Gottlob Frick - seine zehn schönsten Aufnahmen

  • Jeder Tamino kann zehn Aufnahmen mit Gottlob Frick nominieren, die ihm besonders am Herzen liegen.


    Ich fange jetzt einfach mal an und bin gespannt, welche anderen Aufnahmen dann von euch kommen.


    1. Raphael und Adam in Haydns Oratorium "Die Schöpfung" unter Forster.
    Dieses Urgewaltige, Archaische, Dräuende habe ich so von keinem anderen Bassinterpreten in diesem Werk erlebt. Man sieht die geschilderten Naturereignisse regelrecht vor sich, wenn er singt - er, der selbst ein Naturereignis war.



    2. Bürgermeister van Bett in Lortzings heiterer Oper "Zar und Zimmermann" unter Heger
    Unerreicht! Ja, auch Kurt Moll singt unter Fricke einen sehr, sehr guten van Bett, aber dieses Blasierte, Tölpelhafte von Frick ist wirklich einzigartig.



    3. Gurnemanz in Wagners "Parsifal" unter Solti
    Unglaublich gut gesungen in hohem Alter, weicher und mit weniger Unarten als teilweise in jüngeren Jahren - ein Ereignis lebensweiser Altersgröße



    4. Hagen in Wagners "Götterdämmerung" live unter Knappertsbusch
    Auch sein Hage ist ein Naturereignis - weniger im Studio unter Solti, wo er etwas gehemmt wirkt, sondern live



    5. König Philipp in Verdis "Don Carlos" live aus München


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    Einfach nur grandios!


    6. König Philipp in Verdis "Don Carlos" im Studio-Opernquerschnitt unter Heinz Fricke


    Trotz der grandiosen Live-Aufnahme (siehe 5.) kann ich auf diesen Opernquerschnitt, durch den ich diese wunderbare Oper kennen gelernt habe, nicht verzichten.



    7. Daland in Wagners Oper "Der fliegende Holländer" unter Konwitschny


    Auch hier ähnlich wie bei der "Schöpfung": Bei welchem Daland werden Sturm und Naturgewalten allein durch seinen Gesang so dermaßen erlebbar?



    8. Landgraf in Wagners "Tannhäuser" unter Konwitschny


    Faszinierend für mich die Ausdrucksspannweite zwischen dräuend-drohend und gütig-mild (schon allein im letzten Solo "Ein furchtbares Verbechen", aber auch schon in der Ansprache)



    9. Von Mozart statt Osmin (der es natürlich auch verdient hätte) oder Sarastro der wuchtige
    Komtur in Mozarts "Don Giovanni" aus Salzburg 1957 unter Mitropoulos
    Welcher andere Sänger außer Frick könnte als gewaltiger Komtur diesen starken Giovanni von Cesare Siepi in die Knie zwingen?



    10. Statt mich zwischen den vielen Roccos zu entscheiden, lieber noch eine Rolle, mit der er bei mir auch "inkarniert" ist:
    Falstaff in "Die lustigen Weiber von Windsor" von Nicolai
    Mit ist der Verdi viel lieber als der Nicolai, aber wenn Nicolai, dann nur mit und wegen Fricks Falstaff



    Dass bei Fricks breiter Diskografie auch andere Aufnahmen für die Top-10 infrage kämen (etwa auch die Live-Mitschnitte unter Furtwängler, wo er als "Rheingold"-Fafner oder König Marke aber auch schon mal "schmeißt"), habe ich bereits angedeutet und bin daher gespannt, für welche Top-10 der Frick-Aufnahmen sich andere Taminos entscheiden. :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Stimmenliehaber,


    da kann ich selbstverständlich nicht passen. Als Stimmenexperte und Kenner der Bassistenszene hast Du zielsicher bereits eine ganze Reihe von Gesamtaufnahmen aufgeführt, die ich auch genannt hätte. Leider kann ich keine Cover ins Forum stellen. Ich versuche dennoch, weitere Favoriten von mir aufzuzeigen.


