspielen 1959. Sie zeigt, dass er auch live so geschwind spielen konnte, aber vor allem spielt er die Variationen mit hörbarer Bessenenheit( im posiviten Sinn).Heute ist ein großes Angebot vorhanden, ich greife gerne zu Gawrilov, von Herkommen her ein echter Virtuose ( man höre einmal sein b-moll Konzert von Tchaikowskij, gekoppelt mit Islamey von Balakirew). Ich finde es spannend , ein so überbordendes ,technisch absolut überlegenes Talent in die strenge Form Bach´scher Musik hineinzubringen, da glüht die Form und das finde ich großartig.
    Als Arabeske der Cembalo-Versionen füge ich Anthony Newman hinzu, "der Gould am Cembalo", ebenso sportlich wie Gould, sehr freizügig im Umgang mit dem Notenmaterial ( die Spielereien von Stadtfeldt sind also nicht neu). Als die Aufnahme seinerzeit auf den deutschen Markt kam, wurde sie von der hiesigen Kritik zerissen. Das war die Zeit, in der Bach noch auf hohem Sockel stand und mit tiefsten Ernst zelebriert werden musste.Heute würde man sicher gelassener damit umgehen, sh. Stadtfeldt.

  • Karl Richter wird mit dem Bonmot zitiert, er sei noch nie einem Verfechter des Originalklanges begegnet, der auch musikalisch gewesen sei...
    Wenn er also schon die Goldberg-Variationen am Cembalo spielte, dann wird er alles getan haben, nicht mit den Dürftigkeitsfanatikern verwechselt zu werden.
    Dennoch ziehe ich eine Aufführung am Konzertflügel vor. Favorit: Perahia!

    Musik: Atem der Statuen. Vielleicht: Stille der Bilder. Du Sprache wo Sprachen enden. Du Zeit, die senkrecht steht auf der Richtung vergehender Herzen. (Rilke)

  • Hallo,



    Besten Dank Jubal, daß Du den modernen Flügel in Zusammenhang mit den Goldberg-Variationen ins Spiel gebracht hast. Abgesehen von der legendären Gould-Aufnahme (eigentlich sind es ja 2) wurde hier das Thema ansonsten nicht weiter in dieser Hinsicht erörtert.


    Ich selbst habe das Werk erst auf dem Cembalo lieben gelernt, aber das ist inzwischen ca 30 Jahre her, und natürlich möchte man seinen Geschmack andauernd "Prüfungen unterziehen!"


    So frage ich, ob es weiter Vorschläge aus der Gruppe gibt die sich auf Einspielungen mit moderem Klavier beziehen, bzw ob man zur Perahia-Aufnahme (eigenartigerweise ist er in meiner Sammlung unterrepräsentiert) etwas sagen kann in Bezug auf Interpretationsansatz. Auch weitere Nennungen eventuell mit kurzer Charakerisierung wären sehr gerne gesehen.... :yes:



    Mit freundlichen GRüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Die von mir bereits empfohlene Aufnahme Murray Perahia entstand nach seiner schweren Krise: Aufgrund einer Handverletzung war er unfähig, zu spielen; in dieser Zeit widmete er sich in intensiven Studien der Musik Bachs und legte das "Gelübde" ab, im Fall einer Heilung besonders die Werke des Meisters zu interpretieren. Das ist - Gott sei Dank - so geschehen.


    Wer die Analyse der Variationen im Booklet, von Perahia selbst verfaßt, liest, der wird erstaunt sein über die interessante Erklärung des Werkes, das wie ein pianistisches Oratorium, wie eine christliche fundierte Programmusik gedeutetwird. Das alles ist aber nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern hat viele schlüssige Beobachtungen für sich. Allein schon des Heftes wegen lohnt es sich, diese CD heranzuziehen.


    Und dann die Interpretation. Man wird Perahia einfach nicht gerecht, wenn man ihn einfach mit dem Etikett "romantisierender Sensibilist" versieht. Gewiß überwiegen in seinem Spiel eher die weicheren, duftigeren Klänge, aber er greift doch auch durchaus zu, spielt die schnellen Teile mit bewundernswürdiger Geschwindigkeit und setzt klare, die einzelnen Variationen charakterisierende Akzente. Sowohl die Eigenheit der Abschnitte als auch der übergreifende Zusammenhang werden gewahrt. Wenn am Ende das Thema wiedererklingt, hat man einen ganzen musikalischen Kosmos durchschritten.


