Pius: Unverzichtbare Klassikaufnahmen

  • Hallo!


    In diesem thread stelle ich einige CDs vor, die in meiner CD-Sammlung (wesentlich kleiner als die der meisten hier) für mich einen besonderen Stellenwert haben. Dazu sind zwei Voraussetzungen notwendig: Ich höre erstens die gespielten Stücke sehr gerne, und zweitens halte ich sie für besonders gut von den Ausführenden interpretiert.


    Zum ersten Punkt: Hier ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß eine Lieblings-CD Werke meiner Lieblingskomponisten enthält. Diese sind Beethoven, Mozart und J.S. Bach, gefolgt von Schubert und Haydn, aber auch Brahms, Dvorak, Schumann, Mendelssohn, Chopin höre ich regelmäßig und gerne.
    Ich interessiere mich für alle Werkgattungen, wobei die Kammermusik und die Musik für Klavier solo einen immer höheren Stellenwert für mich haben. Bei der Vokalmusik bevorzuge ich geistliche Musik, mit Opern tue ich mir etwas schwer.
    Symphonien, Solokonzerte und andere Orchestermusik bildet immer noch den Hauptteil der Musik, die ich höre.


    Zum zweiten Punkt: Ich habe einige Lieblingsinterpreten, bin da aber nicht festgelegt, auch nicht auf HIP oder modern oder auf stereo oder historisch.
    Es muß mir einfach gefallen.


    Ich gehe beim Vorstellen der CDs nicht nach einer bestimmten Reihenfolge vor, achte aber auf Abwechslung.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Hallo!


    Damit alle Werkgattungen in den Kanons insgesamt gebührend gewürdigt werden, werde ich meinen wohl etwas kammermusiklastig anlegen.
    Dadurch ist dann auch die Auswahl der ersten CD, die ich vorstelle, nicht mehr ganz so schwierig.
    Es ist diese:
    [am]B0000041BA.03.LZZZZZZZ[/am]


    Werke:


    Franz Schubert: Quintett für Klavier, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabaß A-Dur D 667


    Wolfgang Amadeus Mozart: Quartett für Klavier, Violine, Viola und Violoncello Nr. 1 g-Moll KV 478


    Interpreten:


    Alfred Brendel, Klavier; Thomas Zehetmair, Violine; Tabea Zimmermann, Viola; Richard Duven, Violoncello; Peter Riegelbauer, Kontrabaß.


    Kommentar:


    Mit dieser CD begann meine Begeisterung für Kammermusik. Insbesondere das Quintett von Schubert (das einen Variationssatz über sein Lied "Die Forelle" enthält und daher als "Forellenquintett" bekannt ist) ist ein idealer Einstieg in die Kammermusik, hier von den Ausführenden lebendig, schwungvoll und beglückend vorgetragen.


    Zudem sind zwei sehr verschiedene Werke auf dieser CD gepaart. Der ungetrübten Heiterkeit des Schubert-Werks, ein Beispiel für die (geistreich) unterhaltende Kammermusik, steht der schroffe, bedrohliche Gestus des ersten Satzes des Mozart-Werks gegenüber, ein Beispiel für die ernste, konflikthafte Kammermusik, in der der Komponist sehr private Einblicke ermöglicht.


    Auch die Interpretation des g-moll-Quartetts ist hier exzellent! In jedem Satz treffen die Ausführenden sehr sensibel genau den richtigen Tonfall.


    Das Werk endet dann doch mit einem Dur-Satz. Er erscheint mir aber nicht als erzwungenes, versöhnliches Ende, sondern als Konsequenz des beginnenden Moll-Satzes. Beide Sätze sind letztlich Ausdruck von zwei Seiten ein und derselben künstlerischen Offenbarung...


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Wie man sieht, stelle ich eher Aufnahmen mit "Standardrepertoire" vor. Das liegt vor allem daran, daß ich nur wenig darüber hinaus kenne. Aber es hat ja schließlich seine Gründe, daß bestimmte Werke zu Standardwerken der klassischen Musik wurden.
    Die zweite CD, die ich vorstellen möchte, ist diese:

    - stellvertretend für den ganzen Zyklus der Beethoven-Symphonien mit Gardiner.


    Werke:


    Ludwig van Beethoven:
    Symphonie Nr. 3 Es-dur op. 55 "Eroica"
    Symphonie Nr. 4 B-dur op. 60


    Interpreten:


    John Eliot Gardiner; Orchestre Revolutionnaire et Romantique


    Kommentar:


    Zu Beethovens dritter Symphonie habe ich einen ganz besonderen Bezug. Das Werk birgt eine gewaltige Kraft, die mich schon mehrfach inspiriert und in mir schlummernde Kräfte geweckt hat.
    Das Hören dieser Symphonie ist für mich jedesmal wieder ein Erlebnis. Allerdings verspüre ich diese besondere Kraft nur in den ersten beiden Sätzen, zu diesen gibt es allerdings für mich in der Sinfonik nichts Vergleichbares.
    Die Aufnahme der "Eroica" mit Gardiner ist besonders packend, sie ist sehr schnell und dynamisch, aber ohne daß die erhabene Größe dieser Symphonie verlorengeht - im Gegenteil: In keiner anderen mir bekannten Aufnahme spüre ich sie so sehr.


    Mit der vierten Symphonie Beethovens konnte ich lange weniger anfangen als mit den anderen acht. In letzter Zeit hat scih das geändert, die Vierte gewinne ich immer lieber. Auch hier gelang Gardiner und dem OReR eine hervorragende Interpretation - immer wieder spannend und mitreißend zu hören.


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Nun komme ich zu einem Werk, daß für mich einen sehr hohen religiösen Stellenwert hat. In dieser Aufnahme habe ich es kennengelernt:


    Werk:


    Johann Sebastian Bach:
    Messe h-Moll BWV 232


    Interpreten:


    Maria Stader, Sopran; Hertha Töpper, Alt; Ernst Haefliger, Tenor; Kieth Engen, Baß; Dietrich Fischer-Dieskau, Baß; Karl Richter, Dirigent; Münchner Bach-Chor; Münchner Bach-Orchester


    Kommentar:


    Ich kann mich immer noch gut an das erste Hören der ersten Klänge des "Kyrie Eleison" erinnern - ich war zutiefst ergriffen. Hier habe ich es mit einem Werk zu tun, das mehr als "nur" Musik ist, es ist ein göttlich inspiriertes Wahrzeichen der abendländischen Kultur!
    Und als genau das zelebrieren Karl Richter und die anderen Interpreten das Werk.


    Die Faszination h-Moll-Messe wird für mich nie aufhören - immer wieder inspirierend und erhebend!
    Aber nicht zu häufig hören, in besonderen Momenten eben, wo ich mich religiöser Offenbarung widme - denn das ist diese Messe für mich.


    Hier kommt es nur sekundär auf HIP oder modern interpretiert etc. an. Religiös inspiriert vorgetragen muß die h-moll-Messe werden.
    Und das spüre ich bei der Richter-Aufnahme mit den Münchner Bach-Interpreten.


