Sergej Rachmaninow: Symphonie Nr. 3 op. 44

  • Hallo zusammen,


    Sergei Wassiljewitsch Rachmaninow (leider stehe ich auf Kriegsfuß mit der korrekten Schreibweise russischer/slawischer Namen) ist hier im Forum reichlich unterrepräsentiert. Weder gibt es bisher einen Thread zu seinen sämtliche Sinfonien, noch zu den Sinfonien 1 und 3 (zumindest nicht laut Alfreds Themenverzeichnis). Ein wenig unverständlich, denn die Werke scheinen doch recht populär. Anders ist zumindest die Anzahl verfügbarer Aufnahmen nicht erklärbar.


    Dieser Thread soll zunächst nun der 3. Sinfonie gewidmet sein. Das Zusammenkopieren von Infos aus dem Netz halte ich grundsätzlich für mühsam und auch vergleichsweise unnötig. Daher an dieser Stelle nur ein paar Punkte verbunden mit den Hinweisen auf den englischen, wie deutschen Wikipedia-Artikel (deutsch, englisch).


    Rachmaninow schrieb die Sinfonie zwischen 1935 und 1936. Eine Revision erfolgte 1938. Die Uraufführung 1936 in Philadelphia leitete Leopold Stokowski mit seinem Philadelphia Orchestra. Das Werk hat drei Sätze:


    I. Lento—Allegro moderato (a-moll)
    II. Adagio ma non troppo—Allegro vivace
    III. Allegro—Allegro vivace—Allegro (Tempo primo)—Allegretto—Allegro vivace (A-Dur)


    Das Echo bei der Vorstellung der Sinfonie war mäßig, was zumindest dahingehend nachvollziehbar erscheint, als dass es zwar keine sonderlich moderne Musik ist (die Erwartungen eher avantgardistischen Publikums wurden nicht getroffen), die Komposition anderseits - obwohl tonal komponiert - aber auch nicht so direkt und „süffig“ ins Ohr geht, dass sie unmittelbar in Erinnerung bleibt. Jedenfalls erscheint sie mir nicht als "sofort identifizierbarer Hit".


    Die Noten sind bspw. hier einsehbar: KLICK


    Auf Tonträger ist sie mehr als ausreichend gut dokumentiert - und zwar nicht bloß im Rahmen von Gesamtaufnahmen der Sinfonien. Nachstehend eine (nicht vollständige) Liste modernerer (= Stereo) Interpretationen auf CD (Einspielungen im Rahmen von Zyklen sind in Klammern mit „GA = Gesamtaufnahme“ gekennzeichnet):


    2015: London Philharmonic Orchestra, Vladimir Jurowski (LPO)
    2014: London Symphony Orchestra, Valery Gergiev (LSO Live)
    2014: Orchestre de Paris, Paavo Järvi (Erato/Warner)
    2012/13: Gürzenich-Orchester Köln, Dmitri Kitaenko (OEHMS) (GA)
    2011/12: Detroit Symphony Orchestra, Leonard Slatkin (Naxos) (GA)
    2011: Singapore SO, Lan Shui (BIS)
    2010: BBC Philharmonic Orchestra, Gianandrea Noseda (Chandos)
    2010: Royal Philharmonic Orchestra, Vasily Petrenko (Warner)
    2007: London Philharmonic Orchestra, Osmo Vänskä (LPO)
    2001: Royal Scottish National Orchestra, Owain Arwel Hughes (BIS) (GA)
    1999: Russian National Orchestra, Mikhail Pletnev (DG) (GA)
    1996: National SO of Ireland, Anissimov (Naxos) (GA)
    1992: St. Petersburg Philharmonic Orchestra, Mariss Jansons (Warner/EMI) (GA)
    1991/92: BBC National Orchestra of Wales, Otaka (Nimbus)
    1989: London Symphony Orchestra, Neeme Järvi (Chandos)
    1983: Concertgebouw Orchestra, Vladimir Ashkenazy (Decca) (GA)
    1982: Berliner Philharmoniker, Lorin Maazel (DG) (GA)
    1976-79: Saint Louis Symphony Orchestra, Leonard Slatkin (Vox) (GA)
    1974: London Philharmonic Orchestra, Walter Weller (Decca) (GA)
    1968: USSR Symphony Orchestra, Yevgeni Svetlanov (Regis/Melodia)


    Darüber hinaus sind natürlich die historischen und frühen Mono-Aufnahmen unter Leitung des Komponisten bzw. mit dem Uraufführungsorchester und den mit diesem besonderst assoziierten Dirigenten Stokowski und Ormandy interessant.


