petemonova: Unverzichtbare Klassikaufnahmen

  • Hallo,


    ich bin noch nicht allzu lange im Geschäft, was heißen soll, dass ich seit ca. 2 Jahren Klassikhörer bin und seit einem Jahr Aufnahmen sammele.
    Mittlerweile hat sich schon so einiges angehäuft und es sind doch manche CDs bei, die ich nicht mehr missen möchte.
    Diese will ich nun hier vorstellen.


    Meine Präferenzen liegen in der Romantik. Dort ist es ziemlich breit gefächert. Wenn man Beethoven als Anfang sieht, sind meine Favoriten Schubert, Mendelssohn, Schumann, Dvorák, Brahms, Tschaikowsky, Rachmaninoff usw.


    Genremäßig bin ich für alles offen. Ich liebe sowohl Sinfonien, Solokonzerte, Kammermusik als auch geistliche Werke.
    Dem Bereich Oper stehe ich noch sehr unerfahren gegenüber.


    Hier folgen nun meine unverzichtbaren Klassikaufnahmen.

  • Anfangen möchte ich mit einer Aufnahme, die mir bis dato die wohl Liebste ist:



    Johannes Brahms: Violinkonzert D-Dur, op. 77 + Konzert für Violine, Violoncello und Orchester a-Moll, op. 102
    Jascha Heifetz, Violine


    Gregor Piatigorsky, Violoncello
    Chicago SO, Fritz Reiner (Violinkonzert)
    RCA Victor SO, Alfred Wallenstein (Doppelkonzert)


    Mit dieser CD habe ich Jascha Heifetz kennengelernt und er hat mir das Violinkonzert erst so richtig ans Herz legen können. Die absolute Reinheit seines Geigenspiels, der Schwung und die Virtuosität, das hervorragend begleitende Orchester macht diese Aufnahme zu einer Sternstunde der Musikgeschichte.
    Im Doppelkonzert harmonieren Heifetz und Piatigorsky, als ob sie nie etwas anderes gemacht hätten, als zusammen zu spielen.
    Ein Muss für alle Brahms-Freunde.

  • Die nächste CD ist in der Originals-Reihe erschienen:



    Robert Schumann: Klavierkonzert a-Moll op. 54 + Introduktion & Allegro appassionato op. 92 + Novelette F-Dur op. 21 Nr. 1 + Toccata C-Dur op. 7 + Waldszenen op. 82


    Sviatoslav Richter, Klavier
    Polnisches Nationalorchester Warschau
    Witold Rowicki (op. 54)
    Stanislaw Wislocki (op. 92)


    Wenn man sich vom Cover und vom grimmig dreinschauenden Sviatoslav Richter nicht irritieren lässt und die CD trotzdem einlegt, bekommt man eine der besten Versionen des Klavierkonzertes geliefert. Das Spiel Richters, seine Anschlagskraft und Leidenschaft sind einfach nur atemberaubend, dazu ein Orchester in Höchstform. Ebenso packend das tolle op. 92 sowie die Stücke für Klavier solo.
    Ganz besonders gefällt mir hier die Toccata.

  • Eine sehr empfehlenswerte Kammermusikaufnahme:



    Camille Saint-Saëns: Klaviertrios Nr. 1 & 2 opp. 18 & 92


    Trio Wanderer
    harmonia mundi france


    Wenn man Klaviertrios mag, sollte man an den beiden Werken dieses Genres von Camille Saint-Saëns nicht vorbeigehen.
    In einer Zeit, wo Klaviertrios oder Kammermusik allgemein als zu deutsch galten, zauberte Saint-Saëns ein Trio par excellence hin. Das F-Dur-Trio sprüht nur so vor Witz und Humor. Das spätere Trio e-Moll ist ein wenig ernster, da hatte sich aber die Kammermusik auch schon in Frankreich durchgesetzt.
    Ich denke, das Trio Wanderer hat diese beiden hörenswerten Klaviertrios optimal eingespielt. Diese Aufnahme macht Spaß.

  • Jetzt mal etwas Klaviermusik:



    Claude Debussy: Children's corner
    +Gabriel Fauré: Impromptus Nr. 2 & 3 opp. 31 & 34
    +Maurice Ravel: Valses nobles et sentimentales + Le tombeau de Couperin


    Nikita Magaloff, Klavier
    accord



    Auf dieser CD gibt es französische Klaviermusik vom Feinsten.
    Die Aufnahme ist live von einem Festival in Montreux im Jahr 1988 gemacht worden.
    Ich habe Debussys Children's corner und auch den Tombeau nie besser gehört. Magaloff spielt sehr romantisch, also mit viel Pedal, aber mit wunderbarem Schmelz. Es lädt zum Träumen ein.
    Die Klangqualität ist für die Verhältnisse absolut superb.
    Ich bin froh, dass ich diese CD im letzten Frankreich-Urlaub ergattern konnte. Absolute Spitzenklasse!


