Sergej Rachmaninow: Symphonie Nr. 1 op. 13 - Geschichte einer Katastrophe

  • Auf Grund des überraschend großen Interesses an den Sinfonien von Sergej Rachmaninoff eröffne ich hier einen Tread über seine erste Sinfonie, die bei der uraufführung aus vielerlei Gründen ein Mißerfolg war und Rachmanninov für einige Jahre an seiner Schaffenskrift zweifeln liess, weshalb er seine kompositorischen Aktivitäten für diese Zeit einstellte.
    Es wurde schon einiges im Thread über die Dritte zur Ersten gesagt, wobei ich die jeweiligen Autoren bitte, sich hier entweder selbst zu zitieren - oder die Texte hier erneut - in angepasster Form einzustellen


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred


    TAMRUSINFO

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Schön dass wir für die Sinfoniue Nr.1 nun einen eigenen Thread haben ... hatte ich nämlich auch geplant ...


    Die 4 Sätze des rund 47Min dauernden Werkes sind:
    1. Grave - Allegro ma non troppo - Allegro vivace
    2. Allegro amimato
    3. Larghetto
    4. Allegro con fuoco


    Alle Sätze fangen übrigens mit dem gleichen Motiv an, das je nach Satztyp mehr oder weniger auffwühlend ertönt.


    Die 1, Sinfonie, uraufgeführt 1897 wurde von der Kritik verrissen, das Publikum mochte sie auch nicht, ebensowenig wie der Dirigent, der auch dem Komponisten persönlich nicht wohlgesonnen war. Angeblich war das Werk vielen zu "modern", was später als eigenartig empfunden wurde. Der von Grund auf zu Selbstzweifeln neigende Rachmaninoff wolte daraufhin keine weitere Sinfonie mehr komponieren. Erst eine länger andauernde Hypnose-Therapie beim Psychiater Dr Nikolai Dahl konnte diese Blockade brechen.Die erste Komposition nach der Heilung war das 2. Klavierkonzert op 16, welches er Dr. Dahl widmete. Die Uraufführung fand am 27. Oktober 1901 statt. Es dauerte noch einige Zeit, bis Rachmaninoff sich an seine 2. Sinfonie wagte. Sie entstand in Dresden, wurde 1908 aufgeführt und Sergej Tanejew gewidmet.


    Hier in diesem Zitat fehlt eine Menge Hintergrundinformation.
    :angel: Und da ich die Sinfonie Nr.1 sogar von allen 3 Sinfonien incl.der Jugendsinfonie am höchsten schätze, möchte ich dies unbedingt richtig stellen, um dieses packende mitreissende Werk nicht in falschem Lichte dastehen zu lassen. ;) Der Name des Dirigenten muss natürlich auch genannt werden !!!


    Rachmaninoff hatte einfach unwarscheinliches Pech, das die UA 1997 von seinem Komponistenkollegen Alexander Glasunow geleitet wurde. Dieser "Säufertyp" war bei der UA betrunken und hat (laut Rachmaninoff: "Es war als würde er nichts verstehen !") so ganz und gar kein Verständnis für das Werk aufgebracht und wurde es wurde von Glasunow völlig danebeninterpretiert. Dazu kam noch das konservartive Leningrader Publikum, das auch keinen Sinn für das damals moderne Werk - keine leichte Kost - aufbrachten ... und so kam es zu dieser UA-Katastrophe.
    Rachmaninoff war über den Misserfolg so geknickt, dass Rachmaninoff die Partitur zurückzog und 1917 in seinem Landhaus verwahrte, wo sie während der Revolution verloren ging. Gegen Kriegsende fand man im Moskauer Konservatorium die Orchesterstimmen mit denen die Partitur rekonstruiert werden konnte.
    Ein halbes Jahrhundert später erklang die Sinfonie Nr.1 dann 1945 wieder, nachdem Rachnaninoff bereits zwei Jahre tot war.