    Und da der Aufhänger für diesen Thread ein Anhören der 3. unter Leitung von Owain Arwel Hughes war, kopiere ich meine diesbezüglichen Eindrücke einfach mal hier hinein :):


    Sergej Rachmaninoff (1873-1943)
    Symphonie Nr.3

    Royal Scottish National Orchestra, Owain Arwel Hughes
    BIS, DDD, 2001


    Ich bin zwar kein großer Kenner der Rachmaninoff-Sinfonien, die in zahlreichen Einspielungen vorliegen, dennoch hier ein paar kurze Eindrücke. Die CD hat mir insgesamt gut gefallen. Hughes und sein hervorragend spielendes Orchester liefern eine etwas distanziertere Darbietung, vermutlich gestützt durch die leicht entfernte Klangtechnik, die ein wenig Direktheit vermissen lässt. Weder sind die Aufnahmen unmittelbar zupackend, noch werden Hörer bedient, die nach überschwänglichem Pathos und „russischer Seele“ suchen mögen. Dafür geht Hughes trotz getragener Tempi etwas zu nüchtern mit den Werken um. Für die Aufnahme spricht die Orchesterleistung und wie schön eine Vielzahl von Stellen herausgearbeitet werden. Das ist IMHO klasse musiziert. Der selten eingespielte "Sinfonische Satz in d-Moll" (als "Jungendsinfonie" überschrieben) ist ein weiterer Pluspunkt dieser Scheibe. Meinen Eindrücken ein wenig entgegen stehen die im Netz auffindbaren Besprechungen. Diese sind durchwachsen, wenn natürlich auch nicht „schlecht“: ClassicsToday.com, MusicWeb, Grammophon (zur 2.), BBC-Music-Magazine (zur 1.).


    Viele Grüße
    Frank


    TAMRUSINFO

  • Darüber hinaus sind natürlich die historischen und frühen Mono-Aufnahmen unter Leitung des Komponisten bzw. mit dem Uraufführungsorchester und den mit diesem besonderst assoziierten Dirigenten Stokowski und Ormandy interessant.


    Von Rachmaninov's 3. Symphonie gibt es auch eine Stereoeinspielung mit Leopold Stokowski. Die habe ich mal als LP besessen. Die hatte aber einen technischen Fehler (teilweise nur 1 Kanal zu hören) und wurde deshalb entsorgt.