    "Fidelio" unter Otto Klemperer, Philharmonia Chor und Orchester London Gesamtaufnahme aus dem Jahre 1962, London Kings Hall
    Ich meine, wenn man über bedeutendste Aufnahmen von Frick spricht sollte sein Rocco nicht fehlen. Er hat sowohl den väterlichen Ton des Singspiels mit gewinnender Wärme gesungen, als auch später die ganze Auswegslosigkeit der geknechteten Kreatur ergreifend dargestellt. Allein die Stelle: "Nein, das Leben nehmen, das ist nicht meine Pflicht.." überwältigt mich immer wieder durch die Verzweiflung, die hier mit ganz schlichten stimmlichen Mitteln erschütternd vermittelt wird. Trotz der grandiosen Furtwängler-Aufnahme habe ich mich für die Klemperer-Version entschieden, weil ich besonders Christa Ludwig als Leonore und Jon Vickers als Florestan überragend in ihren Rollenporträts finde.


    "Rusalka" unter Josef Keilberth, Staatskapelle Dresden, Gesamtaufnahme aus dem Jahre 1949
    Hier gelingt es Frick als Wassermann die ganze Gefühlskala von Wärme, Güte bis hin zum Schmerz über den Verlust der Nixe voll erlebbar zu machen. Grandios die Rusalka von Elfriede Trötschel, die in vielen Urteilen als die Inkarnation der Rusalka bezeichnet wird.


    "Die Jahreszeiten" unter Karl Forster, Berliner Philharmoniker, Chor der St. Hedwigs-Kathedrale, Berlin
    In der Arie "Schon eilet froh der Ackersmann" sieht man den schreitenden Bauern direkt plastisch vor seinem inneren Auge. Wobei Frick und den dirigierenden Priester Karl Forster im Oratorienbereich
    ein hoher Gleichlang in den Auffassungen verband. Deshalb vielleicht die besonders erfüllten Ergebnisse.


    "Der Waffenschmied" unter Jan Koetsier, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Gesamtaufnahme aus dem Jahre 1958, München
    Auch hier geilingt es Frick die ganze Redlichkeit des Waffenschmieds Stadinger ungeheuer glaubhaft zu verkörpern. Höhepunkt das brillant gesungene "Auch ich war ein Jüngling mit lockigem Haar"


    "Die Entführung aus dem Serail" unter Sir Thomas Beecham, mit dem Royal Pilharmonic Orchestra und der Beeccham Choral society, Gesamtaufnahme Mai 1956
    Hier kann der schwarze Bass von Gottlob Frick im wahrsten Sinne triumphieren. Fantastisch wie volltöndend die extremen Tiefen ausgesungen werden. Frick gestaltet den Haremswächter von bösartig, rachelüstern bis hin zu butterweich in den Szenen mit Blondchen. Kurt Moll singt in einer großartigen Leistung seinen Osmin stimmlich geschmeidiger, vielleicht sogar technisch vollendeter als Frick.
    Dieser gibt seinem Rollenporträt jedoch mehr Gefährlichkeit, Farbe und Profil. Zwei überagende Darsteller des Osmin - Wer die Wahl hat - hat die Qual. -


    Weitere Lieblings-Aufnahmen können gerne genannt werden.Ich meine wir sollten jedoch jetzt anderen Taminos die Gelegenheit geben, ihre Lieblingsaufnahmen von Gottlob Frick zu nennen, oder unsere Auswahl zu bestätigen. Danach kann ich gerne noch weitere große Leistungen und auch hörenswerte Raritäten von Frick einstellen.
    Die Idee dieses Threads finde ich sehr gut. Wir sollten sie jedoch auch auf andere Sängerinnen und Sänger ausdehnen. Auch diese haben eine Beschäftigung mit ihren schönsten Aufnahmen verdient. Wunderlich hat durch das Gedenken an seinen 50. Todestag noch mehr Aufmerksamkeit., als er sie sonst genießt. Er wäre deshalb ein hervorragender Kandidat, um Lieblingsaufnahmen von ihm herausszustellen. Lieber Stimmenliebhaber, kannst Du Dich mit meiner Anregung anfreunden, das von Dir gestartete Thema wie vorgeschlagen zu erweitern? Oder weitere Threads für andere Künstler zu starten?