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Beethovens Steichquartette sind für mich ein ganz wichtiger Bestandteil des Hör-Repertoires. IMO hört man den Meister nirgends so vielseitig und eindringlich wie in seinen Quartetten. Den besten Einstieg in diese kleine Welt für sich bieten wohl die "mittleren" Steichquartette, d.h. die zwischen 1805 und 1810 enstandenen. Ich selbst habe von Beethovens Streichquartetten zuerst op. 74 und dann op. 59 Nr. 1 kennengelernt - da war es um mich geschehen... ;)


    Vorstellen möchte ich diese bemerkenswerte Aufnahme:


    Werke:


    Ludwig van Beethoven:
    Streichquartett Nr. 7 F-dur op. 59 Nr. 1
    Streichquartett Nr. 8 e-moll op. 59 Nr. 2
    Streichquartett Nr. 9 C-dur op. 59 Nr. 3
    Streichquartett Nr. 10 Es-dur op. 74
    Streichquartett Nr. 11 f-moll op. 95 "serioso"


    Interpreten:


    Emerson String Quartet:
    Eugene Drucker und Philip Setzer, Violine (abwechselnd erste und zweite); Lawrence Dutton, Viola; David Finckel, Violoncello


    Kommentar:


    Die mittleren Quartette (ich weiß gar nicht, ob es die als Doppel-CD so zu kaufen gibt) stehen stellvertretend für die Beethoven-Gesamtaufnahme des Emerson-Quartetts, die für mich weiterhin die maßstabsetzende (Referenz-) Aufnahme ist. Sie spielen einen schnellen, emotionalen, packenden, aufwühlenden, schroffen Beethoven in den entsprechenden Sätzen ebenso grandios wie den einfühlsamen, introvertierten, melancholischen, entrückten Beethoven in den dazu passenden langsamen Sätzen. Allerdings sind sie tendenziell in den schnellen Sätzen noch überzeugender, diese scheinen dem Emerson Quartet mehr zu liegen.


    Das Quartett op. 59 Nr. 1 (es ist wie die anderen dieses Opus Graf (?) Rasumowsky gewidmet) gehört für mich zu Beethovens besten Werken - bereits zu Beginn dieses Cellosolo...und schon bin ich im Werk versunken.
    Sehr interessant auch das folgende herbere e-moll-Quartett mit einem meiner Lieblings-Scherzi. Das C-dur-Quartett, das op. 59 abrundet, hat bei mir trotz der atemberaubenden (bei den Emersons erst recht!) Schlußfuge keinen soo hohen Stellenwert.
    Insgesamt ist op. 59 für mich ein revolutionäres Opus, daß der Gattung Streichquartett neue Dimensionen erschließt - ähnlich wie opp. 47, 53, 55, 58.


    Ganz, ganz toll ist auch op. 74 in Es-dur. Da es das erste Streichquartett war, mit dem ich mich intensiv beschäftigt hatte, hat es bei mir einen besonderen Stellenwert. Den Schluß des 1. Satzes muß ich mir immer wieder hintereinander anhören, der 2. Satz ist sehr ausdrucksstark geheimnisvoll, der 3. Satz wieder sehr aufwühlend, der 4. Satz ein wunderbarer Variationssatz.


    Über op. 95 habe ich mich hier schon sehr ausgelassen...


    Eigentlich wollte ich ja die Interpreten mehr in den Vordergrund rücken...Thema verfehlt...die Beethoven-Quartette werden hier im Forum allerdings auch sonst zu wenig gewürdigt. :motz:
    Folgendes muß reichen: Das Emerson Quartet ist bei allen diesen Werken sehr zu empfehlen.


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

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  • Hallo!


    Ich höre eher selten Opern und kenne auch vergleichsweise wenige. Dennoch gibts von mir jetzt einen Opern-Tip:


    Werk:


    Wolfgang Amadeus Mozart: Don Giovanni


    Interpreten:


    Ezio Pinza als Don Giovanni, Rose Bampton als Donna Anna, Jarmila Novotna als Donna Elvira, Charles Kullmann als Don Ottavio, Bidu Sayao als Zerlina, Alexander Kipnis als Leporello, Mack Harell als Masetto, Norman Cordon als Commendatore; Bruno Walter, Dirigent; Chorus of the Metropolitan Opera; Orchestra of the Metropolitan Opera


    Kommentar:


    Nachdem ich diese Doppel-CD kennengelernt hatte, wurde "Don Giovanni" schlagartig meine Lieblingsoper und ist es bis heute geblieben.
    Es handelt sich um eine historische Aufnahme aus dem Jahre 1942, ist also nichts für Stereo-Freunde. Aber die Aufnahme ist so packend und mitreißend, daß mir die Tonqualität egal ist.
    Die Qualität von Sängern kann ich immer noch schwer einschätzen, also sage ich dazu mal lieber nichts (ich vermute aber, sie sind hier sehr gut). Walter dirigiert Mozart nicht HIP-authentisch, zu "Don Giovanni" paßt aber diese kräftige, effektvolle Einspielung sehr gut.
    Höhepunkt ist für mich (was sonst?) die Höllenfahrt-Szene am Ende, hier wunderbar dramatisch anzuhören.


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Da ich diese Aufnahme gerade höre und sehr schätze, stelle ich sie hier nun vor:


    Werke:


    Antonin Dvorak:
    Stabat Mater op. 58
    Legenden op. 59


    Interpreten:


    Edith Mathis, Sopran; Anna Reynolds, Alt; Wieslaw Ochman, Tenor; John Shirley-Quirk, Baß; Endglish Chamber Orchestra; Rafael Kubelik, Dirigent; Chor des Bayerischen Rundfunks; Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks (op. 58 ); English Chamber Orchestra (op. 59)


    Kommentar:


    Es war noch in meiner Schulzeit, da hatte ich mir von einem Freund eine Billig-CD "Best of Dvorak" (oder so ähnlich) ausgeliehen, und da war, so weit ich mich erinnere, ein Ausschnitt des ersten Teils des Stabat Maters von Dvorak zu hören. Ich war begeistert und ergriffen von dem, was ich hörte. Es dauerte noch einige Zeit, bis ich eine Gesamtaufnahme des Stabat Maters hatte, aber dies war der Beginn meiner Begeisterung für geistliche Musik!
    Noch immer ergreift mich Dvoraks Stabat Mater zutiefst beim Hören, ich halte es für die beste Stabat Mater-Vertonung (wenn mir auch in einer "barocken Phase" das von Pergolesi mehr zusagt).


    Die Kubelik-Aufnahme bringt die große Leidenschaft und Trauer, die dieses Werk in sich trägt, voll heraus. Es klingt alles zum Dahinsinken schön und tiefempfunden. Die religiöse Dimension des Werkes wird behutsam, aber tief ausgelotet, die Interpretation von Sängern, Chor und Orchester läßt bei mir keine Wünsche offen.


    Die Legenden sind für mich ehrlichgesagt nur Beiwerk, die Klavierversion gefällt mir ohnehin mehr.
    Diese Doppel-CD ist ihr Geld auch "nur" für das Stabat Mater schon mehr als wert.


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Meinen Trend, CDs im Doppelpack vorzustellen, setze ich mit diesen beiden fort:



    Werke:


    Johannes Brahms:
    Klaviertrio Nr. 1 H-dur op. 8
    Klaviertrio Nr. 2 C-dur op. 87
    Klaviertrio Nr. 3 c-moll op. 101


    Franz Schubert:
    Klaviertrio Nr. 2 Es-dur D 929


    Interpreten:


    Artur Rubinstein, Klavier; Henryk Szeryng, Violine; Pierre Fournier, Violoncello


    Kommentar:


    Andere Höhepunkte der Rubinstein-Collection werden hier regelmäßig erwähnt und gelobt. Den CDs mit den Brahms-Klaviertrios gebührt dies sicher auch.
    Drei absolute Weltspitzen-Künstler haben sich zusammengefunden, um auf ergreifend intime, leidenschaftliche, brilliante Weise diese Klaviertrios einzuspielen.


    Es scheint, daß man die CDs nicht mehr überall bekommt - also schnell noch zugreifen!
    Ich habe die beiden CDs in einer Doppel-CD-Hülle zusammen im Schrank stehen, daher sehe ich sie als Einheit an.