    *** Einer der objektiven Kritiker der Zeit aus Leningrad war Nikolai Findeisen. Er wusste die Sinfonie entsprechend zu würdigen und sprach schon 1897 von der "Schönartigkeit, Neuheit und Inspiration" des Werkes.
    Dem kann ich mich nur anschliessen, denn wenn ich mir nun im Vergleich zu den 3 Rachmaninoff-Sinfonien die 8 wesentlich altmodischeren und für mich langweiligen Glasunow-Sinfonien anhöre, dann hat sich für mich auch eindeutig die Frage erledigt, wofür ich mehr Sympathie aufbringe.
    Quatitativ empfinde ich dieses Werk kein bischen schwächer als beispielsweise die Tschaikowsky-Sinfonien. ES ist einfach ein vollblutstarkeecht russische Sinfonie, die bei der UA total verkannt wurde.


    Auch wenn ich gerade die Maazel-Aufnahme (DG) der Ersten wenig schätze, so hat das vorbildliche DG-Programmheft hier einige weitere wichtige Infos zu den 3 Rachmaninoff-Sinfonien abgedruckt (natürlich in deutsch).



    Zu den Aufnahmen der Sinfonie Nr.1:
    Meine Erstaufnahme auf LP mit Swetlanow mit seinem Staatlichen SO der UDSSR (Melodia/Eurodisc, 1966) hat bei mir eingeschlagen wie eine Bombe. Ich genau so war erschlagen wie begeistert und halte diese auch nach wie vor für die Packenste mit dem grössten Gänsehautfaktor. Das Finale der Sinfonie Nr.1 ist der Hammer !!! :hail: Das hört man so unmittelbar niederschmetternd nur bei Swetlanow.
    Im Prinzip steht Swetlanows spätere Aufnahme der Sinfonie Nr.1 vom Oktober (Warner, 1995) mit gleichem Orchester der Frühen nur wenig nach. Sie hat zumindest bedingt durch die Aufnahmedaten, die bessere Klangqualität für sich zu verbuchen. Swetlanow hatte in diesen späten Aufnahmen der 3 Sinfonie den Drang die Sätze etwas stark zu verschleppen, was bei der Sinfonie Nr.1 noch gut funktioniert, aber genau das gefällt mir bei den Sinfonien Nr.2 und 3 gar nicht; sodass man hier zu den frühen Aufnahmen greifen sollte.
    Nebenbei: Die Sinfonien Tänze sind auch in beiden Swetlanow-Aufnahmen TOP gelungen mit ebenfalls eindeutig grösserem Biss-Faktor für die Erstaufnahme.


    Die 3 Sinfonien sind auf CD direkt bei Melodiya und in sehr gut gelungenem Remastering auf dem amerikanischen Label Moscow Studio Archives, gem der Abb. erhältlich.
    Ich habe mich für die seinerzeit preiswertertere Variante vom Megaphon Importservice entschieden,
    die MOSCOW STUDIO ARCHIVES, die 2003 in den USA produziert und neu remastert wurden:

    Moscow Studio Archives, 1966, ADD



    WARNER; 1995




    Als Rach-Sinfonie 1-Fan habe ich fast alle verfügbaren Aufnahmen mit russischen Dirigenten vorliegen:
    Swetlanow (Beide), Ashkenazy, Jansons und Roshdestwensky. Die von Gergiev (DG) habe ich bald wieder entsorgt, weil die den Kern gar nicht trifft und gegen die Anderen zu belanglos und viel zu brav wirkt, ähnlich wie bei Maazel (DG). Previn, Slatkin und de Waart interessieren mich weniger, was Hörtests mir auch auch bestätigten.


    Leider hatte Roshdestwensky mit dem BBC PO, Live in der Royal Albert Hall 1979 ein zwar gutes, aber vom Klang zu abgeklärtes Orchester zur Verfügung, sodass die Qualitäten und der Biss der anderen gennanten russ. Dirigenten nicht erreicht wird. (Die CD war aber in erster Linie auch wegen dem Prokofieff Stück angeschafft worden.) Da geht die Post bei weitem nicht so ab, wie man es sonst mit dem ausgezeichneten Live-Feeling aus der Royal Albert Hall gewohnt ist.