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber "Operus", vorstellen kann ich mir viel, nur muss auch die nötige Zeit vorhanden sein. Heute war die mal da und der Anlass war die Beschäftigung mit der "Schöpfung". Danke für deinen Antwortbeitrag und die Ergänzungen, von denen einige natürich auch bei mir in der engeren Wahl waren, wie ich schon angedeutet hatte.


    Eine Aufnahme, die ich gerne noch nominieren würde, ist sein Bauer in der Einspielung der "Klugen" - zugegeben eine Episodenrolle, aber diese Eingangsszene "O, hätt ich meiner Tochter nur geglaubt" macht er wirklich herzzerreißend, die Verzweiflung kommt wunderbar herüber - das habe ich noch von keinem anderen Rollenvertreter auch nur annähernd so erlebt und gespürt.



    Lieber Operus,


    dir viel Erfolg für Ölbrunn am nächsten Wochenende - und wenn hier ähnliche Threads zu anderen Sängern gestartet werden sollen, können diese genauso gut von dir oder jemand anderem gestartet werden, das muss nun wirklich nicht von mir sein! :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Gottseidank habe ich noch rechtzeitig vor meiner Abreise nach Frankreich (Bretagne) diesen Thread entdeckt, auf der unser wahrhaftiger Stimmenliebhaber und unser Hans schon so gut vorsortiert haben , dass mir auf Anhieb nur eine Aufnahme eingefallen ist, die hier nicht genannt wurde und die bei mir auf jeden Fall dazugehört:



    Wer kennt nicht das grandiose Duett: "Komm mein Söhnchen, auf ein Wort", in dem man schon vom ersten Ton an die tiefe musikalische und menschliche Übereinstimmung der beiden altersmäßig so weit auseinanderliegenden Freunde Gottlob Frick und Fritz Wunderlich, und dieser fast beispiellose Schwung, den die Musik Smetanas hat, wird weitergetragen von den Sänger, u. a. Pilar Lorengar als Marie und Marcel Cordes als Kruschina, den fabelhaften Bamberger Sinfonikern und dem großen Dirigenten Rudolf Kempe.


    Von den anderen neun Plätzen die ich zu vergeben hätte, hat Stimmenliebhaber schon genannt,


    - Die Schöpfung mit Traxel, Grümmer, unter Forster,
    -Zar und Zimmermann mit Prey, Schreier, Köth unter Heger,
    -Parsifal, mit Hotter, FiDi, Kollo, Ludwig u. a. unter Solti,
    -Götterdämmerung mit Nilsson, Rysanek unter Kna,
    -Fliegender Holländer, wieder mit Wunderlich, FiDi, Sech und Schock unter Konwitschny,
    -Tannhäuser wieder mit Wunderlich, FiDi, Grümmer und Hopf unter Konwitschny,
    -Don Giovanni mit Siepi, Della Casa, Grümmer u. a. unter Mitropoulos
    - Die lustigen Weiber von Windsor, wieder mit Wunderlich, Mathis und Pütz unter Heger;
    Allerdings möchte ich noch einen nennen, der bei Stimmenliebhaber es knapp nicht geschafft hat, bei mir jedoch wohl:



