Das Hammerklavier in Referenzaufnahmen

  • Dieser Thread soll de facto eine Art Kompendium des Hammerflügels werden - als Ergänzung zum Thread


    Das Hammerklavier - ein klanglicher Irrtum?


    Hier sollen - Eurer Meinung nach - gelungene - oder zumindest repräsentative Tonaufnahmen (mit Coverbild) vorgestellt werden, welche typisch für ein bestimmtes Instrument sind. Schliesslich ist ja Hammerflügel nicht Hammerflügel.
    Jeder Mitspieler har eine unbegrenzte Anzahl an Beiträgen offen, wobei pro Beitrag nur EINE Aufnahme genannt werden soll (Ausnahme: Gegenüberstellung von ZWEI Aufnahmen desselben Werkes auf anderem Instrument)
    Es soll das verwendete Fabrikat genannt werden, technische Daten und Baujahr des Instruments, soweit vorhanden, ferner ob Original oder Nachbau. Im letzteren Falle soll der Klavierbauer, der den Nachbau realisiert hat, genannnt werden. Jegliche Information wird gern gesehen, aber das Wissen über die einzelnen Instrumente ist halt unterschiedlich, nicht jeder Plattenproduzent macht hier Angaben. Wenn man bedenkt, daß in meiner Jugend nur (als Beispiel) "Alfred Brendel, Piano" stand , dann wird der Klassiksammler heute geradezu verwöhnt.....


    Viel Spaß mit diesem Thread
    wünscht Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wie ich schon an anderer Stelle schrieb, habe ich den Einsatz von Hammerflügeln bei Mozarts Klavierkonzerten durchaus als passend empfunden. Ich kenne die Gesamtaufnahmen von Immerseel/Anima Eterna und Bilson/Gardiner/English Baroque Soloists, von denen ich Immerseel einen leichten Vorzug geben würde.



    Er benutzte für die Aufnahme den Nachbau eines Wiener Flügels von Anton Walter durch Christopher Clarke. Das Original ist in der Sammlung des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg. Wie man hier nachlesen kann, war Walter der führende Wiener Klavierbauer zu Mozarts Zeiten, und auch Mozart selbst besaß einen Flügel aus dessen Werkstatt.



    Interessant, was Immerseel in dem Booklet zu der Aufnahme über die Erfahrungen mit dem Flügel schreibt. Als Laie kann ich das überhaupt nicht beurteilen, vielleicht können sich die Klavier-Experten dazu äußern (das passt dann wohl eher in den Diskussions-Thread Das Hammerklavier - ein klanglicher Irrtum?) Ich habe leider diesen Text nur als Bild-Datei aus dem Scan des Booklets, aber er sollte lesbar sein (zum Vergrößern draufklicken):



    Hier ein Klangbeispiel (bei YouTube finden sich noch mehr Aufnahmen):



    Ich bin auf Kommentare gespannt.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Lieber Bertarido,


    die von Dir erwähnte Aufnahme kenne ich zwar nicht, aber einen Walter-Nachbau spielt auch Bart van Oort, der für brilliant Classics Mozarts Werke, wie ich finde, sehr hörenswert und klangschön eingespielt hat - einen Eindruck bekommt man hier:



    Es gibt viele unterschiedliche Zusammenstellungen, auf denen die besagten CDs enthalten sind, so zum Beispiel diese:


  • Ich stelle hier eine einst viel bejubelte und von anderen mit Skepsis betrachtete Aufnahme von Beethovens Klavierkonzert Nr 4 vor (Schoonderwoerd und sein Ensemble Christofori hat alle fünf und auch das als Nr 6/op 61b geführte, von Beethoven selbst transkribierte Violinkonzert op 61 aufgenommen)
    Durch Minimalbesetzung des Orchesters (auf Originalinstrumenten) ermöglicht er eine gute Balance zum klangschönen aber verhältnismäßig leisem Pianoforte. Für die Einspielung des Zyklus wurden verschiedene Instrumente verwendet, für das hier zu Gehör gebrachte Klavierkonzert Nr 4 verwendete Schoonderwoerd ein original Pianoforte von Johann Fritz (Wien - ca. 1806/1810] Auch wenn Johann Peter Fritz heute vergessen ist, zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren seine Instrumente erste Wahl , ihrer Eleganz und des schönen Tones wegen. Das 1806 gegründete Unternehmen bestand bis zu beginn des 20. Jahrhunderts.
    Selbst als Anhänger des modernen Konzertflügels für Beethovens Klavierkonzerte konnten mich die Aufnahmen Schoonderwoerds begeistern. Es ist eine völlig andere Klangerfahrung.