    BBC Music, 1979, ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ich schätze Rachmaninow als Symphoniker sehr - ich halte seine Symphonien und Symphonischen Dichtungen für bedeutend. Die 1. Symphonie ist ein beeinruckendes Stück - mit deutlichem Anklang an Berlioz. Die Ashkenazy-Aufnahme mit dem Concertgebouw-Orkest ist schon Klasse - es gibt aber noch eine zweite Ashkenazy-Kompletteinspielung der symphonischen Werke von Rachmaninow aus Sidney:



    Schöne Grüße
    Holger

  • Ja, die Ashkenazy-Aufnahmen sind auch wirklich gut.
    Die Ashkenazy-GA mit dem Concertgebouw Orchestra (Decca), gefällt mir insgesamt (ohne Einzelbetrachtungen) deutlich besser als der zu stark romantisierende Jansons (EMI).
    Mit dem Concertgebouw Orchestra baut Ashkenazy Spannungsbögen mit russ.anmutendem Klang auf, als wenn er ein russ.Orchester vor sich hätte. Ganz herausragend die Sinfonie Nr.1 und die Sinfonischen Tänze sind nach den Swetlanow-Aufnahmen auch ein Hammer !



    Decca, 1982/84, DDD


    :pinch: Kein Wunder, das Ashkenazy hier, wie auch bei den Sibelius-Sinfonien, mit seinem neuen Orchester bei EXTON neue Aufnahmen vorlegt. Klanglich sind die sicher ausgezeichnet und up to date; ob tatsächlich noch eine Verbesserung erzielt werden konnte - muss man mal prüfen ... bei Sibelius reingehört - hatte ich nicht durchweg bei allen Sinfonien den Eindruck eines Vorteils, die Interpretation betreffend.
    Und ob der Preisunterschied zwischen den gewohnt klangstarken Aufnahmen auf Decca (~13Euro) und Exton (79Euro) lohnt, wäre eine weiterer heisser Punkt.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Teleton schrieb: (2 Zitate)


    Zitat

    Die Ashkenazy-GA mit dem Concertgebouw Orchestra (Decca), gefällt mir insgesamt (ohne Einzelbetrachtungen) deutlich besser als der zu stark romantisierende Jansons (EMI).


    Zitat

    Meine Erstaufnahme auf LP mit Swetlanow mit seinem Staatlichen SO der UDSSR (Melodia/Eurodisc, 1966) hat bei mir eingeschlagen wie eine Bombe. Ich genau so war erschlagen wie begeistert und halte diese auch nach wie vor für die Packenste mit dem grössten Gänsehautfaktor. Das Finale der Sinfonie Nr.1 ist der Hammer !!! :hail: Das hört man so unmittelbar niederschmetternd nur bei Swetlanow

    .


    Es ist natürlich legitim das so zu sehen - ist aber dennoch kein Dogma. Schon immer gab es das Spannungsfeld der "Dramatiker" die die Musikalität der "Aussage " (was immer man darunter verstehen mag) opferten - und es gab auch immer die "Behübscher, die da meinten "Musik" sei ein von den "Musen" abgeleitetes Wort, und habe zumindest in Grundzügen "Schönheit" zu vermitteln. "Niederschmetternd hat in deren Vokabular keinen Platz. Dieser Konflikt tritt immer wieder auf, ich erinnere hier nur an den Streit der Wiener Philharmoniker mit Bernstein, dem sie Mahler (den sie sowieso nicht mochten) zu wenig ordinär spielten.


    Ich finde, daß Jansons die richtige Balance trifft, die Aufnahme (ich kenne inzwischen sowohl die 3. als auch die erste) hat durchaus Biß, die Dynamik ist umwerfend, aber sie ist nicht verstörend oder "niederschmetternd"


    Prinzipiel pflichte ich aber bei, dass die Erste eine wertvolle Sinfonie ist, die von der Kritikerwelt unterschätzt wurde unf wird. Perdönlich ziehe ich sie der Dritten vor.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Sergej Rachmaninoff (1873—1943) etwa zur Zeit der Entstehung der 1. Symphonie


    Von den drei Symphonien Rachmaninoffs dürfte die Zweite (1906/07) die bei weitem bekannteste und beliebteste sein. Vermutlich ist auch die Dritte (1935/36), die der Komponist trotz ihrer seinerzeit mäßigen Aufnahme für eines seiner größten Werke hielt, noch bekannter als die Erste (1895).


