Hallo Taminoianer,
"Deutschlands wichtigster Dirigent", so oder so ähnlich jedenfalls war die Überschrift eines Deutschen Musikmagazins, und ich fragte mich unwillkürlich, ob das wirklich der Realität entspricht.
Wenn ich so etwas betracht, sehe ich es natürlich immer ein wenig verzerrt, nämlich durch die Brille des Tonträgersammlers.
Und hier muß ich mich wirklich fragen, wie interessant Rattle für Die Berliner Philharmoniker, denn die sind ja in diesem Falle "Deutschland" wirklich ist. Ähnlich seinem Vorgänger Abbado hat er nämlich seine interessantesten Aufnahmen, damit meine ich jene mit großer Verbreitungsmöglichkeit bereits gemacht, wie ich meine.
Mahler, ein Fixpunkt im Repertoire wurde von ihm bereits eingespielt, und gibt es bereits im Abverkauf.
Manches andere aus Birmingham gibt es bei EMI bereits im Budget-Bereich.
Sein "Fidelio" ist lediglich ein Mitschnitt, noch dazu mit klangverschlechterndem Kopierschutz versehen (viele, gerade hochpreisige Player reagieren mit Knackern, ander spielen sowas überhaupt nicht) wird es schwer haben sich gegen die ausgezeichnet Konkurrenz "von gestern" durchzusetzen.
Seine wichtigsten Aufnahmen, hat er, Kalkül oder Zufall, bereits mit den Wiener Philharmonikern gemacht.
Das haben andere Dirigenten vor ihm auch gemacht,allerdings in Zeiten, wo es üblich war eine Aufnahme nach der anderen zu produzieren, was ja heute nicht mehr der Fall ist.
einer Klappe:
Wenn ich "wichtigste" Aufnahmen sage, meine ich natürlich den "Beethoven-Sinfonien-Zyklus" und die Aufnahme der Klavierkonzerte mit Brendel, ich kann mir schwer vorstellen, daß da in den nächsten Jahren was nachfolgt.
Es war IMO ein geradezu genialer Schachzug der "Wiener" , ihm diese Aufnahme anzubieten. Sie schlugen damit zwei Fliegen mit einer Klappe:
Sie haben nun einen Beethoven-Zyklus-Aufnahme der "Gegenwart" im Kasten, sind also up to date. und haben gleichzeitig (mehr oder weniger) die Gefahr gebannt, daß Rattle dies mit "seinem" Orchester tun könne. Ob die Aufnahme nun tatsächlich ein "Geniestreich" ist, ist hiebei nicht mehr von Bedeutung. Mehrheitlich wird sie so gesehen.
Wenn Rattle, wie oft angedeutet, die Berliner Philharmoniker dür die "Moderne " öffnen will, mag es sein, daß ein paar progressive Kritiker jubeln mögen, vielleicht anfangs auch die Tonträgerindustrie, kaum jedoch die Mehrheit der durchwegs konservativen Tonträger-Sammler.
Die werden (mehrheitlich) ihr Ohren bzw ihre Brieftaschen verschließen.
Aber warum soll ich alleine spekulieren ?
Was ist Eure Meinung ? Welch Aufnahmen Rattles sollte man Eurer Meinung nach unbedingt haben.
Meine Rattle-Sammlung besteht derzeit lediglich aus 2 Stück Beethoven-Sinfonien (die beiden ohne Kopierschutz) und einer Budgetveröffentlichung mit Werken von Ravel.
Dennoch: Sicher ein interessanter Dirigent, ob "Deutschlands wichtigster" wird die Zukunft zeigen.
Gruß aus Wien
Alfred