    Allerdings leidet diese Aufnahme ein wenig darunter, dass teilweise andere Sprecher die Dialoge übernommen hab en. Dass Gottlob Frick nicht selber sprechen durfte , verstehe ich ja überhaupt nicht.
    Meine 10 Nennungen sind (noch) nicht in einer bestimmten Reihenfolge, und ich darf am Schluss noch einmal meine besondere Freude darüber ausdrücken, dass Stimmenliebhaber diesen Thread gestartet hat.
    Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich ganz gerne auch noch den Fidelio genannt hätte, den Hans ins Spiel gebracht hatte, aber es sind ja nur 10 erlaubt. Jedenfalls habe ich alle in meiner Sammlung, und das ist mir das Wichtigste.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lieber Willi, du beschämst mich, denn diese "Verkaufte Braut" mit seinem lebensprallen Kezal gehört selbstverständlich in die Top-10, auch in meine persönliche Top-10, selbst wenn ich mit der gewählten deutschen Übersetzung etwas fremdle, weil ich eine andere im Kopf habe.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Hallo, mir fallen unter den frühen Aufnahmen Fricks auch noch sein Tonuelo in Wolfs "Corregidor (1944, unter Robert Heger aufgenommen), der Abul Hassan im Barbier von Bagdad, der Procida in Verdis "Sizilianische Vesper", der Marcel in Meyerbeers "Hugenotten" (alles bei Walhall) ein. Nicht zu vergessen Robert Hegers Aufnahmen von "Die lustigen Weiber von Windsor" und "Undine". Bei EMI singt er in einem köstlichen Bohemequerschnitt den Collin, bei Ariola war er Mephisto in Gounods "Faust" und Boris Godunow (leider nur Querschnitt). Die Schüchter und Kempe-Aufnahmen des Lohengrin zeigen ihn als bravourösen König. In Soltis Ring war er Hunding und Hagen, bei Furtwängler der Fafner. Auch der König Marke ist bei Walhall dokumentiert. Dazu der Baculus und der Fürst Gremin bei eurodisc, der Fürst Kontschak aus "Fürst Igor" in einer Live-Aufnahe der WSO und eine kleine Rolle: der Papst in Pfitzners Palestrina aus der WSO und und und ...


    Gottlob Frick ist jedesmal in Bestform und gibt der Rolle alles was sie braucht: Komik, Tragik, Altersweisheit, Dämonie usw.


    Schöne Grüße
    wega

  • Ja, irgendwie habe ich den Eindruck, alle Aufnahmen, die Gottlob Frick gemacht hat, sind seine Schönsten.
    Ist ja vielleicht auch nicht so ganz falsch.


    Die Schwärze seines Timbres, die Fülle und das Volumen seiner Stimme sind einfach immer ein Erlebnis. Mich beeindrucken besonders die deutsch gesungenen Verdipartien Fiesco und Philipp, weil er hier auf ziemlich singuläre Art plastische Diktion mit eloquenter Kantilene verbindet.


    Beste Grüße
    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ja, irgendwie habe ich den Eindruck, alle Aufnahmen, die Gottlob Frick gemacht hat, sind seine Schönsten.


    Nein, diesen Eindruck teile ich nicht. Ich habe ja bereits erwähnt, dass ich bestimmte Mitschnitte unter Furtwängler ("Tristan" aus Berlin, "Rheingold" aus Rom) wegen Schmissen nicht dazuzählen kann, dass ich auch den Solti-Hagen nicht dazuzähle und auch den Kempe-Heinrich (da ist er mir zu jovial) habe ich bewusst nicht dazugezählt. Es hat bis jetzt auch niemand den Sarastro genannt, wenn ich mich nicht irre, Sarastro ist sozusagen Geist pur und muss edel sein, da ist mir ein Kurt Moll lieber als der "Bauchsänger" Frick - und seinen späten Kaspar in der Hamburger Verfilmung hat auch niemand hier genannt, der gehört auch ganz sicher nicht in diese Rubrik. Kein Sänger der Welt, nicht mal Gottlob Frick, hatte immer nur Sternstunden. Diese Sternstunden herauszufiltern war mein Ziel bei dieser Rubrik. Wäre alles gleich, würde diese Rubrik keinen Sinn machen.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ja, lieber Stimmenliebhaber, Du hast natürlich völlig Recht! Nach der Lektüre der verschiedenen Beiträge hatte sich mir nur dieser Eindruck aufgedrängt. Darum hatte ich hervorgehoben, welche Aufnahmen ich an Frick besonders schätze. Dass ich einige überhaupt nicht gut finde, war ja nicht Thema dieses Threads. Ich habe ja früher schon in dem Frick-Thread angedeutet, dass ich durchaus mit einigen Aufnahmen von Frick meine Probleme habe. Auch live fand ich ihn durchaus nicht immer überzeugend. Aber das gehört eben nicht hier her.
    Deshalb sage ich lieber noch, dass ich den Kezal in der Verkauften Braut richtig liebe.