  • Wie der Zufall so spielt. Gestern langte im Rahmen meiner Juni-Bestellung diese abgeildete 5 CD Box mit sämtlichen Sinfonien und Klavierkonzerten von Rachmaninoff bei mir ein. Es war eine reine Repertoirelückenbereinigung, denn ich besaß bislang lediglich ein paar Aufnahmen von Klavierkonzerten, die Sinfonien Nr 1 und Nr 3 waren indes in meiner Sammlung nicht vorhanden. Keine allzugroße Schande, wenn man ein wenig recherchiert. In meinem Wiener Konzerführer von 1975 ist Rachmaninoff nicht mal erwähnt. Harenberg fasst sich auffallend kurz und kommt über Gemeinplätze nicht hinaus. Ein weiterer Konzertführer ist zwar etwas ausführlicher, allerdings nicht in Sachen Sinfonien. Tatsache ist, daß Rachmaninoff mit seinen Sinfonien nicht punkten konnte. Die erste war durchgefallen, daß der Komponist sich in psychatrische Behandlung begeben musste, um Jahre später, eine zweite zu wagen.
    Generell gab es immer was auszusetzen, war die erste zu modern, war die Zweite zu gefällig am Publikumsgeschmack orientiert, der Dritten sagte man derlei auch nach, allerdings war das dann schon nicht mehr zutreffend - Zudem war der Stil 1936 schon überholt(?)
    Ich habe den Thread hier zum Anlass genommen, die Aufnahme der 3. Sinfonie sofort abzuhören.
    Mit der Aufnahme - ich beziehe mich hier nur auf die Dritte - dürfte ich einen Glückgriff getan haben: Die Dynamik ist hervorragend, die Tonfarbentreue, Räumlichkeit, Präsenz und Balance ebenso. Mariss Jansons - ich hab sonst wissentlich keine Aufnahme mit ihm - bringt die St. Petersburger Philharmoniker zu Höchstleistungen. Immerhin kennt Jansons diese Orchester, denn er war einige Zeit - da hieß das Orchester noch Leningrader Philharmoniker - Assistent des legendären J. Mrawinski. Dieser war ein extremer Perfektionist und hätte keinen mittelmäßigen Dirigenten in seiner Nähe geduldet.
    Ich musste die Sinfonie übrigens mehrfach hören , bis sich mir ihre Qualitäten völlig offenbarten....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Die Sinfonien Nr 1 und Nr 3 waren indes in meiner Sammlung nicht vorhanden. Keine allzugroße Schande, wenn man ein wenig recherchiert. In meinem Wiener Konzerführer von 1975 ist Rachmaninoff nicht mal erwähnt.


    Ich finde, dass es kein Qualitätsmerkmal ist, wenn in irgend einem "wiener Konzertführer" die Rachmaninoff-Sinfonien nicht erwähnt sind.
    8-) Es hängt wohl gerade hier von den Hörvorlieben ab, ob man die 3 Sinfonien mehr oder weniger zu schätzen bereit ist.


    :angel: Mich begeisterten und begeistern die Rachmaninoff-Sinfonien gleich von Anfang an aufs höchste - sogar mehr als die 4 Klavierkonzerte ...
    Die Jansons-Aufnahmen mit dem Petersburger PO (EMI) habe ich auch seit vielen Jahren in der ursprünglichen EMI-6CD-Box. Es sind anständige gut klingende Aufnahmen, die teilweise durch etwas romantisierende Eigenschaften gekennzeichnet sind; was an ihrem hohen Niveau nichts ändern soll und klanglich sind diese DDD-Aufnahmen aus Leningrad voll in Ordnung. ;) Trotzdem - meine absoluten Favoriten sind es nicht.
    :thumbup: Da muss man für meinen Geschmack schon zu Swetlanows ungleich mitreissenderen Aufnahmen greifen ... aber nicht unbedingt die neueren aus den 90er-Jahren (WARNER), sondern klar die alten Melodiya-Aufnahmen aus den 60er-Jahren, die wesentlich mehr Biss haben.
    *** Diese sind klanglich ausgezeichnet durch das Amerikanische Label Moscow Studio Archives Megaphon Importservice, die 2004 in den USA produziert und neu remastert wurden. (Ich habe diese natürlich als Erstaufnahme als LP-Box (Melodia/Eurodisc), die ich aber nur noch aus "Andenkengründen" im LP-Schrank stehen habe und nicht zum Hören. Den LP-Klang der alten Eurodisc-LPs kann man abhaken.) Die neuen Melodiya-Veröffentlichungen auf CD sind auch ungleich besser als die LP-Ausgaben.
    :!: Ich möchte auf den --> Rach2-Thread hinweisen, wo ich alle 3 CD´s der 3 Sinfonien in Beitrag 32 abgebildet und meine Eindrücke zu den späten Swetlanow-Aufnahmen im Vergleich geschrieben hatte.
    Hier ist die Abb der MSA-CD der Sinfonie Nr.3:



    Moscow Studio Archives, 1968, ADD (2004)


    Die Firma Moscow Studio Archives war nur beim Cover etwas ungenau und bezeichnet die Orchester durchgehend mit "The USSR SO". Tatsächlich sind die Aufnahmen 1968-73 der Sinfonien mit mit dem Staatlichen SO der UDSSR (1), Orch.des Bolshoi Theaters Moskau (2) und Staatliches RSO der UDSSR (3), gemacht worden, wie es in Deutschland bei den Eurodisc-LP´s seinerzeit richtig angegeben ist.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Besser als die Jansons-Aufnahmen gefallen mir auch die ebenfalls exqusit klingenden Ashkenazy-Aufnahmen mit dem Concertgebouw Orchestra Amsterdam (DEcca, 1980-82, DDD) , die genau wie die Swetlanow-Aufnahmen mehr russische Direktheit (und Härte) versprühen, als der etwas romantisierende Jansons.