    P.S.: Zu beziehen momentan über Amazon Frankreich.

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  • Wieder Brahms, wieder Richter:



    Johannes Brahms
    Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur, op. 83
    Klaviersonate Nr. 1 C-Dur, op. 1


    Sviatoslav Richter, Klavier
    Chicago Symphony Orchestra
    Erich Leinsdorf
    RCA


    Lange haben mich Brahms' Klavierkonzerte nicht sonderlich interessiert, bis ich mir auf eine Anregung aus dem Forum diese Aufnahme kaufte. Seitdem war es um mich geschehen und ich konnte fast nichts Anderes mehr hören. Was Richter hier aus dem Klavier zaubert ist Klangmagie pur. Das berührt mich emotional sehr. Es gibt einige Stellen, da könnte ich vor Entzücktheit abheben, da frage ich mich, wie man so genial komponieren konnte. Gänsehautfaktor hoch 10.
    Die Aufnahmequalität ist superb, das Chicagoer Orchester mit Leinsdorf ein perfekter Begleiter. Diese Aufnahme muss man einfach haben!

  • Mein 2000. Beitrag widmet sich nun der Vorstellung einer sinfonischen Aufnahme:


    César Franck
    Sinfonie d-Moll


    Felix Mendelssohn Bartholdy
    Sinfonie Nr. 5 d-Moll op. 107 "Reformationssinfonie"


    Berliner Philharmoniker, Radio-Symphonieorchester Berlin
    Lorin Maazel
    DGG


    Mit dieser Empfehlung aus dem Forum habe ich die Sinfonie von César Franck so richtig lieben gelernt. Maazel, noch in jüngeren Jahren, geht mit einer enormen Frische und vitalem Schwung an beide Werke. Man wird regelrecht mitgerissen. Das tut auch dem etwas religiösen Charakter der Mendelssohn-Sinfonie gut. Das Scherzo ist wunderbar spritzig, der letzte Satz mit dem Choralmotiv über "Ein feste Burg ist unser Gott" erscheint trotzdem sehr erhaben und strahlend festlich.
    Auch, wenn es vom ersten Anschein zwei eher unterschiedliche Werke sind, werden beide von Maazels mustergültiger Interpretation unbewusst zusammengeschweißt, sodass die Kopplung sehr sinnvoll erscheint. Der Mendelssohn bekommt etwas vom Franck'schen Feuer ab, während auf Franck der erhabene Charakter der Reformationssinfonie abfärbt. Sicher sind das absolut subjektive Eindrücke, ich war jedenfalls begeistert.

  • Kommen wir nun zu exotischen Klängen:



    Darius Milhaud: Konzert für Marimba, Vibraphon & Orchester, op. 278 + Suite francaise, op. 248
    Albert Roussel: Petite Suite op. 39 + Suite in F op. 33
    Peter Sadlo, Marimba und Vibraphon


    Münchner Philharmoniker, Sergiu Celibidache
    EMI


    Diese Aufnahme höre ich liebend gerne und sie verbreitet bei mir eine Art Gute Laune. Denn auf dieser CD befindet sich ein Konzert in ungewöhnlicher Besetzung, das Konzert für Marimba, Vibraphon und Orchester von Darius Milhaud. Das ist eines der seltenen Konzerte für Schlaginstrumente. Der Klang der Marimba und des Vibraphons ist sehr angenehm in den Ohren, da es nicht so trocken wie ein Xylophon klingt, sondern durch Röhren unter den "Tasten" ein zusätzlicher Resonanzraum geschaffen wird. Beim Vibraphon wird zusätzlich der Ton durch eine rotierende Scheibe in weitere Schwingung versetzt, so dass er quasi vibriert.
    Beim Hören dieses Konzertes werde ich immer an hawaiianische Klänge erinnert und es erweckt leichte Urlaubsstimmung in mir, obwohl ich noch nie auf Hawaii war. Aber man denkt an Sonne, Sommer und Wärme. Genau das strahlen die Soloinstrumente auch aus.
    Auch die anderen Werke auf dieser CD sind sehr hörenswert, insbesondere die Suite francaise von Milhaud. Das Konzert mit dem tollen Solisten Peter Sadlo und Celibidaches sehr guter Orchesterbegleitung stellt aber dennoch den Höhepunkt auf dieser Aufnahme dar und ist demnach unbedingt empfehlenswert!