    Beste Grüße
    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Obwohl Wega eine der Aufnahmen, die ich noch erwähnen möchte pauschal nennt, möchte ich diese nochmals mit Begründung nennen:


    "Boris Godunow" großer Querschnitt unter Lovro von Matacic mit Martti Taleva, Rudolf Schock, Erika Köth u. a. , eurodisc - Sony/BMG LC00202
    Diese Aufnahme finde ich deshalb so interessant, weil Frick hier ein Rollenporträt bietet, das bewußt anders gestaltet ist als es die großen russischen Interpreten meist bieten. Kein mit Dramatik und Pathos sterbender Zar. Wir hören bei Fricks Boris einen zu tiefst leidenden und um sein Volk und die Kinder besorgten Zaren, den seine Schuld erdrückt. Der Tod des Boris ist ein ganz leises Erlöschen.
    Einfach grandios! Ich habe eine ähnliche Auffassung nur noch von dem großen russichen Bassisten Mark Reizen gehört. Interessant, dass der später überragende Darsteller der Titelpartie Martti Talvela hier noch den Pimen singt. Jahre später sangen die beiden in umgekehrter Art, also Talevela als Boris und Frick als Pimen in Stuttgart in einer Vorstellung. Was diese beiden Bassisten an diesem Abend stimmlich und darstellerisch leisteten ist unvergesslich. Der frühere Operndirektor der Württembergischen Staatsoper, Wolfram Schwinger, schreibt in seinen Erinnerungen, dass Talvela diesen Boris als eines seiner schönsten Bühnenerlebnisse bezeichnete, weil er zusammen mit seinem Vorbild Gottlob Frick singen durfte. Von Fricks Boris ist ein Ausschnitt bei You Tube eingestellt.


    "Tandaradei" eine preisgekrönte Funkoper von Hans Hendrik Wehding, Staatskapelle Dresden unter Leitung des Komponisten, Dresden 1940?
    Auch von den fachkundigen Taminos werden nur wenige diese heitere Oper kennen. Ein Paradestück ist daraus das "Lied des Henkers". Faszinierend wie Frick diese Partie gestaltet. Ständig spielt er mit Stimme und Ausdruck. Restlos verblüffend, wie er den unerwartenden Wechsel, vom strengen, die Qualen seiner Deliquenten schildernden Henker, zum Menschenfreund bewältigt. Feinste gestalterische Komik gepaart mit virtuoser Stimmtechnik. Wir hörten bei einem Frick-Treffen mit Taminos diese Aufnahme und alle waren begeistert und konstatierten, dieses Stück hat Ohrwurm-Qualität. Ich werde einen befreundeten Tamino bitten, es bei YouTube einzustellen. Der Komponist Wehding war unter anderem Dirigent des Großen Rundfunkorchesters und musikalischer Oberleiter der Staatsoperette Dresden. Unter seinen viele Kompositionen ist wahrscheinlich das Intermezzo zur Tanzpantomime "Der Goldene Pavillion" das bekannteste, ein Schlager der gehobenen Unterhaltungsmusik. Wehding auch wieder eine Größe der ehemaligen DDR, die leider außerhalb fast unbekannt geblieben ist.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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  • Noch einige Anmerkungen zu Ausführungen von Stimmenliebhaber und Caruso.


    3. Gurnemanz in Wagners "Parsifal" unter Solti
    Unglaublich gut gesungen in hohem Alter, weicher und mit weniger Unarten als teilweise in jüngeren Jahren - ein Ereignis lebensweiser Altersgröße

    Lieber Stimmenliebhaber,


    mit dieser Aussage liegst Du auf einer Linie mit keinem Geringeren als Sir George Solti. Wir trafen uns nach einem Konzert mit dem Stardirigenten und dem Ehepaar Frick. Im Verlauf der Unterhaltung äußerte Solti, dass Fricks Gurnemanz sein schönster gewesen sei, weil man bei dem Sänger ständig das gereifte Alter authentisch erlebt hätte. Solti spielte interessanter Weise auch mit dem Gedanken, Franz Crass als den jungen und Gottlob Frick als den reifen Gurnemanz einzusetzen. Eine Konzeption die sich leider nicht realisieren ließ. Die Aufnahme war ein würdiger Abschluss der Schallplattenkarriere von Gottlob Frick, der lange zögerte, diese Herausforderung im hohen Sängeralter noch anzunehmen.