    Aber hier geht es um die Sinfonie Nr.3 ... und die finde ich sogar mit Maazel / Berliner PH ausgezeiteter gelungen, als alle vorgenannten. :!: Wohlgemerkt die Sinfonie Nr.3, denn mit Maazel finde ich die viel zu "soft" interpretierte Sinfonie Nr.1 voll daneben; die Sinfonie Nr.2 im guten Mittelfeld. Die DG-CD mit den Sinfonischen Tänzen unter Maazel habe ich übrigens aus meiner Sammlung entfernt, weil die absolut daneben und langweilig war ...


    Aber so unterschiedlich kanns werden ...
    Maazel veranstaltet bei der Sinfonie Nr.3 keine Kaugummidramaturgie, sondern lässt das Werk straff, kurzweilig und detailgenau klingen. Dies erreicht er durch eine sehr gestaffte Spielzeit, die das Werk deutlich kurzweiliger und für mich einfach ansprechender machen:

    Zitat

    *** Absolut gelungen mit einem Sinn für ein hoch angemessenes Tempo halte ich seine Aufnahme der Sinfonie Nr.3. Eine Interpretation, die mich in allen Belangen voll überzeugt und das Werk spannender gestaltet und allen gefühlsseeligen Schmalz vermeidet. Es entsteht bei Maazel eine innere Spannung, die fast alle Anderen übertrifft. Die Berliner PH zeigen sich zudem in präziser und packender Höchstform. ;) :thumbsup: Die gehört zu den "ausgezeichneten Maazel- Aufnahmen".


    Spielzeiten Sinfonie Nr.3: 12:20 - 11:23 - 11:45 :thumbup:


    Die DG-Aufnahmen gibt es in mehreren Versionen auf CD. Hier die GA auf einer Doppel-CD:

    DG, 1981-84, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Besser als die Jansons-Aufnahmen gefallen mir auch die ebenfalls exqusit klingenden Ashkenazy-Aufnahmen mit dem Concertgebouw Orchestra Amsterdam (DEcca, 1980-82, DDD) , die genau wie die Swetlanow-Aufnahmen mehr russische Direktheit (und Härte) versprühen, als der etwas romantisierende Jansons.


    Ich habe bisher nur die Gesamtaufnahmen der Symphonien mit Ashkenazy und Maazel, und wie Du ziehe ich Ashkenazy bei weitem vor. Die 3. werde ich mir noch einmal vergleichend anhören, vielleicht habe ich Maazel da Unrecht getan.




    Obwohl die Ashkenazy-Aufnahmen eigentlich keine Wünsche offen lassen und mich Rachmaninoffs Symphonien auch bei aller Wertschätzung nicht so begeistern wie seine Klavierkonzerte, wollte ich eigentlich keine weiteren Aufnahmen kaufen. Aber Deine Lobpreisung der alten Swetlanow-Aufnahmen ist sehr verlockend 8o

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Ich muss zugeben, dass ich keine der drei Sinfonien gut kenne, am besten wohl noch die populärste 2. Die 3. habe ich ungeachtet dessen als Favorit in Erinnerung. Wenn auch nicht ganz so originell wie die Sinf. Tänze (wohl Rachmaninoffs bestes reines Orchesterwerk), ist das schon mehr als ein bloßer Neuaufguss romantischer Sinfonien. Zwar keine Avantgarde aber nicht per se rückständiger als gar nicht wenig andere Werke der Zeit. Die Kombination von Scherzo und langsamem Satz in einem ist ein interessanter, eher seltenener Zug (das erste Beispiel gibt es in einer Sinfonie von Berwald). Und Rachmaninoff macht reichlich Gebrauch von dem Dies Irae Motiv, das er auch sonst öfters verwendet, was dem Stück einen düsteren und herberen Charakter verleiht als etwa der schwelgerischen 2. Sinf.
    Abgesehen davon scheint es ein wenig unfair, Rachmaninoff in den Sinfonien gerade das vorzuwerfen, was man in den Klavierkonzerten goutiert, nämlich schamlose Spätromantik. ;)

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Abgesehen davon scheint es ein wenig unfair, Rachmaninoff in den Sinfonien gerade das vorzuwerfen, was man in den Klavierkonzerten goutiert, nämlich schamlose Spätromantik


    Das ist ein wenig komplexer:Die 1, Sinfonie, uraufgeführt 1897 wurde von der Kritik verrissen, das Publikum mochte sie auch nicht, ebensowenig wie der Dirigent, der auch dem Komponisten persönlich nicht wohlgesonnen war. Angeblich war das Werk vielen zu "modern", was später als eigenartig empfunden wurde. Der von Grund auf zu Selbstzweifeln neigende Rachmaninoff wolte daraufhin keine weitere Sinfonie mehr komponieren. Erst eine länger andauernde Hypnose-Therapie beim Psychiater Dr Nikolai Dahl konnte diese Blockade brechen.Die erste Komposition nach der Heilung war das 2. Klavierkonzert op 16, welches er Dr. Dahl widmete. Die Uraufführung fand am 27. Oktober 1901 statt. Es dauerte noch einige Zeit, bis Rachmaninoff sich an seine 2. Sinfonie wagte. Sie entstand in Dresden, wurde 1908 aufgeführt und Sergej Tanejew gewidmat.
    Erst im amerikanischen Exil schrieb Rachmaninoff seine 3. Sinfonie, die wieder schlecht beurteilt wurde - andere Quellen schreiben - sie wurde in Amerika einfach negiert - und Europa schloss sich dieser Haltung an.
    Indes konnt R. diesen Mißerfolg diesmal wesentlich besser verkraften, als bei seiner Ersten. Er war von der Qualität dieser Sinfonie so überzeugt, daß er die luawerme bis ablehnened Aufnahme mit Fassung ertrug.
    Die Ablehnung war diesmal, eben weil Rachmaninoff sich weitgehend von der angeblichen Gefälligkeit der fruheren losgesagt hatte.
    Den "Modernen " war die Sinfonie nicht modern genug - die Konservativen vermissten das, was man von ihr erwartet hatte....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Die 3. Sinfonie halte ich für ein sehr persönliches Werk von Rachmaninow. Wenn nicht gar für das persönlichste. Sie entstand sieben Jahre vor seinem Tod in den USA und – Alfred hatte das bereits herausgestellt – in etwa dreißig Jahre nach der Zweiten. Das sollte bei der Bewertung des Werks, das ich sehr schätze, bedacht werden. Ich höre da viel Sehnsucht nach der alten Heimat heraus, die Sinfonie steckt voller volksliedhafter Themen und Anspielungen. Schließlich wollte er ja wenigstens als Toter heimkehren und in Russland begraben werden, was sich aber nicht erfüllte.


    Leider kenne ich die Aufnahme von Stokowski, dem Dirigenten der UA, gar nicht. :( Der müsste eigentlich den Nerv der Musik gut erfasst haben. Bestellt habe ich mir aber umgehend die frühere Einspielung von Swetlanow, die teleton gepriesen hat. Immer wenn ich mich auf ihn verlassen habe, wurde meine Erwartungen erfüllt. :hello:



    Bei mir findet sich die Einspielung unter Previn. Damit bin ich eigentlich immer zufrieden gewesen und ging davon aus, dass die genügen müsse. Nun plagen mich auch Zweifel.


    Danke für das schöne Thema!


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Hallo,


    herzlichen Dank für die weiteren Beiträge. Es freut mich, dass dieses Thema auf ein wenig Interesse stößt. :)


    Danke insbesondere auch für den Hinweis auf die Previn-GA (EMI/Warner), die momentan leider nicht gelistet zu werden scheint.
    Ich bin mir gerade etwas unsicher, ob ich diese in meiner Erinnerung sehr guten Aufnahmen besitze. Zumindest auf LP sollte ich sie haben...


    Neben Previn sollte man evtl. noch Edo de Waart erwähnen, dem diese Werke offensichtlich so wichtig waren, dass er sie zweimal eingespielt hat, nämlich für Philips wie für Exton.
    Beide Male mit holländischen Orchestern:



    Viele Grüße
    Frank

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  • Bei mir in der Sammlung stehen die GA von Ashkenazy (LP), Previn (LP) und Jansons (CD), die 3. mit Edo Waart ebenfalls, kürzlich kam noch eine Aufnahme aus Liverpool unter Mackerras hinzu, die jetzt aber nichts außergewöhnliches bietet. Von Svetlanov kenne ich bisher nur die Symphonischen Tänze, da wäre also noch eine Lücke zu schliessen. Und dann gab es ja auch noch die Aufnahmen von Ormandy, davon habe ich bisher nur die 1.

  • Wenn es um Rachmaninoff´s Orchesterwewrke geht, dann gibt es eigentlich nur einen Dirigenten, der wirklich herausragend alles herausholt, was an Spannung und Emotion möglich ist = Jewgenij Swetlanow.
    :huh: Seine Aufnahmen der Sinfonie Nr.3 finde ich (für meinen Geschmack) aber vom Tempo zu weit ausgedehnt und daher etwas zu langatmig wirkend. Besonders die späte Aufnahme auf WARNER wurde bei mir von der Empfindung zum Ärgerniss. Die ist sowas von ausgewalzt, wie man es schonmal bem späten Bernstein vorfindet. Auch die überromantische Auffassung der Interpretation ist total nicht mein Fall !
    Mein Favorit bleibt die straffe und präzise Aufnahme mit Maazel / Berliner PH (DG) für die Sinfonie Nr.3, der aber hingegen bei der Sinfonie Nr.1 total durchfällt ...... (siehe Beitrag 5)



    Keine Frage, dass Ormandy ein grosser Rachmaninoff Dirigent war. Er hat mit Rachmaninoff persönlich und vielen anderen Pianisten die Rachmaninoff - Klavierkonzerte in mustergültigen Int vorgelegt.
    Es liegt auch eine recht unbekannte GA der Sinfonien vor, die mich (trotz Swetlanow) interessieren würde. Ich habe bei Ormandy kaum Zweifel, dass hier eine überdurchschnittlich gute GA vorliegt.


    Schon unglaublich wie heute CD´s verrammscht werden. Die "Medimöpse" machens möglich, sodass ich mich für wahnsinnige 39Cent von Ormandy´s Qualitäten bei den 3 Sinfonien auf der abgebildeten Doppel-CD noch von CBS überzeugen kann.
    :thumbsup: Heute gefunden und bestellt ! Ich werde berichten.



    CBS, P1989, Aufnahme ??, ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ormandy ist wirklich in jeder Hinsicht ein ausgezeichneter Dirigent für russisches Repertoire gewesen. Seine Tschaikowsky-Orchesterwerke-GA (SONY) möchte ich ebenfalls nicht missen.


    :thumbup: Ich hatte jedenfalls den richtigen Riecher, mir die Rachmaninoff-Sinfonien mit Ormandy in diesen lange gestrichenen CBS-Aufnahmen zuzulegen.


    Zufällig hatte ich den Vorbeitrag im richtigen Thread platziert, denn die Sinfonie Nr.3 ist wirklich die Interpretation, die mir von den 3Sinfonien am besten gefällt. Nicht nur das -
    :thumbsup: die Aufnahme der Sinfonie Nr.3 ist mein neuer Favorit.
    Während der hochgeschätzte Swetlanow (nur hier) bei der Sinfonie Nr.3 etwas breit und im ersten Satz langgezogen Pinselstrichen agiert, ist Ormandy recht straff und legt eine Präzision an den Tag, die atemberaubend ist, ohne wie Swetlanow die emotionale Seite zu vernachlässigen. Das Philadelphia Orchestra ist fabelhaft disponiert und Ormandy bringt einmal mehr das rusissche Feeling mit ein. Ich höre Details, die mir in anderen Aufnahmen verborgen geblieben sind.
    Das geht noch über meine bisherige Favoritenaufnahmen der dritten mit Maazel/Berliner PH (DG), der aber deutlich weniger mitreisst. (Maazel überzeugt allerdings bei der Sinfonie Nr.1 und den Sinfonischen Tänzen ganz und gar nicht ...).
    Klangtechnisch lässt sich Ormandy mit den wesentlich jüngeren Ashkenazy-Aufnahmen (Decca) vergleichen, aber Ashkenazy, den ich wiederum bei der Sinfonie Nr.1 und 2 schätze, ist mir auch bei der Dritten im 1.Satz viel zu breit.
    *** Hinzu kommt bei Ormandy ein frappierend natürliche und räumliche CBS-Klangtechnik. Die Sinfonie Nr.3 ist in der CD-Box mit der besten Klangtechnik ausgestattet - Aufnahme 1968. Davon können russische Aufnahmen aus gleicher Zeit nur träumen.



    CBS, 1960, 1967, 1968, ADD



    Hier die Spielzeiten im Vergleich mit weiteren Aufnahmen:
    Ormandy ........ 12:47 - 12:29 - 12:56 :thumbup:
    Maazel ............ 12:20 - 11:23 - 11:45 :thumbup:
    Swetlanow 66.. 13:27 - 12:30 - 12:06 :thumbup:
    Swetlanow 95.. 16:16 - 13:58 - 14:03
    Jansons .......... 13:06 - 12:15 - 12:14
    Ashkenazy....... 16:51 - 12:30 - 12:14
    Pletnev ........... 14:22 - 12:49 - 13:37

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Da es eine historische Einspielung durch Rachmaninov selbst gibt, ist es interessant seine Spielzeiten zu erwähnen. Mit denen liegt er nahe bei Deinen Favoriten


    12:48 - 11:48 - 12:34


    Die berühmte Aufnahme durch Leopold Stokowski ist da extremer.


    17:07 - 9:49 - 12:10


    Ob Stokowski den ersten Satz wirklich so zerdehnt oder aber irgendetwas wiederholt, was die anderen nicht tun, erinnere ich nicht mehr. Sein 2. Satz ist aber konkurrenzlos schnell.

  • Keine Ahnung wie es bei der dritten Sinfonie ist; bei der noch längeren zweiten gibt es eine Anzahl "üblicher Striche", die wohl sogar vom Komponisten sanktioniert wurden, und viele ältere Einspielungen haben diese leicht gekürzten Fassungen.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Heute habe ich diese relative Neueinspielung gehört und sie hat mir sehr zugesagt.


    HR2: "Man kann gar nicht anders als berührt sein von der Fülle an Emotionen, die diese spät- und schwerromantische Musik für den Hörer bereithält - und von dem wunderbar warmen und geschlossenen Klang des Orchesters. Es wird durchgehend auf hohem Niveau musiziert, exakt, klar und prägnant. Kräftiges Blech, das zusammen mit Schlagzeugern und dem Pauker einen scharfen, schneidend-kalten Ostwind durch die Lautsprecher wehen lässt. Holzbläser, die zusammen mit dem dunkel-samtenen Streicherklang eine gehörige Portion Wehmut hineingeben." Stereoplay 04 / 12: "Petrenko gelingt ein glänzendes und flammendes Plädoyer für Rachmaninoff und gegen den alten Vorwurf des Eklektizismus."

  • Da mir die 3. Sinfonie nicht sonderlich zusagt, werde ich mir Petrenkos Aufnahme wohl nicht zulegen, kann aber bestätigen, dass er die anderen beiden Sinfonien auf einem sehr hohem Niveau interpretiert und dass die Beschreibung mit dem "glänzenden und flammenden Plädoyer für Rachmaninoff" nicht übertrieben ist.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo Lutgra und Norbert,


    die Sinfonie Nr.3 sagt mir auf jeden Fall in den bevorzugten Aufnahmen sehr zu. Das V.Petrenko mit dem Royal Liverpool SO brillante Aufnahmen hinzaubert, sollte man ungehört vermuten.