    Die Goldberg-Variationen Perahias möchte ich - gegenüber den beiden Gould-Einspielungen - als "seelenvoller" bezeichnen (auch auf die Gefahr hin, daß der eine oder andere die Benennung kitschig findet). Diese Interpretationskunst liegt auf der Linie von Pianisten wie Edwin Fischer, Wilhelm Kempff, Claudio Arrau und Sviatoslav Richter, ist aber in alledem eben doch echter Perahia.

    Musik: Atem der Statuen. Vielleicht: Stille der Bilder. Du Sprache wo Sprachen enden. Du Zeit, die senkrecht steht auf der Richtung vergehender Herzen. (Rilke)

    Einmal editiert, zuletzt von jubal ()

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  • Hallo Alfred,


    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    ...Besten Dank Jubal, daß Du den modernen Flügel in Zusammenhang mit den Goldberg-Variationen ins Spiel gebracht hast. Abgesehen von der legendären Gould-Aufnahme (eigentlich sind es ja 2) wurde hier das Thema ansonsten nicht weiter in dieser Hinsicht erörtert....


    ...dann lies doch noch mal bitte genauer beim Themenstarter durch: es sind schon Namen der Beherrscher des modernen Konzertflügels gefallen: eben Perahia, Schiff, Weissenberg und Kempff. :D


    Vielleicht noch ein paar Worte der Erklärung zu den genannten (und von mir noch nicht genannten):


    zu Perahia hat jubal genug gesagt, dem kann ich mich nur anschliessen.


    Wilhelm Kempff's Einspielung ist sicherlich erst einmal gewöhnungsbedürftig, vezichtet er doch auf jede Ornamentik und Verzierung. Aber wenn man sich daran gewöhnt hat, wirkt es sehr elegant.


    Andras Schiff (1983) besticht für mich durch seinen Spielfluß, die ansprechenden Tempi: sehr schöne Aufnahme.


    Andrei Gavrilov ist hier nicht nur virtuos, sondern auch sehr klar und akzentuiert.


    Alexis Weissenberg legt (in seiner 2.Aufnahme von 1981) sehr schnelle Tempi vor. Sehr kraftvoll. Die ältere Aufnahme von 1971 soll noch besser sein, kenne ich aber leider nicht.


    Evgeni Koroliov gestaltet und spielt sehr überlegen(d), aber immer sehr schön musikalisch bleibend - (Ligeti sagte einmal, wenn er nur eine Platte mit auf die einsame Insel nehmen könnte, wäre dies Koroliovs Goldberg-Variation).


    Rosaly Tureck ist mir eindeutig zu langsam.


    Grigory Sokolov hat Jürgen schon erwähnt. Dem ist ebenfalls nichts hinzuzufügen.


    Also Alfred, wenn du eine Aufnahme mit dem modernen Konzertflügel erstehen willst: du hast die Qual der Wahl :D.


    (Zum Glück muß ich nicht auf die einsame Insel).


    Grüße aus Hamburg
    Uwe

  • Andrei Gavrilov, DG, 1993



    Nach den Beiträgen über die GV hier im Forum habe ich mir die Gavrilov-Einspielung der Goldbergvariationen gekauft, und zwar in der oben abgebildeten Version, die aber außer dem unattraktiven Cover die gleiche Aufnahme enthält wie die hochpreisige Version.


    Natürlich darf ich bei "low budget" was das Booklet angeht keine gehobenen Ansprüche stellen.


    Was den Klang angeht, so ist die CD nicht sonderlich nennenswert.
    Würde sagen ordentlicher Standard und für eine Solo-Klavier Aufnahme befriedigend.


    Gavrilov kann man sicherlich eine sehr gute Technik unterstellen, womit ich dann aber auch alle positiven Aspekte zu dieser Aufnahme geschrieben, die mir überhaupt einfallen.