    Ich habe ja früher schon in dem Frick-Thread angedeutet, dass ich durchaus mit einigen Aufnahmen von Frick meine Probleme habe. Auch live fand ich ihn durchaus nicht immer überzeugend.

    Lieber Caruso,


    auch hier stimme ich mit Dir überein. Nur würden auf einer Waage die gelungenen und die weniger gelungenen Beispiele gewogen, die Skala würde sich weit mehr hin zum Positiven neigen. Warum wurde Frick in seiner Zeit so bevorzugt von Dirigenten und der Tonträgerindustrie eingesetzt? Aus welchem Grund nahm ihn John Steane in sein Listing der 100 berühmtesten Sänger auf? Aber wie gesagt selbst ich habe Probleme mit einigen Partien und Aufnahmen. Ich gestehe, dass ich bei CD-Produktionen, an denen ich beteiligt war, sogar gegen Veröffentlichung bestimmter Aufnahmen argumentierte. Bei welchen Sängern treffen ähnlich Urteile nicht ebenfalls zu?


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Solti spielte interessanter Weise auch mit dem Gedanken, Franz Crass als den jungen und Gottlob Frick als den reifen Gurnamanz einzusetzen. Eine Konzeption die sich leider nicht realisieren ließ.


    Ein Glück, dass sich das nicht realisieren ließ! Crass sang das ja schon vorher in Bayreuth unter Boulez und da überzeugt er mich weit weniger als Frick unter Solti. Einen "jungen" Gurnemanz gibt es in dieser Oper sowieso nicht, auch im 1. Akt ist Gurnemanz bereits ein reifer Mann. Wie alt wird er da sein? 50? 60? Und wieviele Jahre liegen zwischen 1. und 3. Akt? 10? Sicherlich nicht viel mehr. Wenn Gurnemanz im 3. Akt ein Greis von 70 oder gar 80 Jahren ist (immerhin war er Weggefährte des greisen und inzwischen gestorbenen Titurel von Anfang an), ist er im 1. Akt auch nur ca. zehn Jahre jünger, also immer noch alt oder zumindest reif, aber nicht jung. Nein, nein, ich kann nur nochmals sagen: Ein Glück, dass Frick den ganzen Gurnemanz unter Solti singt!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Stimmenliebhaber,


    Du bist fast immer der schnellste, der spontanste, der temperamentvollste Diskutierer und Reagierer unter uns. Auch wieder ein Privileg der "Jugend".


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Ach, jung, das war vor zwanzig Jahren, inzwischen bin ich auch schon "mittelaltrig" - wenn auch beinahe nur halb so alt wie du! :D

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Verzeiht, wenn ich zu diesem Thema auch noch meinen Senf dazugebe, obwohl eigentlich fast alles gesagt wurde.
    Ich gehöre nicht zu denen, die bei allem einen Liebling küren. Aber wenn ich das Wort BASS höre, sehe ich immer Gottlob Frick vor mir. Und die bisherigen Beiträge habe ich nicht ohne Rührung gelesen. Anfangs dachte ich, hier wird wieder jemand heilig gesprochen. Doch dann habe ich glaubwürdige Zeugnisse über Qualitäten des Sängers gelesen, die ich noch nicht kannte.


    Hier also meine markanteten Eindrücke von Frick: Er war für mich immer (ob auf der Bühne oder auf Platte) am besten, wo er zum Inbegriff des Biederen (Stadinger), des Redlichen (Sarastro, Eremit, Gurnemanz, Pimen), des Schlitzohrigen (Kezal, Daland) und des Großspurigen (Falstaff, Osmin, van Bett) werden konnte. Das war sein Element, da konnte er ganz mit der Partie verschmelzen.