    Das Klaviertrio Es-dur von Schubert (auf Vol. 73) ist, war und bleibt mein Lieblingswerk dieser Gattung. Es ist eine umfangreichere Komposition als die Brahms-Werke und voller herrlicher Musik in allen Schattierungen. Ein Gipfelwerk der Kammermusik!


    Das c-moll-Trio von Brahms (Vol. 73) ist für mich das große, pathetische Moll-Trio, das Beethoven zu komponieren vergessen hat. Ein aufwühlendes, dramatisches, kontrastreiches Werk!


    Die beiden ersten Klaviertrios von Brahms (Vol. 72) habe ich durch die Rubinstein-Collection kennengelernt. Während mich Nr. 1 von der ersten Note an verzaubert hat (die ersten beiden Sätze sind fast unbegreiflich schön für einen solch jungen Komponisten!), ist Nr. 2 von mir seltener gehört worden, obwohl es auch ein wirklich gutes Werk ist. Brahms' Klaviertrios sind neben dem Klavierquintett für mich die besten Werke seiner Kammermusik.


    Das Trio Rubinstein-Szeryng-Fournier interpretiert die Werke mit viel Liebe fürs Detail und dennoch auf den "großen Bogen" achtend - dabei außerordentlich gut und doch für alle Tage.


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Einen Ehrenplatz in meiner Sammlung nimmt diese CD ein:


    Werk:


    Johann Sebastian Bach:
    Die Kunst der Fuge BWV 1080


    Interpreten:


    Reinhard Goebel; Musica Antiqua Köln


    Kommentar:


    Diese Aufnahme von Bachs Spätwerk ist kammermusikalisch: Die Gesamtbesetzung besteht aus einem Streichquintett (2 Violas) mit 2 Cembali, wobei aber nie alle Instrumente gleichzeitig spielen.
    Einige Fugen werden mit 2 Cembali gespielt, andere mit Streichquartett (2 Violinen oder 2 Violas) oder auch Cembalo solo oder Streichquartett mit Cembalo.
    Die letzte Fuge, Contrapunctus 14, ist unvollendet belassen, so wie Bach sie hinterließ.


    Der kammermusikalische Klang der historischen Instrumente paßt IMO wunderbar zur Musik, und die ist - überirdisch!
    Es gibt kein anderes Musikstück, daß ich als so entspannend, meditativ, als so "reine Musik" empfinde.
    Um aus dem Alltag in Sphären reiner Musik, reiner Ästhetik zu driften, ist diese Platte genau das richtige. Zudem entspannt das Hören mich und erhöht mein Konzentrationsvermögen.


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Bekanntermaßen höre ich sehr gerne Kammermusik und auch sehr gerne geistliche Musik. Wenn ich folgende CD höre, kann ich beides gleichzeitig tun:


    Werk:


    Joseph Haydn:
    Streichquartett "Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze"


    Interpreten:


    Talich Quartett


    Kommentar:


    Das warme, gefühlvolle, detaillierte Spiel des Talich-Quartetts wurde hier im Forum das ein oder andere mal schon gelobt. Auch dieses schwierige Werk - ich gehe gleich darauf ein, warum - spielen sie sehr überzeugend, finden den richtigen Ton und - was hier extrem wichtig ist - den "großen Bogen". Das wirklich Schwierige an diesem Quartett ist die Tatsache, daß es ca. 60 Minuten im Adagio- und Largo-Tempo gespielt wird. Dadurch ist die Konzentration des Zuhörers sehr gefordet; aber noch mehr die Fähigkeit der Interpreten, den durchaus vorhandenen Spannungsbogen des Werkes herauszuarbeiten. Und bei alledem darf der religiöse Gehalt des Werkes nicht in den Hintergrund treten!
    Es ist ergreifend, wie leidenschaftlich-eindringlich das Talich-Quartett das 5. Wort ("Ach, mich dürstet") und das 7. Wort ("Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist") spielen... :angel:


    Das Werk ist kein Streichquartett im üblichen Sinn, sondern eine musikalische Metapher für Jesu Leiden, Tod und Verklärung am Kreuze, vorgetragen in sieben langsamen Abschnitten (zu jedem gehört eine Äußerung Jesu am Kreuze) mit vorangestellter Einleitung und abschließendem Erdbeben.
    Ich plane, demnächst einen thread über die Oratorien-Version dieses Werks zu machen.
    Hier sei nun die Streichquartett-Version jedem Freund klassischer (eigentlich zeitloser) Kammermusik und geistlicher Musik empfohlen. Die vorgestellte CD ist sehr preiswert, das sollte kein Kauf-Hindernis sein. Man sollte sich allerdings Zeit nehmen mit dem Werk!


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

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  • Hallo!


    Nun zu einem Komponisten, der in meiner Beliebtheit schwer im Kommen ist. Ich stelle wieder zwei CDs nebeneinander vor, sie gehören immerhin zur selben Serie:


    Werke:


    Luigi Boccherini:


    Streichquintett A-dur op. 11 Nr. 5
    Streichquintett f-moll op. 11 Nr. 4
    Streichquintett D-dur op. 11 Nr. 6


    und


    Klavierquintett e-moll op. 57 Nr. 3
    Klavierquintett a-moll op. 56 Nr. 2
    Klavierquintett Es-dur op. 56 Nr. 3
    Klavierquintett C-dur op. 57 Nr. 6


    Interpreten:


    The Smithonian Chamber Players


    und


    Les Adieux Quartett; Andreas Staier, Klavier


    Kommentar:


    Zur linken CD habe ich hier schon etwas geschrieben, besonders über die Werke.
    Die Interpretation ist ganz vorzüglich. Einen der beiden Celloparts spielt der berühmte Anner Bylsma. Aber auch das Spiel der anderen bzw. von allen zusammen ist verzückend schön. Man spürt die Begeisterung für diese wunderbaren Quintette von Boccherini.
    Das berühmte "Boccherini-Menuett" wirkt ganz anders als dritter Satz des A-dur-Quintetts, hier paßt es genau hin.
    Höhepunkt der CD ist für mich dennoch das Vogelgezwitscher im D-dur-Quintett, ein sehr schönes, munteres Stück Programmusik.



    Die rechte CD habe ich erst seit kurzem - und schon ist sie unverzichtbar!
    Fand ich die CD mit den Streichquintetten schon schön, vermochte aber erst die Klavierquintett-CD eine Boccherini-Begeisterung bei mir auszulösen.
    Ich kann es kaum abwarten, meinen Bestand an Boccherini-CDs nächstes Jahr zu verdoppeln, verdreifachen, ver-n-fachen,...
    Die Klavierquintette sind einfach herrlich, ich kann mich gar nicht einkriegen, so sehr schwärme ich derzeit für diese Musik! :jubel:
    Brahms, Dvorak, Schubert können bei mir z.Zt. einpacken - Boccherini ist der Meister dieser Gattung!
    Zur Interpretation: Der (für mich) merkwürdige Klang des Hammerklaviers stört bald nicht mehr. Es herrscht Spielfreude pur! Besonders bemerkenswert ist, wie das Ensemble in bestimmte Werkpassagen förmlich hinein-explodiert...ein atemberaubend-grandioses Spiel! Es reißt mich immer wieder vom Sitz!
    Wer Liebhaber der Musik der klassischen Epoche und auch der Kammermusik ist, muß diese CD einfach haben!
    Was ist für mich das beste der vier Werke auf der CD? Schwer zu sagen, vielleicht das Quintett C-dur op. 57 Nr. 6, das als dritten Satz einen grandiosen Variationssatz über "Die Nachtwache von Madrid" hat - hier gehen die Ausführenden wirklich in die Vollen! Wer behauptet, Kammermusik könne keine Klangpracht haben, sollte sich DAS mal anhören!


