Hallo liebe Taminos,
wie versprochen, nun ein erstes Thema von mir hoffentlich nicht zu kontrovers, aber ich freue mich schon jetzt auf die Diskussion.
Nun...
Man könnte wohl sagen, die Musik hat sich in den Epochen vom Barock bis hin zur Romantik stetig weiterentwickelt, ist komplexer und vielfältiger geworden, und erreichte mit der Romantik gewissermaßen ihren Höhepunkt: als die Musik sich gezielt auf ihre hauptsächliche Wirkung, auf die menschliche Emotion hin, ausrichtete.
Schönheit und Musikalität ganz allgemein waren bis zur Romantik die gestalterischen Hauptmerkmale - und viele Werke dieser Epochen sind unvergessen, und werden es auch sicher noch lange Zeit bleiben. Was natürlich auch für herausragende Werke der Neuen Musik gilt... auch diese hat ihre Glanzstunden, aus meiner Sicht.
Allerdings, auch ihre Schattenseiten.
Die Demontage letztendlich aller gestalterischen Mittel, die "als schön empfundene Musik" ausmachen, hinterläßt ihre Spuren. Vieles wird (und wurde) vom Publikum schlichtweg abgelehnt - und das, aus meinen Augen, völlig zurecht.
Musik, die nur noch ein quälendes, dissonantes, im schlimmsten Falle nicht endenwollendes, Getöne ist, kann man sich nicht wirklich mehr anhören. Musik, die zu abstrakt wird, damit kann man ebenfalls Schwierigkeiten bekommen.
Konstruktivismus in der Musik... ist insofern ein Irrweg, wenn er sich nicht mehr danach ausrichtet, was Musik ist, und was Musik eigentlich sein sollte.
Musik muss "verstanden" werden können, ohne Bücher über ihre Konstruktionsmechanismen gelesen zu haben (Zwölftonmusik u.a.). Denn Musik verstehen zu können, setzt nur voraus, sich intensiv mit ihr beschäftigt zu haben.
Und dazu genügt: was?
Man könnte sich nun auch der Frage widmen, wieso Komponisten den Weg in das immer Abstraktere gegangen sind.
Eine Antwort ist sicher: die gedankliche Konsequenz. Das, was man schon hat, wird irgendwann langweilig... der Mensch möchte etwas Neues machen, neue Wege gehen, das Vorhandene gedanklich übernehmen, und weiterentwickeln. Die gesamte Entwicklung der Kunst durch alle Epochen hindurch ist durch diese Art der Handlungsweise gekennzeichnet.
Ein weiterer Grund könnte aber auch einfach sein: die Ohnmacht...
Wer als Komponist der Fülle atemberaubender Kompositionen von Barock bis Romantik gegenübersteht, könnte sich etwas hilflos fühlen... nämlich, zu diesem Kunstschatz noch etwas Gleichwertiges beizutragen. Die ganz großen Werke schrieben sich ganz sicher nicht von alleine... und auf Knopfdruck ebenfalls nicht. Große Kunst entsteht in den wenigsten Fällen so...
Und bis heute gelten diese grundlegenden Prinzipien. Kein Komponist schreibt mehr großartige Klavierkonzerte, oder versucht sich noch daran... vielleicht auch deswegen, weil man damit heutzutage kein Geld verdienen kann (?)
Die einzigen "klassik-ähnlichen" zeitgenössischen Kompositionen finden sich wohl zuweilen in der Filmmusik... dann aber stets relativ kurze Fragmente, die sich eben gut zur Untermalung der Handlung eines Filmes eignen. Sonstige Beispiele finde ich nicht dafür.
So, erst einmal genügend "Gedankenstoff" für den Anfang, von meiner Seite, denke ich
Frohes Diskutieren
Chris