    Über diesen Zyklus gibt es bereits einen älteren Thread, der bei Bedarf fortgeführt werden kann:


    Beethovens Klavierkonzerte - einmal hip und zurück


    Ebenfalls erwähnt wurde er in diesem Thread


    Arthur Schoonderwoerd | Ensemble Cristofori


    Seit 2014 wurden alle Konzerte in einer Box zum Budgepreis von ca 23 Euro für 3 CDs zusammengefasst.


    mfg aus Wien
    Alfred


    clck 366

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Hier ein besonders gelungenes Beispiel für den guten Klang eines Fortepiano. Es handelt sich hier um einen Nachbau eines Instruments von Ludwig Dulcken um etwa 1790. Die Replik stammt von Andrea Restelli, Milano 2005) Die Dulckens waren eine berühmte Dynastie von Klavierbauern.

    mfg aus Wien
    Alfred



    PS: Als einzige Folge dieser Edition ist Folge 1 nicht mehr einzeln erhältlich, man muß dann auf die Gesamtedition zurückgreifen, was indes angesichts des moderaten Preises leicht fällt.

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Eine wahre Fundgrube an alten Musikinstrumenten ist diese Box mit allen Klaviersonaten von Franz Schubert.(Label Arcana) Altmeister Paul Badura Skoda ist daheim auf derartigen Instrumenten, besitzt (besaß ??) er doch selbst über 200 davon - zumindest habe ich das so in Erinnerung. Wer diese Box mit Genuß konsumiert, der wird niemals auch nur daran einen Gedanken verschwenden, das historische Hammerklavier sei ein klanglicher Irrtum gewesen. Auf CD Nr 1 spielt Badura-Skoda die Sonate Nr 1 in E-dur D 157 auf einem
    Hammerflügel von Donath Schöfftos (Wien ca 1810)
    - ein wunderbares Insrument, wie ich finde. Leider finden sich keine weiteren Einträge bei Wikipedia.

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    clck 572

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Ragna Schirmer spielt Händels Orgelkonzerte auf Hammerklavier, modernem Konzertflügel und Hammondorgel.
    Das letzte Instrument einmal außer Acht lassend hört man bei dieser Aufnahme auf das Vorzüglichste den Unterschied zwischen diesen beiden Arten von Klavier - von dem her also eine doppelte Referenz.


    John Doe


  • Wie schon weiter oben angedeutet ist diese Clementi Serie mit allen seinen Klaviersonaten eine Fundgrube für Freunde historischer Instrumente und deren Nachbauten. In Folge 2 der Edition (3 CD BOX) spielt Constantino Mastroprimiano auf einem Nachbau eines Instruments von Johann Gottfried Silbermann (1749) gebaut 2005 von Ugo Casiglia Cinisi, Palermo. Man beachte den filigranen und doch volltönenden, stellenweise sogar annähernd "voluminösen" - stets aber harmonischen !! - Klang des Instruments - einfach "bezaubernd"......

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Insider haben eh schon überzuckert, daß ich hier nicht - wie sonst üblich - immer wieder den (meiner Meinung nach überschätzten) Walter-Flügel präsentiere, der ja leider allzu oft lediglich ein leises Gezirpe von sich gibt, sondern alternative Instrumente vorstelle, die zur Zeit ihrer Entstehung ganz vorne mit dabei waren, heute aber nur mehr Kennern ein Begriff sind. Der für die Aufnahme der Schubert Klaviersonate Nr 13 in a-moll op posth 143 D784 eingesetzte Flügel kommt aus dem Hause Conrad Graf und trägt die Fabrikationsnummer 432 (Wien ca 1823)


    Damit der geneigte Leser, der nicht im Besitz der Box ist sich einen ungefähren Klangeindruck machen kann habe ich hier einen youtube Link gesetzt, wo ein solches Instrument zu hören und zu sehen ist. Gerd Hecher spielt hier aus Mendelssohns "Lieder ohne Worte" op 53 Nr 2.



    mfg aus Wien
    Alfred


    clck 1106

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Diese Box (3 CDs) mit Werken von Muzio Clementi wurde zur gänze auf einem Pianoforte der englischen Klavierbauerdynastie Kirckman bestritten (Die Familie war um 1730 nach England übersiedelt) Persönlich finde ich den Klang ein wenig gewöhnungsbedürftig, nehme aber zur Kenntnis, daß auf dem Zenith der Laufbahn des Unternehmens, Kirckman Klaviere zu den besten ihrer Zeit gezählt wurden. Ich vermisse ein wenig die Wärme der Mitten, das Instrument verfügt über ein wenig blecherne Höhen und einen einigermaßen kräftigen Baß, der mich allerdings ein wenig an eine Pappschachtel oder Holzkiste erinnert, was durchaus ein rein subjektives Empfinden sein kann, denn desto länger ich hier zuhöre, umso besser gefällt mir das Instrument.


    Das hier verwendete Instrument stammt aus dem Jahre 1798 und gehört zur Collection Edwin Beunk, Enschede


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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