Goldene Stimme aus Bratislava - Pavol Breslik

  • [timg]https://www.badkissingen.de/me…breslik_19.7.2012.jpg;l;*[/timg] Pavol Breslik (eigentlich Bršlík) wurde am 09. März 1979 in Bratislava geboren und studierte Gesang an der Universität für Musik in seiner slowakischen Heimatstadt. Der junge Tenor besuchte Meisterkurse bei Yvonne Minton, Mirella Freni, Mady Mesplé und William Matteuzzi. Im Jahr 2000 gewann er den Ersten Preis beim Antonin-Dvorak-Gesangswettbewerb in Tschechien.


    Von 2003 bis 2006 war Breslik Ensemblemitglied an der Berliner Staatsoper Unter den Linden. Danach führte ihn sein Karriereweg als freischaffender Künstler schnell an die bedeutendsten Opernhäuser der Welt.
    2008 debütierte er an der Royal Opera in London mit dem Tamino in Die Zauberflöte, 2009 folgte sein Debüt an der Metropolitan Opera in New York als Don Ottavio in Don Giovanni, 2010 stellte er sich mit dem Nemorino in Donizetti's L'elisir d'amore dem Publikum der Wiener Staatsoper vor.


    Er ist häufiger Gast an der Bayerischen Staatsoper in München wo er als Tamino, Idamante, Nemorino und Cassio zu hören war. An diesem Haus feierte er zudem als Gennaro in Donizetti’s Lucrezia Borgia an der Seite von Edita Gruberova einen großen Erfolg. Zuletzt sang er in München auch den Edgardo in Lucia di Lammermoor mit Diana Damrau in der Titelrolle.


    In der Saison 2012/13 wurde Breslik Mitglied des Ensembles an der Oper in Zürich und verkörperte dort Partien wie Don Ottavio, Faust, Roberto Devereux, Nadir in Les pecheurs des perles, Stewa in Jenufa und Peter Quint in Britten’s The Turn of the Screw.


    Zudem war der lyrische Tenor zu Gast an der Pariser Oper, am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, am Brüsseler Opernhaus La Monnaie, am Genfer Grand Theatre oder bei den Salzburger Festspielen.


    Breslik’s Repertoire reicht von Mozart bis Belcanto, vom französischen bis zum slawischen Fach.
    Seine größten Erfolge feiert er jedoch mit Mozartrollen wie Don Ottavio, Ferrando, Idamante oder Belmonte und ganz besonders mit dem Tamino, den er bereits mehr als 100 Mal gesungen hat.



    Mit dem Lenski in Tschaikowsky’s Eugen Onegin fand er eine besondere Traumrolle mit der er bereits in Wien, München und London sensationelle Erfolge feiern konnte. Die Produktion aus dem Royal Opera House in London mit Simon Keenlyside und Krassimira Stoyanova als Partner wurde auf DVD veröffentlicht.



    Ein besonderes Anliegen ist Breslik der Liedgesang. So widmet er sich in seinen Liederabenden neben dem slawischen Liedgut auch dem deutschen Lied und im Besonderen dem Werk von Franz Schubert.


    Beim Label ORFEO ist 2015 der Liederzyklus Die schöne Müllerin erschienen. Im Sommer 2016 folgte seine erste Arien-CD auf der er sich natürlich und ausschließlich Mozart widmet.



    Pavol Breslik auf DVD:





    Gregor

  • Ergänzend zum Eröffnungsbeitrag ist noch zu erwähnen, dass Pavol Breslik zwar immer wieder auch in modernen Regietheaterproduktionen auftritt, er mit diesen aber auch manchmal seine Probleme hat. Dazu sagt er: "Man muss als Sänger manchmal ja einigen Quatsch mitmachen und hat wenig zu sagen. Da bleibt man professionell."
    "Ich versuche einfach immer, meine Sicht über die Musik zu transportieren. Wenn mir eine Inszenierung nicht zusagt, versuche ich einfach, mit der Musik Spaß zu haben."


    Interessant finde ich ja den folgenden Satz: "Schlecht wird es meistens, wenn die Regisseure auch das Casting machen. Und wenn sie ihre Ideen nicht im Dialog weiterentwickeln, sondern starr ihre Konzepte umsetzen, sind sie ohnehin schlechte Regisseure."