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Ohne es zu merken, habe ich sechs Kammermusik-CDs in Folge vorgestellt und bin auch vom "Standard-Repertoire" abgekommen.
    Nun gibts den Schwenk zurück:


    Werke:


    Wolfgang Amadeus Mozart:
    Klavierkonzert Nr. 19 F-dur KV 459
    Klavierkonzert Nr. 20 d-moll KV 466
    Rondo für Klavier und Orchester D-dur KV 382
    Klavierkonzert Nr. 23 A-dur KV 488
    Klavierkonzert Nr. 21 C-dur KV 467
    Klavierkonzert Nr. 24 c-moll KV 491
    Rondo für Klavier und Orchester A-dur KV 386


    Interpreten:


    Alfred Brendel, Klavier; Sir Neville Marriner, Dirigent; Academy of St. Martin in the Fields


    Kommentar:


    Das sind bei mir wirklich häufig gehörte CDs! Denn die Kombination Brendel / Marriner finde ich absolut ideal für die Mozart-Konzerte.
    Das Tempo ist flott, aber nicht hastig; sowohl die Details als auch die Struktur der Werke werden sehr schön herausgearbeitet. Die Interpretation ist klassisch-"apollonisch"-ausgewogen. Was will man mehr? Zumindest eine Aufnahme "für alle Tage" sollte nicht ins Extreme gehen.
    Die Konzerte Nr. 19 und Nr. 21 kann ich mir gar nicht besser vorstellen.
    Ach ja, zu den Werken selbst, da muß ich wohl nicht viel sagen. Lediglich zu den beiden einzelnen Rondos gibt es keine dutzenden Aufnahmen. KV 386 scheint dem Komponisten der "Ms.-Marple-Melodie" sehr gefallen zu haben. :D


    Mozart ist für mich der überragende Klavierkonzert-Komponist. Es gibt zwar auch noch andere Komponisten, die großartige Konzerte für dieses Instrument komponiert haben - aber nicht so viele!
    Die früheren Konzerte von Mozart sind auch sehr hörenswert, aber die Konzerte auf dieser Doppel-CD sind nochmal ein Stück "reifer" und jedes ist ein individuelles Meisterwerk für sich.
    Besonders herausgreifen möchte ich Nr. 20, überhaupt mein allerliebstes Klavierkonzert, packend ... , mitreißend ... , eigentlich unbeschreiblich, dieser erste Satz. Und dann dieser zweite Satz - das völlige Gegenteil: eine in sich ruhende Romance. Auch dieses Konzert wird von Brendel / Marriner hervorragend interpretiert.


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Und weiter geht es mit einer low-price-CD:


    Werke:


    Joseph Haydn:
    Symphonie Nr. 94 G-Dur
    Symphonie Nr. 100 G-Dur
    Symphonie Nr. 101 D-Dur


    Interpreten:


    Antal Dorati; Philharmonia Hungarica


    Kommentar:


    Aus meinem ganzen Bestand an Eloquence-CDs (allein bei Haydn sind es fünf) ist diese wohl die meistgehörte und mir wohl auch die liebste.
    In den entspechenden threads zu den Symphonien (wo man sich auch über selbige informieren kann) habe ich mich zu dieser CD schon geäußert, am ausführlichsten hier.
    Zur Interpretation kann ich kurz und bündig sagen, daß sie genau so ist, wie ich mir das für eine Haydn-Symphonie vorstelle: schwungvoll, "leicht", klar strukturiert, mit einer Prise Humor und Heiterkeit. Haydns Musik wird nicht verbogen oder durch modische Interpretationsansätze strapaziert - eine Aufnahme "für alle Tage" also.
    Auf ein booklet muß man aber - wie bei der ganzen Reihe - verzichten.
    Ansonsten kann ich die CD zu diesem Preis wirklich nur empfehlen.
    Höhepunkt ist für mich die Coda des Finalsatzes der Symphonie Nr. 94 (eines von Haydns besten Werken) - eine echte "Katharsis", die mich da beim Hören immer wieder überkommt. Allein für diese Passage gebührt Dorati meinerseits Anerkennung.


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Und nach reichlich Musik aus dem 18. Jahrhundert nun etwas moderneres ( :D):


    Werk:


    Anton Bruckner: Symphonie Nr. 9 d-moll


    Interpreten:


    Günter Wand; RSO Köln


    Kommentar:


    Ich bespreche eine Bruckner-CD? Ja, in Sachen Bruckner-Hören bin ich noch ein interessierter Neuling. Daß ich aber interessiert bin, verdanke ich dieser CD. Bruckners Neunte war schon relativ früh in meiner Klassik-Sammlung vertreten, allerdings konnte ich mit dem Werk nichts anfangen. Mindestens jährlich habe ich es aufs Neue versucht und drei Aufnahmen der Neunten benötigt bis es bei dieser irgendwann gezündet hat. Plötzlich habe ich erkannt, was für ein großartiges Werk Bruckners letzte Symphonie ist.
    Wand gilt ja als renomierter Bruckner-Dirigent, und daher bin ich sicher, daß meine empfohlene Aufnahme auch anderen ebenso gefällt.
    Und denen, die wie ich früher einen Bogen um Bruckners Musik machen, sage ich: Probierts noch mal!


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Da ich ja hin und wieder CDs in ganzen Boxen kaufe, stelle ich nun auch mal eine solche vor:


    Werke:


    Ludwig van Beethoven: Klaviersonaten Nr. 1-32


    Interpret:


    Friedrich Gulda


    Kommentar:


    Diese 9-CD-Box bekommt man ja inzwischen fast hinterhergeschmissen. Etwas teurer, mit den Klavierkonzerten als "Zugabe" und wohl auch klangtechnisch neu aufbereitet, kann man diese Aufnahmen als Eloquence-Box kaufen. Ich besitze noch die Decca-CD-Ausgabe, die damals erheblich teurer war.
    Auf den Preis sollte man hier aber nicht unbedingt achten. Denn es handelt sich hierbei um eine phänomenal tolle Gesamteinspielung der Beethoven-Sonaten! :jubel:


    Die ein oder andere Sonate ist bei mir inzwischen (für immer ? ) "Gulda-geprägt". Guldas Spiel ist mitreißend und überzeugend - sowohl intellektuell als auch emotional bewegend!
    Die Tempi, die Gulda wählt, sind durchgehend vergleichsweise schnell. Bei einigen Sonaten widerspricht das meiner Auffassung derselben, aber meistens liegt Gulda damit IMO völlig richtig.
    Und selbst wenn es nur wenige Sonaten sein sollten, bei denen einem Guldas Interpretation überzeugt - der Kauf lohnt sich trotzdem, da das "Preis-Leistungsverhältnis" inzwischen extrem auf Seiten der klassikliebenden Käufer liegt und diese Aufnahmen einfach Klassiker sind, eine Art Referenz. Das "muß" man einfach kennen! ;) :yes:


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

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  • Hallo!


    Unpassend zu Mozarts 250. Geburtstag präsentiere ich:


    Werke:


    Franz Schubert:
    Symphonie Nr. 5 B-dur D 485
    Symphonie Nr. 9 C-dur D 944 "Große"
    Symphonie Nr. 8 h-moll D 759 "Unvollendete"


    Felix Mendelssohn-Bartholdy:
    Symphonie Nr. 4 A-dur op. 90 "Italienische"
    Symphonie Nr. 5 d-moll op. 107 "Reformation"


    Interpreten:


    Arturo Toscanini; NBC Symphony Orchestra


    Kommentar:


    Der Dirigierstil von Toscanini ist sehr flott und vergleichsweise hart.
    Das ist Geschmackssache, und es paßt nicht zu jedem Werk.
    Meinen Geschmack trifft Toscanini bei den meisten Werken auf dieser CD sehr gut.


