Emanuel SCHIKANEDER

  • An seinen 250. Geburtstag in 2001 hat ja niemand gedacht. So misbrauche ich nun das kommende Mozartjahr 2006, um an ihn zu erinnern:




    Emanuel Schikaneder
    nach einem Kupferstich
    von Hieronymus Löschenkohl


    Emanuel Schikaneder wurde am 1. September 1751 in Straubing geboren. Sein Vater Joseph war Adels- und Pfarrdiener, seine Mutter Juliana geb. Schießl unterhielt später in Regensburg einen kleinen Kramerladen und Baumwollhandel. Schikaneder hatte noch drei Geschwister. Sein Bruder Urban [2.11.1746-11.04.1818] und er selbst studierten Humaniora und widmeten sich der Musick. Letzterer, später zunächst als Johann Baptist Schickeneder bekannt, war einer der besten Schüler der ersten Klasse des Jesuitengymnasiums St. Paul.


    Vermutlich stieß Schikaneder 1773 in Augsburg auf die Schauspieltruppe von Franz Joseph Moser, erstmals wird in einem Textbuch der Name „Schikaneder“ erwähnt. Für die Innsbrucker Schauspieltruppe war Schikaneder in den Jahren 1775/1776 als Dichter, Komponist und Schauspieler tätig. Sein Singspiel Die Lyranten war sehr erfolgreich. Am 9. Februar 1777 heiratete Schikaneder seine damalige Kollegin Maria Magdalena [später Eleonore] Arth [17.02.1751.22.06.1821]. Das jungvermählte Paar trat im Frühjahr 1777 in die Schauspieltruppe Moser ein. Schikaneders Auftritte als Hamlet waren beispielsweise in München sehr gefeiert. Am 28. Februar 1778 starb die Inhaberin der Moser-Truppe, Schikaneder nahm die Zügel in die Hand, wurde Leiter des Gesellschaft und begleitete diese über Ulm, Stuttgart, Augsburg, Neuburg a. d. Donau, Nürnberg, Erlangen und Rothenburg o. d. Tauber nach Laibach, Klagenfurt und Linz. Im Spätsommer 1780 gelangen sie nach Salzburg, wo Schikaneder vermutlich erste freundschaftliche Kontakte zu Wolfgang Amadeus Mozart pflegte: Jedenfalls wird seine Anwesenheit durch Leopold Mozart brieflich erwähnt. Die Reise geht weiter nach Graz, von dort aus über Pressburg nach Wien, wo die Truppe im Jahre 1783 im Kärtnertortheater gastiert.



    Nach einer weiteren Spielzeit in Pressburg übersiedelt Schikaneder samt seiner Truppe 1785 endgültig nach Wien, wo er das Kärntnertortheater pachtete. Jedoch kurze Zeit später löste er sein Ensemble vollständig auf und verpflichtete sich in der Zeit vom 1. April 1785 bis zum 28. Februar 1786 als bereits beliebter Schauspieler dem Wiener Nationaltheater. Seine Frau Eleonore und Johann Friedel, der 1783 in die Schikanedersche Truppe eintrat, gründeten derweil ein eigenes Schauspielunternehmen, wiederum eine Wandertruppe, die 1786-1788 in Klagenfurt, Triest und Leibach spielte und dann Ende 1788 in das von Christian Rossbach gegründete Wiener Theater auf der Wieden einzog. Schikaneder genoß kaiserliche Privilegien, und so wurde ihm 1786 genehmigt, ein neues Vorstadttheater zu errichten. Dieses Privileg nutze er jedoch nicht, sondern ging lieber mit seiner neu gegründeten Truppe nach Salzburg, Augsburg, Memmingen und wieder zurück nach Augsburg. Am 25. Februar 1787 übernahm er von Augsburg aus die Leitung des Fürstlichen Thurn- und Taxischen Hoftheaters zu Regensburg. Friedl starb kurzfristig und setzte Eleonore als Alleinerbin ein. Schikaneder eröffnete mit einigen Mitgliedern der verbleibenden Truppe seiner Frau, darunter Benedikt Schack und Franz Xaver Gerl am 12. Juli 1789 das Theater auf der Wieden mit seinem Erfolgsstück Der dumme Gärtner. Jahr für Jahr überschüttete er das Wiener Publikum mit neuen Komödien, das Publikum liebte ihn zumeist sehr. Als Opernlibrettist der Zauberflöte, welche von Wolfgang Amadeus Mozart 1791 in Musik gesetzt wurde, ging er teils heiß geliebt, teils heftigst umstritten in die Geschichte ein. Schikaneder wusste sein Wiener Publikum mit seiner Märchenwelt zu bezaubern und war nicht verlegen, interessante Stoffe auszugraben und als Opernlibretti neu zu verfassen, darunter: Die Waldmänner [1793, Henneberg], Der Höllenberg [1795, Wölfl], Der Spiegel von Arkadien [1794, Süßmayr] Das Labyrinth oder der Kampf mit den Elementen [1798, Peter von Winter], letzteres auch als „Der Zauberflöte zweyter Theil“ bekannt. Schikaneders Erfolg und Ruhm war anhaltend. Genauso anhaltend war auch sein kleines Bisschen Größenwahn und die Gier nach pompösen und verschwenderischen Inszenierungen. Sein Financier Joseph von Bauernfeld kapitulierte – auch Schikaneder selbst hielt nur noch bis 1799 durch und trat dann zurück, um sich lediglich der künstlerischen Leitung zu widmen.


    Unerwartet überrollt wurde Schikaneder durch den Geschmackswandel, welchen Luigi Cherubini und Grétry anzettelten. Deren Opernerfolge 1802 veranlassten ihn, sein kaiserliches Privileg zu veräußern. Er war nur mehr als Hausdichter und Schauspieler tätig, versuchte sich dennoch 1803 erneut als künstlerischer Leiter, wurde allerdings Anfang 1804 gefeuert, um Ende 1804 wieder eingestellt zu werden. Eine etwas hektische und nicht ganz geordnete Zeit. Sein Erfolg und Einfallsreichtum waren ihm seit der Jahrhundertwende nicht mehr so treu, als das Theater 1806 verkauft wurde, versuchte er sein Glück als Leiter des königlichen städtischen Theaters Brünn – 1809 zog es ihn wieder nach Wien zurück. 1811 die Geldentwertung, die ihn finanziell vollends zugrunde richtete. Er folgt einem Ruf nach Budapest: 1812 auf der Reise tobt der schiere Wahnsinn in ihm, weshalb er wieder nach Wien zurückgebracht werden musste, wo er am 21. September 1812 verstarb.


    Eine Werkliste wird folgen.




    Links zu Emanuel Schikaneder:


    TAMINO-OPERNFÜHRER:
    [ab 31.10.2005 für Gastleser online]


    MOZART Wolfgang Amadeus : DIE ZAUBERFLÖTE


    MOZART, Henneberg, Schack, Gerl, Schikaneder: DER STEIN DER WEISEN


    SCHIKANEDER, Emanuel: Der wohltätige Derwisch


    SÜSSMAYR, Franz Xaver: DER SPIEGEL VON ARKADIEN


    SONSTIGE LINKS:


    Die Zauberinsel oder: Der Stein der Weisen [z.T. Mozart]


    Die Zauberflöte - Ein Machwerk ?


    Mozarts Zauberflöte in Referenzaufnahmen

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)