    Viele andere Partien füllte er wunderbar mit seinem schwarzen, erzenem Bass aus, ohne ganz in die Figur hineinzuschlüpfen (Philipp, Komtur, Hagen, Ramphis). Ich erinnere mich an einen Boccanegra in Stuttgart, wo er die Fiesco-Arie zum Niederknien sang. Davor und danach ruhte er sich aus und blieb eher privat, bis zum nächsten Einsatz. Sein Pimen dagegen (mit Talvela) war aus einem Guss - eine Ikone.


    Mehr will ich nicht sagen. Ich freue mich, dass hier nicht nur gelobhudelt wird, sondern auch Defizite benannt werden. Umso stimmiger ist das Resultat.


    Herzliche Grüße von Sixtus

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  • Alles wirklich wunderschön und mit dem Hauch des Wahrhaftigen. Ich werde diese Diskussion ausdrucken und meinen Mitstreitern, die kurz vor dem Künstlertreffen in einer neuen ungewohnten Halle, ehrenamtlich bis zum Umfallen
    arbeiten zur Kenntnis geben. Bestätigung und Motiation für uns alle. Lobl ist aber auch bei seinen Künstlerkollegen durch seine Menschlichkeit und Kolleglialität eine Ikone geworden, sonst wäre es nicht möglich, dass sich so viele Sängerlegenden - wie sonst nirgendwo - bei seiner Gesellschaft versammeln.


    Herzlichst
    Operus

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  • In diesem Thread sind ohne allzu tiefgehende stimmliche Analysen über das Nennen von 10, der am schönsten empfundenen Aufnahmen eines Gesangsinterpreten interessante, zum Teil durch Eigenerleben erhärtete Urteile und Ansichten entstanden. Meines Erachtens eine gangbare, gute Möglichkeit, einen Sänger über seine Aufnahmen (Kesting Methodik) verständlich zu porträtieren und Kaufanregungen zu geben. Da die Aussagen selbstverständlich subjektive Meinungen sind, ist es schwer darüber zu diskutieren. Was bringt es, wenn ich Argumente aufführe, dass gerade Fricks Hagen und der Philipp stimmlich und darstellerisch von der Fachwelt und von mir zu seinen stärksten Aufnahmen zählen, und dass J. B. Steane gerade diese Aufnahmen als eine der Begründungen der Aufnahme von Frick in sein "Who is Who" der 100 bedeutendsten Opernsänger herangezogen hat. Sixtus sieht es anders und damit ist dies seine Meinung, die so akzeptiert und stehen bleiben sollte, zumal er mit der besonderen Affinität zu gemütvollen Rollen und zum hintergründig Komischen Fähigkeiten anspricht, die auch ich als eine der prägenden, für Frick typischen Eigenschaften ansehe. Caruso und Stimmenliebhaber, dem man für die Eröffnung dieses Threads danken sollte, weisen nach viel Superlativ-Aussagen zu Recht selbstverständlich auch auf vorhandene Einschränkungen und Formschwankungen des Bassisten hin. Den vollkommenen Sänger gibt es leider oder Gott sei Dank noch nicht? Eine weitere Diskussion wäre wahrscheinlich nicht sehr ertragreich und auch nicht norwendig, wenn gleich Ergänzungen bei der Fragestellung des Themenbereichs immer möglich sein sollten. Es könnte ja sein, dass ein Tamino eine Aufnahme hört, die ihn vom Hocker reisst. Dann wäre sein Urteil eine wertvolle Ergänzung der bsiherigen Ausführungen.
    Der Thread ist jedoch von der Themenstellung her so interessant und praktikabel, dass er weitergeführt werden sollte, aber nicht mehr in der alleinigen Konzentration auf einen Sänger, sondern allgemein. Eine sinnvolle Fortsetzung könnte z. B. lauten: "Fritz Wunderlich - seine zehn schönsten Aufnahmen?" usw. Der Titel des Threads müsste in diesem Fall ebenfalls allgemein formuliert werden, in etwa folgendermaßen: "Die 10 schönsten Aufnahmen großer Sängerinnen und Sänger" und danach würden nun die Aufnahmen des gewollten Sängers eingestellt werden. Stimmenliebhaber hat diese Thematik gestartet. Deshalb gebührt ihm das Urheberrecht und er sollte entscheiden, ob er meinen Gedankengängen und Anregungen folgt und dann die Thematik in universeller Form fortführt.