  • Folgende CD muss dringend in den Kanon aufgenommen werden:



    Maurice Ravel: Konzert für Klavier und Orchester G-Dur
    Sergej Rachmaninoff: Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 g-Moll, op. 40


    Arturo Benedetti Michelangeli, Klavier
    Philharmonia Orchestra
    Ettore Gracis
    EMI


    Auf dieser CD befindet sich das meiner Meinung nach schönste und perfekteste Ravel-Klavierkonzert, das ich kenne. Die Interpreten zaubern hier Klänge hin, die betörend sind, sie holen aus dem Konzert alles raus, was dort drinstecken mag. Benedetti Michelangeli verfügt über die richtige Technik, sein Anschlag ist genau auf das Konzert abgestimmt, für mich ist das einfach nur noch Wahnsinn.
    Ebenso überzeugend wie der Ravel ist auch der Rachmaninoff, das Werk liegt mir aber nicht so nahe wie Ravels Klavierkonzert.
    Auch die Klangqualität ist sehr überzeugend. Eine absolut empfehlenswerte Aufnahme.

  • Jetzt mal etwas unbekanntere Werke:



    Sir Arthur Bliss
    Konzert für Klavier und Orchester B-Dur + Klaviersonate + Konzert für 2 Klaviere und Orchester


    Peter Donohoe, Martin Roscoe, Klavier
    Scottish National Orchestra
    David Lloyd-Jones
    Naxos


    Mir geht es in dieser Aufnahme vornehmlich um das B-Dur-Konzert von Bliss. Eines der besten Klavierkonzerte, die ich in letzter Zeit kennengelernt habe. Von Bliss selbst als "romantisches Werk im großen Stil" bezeichnet, verdient es diesen Titel völlig zu Recht.
    Mit seinem anpackenden Charakter steht das Konzert in der Tradition von Tschaikowsky und Liszt. Dabei ist es schwierig, direkte Vorbilder zu erkennen, da Bliss einen ganz eigenen Stil findet und anschlägt. Und dieser vermag mich so, in seinen Bann zu ziehen.
    Der Charakter ist im Grunde recht herb, sehr intensiv, geradlinig und direkt, dabei aber nie gewalttätig oder zügellos. Zwischen diesen "bodenständigen" Passagen finden sich auch immer wieder lyrische Teile, die himmlisch sein können, wenn z.B. das Klavier zart die Solovioline im Orchester begleitet.
    Formal ist das Konzert traditionell angelegt. Im ersten Satz werden 4 Themen in einer grandiosen Durchführung verarbeitet. Nach einem ruhigen Mittelsatz folgt der rondoartige Schlusssatz, der noch einmal begeistern kann. Das Konzert ist technisch hoch anspruchsvoll. Vielleicht wurde es daher bis hierhin so gut wie nie eingespielt. Die Uraufführung des Konzerts spielte übrigens Solomon unter der Leitung von Adrian Boult.


    Ähnlich gearbeitet ist die Klaviersonate, die rund 20 Jahre später entstand. Das Konzert für 2 Klaviere und Orchester ist eine Bearbeitung von Bliss von einem früheren Konzert von ihm, das neben einem Klavier auch einen Tenorpart beinhaltete. Da aber die Aufführung in dieser Besetzung schwierig war, arbeitete er es später um. Dieses Konzert ist ein wenig lockerer gearbeitet, mit etwas mehr Effekt.


    Eine dicke Empfehlung an alle, die sich mit den großen bekannten romantischen Klavierkonzerten im Standardrepertoire nicht zufrieden geben. Dieses Werk hat es verdient, öfter gespielt zu werden!

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  • Nach über einem Jahr Pause in meinem Thread geht es jetzt endlich weiter.


    Maurice Duruflé: Suite op. 5 für Orgel; Chant donné (Hommage à Jean Gallon, 1949); Méditation; Prélude sur l'introit de l'Épiphanie op. 13; Scherzo op. 2; Fugue sur le thème du Carillon des Heures de la Cathédrale de Soissons op. 12; Prélude, Adagio et Choral varié sur le thème du "Veni Creator" op. 4; Prélude et fugue sur le nom d'Alain op. 7


    Friedhelm Flamme an der Mühleisen-Orgel (2000) der Stiftskirche zu Bad Gandersheim (cpo)