    Ich beginne mit Mendelssohn und der Feststellung: Das ist die beste "Italienische", die ich je gehört habe! So schwungvoll und mitreißend habe ich das Werk noch nie gehört. Zudem trifft Toscanini sehr gut das "Italienische" dieser Symphonie. Diese Aufnahme kann ich unbedenklich wirklich jedem empfehlen!
    Von Mendelssohns d-moll-Symphonie gibt es zwar bessere Aufnahmen, es ist aber dennoch eine sehr interessante und gute. Auch diese kann ich ohne Einschränkung (höchstens die Klangqualität) empfehlen.


    Bei Schubert muß man das differenzierter Betrachten. Die Fünfte wirkt bei Toscanini hektisch, das bekommt ihr gar nicht gut. Ich werde in einem eigenen thread zur Fünften, den ich bei Gelegenheit starten werde, noch darauf eingehen.
    Bei Schuberts "Großer" mag es nicht jedermanns Sache sein, das Werk von vorne bis hinten so "durchgehetzt" zu hören (die Toscanini-Aufnahme ist rund eine Viertelstunde kürzer als die von z.B. Levine oder Goodman), es ist auch für mich keine Aufnahme "für alle Tage". Aber vor ein paar Tagen beispielsweise war es genau das, was ich ich hören wollte. Ich habe mit der Aufnahme mitgefiebert und mich in einen wahren Klang-Rausch gesteigert! Wunderbar! :jubel:
    Zur "Unvollendeten" habe ich hier schon viel geschrieben. Unter den unzähligen Aufnahmen, die es von diesem Werk gibt, ist die Toscanini-Aufnahme sicher eine der interessantesten.


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Das Mozart-Jubiläum hat doch seine Spuren hinterlassen:


    Werke:


    Wolfgang Amadeus Mozart:
    Streichquartett Nr. 14 G-dur KV 387
    Streichquartett Nr. 17 B-dur KV 458
    Streichquartett Nr. 15 d-moll KV 421
    Streichquartett Nr. 16 Es-dur KV 428
    Streichquartett Nr. 20 D-dur KV 499


    Interpreten:


    Alban-Berg-Quartett


    Kommentar:


    Meine Beschäftigung mit Mozarts späteren Streichquartetten die letzten Tage und Wochen hat mir die Werke näher gebracht. Vieles gefällt mir noch mehr als zuvor. Beethoven schwebt nicht mehr alleine auf Streichquartett-Wolke 7.
    Mitverantwortlich dafür sind die ausgezeichneten Aufnahmen des Alban-Berg-Quartetts.
    Höhepunkt für mich: Das d-moll-Quartett KV 421. Obwohl es ein recht schroffes Werk ist, gerät mein Ohr in süße Verzückung bei dieser Interpretation.
    Einen interessanten Kontrast zum Moll-Werk bietet das Quartett G-dur KV 387. Einfach "nur" schön!
    Der dritte Satz von KV 428 ist eines der wenigen Menuette, die ich den ganzen Tag lang hören könnte.
    Bevor ich mich im Detail verliere, rate ich den Lesern, hier über die Quartette weiter zu stöbern.
    Da finden sich auch Bemerkungen von mir zu den ABQ-Aufnahmen (zu KV 458 ausführlicher).


    Es gibt da noch eine weitere Doppel-CD von Elatus mit den anderen späten Streichquartetten Mozarts. Die ist natürlich ebenso empfehlenswert.
    Wer Mozarts Quartette noch nicht kennt oder noch nicht genug kennt, dem empfehle ich diese CDs sehr!


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Ohne große Vorreden:


    Werke:


    Sergej Rachmaninow:
    Klavierkonzert Nr. 3 d-moll op. 30


    Pjotr Tschaikowsky:
    Klavierkonzert Nr. 1 b-moll op. 23


    Interpreten:


    Martha Argerich, Klavier;
    Riccardo Chailly; RSO Berlin (bei Rachmaninow)
    Kirill Kondrashin; Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks (bei Tschaikowsky)


    Kommentar:


    Beim Kauf der CD war vorne ein Aufkleber auf der Hülle mit der Aufschrift: "Best recording of Rach3". Ein solches Superlativ ist mir ansonsten beim CD-shopping noch nie untergekommen. Darf man das einfach so behaupten und dann vornedrauf schreiben?
    Wie auch immer, es ist auf jeden Fall die beste Aufnahme des 3. Rachmaninow-Konzertes, die ich je gehört habe. Selbiges gilt auch für das Tschaikowsky-Konzert.
    Warum? Martha Argerichs emotionales, intensives, zupackendes Spiel ist perfekt für diese Konzerte. Über eine brillante Virtuosität verfügt sie zudem auch - Rachmaninows op. 30 gilt als eines der pianistisch schwierigsten Konzerte; um so erstaunlicher, mit welcher scheinbaren Leichtigkeit Argerich dies meistert.
    Bei den unglaublich intensiven Steigerungen, zu denen Argerich hier fähig ist (sie holt wirklich das letzte aus den Konzerten raus) wird sie kongenial von Orchester und Dirigent begleitet. Sowohl bei Chailly als auch bei Kondrashin bin ich auch mit dem "drumherum" sehr zufrieden, so daß es sich hier sicher um Referenzaufnahmen handelt.
    Beide Konzerte sind zum Glück keine Tempohatz (Tempi sind schnell, aber nicht zu schnell), so daß die CD durchaus auch was "für alle Tage" ist - zum Genießen des jeweiligen Konzertes abseits vom Suchen nach der besten Aufnahme.


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Vor kurzem im Focus meines Interesses war diese CD:



    Werke:


    Johann Sebastian Bach:
    Violinsonate h-moll BWV 1014
    Violinsonate A-dur BWV 1015
    Violinsonate E-dur BWV 1016
    Violinsonate c-moll BWV 1017


    Interpreten:


    Elizabeth Blumenstock, Violine; John Butt, Cembalo


    Kommentar:


    Hervorragend!
    Mehr muß man eigentlich nicht sagen.
    Die schnellen Sätze der Sonaten sind stets sehr intensiv, sehr flott vorgetragen - beinahe ein Hang zum Extremen, aber noch im Rahmen des Angemessenen. Im Kontrast dazu sind die langsamen Sätze (zwei pro Sonate - alte Sonatenform) sehr ruhevoll, innig gespielt.
    Was diese Aufnahme dann doch meiner Alternativaufnahme überlegen macht, ist sehr gut im Schlußsatz der A-dur-Sonate zu hören (mitreißend, Überschwang von positiver Energie) und auch im ersten Satz der c-moll-Sonate (gefühlsintensiv, klangschön, zum Dahinschmelzen).
    Vorsicht: Es handelt sich um keine Gesamtaufnahme der Sonaten (zwei fehlen), doch die meiner Meinung nach besten (A-dur und c-moll) sind dabei.
    Auf der Rückseite der CD finden sich etliche Rezensionen. Ich zitiere: "18th century chamber music as it should be." Dem schließe ich mich an.


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Damit die Vokalmusik hier nicht zu kurz kommt, gibt es nun diese Empfehlung:


    Werk:


    Robert Schumann: Szenen aus Goethes Faust


    Interpreten:


    Dietrich Fischer-Dieskau als Faust / Doctor Marianus, Elizabeth Harwood als Gretchen / Una Poenitentium, John Shirley-Quirk als Mephistophiles / Böser Geist / Pater Seraphicus, Peter Pears als Ariel / Pater Ecstaticus; Benjamin Britten, Dirigent; Wandsworth School Choir; Aldeburgh Festival Singers; English Chamber Orchestra


    Kommentar:


    Viele werden das Werk gar nicht kennen, daher einige Worte dazu: Es handelt sich um eine Art Kantate, deren Teile Vertonungen einzelner Szenen (Schumanns Lieblings-Szenen) aus Faust I und Faust II von Goethe sind.
    Aus Teil I sind das nur die Szenen im Garten, im Zwinger, im Dom.
    Aus Teil II kommen Sonnenaufgang, Mitternacht und Fausts Tod hinzu, sowie die Schlußszene (Fausts Verklärung), die mit 45 Minuten Länge die gesamte 2. CD dieser Doppel-CD ausfüllt.
    Es ist die beste Faust-Vertonung, die ich kenne - gerade weil sie nahe am Original ist und den genialen Text Goethes unterstreicht statt zu übertünchen.
    Ein unerfüllbarer Wunsch von mir ist, daß Schumann den ganzen Faust so vertont.


    Mir gefallen die Stimmen von Fischer-Dieskau als Faust und Shirley-Quirk als Mephisto außerordentlich gut. Das Orchester ist hervorragend bzw. hervorragend dirigiert, jede Klangnuance sitzt. Das Dies Irae im Dom, Faust Erblindung, Fausts Tod und einige weitere Stellen werden so zu wahren "Gänsehaut-Stellen".
    Im Schlußchor (eher den Schlußchören) wird Effekthascherei vermieden und es gelingt ein Chorus Mysticus, der das Werk fabelhaft abschließt.


    Fazit: Zur nächsten Faust II - Lektüre Schumann als musikalische Begleitung zum 5. Akt genießen - am besten in dieser Aufnahme.


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

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  • Hallo!


    Zur Abwechslung mal wieder Kammermusik: :D


    Werke:


    Anton Bruckner: Streichquintett F-dur
    Bedrich Smetana: Streichquartett Nr. 1 e-moll
    Giuseppe Verdi: Streichquartett e-moll
    Pjotr Tschaikowsky: Streichquartett Nr. 1 D-dur op. 11
    Antonin Dvorak: Streichquartett Nr. 12 F-dur op. 96


    Interpreten:


    Amadeus-Quartet:
    Norbert Brainin und Siegmund Nissel, Violine; Peter Schidlof, Viola; Martin Lovett, Violoncello
    Cecil Aronowitz, Viola (bei Bruckner)


    Kommentar:


    Unverzichtbar ist diese Doppel-CD für mich spätestens seit dem Radagast-Streichquartett-Quiz. :D
    Hätte ich letztes Jahr diese CDs nicht gekauft, dann hätte ich sage und schreibe 16 Punkte weniger in der Gesamtwertung gehabt.
    Bis auf das Dvorak-Quartett waren mir alle Werke vorher unbekannt. In der Tat eignet sich diese Doppel-CD gut dazu, Kammermusik von Komponisten kennenzulernen, die als Streichquartett-Komponisten für viele Klassikhörer ein unbeschriebenes Blatt sind.
    Vergleichsaufnahmen habe ich bis auf Dvorak nicht, hier ist das Amadeus-Quartet durch seine auffällige Akzentuierung eine interessante Alternative.
    Überhaupt habe ich mich schon sehr an den Klang des Ensembles gewöhnt - von keiner Quartett-Formation besitze ich mehr Aufnahmen als von dieser. Sie interpretieren die Werke so, daß es immer wieder eine Freude ist, sie zu hören.


    Vor allem das Streichquintett von Bruckner war eine sehr interessante Entdeckung für mich. Er hätte mehr Kammermusik komponieren sollen anstatt dieser überlangen Symphonien! :stumm:
    Aber auch der geniale Kopfsatz des Smetana-Quartetts ist Kammermusik vom feinsten...


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Nun ein Kandidat für meine "Insel"-Platte:


    Werk:


    Ludwig van Beethoven: 33 Veränderungen C-dur über einen Walzer von Anton Diabelli


    Interpret:


    Alfred Brendel


    Kommentar:


    Die Diabelli-Variationen halte ich für einen Höhepunkt der Klavierliteratur überhaupt - als gleichberechtigter Gegenpol zu den letzten Beethoven-Klaviersonaten.
    Bei dieser CD ist es wohl nicht so entscheidend, daß ich ein großer Brendel-Fan bin - auch "objektiv" betrachtet ist das eine ganz herausragende Einspielung - um nicht zu sagen: Referenzaufnahme!
    Brendel hat sich über viele Jahre hinweg eingehend mit den Diabelli-Sonaten auseinander gesetzt - und setzt dies in einer absolut phantastischen Aufnahme um.
    Nun folgen Auszüge aus Alfred Brendels interessantem Essay, das im booklet zu lesen ist. Seine Sicht des Werkes stimmt mit der meinigen wunderbar überein.


    Die Diabelli-Variationen sind, bei allem, was sie an Ernst und Lyrik, an Geheimnisvollem und Depressivem, an Sprödigkeit und besessener Virtuosität enthalten, ein Kompendium musikalischer Komik.
    […]
    Komisch ist schon Diabellis Thema. Es ist komisch, weil seine beiden Hälften sich so ähnlich sehen, und weil es versucht etwas zu sein, was es nicht ist. Dieser Walzer ist nicht sehr walzerhaft.
    […]
    Beethoven reagiert mit einer Vielzahl komischer Einfälle; auf den „Walzer“ folgt sofort ein Marsch, dessen komischer Ernst mich an einen Gladiator erinnert, der seine Muskeln spielen lässt. In mindestens acht der späteren Stücke hört man es lachen und kichern, andere wenden sich ins Groteske und Diabolische.
    […]
    Tatsächlich verändert Beethoven in diesem Werk die Variationentechnik selbst. Das Thema als Ganzes regiert nicht mehr in der üblichen Weise die Variationen; eher bestimmen nun die Variationen, was das Thema ihnen Brauchbares zu bieten hat. Diabellis Thema wird von Beethoven kommentiert, kritisiert, verbessert, parodiert, verlacht, ad absurdum geführt, missachtet, verzaubert, verklärt, beklagt, beweint, zerstampft und schließlich belächelt.
    […]
    Die Annahme, Beethoven habe verzweifelt mit der Fugenform gerungen, wird im spiegelglatten Kontrapunkt der Fughetta (Var. 24) auf das herrlichste widerlegt. In ihrer jenseitigen Reinheit gehört diese Fughetta zu den wenigen Stücken, die in den Diabelli-Variationen das Erhabene repräsentieren. Wenn Humor, wie Jean Paul meint, als „das umgekehrte Erhabene“ zu verstehen sei, erleben wir in Var. 14, 20 und 24 eine Umkehrung der Umkehrung.
    […]
    Die abschließende Variation scheint Mozart zu huldigen; ihr Tempo di Menuetto entlarvt aus der Distanz, ironisch und liebevoll zugleich, das Anfangsthema. „So findet sich auch, wenn die Erkenntnis gleichsam durch ein Unendliches gegangen ist, die Grazie wieder ein.“ Dieser Satz aus Kleists Schrift „Über das Marionettentheater“ liest sich wie ein Programm über die Diabelli-Variationen.


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Fauré ist bei mir der "Newcomer" des Jahres:


    Werke:


    Gabriel Fauré: die gesamte Kammermusik


    Interpreten:


    Quintetto Fauré di Roma; The Ames Piano Quartet; The Nash Ensemble; Amati Quartet; Sarah Walker, Sopran; Thomas Igloi, Wladislav Warenberg, Cello; Krysia Osostowicz, Violine; Clifford Benson, Sara Crombach, Susan Tomes, Klavier


    Kommentar:


    Dem spröden Charme und den wunderbaren Klangfarben der Kammermusik Faurés bin ich schnell erlegen. Ob man den Stil nun als "(Französische) Spätromantik" oder "Impressionismus" bezeichnet, ist sekundär. Gehört haben sollte man es!