    Herzlichst
    Operus

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  • Lieber Operus,


    sei bedankt für deine Anregung. Ich fände es aber sinnvoller, die Rubriküberschrift nicht zu ändern und stattdessen diese Rubrik weiterhin einzig und allein Gottlob Frick zu widmen. Dir und jedem anderen staht es aber natürlich völlig frei, ähnliche Rubriken zu anderen Künstlern anzulegen, zum Beispiel wie von dir konkret vorgeschlagen: "Fritz Wunderlich - seine zehn schönsten Aufnahmen". :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Stimmenliebhaber,


    meinst Du nicht doch, dass es besser sein könnte, ein thematisches Dach für Ausführungen zu den 10 schönsten Aufnahmen von... zu finden? Wenn jeweils für jeden Genannten ein spezieller Thread gestartet wird zerpliitert sich die Thematik. In der Konzentration auf eine Threadüberschrift wird dias Thema gewichtiger und spricht auch User an - die mit einem genannten Sänger nichts am Hut haben - und dürfte dadurch auch mehr Beiträge generieren.. Alfred Schmid wollte mit seinen Hinweisen unser Interesse an seiner Meinung nach fortführungswürdige Threads wecken. Denke bitte nochmals über meinen Vorschlag nach. Deine mit großer Mühe ertellten Beiträge: "Besetzungsarchiv der Berliner Staatsoper" hätten m. E. noch mehr Bedeutung bekommen und wären ein wertvolleress, leichter nachzulesendes Kompendium geworden, wenn alles nicht in so viel Einzelbeiträge gegliedert gewsen wäre.
    Ich setze jetzt einmal Deine Zustimmung voraus und stelle an unsere Tamino Opernfreunde die Frage: "Die schönsten 10 Aufnahmen großer Sängerinnen und Sänger" ist dieser vorgeschlagene Titel geeignet und wirkungsvoll genug, um darunter die 10 schönsten Aufnahmen eines ausgewählten Sängers, z. B Fritz Wunderlich zu stelle?. Wer schlägt noch etwas bessere vor. Bitte dazu die Beiträge 17 und 18 lesen. Danke
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber Stimmenliebhaber,


    meinst Du nicht doch


    Lieber Operus,


    du hast mich nach meiner Meinung gefragt und ich habe dir geantwortet. Alles Sänger mit ihren zehn Lieblingsaufnahmen in einem einzigen Thread zu verwursteln, stelle ich mir SEHR unübersichtlich vor! Es kommen dann zwischen neu diskutierte Sänger Nachzügler zu vorherigen Sängern usw.
    Denke du doch noch einmal bitte darüber nach, ob du nicht mit deiner Idee auf dem Holzweg bist...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • du hast mich nach meiner Meinung gefragt und ich habe dir geantwortet. Alles Sänger mit ihren zehn Lieblingsaufnahmen in einem einzigen Thread zu verwursteln, stelle ich mir SEHR unübersichtlich vor! Es kommen dann zwischen neu diskutierte Sänger Nachzügler zu vorherigen Sängern usw.
    Denke du doch noch einmal bitte darüber nach, ob du nicht mit deiner Idee auf dem Holzweg bist...


    Lieber Stimmenliebhaber,


    Da hast mich überzeugt. Es wird in der Tat einfacher und übersichtlicher jedem Sänger, einen eigenen Thread zu widmen. Sobald ich Zeit habe starte ich den Wunderlich Thread.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Das ist eine einzigartige Sammlung die ich nach wie vor gerne höre und nur jedem ans Herz legen kann:



    Außerdem höre ich auch gerne diese Aufnahme mit ihm:



    Ich höre diese Werke nicht nur gerne weil sie für sich selbst wunderbar sind, sondern auch weil sie mir der liebe Operus geschenkt hat, alleine schon deshalb nehmen sie in meiner kleinen aber feinen CD-Sammlung einen ganz besonderen Platz ein :)

    Die gute Zeit fällt nicht vom Himmel, sondern wir schaffen sie selbst; sie liegt in unserem Herzen eingeschlossen

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