    Machen denn Regisseure auch das Casting? Ich dachte für die Besetzung sind die Intendanten zuständig. Und auch die Dirigenten haben da ein Mitspracherecht. Aber Regisseure?


    Breslik weiter: "Ich hasse es, wenn eine Regie die Handlung verändert, oder gar die Musik."


    Das hat er in Zürich miterlebt, als bei einem Don Giovanni die Rezitative verändert wurden. Darüber zeigte sich Breslik verärgert und sagte: "Wer sind wir denn, Mozart abzuändern?"
    Die Inszenierung erlaubte es wohl nicht, dass es einen Schlußvorhang gibt. Die Zuschauer waren angehalten, sich nach dem letzten Ton einfach von ihren Sitzen zu erheben und nach Hause zu gehen. Vielleicht war das auch der Grund warum Breslik die für ihn so notwendige Spannung zwischen Künstler und Publikum nicht fühlen konnte. Er spürte keine Energie hin- und herfließen.


    Meine Live-Erfahrungen mit Breslik haben mir gezeigt, dass er in jeder Inszenierung sein Bestes gibt. Seine enorme Spielfreude drückt er in traditionellen als auch in modernen Produktionen aus. Man schaue sich nur den folgenden Ausschnitt aus der aktuellen Inszenierung des Liebestrank aus München an. Auch hier merkt man wie sehr er es liebt auf der Bühne zu stehen. Da muss er sich als Nemorino ja bis auf die Unterwäsche ausziehen (ab Minute 3.50) und recht eindeutige körperliche Bewegungen vollziehen. Beim Publikum gilt die Produktion angeblich inzwischen schon als Kult. Solche Einlagen kann sich zwar ein attraktiver und schlanker Sänger wie Breslik erlauben, aber nicht unbedingt jeder Tenor sieht sich dafür geeignet. ;)




    Wer kann hier im Forum über seine Erfahrungen mit Breslik berichten?



    Gregor

  • Vielleicht ist es ganz gut, wenn wir dem Sänger - er spricht perfekt deutsch - Gelegenheit geben, sich selbst vorzustellen. Persönliche Erfahrungen mit seinen Auftritten oder Aufnahmen werden in diesem Thread vermutlich erst im Laufe der nächsten Zeit (wie immer man das definiert) eintröpfeln.
    Vielleicht ein kurzer Einschub: Soweit ich das bis jetzt eruieren kann, ist die Zusammenarbeit Pavol Bresliks mit Amir Katz als Liedbegleiter eine ideale, wollen wir hoffen, daß diese Sympathie, in einem Interview angedeutet, auch in Zukunft Früchte tragen möge.



    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Soweit ich das bis jetzt eruieren kann ist die Zusammenarbeit Pavol Bresliks mit Amir Katz als Liedbegleiter eine ideale, wollen wir hoffen, daß diese Sympathie, in einem Interview angedeutet, auch in Zukunft Früchte tragen möge.


    Diese Zusammenarbeit scheint es schon seit einiger Zeit zu geben, und wie die Aufnahme von Die schöne Müllerin zeigt, ist es eine sehr erfolgreiche.
    Auf Youtube findet man zwar viele Opernausschnitte mit Breslik, Lieder jedoch sehr wenige.
    Hier ein Mitschnitt von einem Liederabend bei dem Breslik Schumann's Dein Angesicht - begleitet von Amir Katz - singt:



    Im Übrigen wurde mir von einem stillen Mitleser mitgeteilt, dass es bedauerlich ist, dass die Amazon-Links zu den Soloalben des Sängers keine Soundsamples beinhalten. Wie mir in letzter Zeit öfter aufgefallen ist, liefert Amazon bei vielen neuen CDs im Klassikbereich keine Hörbeispiele mehr. Warum das so ist, weiß ich nicht.


    Nun, bei JPC habe ich die CDs auch entdeckt, und wer in die Alben von Pavol Breslik hineinhören möchte, kann das durch Klicken auf die Covers dann auch tun. :)



    Gregor

  • Zwei neue CD-Veröffentlichungen mit Pavol Breslik und zwei Mal Antonin Dvorak.


    Bei Capriccio ist der Mitschnitt von Dvorak's Kantate "Die Geisterbraut" aus dem Wiener Konzerthaus erschienen. Breslik's Partner sind Adam Plachetka und die bei uns bis dato wenig bekannte Simona Saturova.