    Ich habe mir gerade mal V.Petrenkos Spielzeiten aller 3 Rachmaninoff-Sinfonien angesehen, die sind gerade auch bei der Sinfonie Nr.2 auffallend breit und fallen auch bei der Sinfonie Nr.3 nicht in mein "Zeitfenster". Die Sinfonien will ich straff und nicht zu überromantisiert hören; nur so lösen diese bei mir dann einfach mehr kurzweiligen Hörspass aus.


    ** Spielzeiten Vasili Petrenko Sinfonie Nr.3 = 15:07 - 11.56 - 13:37
    Der 1.Satz ist da besonders breit, was ich bei ähnlich ausgedehnten Aufnahmen mit Ashklenazy, Pletnev und dem späten Swetlanow (1995) bei der Dritten zu einem Gefühl des Auseinanderfallens führte. Möchte nicht wissen, welche Extras sich Stokowski da einfallen liess ...


    Meine Favoriten sind Swetlanow von 1966 (keine Frage - meine Referenz !!!) - solche ausladende Spannung bleibt ungehört und unwiederholt, Ormandy liefert mit seinem Philadelphia Sound eine megaspannende Int und nur bei der Sinfonie Nr.3 auch Maazel, der sogar der zügigste ist, aber hingegen bei der Ersten total durchfällt und die Zweite auch zu sanft (sagen wir zu westlich) präsentiert.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Liebe Rachmaninoff - Freunde,


    in letzter Zeit habe ich wieder mehrfach gelesen, dass die Sinfonie Nr.3 a-moll op.45 bei vielen nicht den grossen Anklang findet, wie die beiden anderen Sinfonien.

    Ich kann dies persönlich weniger nachvollziehen, da ich die Nr.3 ebenfalls hoch schätze. Mag es an den jeweiligen Aufnahmen liegen ?

    Viele Dirigenten übertreiben es mit der Romantik und zerdehnen das Werk bis zum "geht nicht mehr".


    Mir liegen die straffen Aufnahmen von Ormandy (SONY) - Maazel (DG) daher mehr. Obwohl Swetlanow (Melodiya, 1966) in seiner älteren Aufnahme auch nicht gerade der schnellste ist, so kann er hier mit Biss und Gluthitze punkten; sodass das Tempogefühl etwas in den Hintergrund tritt. Wohlgemerkt nicht die späte Warner-Aufnahmvon Swetlanow, die einfach zu extreem überdehnt ist.



    *** Ich möchte heute diesen Thread "nach oben holen" und an Ormandy´s fulminante Aufnahme erinnern, die einfach vom Tempo her genau so absolut stimmig ist, wie Maazel. Ormandy war nicht nur bei den Rachmaninoff - KK ein ausgezeicheneter Begleiter, sondern auch bei den Sinfonien ein authentischer Fachmann, der mit dem Komponisten genaue Absprachen bezüglich Interpretation geführt hat.

    Vielleicht gibt es den Einen oder Anderen der Alternativen anbieten kann, die ich in diesem Fall bei den 3 genannten genialen Favoriten schon lange nicht mehr suche.


    :angel:Die Dritte ist bis zum packenden Finalsatz mit Ormandy der Hammer und müsste jeden von Euch der die Dritte bisher weniger geschätzt hat "vom Hocker hauen".

    Spielzeiten = 12:47 - 12:29 - 12:56


    SONY, 1967/68, ADD


    - Ich habe noch die schönere CBS-CD-Ausgabe -

    CBS, 1967/68, ADD






    (:!:Nebenbei:

    Es gibt 2 Threads zu der Rachmaninoff - Sinfonie Nr.2 die in der Themenliste stehen (wobei der zweite Thread recht "strange" ist und kaum auf Rachmaninoffs Werk wirklich sinnvoll abhebt); aber dieser ausgewogene und sachbezogene Thread zur Dritten fehlt :(!)

    Gruß aus Bonn, Wolfgang