    Das bekannteste Werk dürfte wohl das Klavierquartett Nr. 1 c-moll op. 15 sein - zurecht, denn es ist eine sehr gute Komposition, die auch gut als Einstieg in die Klangwelt Faurés geeignet ist, wenn man aus der Brahms-Ecke kommt.
    Mein besonderer Hinweis gilt aber dem Klavierquintett Nr. 1 d-moll op. 89, ein wirklich geniales Werk, an dem ich mich zeitweise gar nicht satthören kann.
    Die Klavierquartette und -quintette sind es insgesamt auch, die ich für die besten und interessantesten Kammermusikwerke Faurés halte. Ich finde z.B. Brahms hier nicht wirklich "besser", eben anders. Warum der Komponist im allgemeinen und seine Kammermusik im speziellen im deutschen Sprachraum so unbekannt ist, kann ich mir nicht erklären.
    Die Cellosonaten mag ich auch noch sehr, die Violinsonaten und das Klaviertrio haben es mir allerdings noch nicht so angetan.
    Das Streichquartett e-moll op.121 ist das letzte Werk Faurés, nimmt dadurch eine Sonderstellung ein, auch wenn das introvertierte Stück sicher Schwieigkeiten hat, sich in dieser Gattung mit so vielen herausragenden Werken durchzusetzen. Das nur rund 22minütige Werk ist darin immerhin ein interessanter "Farbtupfer".


    Trotz des geringen Preises dieser 5-CD-Box sind es durchaus hochwertige Aufnahmen, die Brilliant Classics aus den Archiven diverser Pleite-Labels zusammenklabüstert hat. Das Hineinhören in Hochpreisaufnahmen der Klavierquartette und -quintette im CD-Geschäft hat mir bewiesen, daß ich mit dieser Brilliant-Box wirklich zufrieden sein kann und auf jeden Fall eine deutliche Kaufempfehlung aussprechen kann! Der Preis lohnt sich schon für eine CD der Box!


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Im neuen Merkheft von Zweitausendeins habe ich die folgende Doppel-CD zum äußerst günstigen Preis entdeckt. Das hat mich motiviert, hier darauf aufmerksam zu machen:


    Werke:


    Ludwig van Beethoven:
    Septett Es-dur op. 20
    Oktett Es-dur op. 103


    Felix Mendelssohn-Bartholdy:
    Oktett Es-dur op. 20


    Franz Schubert:
    Oktett F-dur D 803


    Interpreten:


    The Melos Ensemble of London


    Kommentar:


    Zu den Werken ist zu sagen, daß das Streichoktett ein Geniestreich des jungen Mendelssohn ist. Es ist für Kammermusikmuffel sicher ein gutes Einstiegswerk in diese Sparte der Musik. Aber auch erfahrende Kammermusikhörer wie mich begeistert das Werk immer wieder durch die jugendliche Frische und Inspiration, die es an allen Ecken hörbar verströmt. :yes:
    Das Septett (für Violine, Viola, Cello, Kontrabaß, Klarinette, Fagott, Horn) von Beethoven gehört sicher nicht zum Kernrepertoire seiner Kammermusik, es ist serenadenhaft im besten Sinne, aber eben nicht besonders tiefgründig. Ich mag es mal mehr, mal weniger.
    Für sein Bläseroktett trifft das eben gesagte in noch größerem Maße zu.
    Das Oktett von Schubert (Besetzung wie bei Beethovens Septett, eine Violine mehr) steht in der Reihe der großartigen Kammermusik, die er in seinen letzten Jahren komponiert hat. Ich finde das Werk bezaubernd. Ich höre es selten, dann aber mit besonderer Andacht. Eigentlich sollte jeder es kennen! :beatnik:


    Zu der Aufnahme ist zu sagen, daß sie mir über alle vier Werke hinweg sehr gut gefällt. Die Tempi sind relativ schnell gewählt (sonst würden die vier Werke sicher nicht auf zwei CDs passen), mein subjektives Empfinden nimmt dies aber kaum war (außer ich sehe auf die Zeiten im booklet) - irgendwie verströmen sie doch eine angenehme Gelassenheit. Wienern sei als Warnung gesagt, daß das Schubert-Oktett hier wenig "wienerisch" klingen könnte (ich das auch nur erahnen).
    Sonst stimmt hier alles; ein tolles Zusammenspiel; die vielen kleinen schönen Momente der Werke werden genauso beachtet wie der "große Bogen".


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Und nun ein Klassiker, Beethovens Violinkonzert, in zweierlei Gestalt:



    Werke:


    Ludwig van Beethoven:
    Violinkonzert D-dur op. 61
    Romanzen für Violine und Orchester G-dur op. 40 und F-dur op. 50


    Ludwig van Beethoven:
    Klavierkonzert D-dur op. 61a
    Tripelkonzert für Klavier, Violine und Cello C-dur op. 56


    Interpreten:


    Frank Peter Zimmermann, Violine; Jeffrey Tate, Dirigent; English Chamber Orchestra


    Jenö Jando, Klavier; Dong-Suk Kang, Violine; Maria Kliegel, Cello; Bela Drahos, Dirigent; Nicolaus Esterhazy Sinfonia


    Kommentar:


    Von allen Interpretationen des Violinkonzerts, die ich je gehört habe, gefällt mir die von Zimmermann/Tate am besten. Warum? Das ist schwer zu sagen, sie ist einfach „perfekt“, aber ohne besonders auffällig zu sein. Die Ästhetik, die Schönheit des Werkes werden voll zum Ausdruck gebracht, ebenso das Neue, Große dieser Komposition. Gerade im ersten Satz ist es sehr wichtig, den „großen Bogen“ zu spannen, damit der Satz nicht in Episoden zerfällt. Hier gelingt es wunderbar. Diese CD ist ein Genuß! :yes:
    Wie üblich sind noch die beiden Violinromanzen auf der CD, für die hatte ich noch nie viel übrig; aber auch für diese Werke empfehle ich diese Aufnahme. Die Kadenz, die Zimmermann spielt, ist die von Kreisler, die ich selbst auch am liebsten höre.


    Die Fassung für Klavier und Orchester, die Beethoven gleichzeitig mit der Originalversion 1808 veröffentlichte, ist unverdientermaßen recht unbekannt. Wer es schade findet, daß es nur fünf Klavierkonzerte von Beethoven gibt, der sollte sich dieses sechste (eigentlich fünfte) einmal anhören. Es ist sicher nicht jedermanns Geschmack, den Violinpart 1:1 nun für Klavier zu hören, aber ich konnte mich sofort dafür begeistern, habe sogar diese Fassung zeitweise lieber gehört. :yes:
    Das liegt natürlich auch daran, daß Jandö und die Esterhazy Sinfonia unter Drahos eine sehr gute Aufnahme abgeliefert haben. Auch die Aufnahme des Tripelkonzerts, die noch auf der CD ist, halte ich für sehr gelungen. Aber auch das Tripelkonzert ist ja nicht jedermanns Fall…wie auch immer, diese Werke sind für Beethoven-Fans eigentlich ein Muß.