    Für mich ist kein Konzept erkennbar. Jede Variation wird runter gespielt. Nichts wird durchleuchtet, hinterfragt und erkundet. Keine Entdeckung und nur wenige emotionalen Ebenen. Der Geist dieser Musik geht dadurch gänzlich verloren. Das Fließen der Musik fehlt mir.
    Alleine wenn ich höre wie eine meiner liebsten Variationen (Variation 13) runter gespielt wird verschlägt es mir die Sprache.X(
    Einfach zu selten "ergreift" mich sein Spiel und oft wird sein Spiel durch das hohe Tempo "breiig".


    Meinen Geschmack trifft diese Aufnahme der GV jedenfalls nicht!!!


    Er ist sicherlich ein sehr guter Pianist, hier zeigte er es meiner Meinung nach nicht.
    Mal gespannt was die Zukunft bringen wird............
    Laut Interview im Beckstein Magazin hat er ja in der längeren Pause sein Spiel neu durchdacht.


    Gruss

  • Andreas Schiff, ECN, 2003



    Vor einiger Zeit machte ich nach den ersten Höreindrücken der o.g. Aufnahme eine Aussagen in der Art: "Kulturschock".
    Daraufhin wurde ich, verständlicherweise, aufgefordert meinen "Kulturschock" doch hier etwas genauer zu beschreiben.
    Dem komme ich nun nach. :jubel:


    Schock war natürlich ein denkbar unpassender Begriff.
    Mit den "Gould"bergvariationen im Ohr ist man jedoch zunächsteinmal über das im Vergleich "nüchtern" klingende Spiel von A. Schiff etwas verwundert.
    Nachdem sich die Verwunderung jedoch bei mir gelegt hat und man sich seinem Spiel gegenüber öffnet erlebt man die Goldbergvariationen vom Feinsten.
    Hier hat jede Note ihren Platz und den gleichen Stellenwert. Daraus ergibt sich mit viel Gefühl für das Tempo und die Betonung eine Aufnahme, die jeder, der bereit ist eine andere Sichtweise und Interpretation als die von GG zu akzeptieren, unbedingt haben sollte.
    Im Vergleich zwar "nüchtern", aber dennoch bemerkenswert.
    Über die gesamte Einspielung bleibt Schiff seinem Konzept und seiner Klangvorstellung treu.


    Der Klang ist gut bis sehr gut.
    Das Booklet hat zudem seinen Namen verdient.


    Meiner Meinung nach ein Kauf!!! :yes:


    Und KEIN Gesumme :stumm:


    Gruss

  • Hallo,

    Im Thread über Alexis Weissenberg schrieb "Thomas Bernhard": ,

    Zitat

    Ich wollte gestern Weissenbergs Goldbergvaraitionen noch schnell im Bett hören, aber 77 Minuten sind halt doch eine lange Zeit, so daß ich in der Hälfte abbrach. Und Weissenbergs Interpretation lullt einen auch nicht gerade ein sondern ist eher anstrengend, wenn man aufmerksam zuhören will. ,



    Mir gefällt Weissenbergs Bach ganz gut, obwohl er wirklich eigenartig ist. Wenn mich meine Ohren nicht täuschen, spielt er absolut Pedal-frei, aber das sollte bei bach ja nichts ungewöhnliches sein. Weissenbergs aufnahme verdient auf jeden fall gehör, sie ist ideal für Leute, denen Glenn Gould zu exzentrisch und Murray Perahia zu romantisch spielt. Die Aufnahme hat swing und Intelligenz, ist gelegentlich virtuos schnell und vor allem die lockeren Phrasierungen kleinerer und größerer Abschnitte gefällt mir. Der Anschlag nähert sich gelegentlich dem perkussiven oder dem Cembaloklang an, was aber durchaus auch Cembalo-Hassern gefallen könnte.