    Entstanden ist diese Symphonie Nr. 1 d-Moll op. 13 zwischen Jänner und Oktober 1895 im Anwesen Iwanowka nahe Tambow, rund 420 km südöstlich von Moskau. Die kaum geprobte Uraufführung unter dem stark angetrunkenen Dirigenten Alexander Glasunow am 28. März 1897 geriet zum Fiasko, welche einen psychischen Zusammenbruch Rachmaninoffs bedingte und ihn jahrelang vom Komponieren abhielt.


    Rachmaninoff verbot nach diesem Debakel jede weitere Aufführung der 1. Symphonie zu seinen Lebzeiten, so dass sie erst im Jahre 1945 unter Stableitung des sowjetischen Dirigenten Alexander Gauk eine zweite Premiere erhielt. Allmählich konnte sie sich auch außerhalb der Sowjetunion im Repertoire etablieren: Die US-amerikanische Erstaufführung fand 1948 unter Eugene Ormandy in Philadelphia statt. In Großbritannien war dies erst 1964 unter Bryan Fairfax der Fall, in Australien gar erst 1985 unter Wladimir Werbitsky.


    Das Werk gliedert sich in vier Sätze:


    I. Grave - Allegro ma non troppo
    II. Allegro animato
    III. Larghetto
    IV. Allegro con fuoco


    Auffällig ist, dass Rachmaninoff ein biblisches Epigramm über die Partitur schrieb, welches auch von Tolstoi bei "Anna Karenina" verwendet wurde:


    "Mein ist die Rache, ich werde vergelten, spricht der Herr." (Röm 12,19)


    Die Parallelen zu diesem Werk Tolstois sind noch größer. So widmete Rachmaninoff seine 1. Symphonie "A. L.", war für gewöhnlich als Zigeunermädchen Anna Lodischenskaja identifiziert wird.


    Zu sehr will ich das Werk vorerst gar nicht analysieren. Das Dies-irae-Motiv spielt jedenfalls eine bedeutende Rolle und verklammert die vier Sätze miteinander. Interessant auch die Verwendung eines Tamtams im Finale, das umso effektvoller ausklingt. Ein sehr ambitioniertes Werk für einen jungen Komponisten, dessen Misserfolg bei der Uraufführung sicherlich nicht gerechtfertigt war. Die damals mokierten Dissonanzen waren offensichtlich viel eher der desolaten Orchesterleitung Glasunows zuzuschreiben.


    Wie schätzt ihr dieses Werk ein? Kann es neben etwa gleichzeitig enstandenden Symphonien bestehen? Oder ist es doch nur das Werk eines jungen Komponisten, der noch nicht auf seinem Zenit angelangt war? Und nicht zuletzt natürlich: Welche Aufnahmen sind empfehlenswert?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Josef,


    ich schätze die Sinfonie Nr.1 ganz besonders hoch - sogar höher als die Sinfonie Nr.2.
    Alfred hatte im Juni 2016 einen neuen Thread zur Sinfonie Nr.1 und 3 eingestellt --- :!: diese aber nicht ins Themenverzeichnis eingestellt. :rolleyes:


    Von daher bitte ich Josefs informativen und anerkennenswerten Beitrag an den Rachmaninoff - Sinfonie Nr.1 - Thread anzuhängen.
    Ab Beitrag 2 findest Du dann auch die empfehlenswerten Aufnahmen:


    Und eines dürfte klar sein: :angel::thumbsup: Über Swetlanow geht eigendlich keine Aufnahme der Ersten ... aber die von 1966 ! :hail:

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ich wusste doch dass wir einen anständige Einzel-Thread´s für die Rachmaninoff-Sinfonien haben ... ;) ... immer noch nicht im Themenverzeichnis enthalten ... !!!



    Letzte Woche hatte unser geschätzter Norbert die Sinfonie Nr.1 und die Toteninsel in der relativ neuen Aufnahme mit Slatkin / Detroit SO (NAXOS) im Hörprotokoll.
    Da ich die CD für unter 1Euro ergattern konnte habe ich diese Aufnahme in der angekündigten guten und zeitgemässen Klangqualität erworben.