    Diese Aufnahme des nahezu kompletten Orgelwerks Duruflés ist in den letzten gut 12 Monaten zu der mir vielleicht Wichtigsten überhaupt geworden. Keine andere CD höre ich so regelmäßig und habe auch regelmäßig Verlangen nach ihr wie bei dieser.
    Warum ist das so? Zum einen ist das generell die Liebe zur Orgelmusik, aber bei Duruflé habe ich das Gefühl, dass mich seine Musik im tiefsten Inneren anspricht, diese Musik also sehr persönlich wird.
    Sie lässt mich dementsprechend auch nie kalt, sondern berührt mich immer in einer ganz besonderen Art und Weise.
    Ganz besonders herausheben möchte ich dabei dieses Werk: Prélude, Adagio et Choral varié sur le thème du "Veni Creator" op. 4.
    Allein schon die meditative Stimmung der ersten beiden Sätze, die mich in eine andere Welt entführen. Und dann der prächtige Variationssatz, der ja den bedeutenden gregorianischen Pfingsthymnus verarbeitet. Hierbei spielt dann auch unmittelbar das religiöse Element mit rein, das sich bei mir in einem unbeschreiblichen Gefühl festsetzt und bei Verklingen des Werkes mich "verklärt" zurücklässt.


    Das sind alles ganz persönliche Eindrücke und Gefühle, die bestimmt nicht übertragbar sind. Deswegen glaube ich auch nicht unbedingt, dass es Anderen mit dieser Aufnahme so gehen wird wie mir. Ich bekomme dafür auch keine Entzückungsgefühle, wenn ich eine Bach-Fuge aus dem Wohltemperierten Klavier höre.


    Nun vielleicht noch ein Wort zur Interpretation der Aufnahme. Friedhelm Flamme, ein Schüler Gerhard Weinbergers, kann an der Orgel seine gesamten Klangvorstellungen konsequent umsetzen. Die Orgel verfügt über 15 x 10 Setzerkombinationen und man hört, dass viele davon benutzt werden. Die Registrierungen passen meiner Meinung nach jeweils haargenau auf die Stimmungen und Charakter der einzelnen Werke. Die Tonqualität der Aufnahme ist bestechend gut und so findet man hier eigentlich alles vereint, was eine perfekte Orgelaufnahme haben muss. Dazu möchte ich aus einer Rezension von klassik-heute einen Satz zitieren: "Hier ziehen Musik, Organist, Tonmeister, Registrantin, Instrument und Raum in seltener Weise einmütig und erfolgreich an einem Strang."
    Abgerundet wird die Produktion durch ein informatives Booklet (das auch die Registrantin vorstellt) und ein wunderschönes CD-Cover.


    Für mich also eine ganz besondere Aufnahme und momentan DIE Unverzichtbare Klassikaufnahme schlechthin.

  • Da kommt noch eine Orgelaufnahme hinterher. Denn wenn ich sie als Best-Buy 2008 nominiert habe, darf die Aufnahme auch bei den Unverzichtbaren natürlich nicht fehlen:



    Max Reger: Orgelwerke Vol. 8
    Choral "Ein feste Burg ist unser Gott" op. 27; Scherzo und Romanze aus "Zwölf Stücke op. 80"; Präludium & Fuge fis-moll; Choravorspiele op. 135a Nr. 11-34; Introduktion & Passacaglia d-moll


    Martin Welzel an der Klais-Orgel der Kathedrale zu Trier
    Naxos


    Dass ich mir diese CD kaufe, war klar, da ich die Naxos-Reihe mit den Reger-Orgelwerken sammle. Gefreut hatte ich mich im Vorfeld schon sehr auf die restlichen Choralvorspiele von op. 135a, nachdem mich die ersten Zehn schon auf Vol. 2 begeistert haben. In der Tat konnte mich der Rest auch auf dieser CD überzeugen.


    Womit ich aber nicht rechnete war, dass ein Stück wie eine Bombe einschlug und alles übertraf. Und das war nicht eines der großen Stücke auf der CD, sondern das relativ kurze Scherzo aus op. 80.
    Dessen Charakter und die für Reger so typischen Harmonien, die ich so liebe, sprachen mich so sehr an, dass ich das Stück zeitweise in Schleife hören musste, um meine Lust danach zu stillen. Und auch heute ist es noch so, dass ich regelmäßig den ersten Track überspringe, um das Scherzo (mit diesem traumhaft schwebendem Trio) zuerst zu hören.


    Auch der Rest ist sehr hörenswert. Die Registrierungen in den unterschiedlichen Choralvorspielen empfinde ich als besonders gelungen, fangen sie doch die jeweiligen Stimmungen sehr schön ein.
    Wer also Orgelmusik von Reger mag und auch abseits der großen Werke etwas entdecken will, liegt hiermit genau richtig!