    Und weil Dvorak Herrn Breslik gar so gut in der Kehle liegt, hat er auch gleich noch ein Liederalbum beim tschechischen Label Supraphon aufgenommen.
    Alleine in den Soundsamples klingt Breslik so ideal für dieses Fach, dass man Freunde des slawischen Liedrepertoires auf diese Veröffentlichung aufmerksam machen sollte.




    Gregor

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  • Pavol Breslik hatte beim Eröffnungskonzert der Elbphilharmonie unter den Solisten die härtesten Nüsse zu knacken. Er veredelte nicht nur die Uraufführung von Wolfgang Rihms Orchesterliedern, er sang auch im Finale von Beethovens Neunter.
    Jonas Kaufmann, für den er eingesprungen war, hätte die Gesänge von Rihm sicher nicht so nuanciert und sublim gesungen wie Breslik. Vor allem nicht mit so freien klangvollen Höhen.
    Und den Tenorpart von Beehovens 9. Sinfonie habe ich lange nicht mehr so mühelos und schön gesungen gehört wie von Breslik. In dem heiklen Marsch entfaltete sich die Stimme ganz mühelos und strahlend - trotz des recht forschen Tempos. Leider habe ich das nur in der Übertragung hören können.


    Breslik habe ich aber sehr viel in der Staatsoper Berlin live hören können. Meist allerdings nur ein kleineren Partien, die er durch seine Präsenz und seine wunderbare Stimme stets aufwertete. Unvergessen ist mir sein Vanjia Kudriash!


    In Donizetti-Partien in München und Zürich allerdings hat er mich nicht so ganz überzeugt. Aber das ist wohl auch eine Frage des Geschmacks. Da sind mir italienische und Italienisch geschulte Stimmen einfach lieber. Wenn ich aber nachdenke, wer heute sonst so eingesetzt wird, dann bin ich wieder froh um Breslik.


    Beste Grüße
    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • In Donizetti-Partien in München und Zürich allerdings hat er mich nicht so ganz überzeugt. Aber das ist wohl auch eine Frage des Geschmacks. Da sind mir italienische und Italienisch geschulte Stimmen einfach lieber. Wenn ich aber nachdenke, wer heute sonst so eingesetzt wird, dann bin ich wieder froh um Breslik.


    Da bin ich ganz bei dir, Caruso. Breslik hat einfach keine für das Italienische Repertoire geborene Stimme. Da fehlt es ihm auch an der nötigen Italianità. Sein Alfredo war jetzt nicht schlecht. Er machte mit seinen Möglichkeiten das Beste aus der Rolle und das war wirklich ordentlich, aber er stieß da doch an gewisse stimmliche Grenzen.


    Wunderbar ist er hingegen im slawischen Fach. Sein Lenski in London war großartig und im Mai singt er die Rolle an der Wiener Staatsoper. Darauf freue ich mich. Solltest du mal die Gelegenheit haben ihn als Lenski zu hören, darfst du das nicht verpassen.
    Es ist ja auch der Hans in Die verkaufte Braut geplant. Ich glaube in München. Er singt auch den Stewa in Jenufa und soll in der Rolle ganz wunderbar sein. Da ist er natürlich auch vom Typ her ideal besetzt.


    Gregor

  • Neue Lied-CD von Pavol Breslik


    Und von Winterreisen kann man ja eigentlich nie genug bekommen ... oder sind das doch die Dichterlieben? ;)^^


    Egal, Breslik singt auf der neuen CD-Veröffentlichung Schubert's Winterreise, am Klavier unterstützt von seinem langjährigen Begleiter Amir Katz.


    Eigentlich ziehe ich ja Baritone in diesen Liederzyklen vor - vielleicht gehöre ich da einer Minderheit an, ich weiß nicht.


    Aber gerne darf es auch mal von einem wunderbaren Tenor wie Breslik sein. :)


    Gregor

  • Breslik habe ich aber sehr viel in der Staatsoper Berlin live hören können. Meist allerdings nur in kleineren Partien, die er durch seine Präsenz und seine wunderbare Stimme stets aufwertete.

    Pavol Breslik singt in der neuen Inszenierung von "Die lustigen Weiber..." an der Staatsoper den Fenton. Er war einer der besten an dem Abend und erhielt auch reichlich Szenen- und Schlussbeifall. Peter Uehling schrieb in seiner Rezension in der Berliner Zeitung er sei in dieser Rolle unterfordert. Recht hat er. Ob es für einen Cavaradossi bei ihm reichen würde? Ich sehe ihn dann doch bei den Italienern eher angesiedelt an zb bei Wagner.

    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Pavol Breslik singt in der neuen Inszenierung von "Die lustigen Weiber..." an der Staatsoper den Fenton. Er war einer der besten an dem Abend und erhielt auch reichlich Szenen- und Schlussbeifall.

    Das kann ich für gestern Abend so vorbehaltlos unterschreiben.

    Peter Uehling schrieb in seiner Rezension in der Berliner Zeitung er sei in dieser Rolle unterfordert.

    Das finde ich Quatsch. so anspruchslos ist diese Rolle nun weiß Gott nicht, ich habe da schon viel Quälerei gehört - ein Sänger, der eigentlich ein recht guter Pinkerton war, quälte sich (und seine Zuhörerschaft) zum Beispiel mit dem Nicolai-Fenton entsetztlich ab. Allerdings bekam Breslik nach der Premiere auch einige negative Kritiken. Ich war froh, dass diese sich gestern Abend so nicht bestätigt haben.

    Ob es für einen Cavaradossi bei ihm reichen würde

    Warum sollte er das jetzt schon singen? Kämen da nicht erst einmal noch einige andere Puccini-Partien (wie eben zum Beispiel Pinkterkon) davor.

    Ich sehe ihn dann doch bei den Italienern eher angesiedelt an zb bei Wagner.

    Sicher eher das als das, es sei denn, man meint Steuermann und Walther von der Vogelweide. Ich höre in ihm aber auch keinen Spinto-Tenor, sondern wirklich einen lyrischen Tenor. Dass er dieses fach immer noch wunderbar singen kann, hat er gestern Abend bewiesen.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Pavol Breslik singt in der neuen Inszenierung von "Die lustigen Weiber..." an der Staatsoper den Fenton. Er war einer der besten an dem Abend und erhielt auch reichlich Szenen- und Schlussbeifall. Peter Uehling schrieb in seiner Rezension in der Berliner Zeitung er sei in dieser Rolle unterfordert.

    Das kann nur ein Kritiker schreiben, für den Opern wie die "Lustigen Weiber" nicht zählen. Wenn er unterfordert gewesen sein soll, muss er eigentlich nicht gut gewesen sein. Und das lese ich nicht heraus aus timmijus Bericht - und aus Rezensionen, die ich vernahm. Ich stelle ihn mir als idealen Fenton vor. Selbst habe ich keine der Aufführungen besucht, weil ich mir Inszenierungen aus dem Proll-Milieu, dem ich in Berlin auf Schritt und Tritt im Original begegne, nicht mehr anschaue. Das will ich nicht auch noch als Peepshow auf der Opernbühne sehen.


    Nach meiner Beobachtung agiert Pavol Breslik sehr klug und behutsam. Sehr bedauere ich, dass er jüngst seine Mitwirkung bei einer konzertanten Aufführung von "Rusalka" krankheitsbedingt absagen musste. :( Die weiter oben von Gregor eingestellte "Winterreise" habe ich gehört. Sie ist nach meinem Eindruck nicht der ganz große Wurf. In Teilen finde ich sie etwas zu opernhaft. Das ist aber letztlich nicht störend. Störend ist es, dass ein Livemitschnitt technisch zur Studioaufnahme angehübscht wurde und dabei an Unmittelbarkeit einbüßte.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Das Liedrepertoire bietet Pavol Breslik enorme Möglichkeiten.


    Da verwundert es nicht, dass das nun sechste Album des slowakischen Tenors gleichzeitig sein fünftes Liederalbum ist.


    Und erneut widmet er sich dem slawischen Repertoire, welches für seinen Tenor wie geschaffen scheint.


    Es handelt sich um den bekanntesten Liederzyklus von Leos Janacek - Tagebuch eines Verschollenen.









    Gregor

  • ... Breslik singt auf der neuen CD-Veröffentlichung Schubert's Winterreise, am Klavier unterstützt von seinem langjährigen Begleiter Amir Katz.


    Eigentlich ziehe ich ja Baritone in diesen Liederzyklen vor - vielleicht gehöre ich da einer Minderheit an, ich weiß nicht.


    Aber gerne darf es auch mal von einem wunderbaren Tenor wie Breslik sein. :)

    So düster und verloren, wie das Cover erwarten lässt, hebt der Zyklus "schauerlicher Lieder" – so soll sich Schubert selbst ausgedrückt haben – dann doch nicht an. Was mir zuvorderst auffällt, ist der Klang. Die Stimme scheint von etwas weiter her zu kommen, und es wird dem Zuhörer, der es nicht vorab nachgelesen hat, alsbald klar, dass es sich um eine Liveaufnahme handelt, mitgeschnitten zwischen dem 5. und 7. September 2018 im Markus-Sittikus-Saal in Hohenems. Dessen Akustik genießt international einen guten Ruf und wird vor allem von Freunden des Liedgesangs und der Kammermusik geschätzt.


    Für die Aufnahme sind offenbar nicht alle technischen Möglichkeiten genutzt worden. Sie klingt zu hallig, manchmal sogar hart. Wären einige Publikumsgeräusche beibehalten worden, es hätte dem Eindruck nicht geschadet. Dann wäre diese "Winterreise" noch deutlicher als das kenntlich, was sie letztlich ist – ein bemerkenswertes Live-Ereignis, bei dem nicht alles perfekt gelingt weil auch die Spontaneität zu ihrem Recht kommen will. Breslik bringt viel von der Dramatik und den Stil ein, die er für seine Auftritte auf den Opernbühnen braucht. Nicht immer ist die Höhe stabil. Mit Fortschreiten des Werkes – etwa beim Lied "Einsamkeit" auf der Hälfte – kommt der Opernsänger immer mehr durch. Das ist kein Manko. Im Gegenteil. Es macht für mein Empfinden sogar den besonderen Reiz der Interpretation aus. Breslik hatte nach eigenem Bekunden "von Anfang an großen Respekt" vor der "Winterreise", denn sie verlange ihrem Erzähler alles ab, sagt er in einem Gespräch mit seinem Pianisten Amir Katz, das im Booklet abgedruckt ist. "Zuerst hatte ich Bedenken, ob eine Tenorstimme dafür gut geeignet ist, und diese Zweifel habe ich immer wieder." Eigentlich ist das ganz gut so, denn der Zweifel ist bekanntlich nicht der schlechteste Ratgeber für einen Sänger, der es von Mal zu Mal noch besser machen will.


    Schön, lieber Gregor, dass Du Dich so leidenschaftlich für Breslik einsetzt. :)

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  • Ein Video von Pavol Breslik's Liederabend vom 30.11.2021 am Brünner Nationaltheater wird durch Operavision zur Verfügung gestellt.

    Breslik singt Lieder von Debussy, Tiurina, Janacek, Berg und R. Strauss.

    Viele rümpfen ja die Nase wenn ein Tenor die Vier Letzten Lieder von Richard Strauss singt. Breslik singt sie hier dennoch.


    Zu dem Liederabend schreibt Operavision:


    Ein Spaziergang vom Impressionisten Claude Debussy zum einsamen Wolf Leoš Janáček, vorbei an Alban Bergs Zweiter Wiener Schule und der spätromantischen Tradition von Richard Strauss und dem weniger bekannten spanischen Komponisten Joaquín Turina.

    Pavol Breslik gilt als einer der wichtigsten Tenöre unserer Zeit und wurde vor kurzem zum Bayerischen Kammersänger ernannt. Sein Solokonzert am National Theater Brünn, begleitet von Pianist Róbert Pechanec, bietet eine reiche Auswahl an Liedern von Komponisten, welche die fortschrittlichen Trends in der Musik des frühen 20. Jahrhunderts geprägt haben.



    Claude Debussy

    Ausgewählte Lieder (Nuit d'étoiles/Clair de lune/Beau soir/Apparition)


    Joaquín Turina

    Poema en forma de canciones (Dedicatoria/Nunca olvida/Cantares/Los dos miedos/Las locas por amor)


    Leoš Janáček

    6 Volkslieder (Něumrem ja na zemi/Šiel som cez mesto/Štyry kosy/Na Slatinských lúkách/Široko ďaleko/Už těbe Anička)


    Alban Berg

    Ausgewählte Lieder (Nacht/Schilflied/Die Nachtigall/Sommertage)


    Richard Strauss

    Vier letzte Lieder (Frühling/September/Beim Schlafengehen/Im Abendrot)



    Gregor

  • Viele rümpfen ja die Nase wenn ein Tenor die Vier Letzten Lieder von Richard Strauss singt. Breslik singt sie hier dennoch.

    Lieber Gregor, auch wenn ich nicht schwer tue mit dem Vertrag dieser Lieder durch Männer, dann höre mir doch alle sich bietenden Aufnahme und Mitschnitte an. Bisher hat mich nicht eine einzige erreicht. :( Auch Breslik, von dem ich ansonsten viel halte, konnte mich nicht überzeugen. Er singt diese feinsinnigen Lieder für meinen Geschmack viel zu grob und zu opernhaft. "Nun liegst du erschlossen-e ..." Diese nachgesetzte E kommt leider nicht nur an dieser Stelle. Daran sollte er unbedingt technisch arbeiten. Dennoch danke für die Verlinkung.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


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  • Auch Breslik, von dem ich ansonsten viel halte, konnte mich nicht überzeugen. Er singt diese feinsinnigen Lieder für meinen Geschmack viel zu grob und zu opernhaft.


    Diesen Eindruck habe ich teilweise auch, lieber Rüdiger. Was mich etwas überrascht, ist Breslik doch ein versierter Lied-Sänger.


    Vielleicht hat er sich nicht an die Klavierbegleitung angepasst, er singt die Vier letzten Lieder als hätte er ein Orchester im Rücken. Ich weiß allerdings nicht, ob Breslik diese Strauss-Lieder zuvor überhaupt schon mit Orchester gesungen hat.


    Die Debussy-Lieder gefallen mir recht gut, auch wenn er hier ebenso gelegentlich zu sehr auf die Tube drückt. Überhaupt sollte man dem Lied-Komponisten Debussy wohl mehr Aufmerksamkeit schenken. Ich höre nur gelegentlich etwas von ihm wenn ich in einem Live-Konzert bin. Dabei stellen sich seine Lieder immer als etwas Besonderes heraus.


    Zurück zu den vier letzten Liedern: Tenöre singen sie wohl - wenn überhaupt - nur in Live-Konzerten. Hat Jonas Kaufmann sie nicht mal gesungen?

    Aber kommerzielle Aufnahmen von Tenören scheint es nicht zu geben. Jedenfalls ist mir diesbezüglich nichts bekannt.


    Gregor

  • Zitat

    Zurück zu den vier letzten Liedern: Tenöre singen sie wohl - wenn überhaupt - nur in Live-Konzerten. Hat Jonas Kaufmann sie nicht mal gesungen?

    Aber kommerzielle Aufnahmen von Tenören scheint es nicht zu geben. Jedenfalls ist mir diesbezüglich nichts bekannt.


    Ich muss mich da korrigieren. Jonas Kaufmann war es wohl nicht, der die Vier letzten Lieder gesungen hat. Aber ein anderer Tenor hat das getan, wie ich informiert wurde. Daniel Behle. So geschehen im Dokumentarfilm über Hermann Hesse, "Brennender Sommer".


    Eine offizielle CD-Aufnahme eines Sängers gibt es tatsächlich. Der mir bislang unbekannte Konrad Jarnot hat diese Strauss-Lieder mit Klavierbegleitung auf CD eingespielt. Bei ihm handelt es sich allerdings um einen Bariton!


    Gregor

  • Zurück zu den vier letzten Liedern: Tenöre singen sie wohl - wenn überhaupt - nur in Live-Konzerten. Hat Jonas Kaufmann sie nicht mal gesungen?

    Aber kommerzielle Aufnahmen von Tenören scheint es nicht zu geben. Jedenfalls ist mir diesbezüglich nichts bekannt.


    Gregor

    hallo Gregor,


    von Rene Kollo gibt es zumindest eine Aufnahme des Lieds "Im Abendrot", begleitet vom Orchester der Deutschen Oper Berlin unter Christian Thielemann. Weiters enthalten ist eine Tenor-Version der Wesendock-Lieder. Die Aufnahmen sind von 1992.

    "Im Abendrot" wirkt auf mich in der Tenor-Fassung nicht mehr so ätherisch, sondern eher bodenständig. Kein Ersatz, aber eine zumindest bemerkenswerte Alternative.


    5099973531623.jpg


    Zu hören hier: https://youtu.be/npu7UKa9htA

    ... in diesem Sinne beste Grüße von orsini


    „Das Denken ist zwar allen Menschen erlaubt, aber vielen bleibt es erspart.“
    Curt Goetz