    Wo Slatkin in Die Toteninsel noch ganz gut überzeugen kann, auch wenn ihm die unheimliche Atmosphäre (wie bei Batiz oder Swetlanow) abgeht, so finde ich die Sinfonie Nr.1 in den Sätzen 1 - 3 noch einigermassen gut anhörbar, auch wenn ihnen mit Slatkin eine Menge Spannung fehlt. ES ist mir zu brav und zu sauber !
    :( Leider habe ich den Eindruck, als wenn Slatkin mit dem Finalsatz wenig anfangen kann: Es wirkt ziemlich belanglos und er verpasst eine Menge Passagen, in denen er richtig Spannung erzeugen könnte. Dadurch ergeben sich zwar durch die zeitgemässe Klangtechnik einige hörbare Details, aber es bleibt flach und zu piksauber. Auch der Höhepunkt im Finale des 4.Satzes in dem der Gong (bei ihm mehr angetippt) wird, müsste eine Hochspannung erzeugen. Er lässt diese Spannung gar nicht zu, lässt den Gong nicht ausklingen und setzt setzt diese von Rachmaninoff komponierte wunderbare musikalische Antwort auf diesen verpassten Höhepunkt gleich fort. Der Rest des Finales, das vor Spannung nur so bersten müsste, bleibt dann auch mehr an der Oberfläche und gerät ihm viel zu brav ohne die gebotene Sidehitze. Ich hatte bei Hören kein Gefühl der Erfüllung von Spannung; schon gar keine Gänsehaut !


    *** Ich persönlich bin natürlich ganz deutlich von Swetlanows beiden Referenzaufnahmen (diese Bezeichnung verwende ich sehr ungerne und selten - aber hier trifft sie zu) von 1966 und 1986 geprägt. Nach Slatkin habe ich dann gestern auch die neuere Swetlanow-Aufnahme der Sinfonie Nr.1 - 4.Satz (Warner) gehört ... :angel: was für ein Kontrast, welch eine Megaspannung, ja was für ein Hammer !


    Slatkin unterscheidet sich auch deutlich von der ungleich besseren und russisch anmutenden Westaufnahme mit Ashkenazy / Concertgebouw Orchestra (Decca) - was für eine Spannung weis auch Ashkenazy hier zu offenbaren !


    :| Ich denke die CD wird, trotz der sauberen Klangtechnik, voraussichtlich gleich in das Regal mit den CD´s die weitergegeben werden können einsortiert. Ich muss Die Toteninsel noch einmal genau hören: Batiz, Rachmaninoff, Ashkenazy und natürlich Swetlanow sind hier die ersten und vorzuziehenden Adressen.



    Hier wird einmal mehr deutlich, dass Klangtechnik in der Tat nicht alles ist. Die Decca-Aufnahmen mit Dorati/Detroit SO habe ich durchweg als klanglich nochmal besser in Erinnerung; und so doll hat Naxos es auch nicht drauf ... um das Orchester nicht zu mittenbetont wahrzunehmen, musste ich bei der Slatkin-Naxos-Aufnahme mit dem Hörsessel recht weit nach vorne rücken um mehr Breitenwirklung zu haben ... mit dem KH war das Ergebnis natürlich sauber.



    Naxos, 2012, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ich schätze Rachmaninow als Symphoniker sehr - ich halte seine Symphonien und Symphonischen Dichtungen für bedeutend. Die 1. Symphonie ist ein beeinruckendes Stück - mit deutlichem Anklang an Berlioz. Die Ashkenazy-Aufnahme mit dem Concertgebouw-Orkest ist schon Klasse - es gibt aber noch eine zweite Ashkenazy-Kompletteinspielung der symphonischen Werke von Rachmaninow aus Sidney:



    Schöne Grüße
    Holger


    Die drei Sinfonien scheinen ihm sehr am Herzen zu liegen, denn inzwischen gibt es die dritte Möglichkeit, ihn zu hören:




    Ich habe mir die ersten beiden Sinfonien zugelegt (die dritte sagt mir nicht so sehr zu) und muss gestehen, dass ich mit der Aufnahme der 1. Sinfonie nicht so recht warm geworden bin. Die alte Aufnahme aus Amsterdam ist wesentlich brillanter und gefällt mir auch tontechnisch besser.