    Auch ich finde, daß es sich bei Weissenbergs Goldberg-Variatonen um eine ineressante Einspielung handelt, nicht nur weil sie derzeit zum Budget Preis zu erhalten ist. Ich gehe davon aus, daß sie heute eher dem momentanen Trend entspricht, als dies zum Zeitpunkt der Veröffentlichung (1982) der Fall war. ,

    ,

    Matthias Korneman beendete seine Rezension für Rondo vom 15.11.2001 mit den Worten:

    "Doch mag Weissenberg manieristische Stilzüge in Details kultivieren, ein eiserner Wille zur Klarheit, eine völlig antiromantische Grundhaltung halten den Goldberg-Kosmos zusammen. Aufnahmen für Gourmets mit leichter Neigung zur Décadence. Großes Klavierspiel allemal!" ,

    Beste Grüße aus Wien ,

    Alfred ,

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • ich möchte auch noch auf die aufnahme von stefan hussong bei thorofon hinweisen,
    nicht um den master of the house zu ärgern (siehe seine beiträge zur trostmusik im tritsch-tratsch), sondern weil das akkordeon mir in diesem fall als gleichberechtigtes tasteninstrument erscheint. man höre nur var. 25, am besten um 3 uhr nachts aus dem fenster auf einen wolkigen mondhimmel blickend...


    von uri caine will ich jetzt nicht anfangen :wacky:


    ansonsten halte ich es mit ligeti, also koroliov


    :beatnik:

  • Hallo auch,


    mittlerweile gibt es zwei Neuerwerbungen im Hause, die interessierten Lesern nicht verborgen geblieben sein dürften:


    einmal Ragna Schirmer mit ihrer an vielen Stellen hochgelobten Debut-Einspielung



    ...und Jeno Jandö, der nach Chen Pi-Hsien die zweite Naxos Goldbergvariationen eingespielt hat.



    Die Aufnahme von Ragna Schirmer reisst mich nicht wirklich mit. Zwar ist alles untadelig und schön gespielt, aber mir fehlt doch das "gewisse etwas". Irgendwann stellen sich bei mir einfach, verzeiht mir, Ermüdungserscheinungen ein.


    Ganz anders Jenö Jando. Ich hatte schon im "Was hört ihr gerade?" geschrieben, das seine Aufnahme ganz anders ist. Auch nach mehrmaligen Hören gefällt sie mir noch. Hier entsteht nicht so der reissende Fluß/ das mitreissende Spiel, sondern auf mich entsteht der Eindruck, als ob jede Variation einer Einzelbetrachtung unterzogen wird. Sehr reizvoll.


    Grüße aus Hamburg
    Uwe

  • Hallo Uwe,
    ich hatte Ragna Schirmers Einspielung eigentlich auch auf der Liste (derzeit bei 2001 für 9,99 zu haben!), allerdings fand ich bei den mir bekannten Quellen keine allzu positiven Kritiken hierzu! Kannst Du ggf. solche Kritiken nennen?
    Zudem schrecken mich über 90 Minuten GV doch ein wenig ab... Ich werde aber nach den vielen positiven Äußerungen hier ganz sicher noch die Einspielung von Weissenberg erwerben, und Jando interessiert mich auch.

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • Sagitt meint:


    Bach wird ja gerne auf anderen als den Original?instrumenten gespielt. Er selbst hat für Orgel einiges bearbeitet, was Vivaldi für Orchester geschrieben hat.


    Die mir bekannte abartigste Version ist eine für zwei Cimbal ( bei Hungaroton erschienen). Die Damen Skakaly und Farkas spielen sehr virtuos. Es klingt ein wenig schräg- aber Bach ist einfach nicht enstellbar. Ist das nicht ein Zeichen der ungeheuren Stärke dieser Musik.

  • Hallo,


    möchte als Ergänzung zu diesem Thred auf die Orgeleinspielung der Bremer Domorganistin:
    Käte van Tricht hinweisen.


    Der Beitrag ist hier einzusehen




    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

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  • Hallo


    mein Favourit ist eindeutig Glenn Goulds Einspielung von 1981. Im Gegensatz zu den pianistischen(ein Hassbegriff für Gould) von 1955 und 1958(live) hört man hier seine Perfektion in kontrapunktischer Stimmführung (das ist das wahrhaft unglaubliche, er scheint mehrere Gehirne, für jede Stimme eines zu haben)und entdeckt immer wieder neues, z.B. diesen Puls und weite, großartige Linienführungen. Ich kann nicht ganz zustimmen, dass es mittlerweile einige Pianisten gibt, welche das vertrakte Fingerspiel ('concertare' in einer Hand)so beherrschen wie er, ich kenne jedenfalls kein Beispiel. Sehr gut finde ich auch noch Perahia und Ton Koopman.
    Ein Problem ist, dass wenn man sich über die eindeutige ANWEISUNG Bachs hinwegsetzt (nämlich ein zweimanualiges Cembalo zu benutzen), man gezwungen ist, den Notentext zu ändern.
    Martin Stadtfeld finde ich persönlich, auch auf die Gefahr hin, damit mir in diesem Forum ein paar Feinde zu machen, einen langweiligen, geschwätzigen (ich beziehe mich auf die Interviews) und schlechten Gould-Plagiator, das einzig interessante sind seine Notentext-Variationen ,welche aber keine tatsächliche Veränderung der Musik zur Folge haben, denn seine Interpretation hat meines Erachtens keinen Gehalt und seine Wiederholungen auch nicht.


    Viele Grüße

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.

  • B0000029M2.01._SCLZZZZZZZ_.jpg


    höre mir gerade diese Aufnahme von Rodamer an. Es handelt sich dabei um eine Transkription für Gitarre (zuweilen auch für mehrere - ).


    Ich bin weder Kenner noch sonderlicher Liebhaber dieses Instruments (es sei denn sie wird im Independent Pop verwendet ;), aber mein erster Eindruck ist ein sehr positiver! Es ergeben sich völlig neue Klangbilder; der Interpretationsansatz ist mehr ein ruhig-beschaulicher was natürlich auch an der Beschaffenheit des Instruments liegen dürfte.


    Mich würde interessieren, ob andere Taminer diese Aufnahme kennen und was sie von ihr halten.


    lg
    Hyperion

  • Hallo achim,


    Zitat

    Original von achim.cremerius
    Hallo Uwe,
    ich hatte Ragna Schirmers Einspielung eigentlich auch auf der Liste (derzeit bei 2001 für 9,99 zu haben!), allerdings fand ich bei den mir bekannten Quellen keine allzu positiven Kritiken hierzu! Kannst Du ggf. solche Kritiken nennen?
    Zudem schrecken mich über 90 Minuten GV doch ein wenig ab... Ich werde aber nach den vielen positiven Äußerungen hier ganz sicher noch die Einspielung von Weissenberg erwerben, und Jando interessiert mich auch.


    Sorry für die späte Antwort. Wollte immer reagieren und hab es dann doch immer wieder verschoben. Ist wohl auch (unbewusst) als Antwort auf Deine Frage zu werten, denn richtig positive Kritiken habe ich auch noch nicht finden können. Die Besprechungen waren eher wohlwollend, als wirklich euphorisch. Im Fono Forum oder Klassik heute gab es mal ein Interview mit Ragna Schirmer, als die GV erschienen, und das hatte ich offensichtlich als positive Besprechung abgespeichert.


    Zu Deiner Wunschliste: meises Wissens gibt es von Weissenberg mehrere Aufnahmen. Und in Jando kann man ganz sicher einmal hineinhören.


    Grüße aus Hamburg
    Uwe

  • Lieber Alfred ,
    die zweite von Dir hier erwähnte Aufnahme durch Alexis W e i s s e n b e r g konnte ich zwischen 1979 und 1982 mehrfach live hören . Absolut überragend .
    Für mich die beste Interpretation überhaupt . Sie reflektiert auf höchstem pianistischen Niveau nicht nur die bekannten Klangvisionen Bachs auf dem modernen Steinway , sondern er gibt auch ein neues Bachbild wieder , das erfreulich entfernt ist vom süsslichen Romantisieren einer R. Tureck oder des späten Glenn Gould .
    Die meisten Rezensenten favorisieren Weissenbergs frühere Aufnahme ( P: 1970 ; EMI ) .
    Matthias Kornemann Verwendung des Begriffes "Décadnace" kommt aus der französischen LIteratur (-geschichte ) und ist kein musikalischer terminus technicus . Kornemann ist auch und vor allem examinierter Germanist mit einer sehr hohen Sensibilität und Sensitivität für die deutsche Sprache .
    Zeitgleich mit der ersten Aufnahme der Goldberg-Variationen durch Alexis Weissenberg hat er die Bachschen P a r t i t e n , die Chromatische Fantasie ud Fuge usw. eingespielt . Erfreulicherweise sind diese Aufnahmen alle wieder erhältlich !
    Beste Grüsse
    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Zitat

    Original von Frank Georg Bechyna
    Für mich die beste Interpretation überhaupt . Sie reflektiert auf höchstem pianistischen Niveau nicht nur die bekannten Klangvisionen Bachs auf dem modernen Steinway , sondern er gibt auch ein neues Bachbild wieder , das erfreulich entfernt ist vom süsslichen Romantisieren einer R. Tureck oder des späten Glenn Gould .


    Lieber Frank,


    zu meinem Bedauern muß ich gestehen, dass ich Alexis Weissenberg nur dem Namen nach kenne. Aber gibt es "die beste" Interpretation überhaupt? Das möchte ich bezweifeln. Ein Meisterwerk wie die Goldbergvariationen bietet eine Unzahl verschiedener Betrachtungsweisen, wie die Zahl der hochkarätigen Interpretationen der letzten Jahre (Schirmer, Schiff und Perahia) deutlich belegt. Allein schon die Frage, ob man sich für den modernen Flügel oder ein Cembalo entscheidet zeigt ja verschiedene Herangehensweisen auf. Deswegen würde ich kein so kategorisches "Sic et non" formulieren.


    Damit wären wir schon bei meiner nächsten Frage: Was meinst Du mit "reflektiert auf höchstem Niveau ... die bekannten Klangvisionen Bachs"? R. Tureck habe ich noch nicht gehört, ob man bei ihr von "süsslichem Romantisieren" sprechen kann vermag ich nicht zu beurteilen, aber: Auf Glenn Gould trifft das sicher nicht zu. Wenn Gould etwas abhold war, dann ist es schwelgerisches romantisches Pathos (Und das meinst Du doch hier, oder?). Kaum jemand hat Bach so klar und analytisch interpretiert wie er. Das gilt für die frühe Einspielung ebenso wie für den "späten" Gould.


    Herzliche Grüße aus dem verregneten Heidelberg, :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Lieber Uwe ,
    es gibt von Alexis Weissenberg z w e i erhältliche Aufnahmen .
    Die f r ü h e wurde in der Salle Wagram in Paris 1967 aufgenommen ( Produzent : Michel Glotz ; Toningenieur : Paul Vavassuer ) und
    die z w e i t e von 1982 .
    Beide sind wieder bei EMI erhältlich .
    Beste Grüsse
    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Lieber Christian ,
    Glenn Gould hat sich geradee bezüglich seiner letzten Aufnahme in New York auf einem Yamaha-Flügel zu seiner Affinität zu Frau Tureck bekannt . Diese ist in allen ihren Aufnahmen ( Klavier und Cembalo ) eine stets romantisieredne Interpretin gewesen . Dies bekommt dem Werk nicht . Ist meine Meinung . Und die Cembalo-Aufnahmen von Mrs. Tureck bleiben um Längen hinter den beiden auf Tonträger festgehaltenen Deutunge der unvergleichlichen Wanda L a n d o w s k a ! Das kann man hören .
    Tureck folgt ihrer Sicht auch in den 6 Partiten usw. .
    Ihr Verdienst liegt in ihrem lebenslangen Eintreten für einige Werke Bachs . Frau Tureck hat aber , leider unbekannt , durchaus viel von anderen Komponisten gespielt . Ihre Redzuktion auf J S Bach wird ihr daher nicht gerecht .
    Lieber Christian , es handelt sich natürlich um einen persönlichen Geschmack , den ich im konkreten Fall aber durchaus begründen kann .
    Herzliche Grüsse nach Heidelberg
    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Zitat

    Original von Frank Georg Bechyna
    Lieber Christian ,
    Glenn Gould hat sich geradee bezüglich seiner letzten Aufnahme in New York auf einem Yamaha-Flügel zu seiner Affinität zu Frau Tureck bekannt .


    Wodurch soll sich das ausdrücken bzw. woher leiten Sie das ab?
    Denke nicht das GG Bach so gespielt hat wie ER ihn gesehen hat!

  • Zitat

    Original von Frank Georg Bechyna
    Glenn Goulds eigene Texte lesen !
    Das reicht dann völlig aus .
    FGB


    Lieber Frank,


    welche Texte von Gould müßte ich lesen? Und verfügst Du zufällig über die bibliographischen Angaben, dann müßte ich nicht so lange suchen.


    Herzliche Grüße, :hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

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