Liebe Taminos,
leider habe ich mich im Goerne-thread etwas zum schwadronieren hinreißen lassen und es wurde ganz zu recht darauf verwiesen, dass es dort um diesen großartigen Sänger gehen sollte. Nun erging dort aber der Vorschlag, über die dort angeschnittene Thematik doch vielleicht noch einmal ausführlicher zu diskutieren. Also habe ich mir als Zitat zwei Bemerkungen von Caruso41 geliehen (er möge es mir verzeihen) und als Titel für diesen neuen Faden genutzt.
Oper ist ein Erlebnis mit den Sinnen, insbesondere dem Hören und Sehen. Das Hören wiederum lässt sich in die Teile "Musik" und "Text" unterteilen, die seit Beginn der Oper in einem - meist fruchtbaren, aber mitunter auch kritisch reflektierten - Verhältnis stehen. Ungeachtet dieser Differenzierung ist Oper vor allem "hören" und "sehen". Hier gab es im anderen thread eine Auseinandersetzung über die Frage der Darstellung. Der Begriff der "Darstellung" wurde zum einen im Sinne einer stimmdarstellerischen Auffassung braucht, auf der anderen Seite primär auf das visuelle Erfahrbarkeit bezogen. Zweifellos greifen beide ineinander. Aber wie? Und wie gewichtet Ihr das? Hier soll es nicht um eine theoretische Reflexion gehen (auch wenn ich die nicht ausschließen will), sondern um eigenes, konkretes Erleben. Erinnert Euch doch vielleicht daran, was die ersten oder prägendsten Erlebnisse waren und was davon tendenziell mehr in der Erinnerung geblieben ist (z. B. Stimme oder darstellerische Komponenten). Ist hier vielleicht mit der Zeit eine Veränderung zu beobachten?
Um es gleich vorweg zu nehmen. Ich verfolge mit diesem Faden keine Fragen, die ich klären will, aber mich interessiert sehr, wie optischer und musikalischer Eindruck im Erleben von Oper ineinandergreifen und wie ihr das erlebt. Ich möchte einfach ein wenig zum Nachdenken darüber anregen, wie Oper erlebt wird. Der Fokus soll der auf den Ländern und Sängerinnen ihrer stimmlichen und darstellerischen Kunst liegen. Die Inszenierung käme als weiterer Faktor dazu, den ich hier aber - obwohl das vielleicht methodisch unzulässig ist - gern ausblenden möchte.
Ich würde mich freuen, wenn sich jemand fände, der sich auf diesen Austausch einlassen mag.
Beste Grüße zum vierten Advent
JLang