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

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  • Oder nehme ich lieber die mit auf die Insel:



    Werke:


    Johann Sebastian Bach: Suiten für Violoncello solo


    Interpret:


    Pierre Fournier


    Kommentar:


    Diese Interpretation ist für mich nun seit Jahren die Referenz. Inwieweit das daran liegt, daß ich die Suiten mit dieser Doppel-CD allesamt kennengelernt habe, weiß ich nicht.
    Fournier spielt die Werke voll Würde und "Weisheit". Er läßt die Werke für sich sprechen.
    Die sechste Suite ist für mich nach wie vor eines der großartigsten Kompositionen Bachs überhaupt! :jubel:
    Die Ästhetik, das Glück, die Tiefe dieser Musik sind unbeschreiblich! :]
    Danach sind es die zweite und dritte Suite, die für mich noch besonders herausragen.
    Das ist zeitlose Musik, die hoffentlich noch Jahrhunderte lang Menschen in ihren Bann ziehen wird!
    Fournier hat sie auch in ihren Bann gezogen, das hört man, und es ist ansteckend...


    Ich wünsche viel Freuude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Pünktlich zu Schostakowitschs 100. Geburtstag ist sein Funke auf mich übergesprungen, das liegt an dieser CD:



    Werke:


    Dmitri Schostakowitsch:
    Klavierquintett g-moll op. 57
    Klaviertrio e-moll op. 67


    Interpreten:


    Borodin Quartet; Elisabeth Leonskaja, Klavier


    Kommentar:


    Mein schwieriges Verhältnis zu Kompositionen der Moderne ist über den Haufen geworfen worden! 8o
    Dieses Quintett von Schostakowitsch in dieser grandiosen Aufnahme hat bei mir eingeschlagen wie eine Bombe! Von vorne bis hinten großartige Musik, brillant und begeisternd vorgetragen! :jubel:
    Die Tiefe und Schönheit der Fuge, die Klangfülle und Ironie des Scherzo, Melodie und Einfallsreichtum des Finales - und vor allem dieser Wohlklang allesdieses im Ohr - das hätte ich nie so erwartet!
    Es war wohl kein Zufall, daß es ein Klavierquintett sein mußte - Werke dieser Gattung gefallen mir überproportional gut (was man auch schon an anderen beiträgen dieses threads sehen kann).
    Schostakowitsch-Fan werde ich wahrscheinlich dennoch nie, aber dieses eine Werk ist mir nun ans Herz gewachsen.
    Wer mit Schostakowitsch oder auch mit der Moderne im Allgemeinen - so wie ich - seine Probleme und Vorurteile hat (und auch der Kammermusik nicht abgeniegt ist), bei dem könnte diese CD Wunder bewirken...
    Ich habe auch nochmal in eine andere Einspielung reingehört (selbes Quartett, aber mit S. Richter) - kein Vergleich, da springt der Funken nicht derart über.
    Ach ja, da ist ja auch noch das Klaviertrio e-moll auf der CD, es gefällt mir auch gut, aber dieses Werk hätte mich nicht "angesteckt".


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Zur alten Musik habe ich bisher kaum was vorgestellt (es gibt ja im Forum auch wirkliche Experten), und wenn, dann nur J.S. Bach. Das drückt sicher meine Präferenz für Bach aus, ganz so einseitig ist es aber inzwischen nicht mehr. Da wäre z.B. diese Doppel-CD, die ich seit kurzem kenne:



    Werke:


    Heinrich Ignaz Franz Biber: Rosenkranz-Sonaten


    Interpreten:


    Andrew Manze, Violine; Richard Egarr, Orgel und Cembalo


    Kommentar:


    Es handelt sich um fünfzehn kürzere Violinsonaten, von denen jede einem bestimmten Rosenkranz-Mysterium zugeordnet ist. Allerdings ist es keine Programmusik. Die religiöse Tiefe dieser Komposition ist aber stets spürbar, besonders in dieser Aufnahme.
    Der (religiöse) Ausdruck der Sonaten ist archaisch bis meditativ. Sie bilden ein Gesamtkunstwerk von beeindruckender Schönheit und Intensität. Dabei kommt es nicht auf die Virtuosität an, sondern auf subtile Klangeffekte (v.a. durch die Scordatura).
    Manze und Egarr unterstreichen das mit viel Einfühlungsvermögen und intensivem Spiel, das unter die Haut geht.
    Bei "Gethsemane", der "Dornenkrone" oder dem "Kreuzweg" wirkt die Musik auf mich beklemmend, das leiden wird spürbar. Um so grandioser wirkt danach die befreiende "Auferstehung" oder die "Himmelfahrt" - atemberaubend! Man hört das pure Glück, die Glorie...
    Orgel und Violine bilden in diesem Kontext ein geradezu ideales Klangbild.
    Welche Entscheidungsgrundlagen es für Egarr gab, welche Sonate mit der Orgel und welche mit dem Cembalo zu begleiten, weiß ich trotz des ausführlichen booklet nicht - die jeweilige Wahl überzeugt aber. Im booklet erfährt man dafür viel über die für diese Sonaten so entscheidenden besonderen Violinstimmungen, die scordatura. Auf dem letzten track der zweiten CD führt Manze das an einem Beispiel vor.


    Die Rosenkranz-Sonaten von Biber sind in den letzten Jahren häufiger eingespielt worden. Daß dieser Schatz der alten Musik es den Weg ins Standard-Repertoire schafft, ist zu hoffen, auch wenn es sich - wie Bachs "Kunst der Fuge" - um ein typisches "Werk für die CD" (und nicht fürs Konzert) handeln könnte.


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Diese CD hatte zu einer kleinen Revolution in meiner Vorstellung von der Musikwelt geführt:



    Werk:


    Francois-Joseph Gossec: Missa pro defunctis


    Interpreten:


    Bernadette Degelin, Greta de Reyghere, Sopran; Howard Cook, Tenor; Kurt Widmer, Baß; Louis Devos, Dirigent; Maastricht Conservatory Chamber Choir; Musica Polyphonica


    Kommentar:


    Es gibt also mehr als nur Mozart (und Haydn)!
    Das Requiem von Gossec ist 30 Jahre früher entstanden als das von Mozart und um einiges umfangreicher. Von der musikalischen Qualität her braucht es sich hinter DEM klassischen Requiem nicht zu verstecken. Lange habe ich nach einer Alternative zur Totenmesse von Mozart gesucht - hier ist sie!
    Tiefempfundene, meditative Passagen wie das wunderschöne Sopran-Duett im Lacrimosa sind ebenso zu finden wie gewaltige, donnernde Chorpassagen, z.B. im Mors stupebit. Jetz gerade höre ich die Tenor-Arie "Spera in deo" - einfach herrlich! :jubel:
    Insgesamt ist Gossecs Requiem aber friedlicher und freundlicher gestimmt als das Mozarts. Es ist wunderschöne Musik, die für mich unverzichtbar geworden ist.
    Die vorgestellte Aufnahme bekommt man für wirklich wenig Geld zu kaufen. Und sie ist wirklich gut. ich bin mir sicher, sie begeistert außer mir sicher noch viele andere für Gossecs Missa pro defunctis!


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Und nochmal geistliche Vokalmusik:



    Werk:


    Beethoven: Missa solemnis D-dur op. 123


    Interpreten:


    Charlotte Margiono, Sopran; Catherine Robbin, Mezzosopran; William Kendall, Tenor; Alastair Miles, Baß; John Eliot Gardiner, Dirigent; The Monteverdi Choir; Orchestre Revolutionnaire et Romantique


    Kommentar:


    Diese CD hat mir die Pracht und Schönheit der großartigen Missa solemnis von Beethoven erschlossen! :jubel::jubel:
    Gardiner dirigiert das Werk flott ohne aggressiv zu sein, klangprächtig ohne klangüberladen zu sein, ernst ohne kühl zu sein.
    Chor und Orchester sind hervorragend, Gardiner für mich der ideale Beethoven-Dirigent.
    Was soll ich noch sagen?


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

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