    Wolfgangs Meinung über die Aufnahme mit Slatkin kann ich aus seiner Sicht zwar nachvollziehen, aber nicht teilen. Im Laufe der Jahre lernt man die gegenseitigen Hörpräferenzen kennen, und so verstehe ich, dass Slatkin ihn "zu wenig Lametta" (Loriot lässt grüßen ;) ) bietet.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Ich habe mir die ersten beiden Sinfonien zugelegt (die dritte sagt mir nicht so sehr zu) und muss gestehen, dass ich mit der Aufnahme der 1. Sinfonie nicht so recht warm geworden bin. Die alte Aufnahme aus Amsterdam ist wesentlich brillanter und gefällt mir auch tontechnisch besser.

    Lieber Norbert,


    diese Konzertaufnahmen kenne ich nicht, muss ich mal reinhören. Ihm liegt offenbar sehr daran, sich für Rachmaninow einzusetzen. Ich fand allerdings auch nach den Hörschnipseln, dass die Aufnahmen aus Sidney nicht an die alte Referenz aus Amsterdam herankommen. Das Orchester ist einfach eine Klasse für sich. Gerade die 1. finde ich phänomenal! :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

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  • Lieber Holger,


    ja, es stimmt schon, die frühe Digitalaufnahme aus Amsterdam (1982) klingt superb und glänzt durch das herausragend gute Orchester. Da kann für mich die gewiss gute neue Aufnahme aus London nicht mithalten.


    Ich höre übrigens gerade



    und kann hier nur sehr, sehr gutes berichten. Die Live-Aufnahme der Sinfonie entstand am 10./11.04.2013 und ist an Farbenreichtum, Temperament und Spannung kaum zu überbieten. Ich schätze an der Aufnahme mit Slatkin gerade die von Wolfgang bemängelte Ausgewogenheit (von ihm "brav und sauber" genannt; nebenbei ist das keine Kritik an Wolfgang), kann aber anerkennen, dass Petrenkos "Sturm und Drang" (er war zum Zeitpunkt der Einspielung 36 Jahre alt) der Sinfonie sehr gut tut.


    Mittels klug gesetzter Accelerandi treibt er die Musik stellenweise stürmisch voran, betont aber auch die Dramatik im "Larghetto" durch ein dramatisches Abbremsen des Tempos, bei ihm ist ibs. das Schlagzeug wesentlich präsenter zu hören als bei Slatkin und er fordert und erhält Höchstleistungen des Orchesters. Das Orchesterspiel übertrifft hier selbst die Brillanz und Spielfreude des Concertgebouw Orchesters (diese Aussage soll etwas heißen, denn das CGO ist mein Lieblingsorchester). Dynamischer, detailreicher und rhythmisch prägnanter kann man die Sinfonie kaum spielen. Ich habe mir die von Wolfgang explizit genannte Stelle im Finale mit dem Gong angehört und dabei einen deutlichen Unterschied festgestellt: Bei Slatkin setzt das Orchesterspiel wesentlich schneller wieder ein als bei Petrenko, der den Gong ausklingen lässt.


    Ich besitze die Swetlanov Aufnahme von 1966, habe sie zum Vergleich mit Petrenko nicht im Vergleich gehört, aber aus dem Gedächtnis heraus ist Petrenko mindestens ebenbürtig.


    Auf gleich hohem Niveau wie die Interpretation und die Spielkultur befindet sich die Tonqualität. Alle Orchestergruppen sind gleichsam prägnant abgebildet, dabei aber gut ausbalanciert. Das Klangbild setzt auf "Üppigkeit", wirkt aber nicht aufdringlich.


    Fazit: Wer diese effektvolle Musik gerne effektvoll hört, kommt an Vasily Petrenko nicht vorbei. Auch die selten zu hörende sinfonische Dichtung "Prinz Rostslav" trägt zum rundherum gelungenen Gesamtbild bei...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Alexander Sladkovsky


    Josef hatte dieser Tage die Sinfonie Nr.2 mit Sladkovsky hervorgehoben und dort den YT-Link eingestellt.


    :saint: Der noch grössere Hammer ist auch die Rachmaninoff Sinfonie Nr.1 mit Sladkovsky mit seinem Tartarstan SO !

    Hingabe und musizieren auf der Stuhlkante - toll !

    Da kann nur nioch der etwas zügigere Swetlanow mithalten.




    =O|| Schade, dass es die nicht auf CD/SACD zu kaufen gibt !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang