Haben Diskussionsforen im Internet und ihre Nutzer ein Verfallsdatum?

  • Liebe Taminokollegen,


    gerne und meistens mit bereicherndem Nutzen mache ich in unserem Tamino-Klassik-Forum aktiv mit. Beobachtet man über längere Zeit Beteiligung, die Diskussionen und die Verfasser der Beiträge, dann kommen doch Fragen auf. Das Forum lebt von einem nicht allzu großen Stamm häufig schreibender Mitglieder, die in der Regel Kompetenz und Fachwissen haben. Aber selbst bei diesen Getreuen kommt es vor, dass plötzlich und unerwartet eines dieser Stammmitglieder in der "Versenkung" verschwindet. Wenn keine zwingenden persönlichen Gründe vorliegen - Warum? Sind Themen nicht ausreichend, falsch gewählt oder die Diskussionen nicht lebendig genug? Fehlt eine verbindende Kraft, die Zugehörigkeit schafft in unserer Gemeinschaft? Es kommen Gott sei dank immer wieder neue Mitglieder zu uns. Sie starten oft mit Bravour und man freut sich über diesen Zuwachs - leider überleben zu wenige als ständige, aktive User. Was machen wir hier falsch? Ist es vielleicht im schnelllebigen Internet unvermeidlich, dass Foren kommen, blühen und dann wieder verschwinden?
    Selbstverständlich gibt es oberflächliche, rasche Feststellungen, Befunde und erweiternde Fragen. Tun wir genug, um Mitglieder zu halten und neue zu gewinnen? Sprechen unsere Themen die Masse der Klassikfreunde wirklich an? Sind unsere Diskussionen zu brav und zu wenig provokativ? Sind Sprachstil und Formulierungen der Beiträge so gewählt, dass sie zum Mitmachen animieren? Wirkt das Tamino-Klassik-Forum schwerpunktmäßig nur nach innen, oder fehlt genügende Außenwirkung? Könnten Vernetzungen mit anderen Klassikinstitutionen, z. B. Printmedien Synergieeffekte und Zuwächse generieren? Wir sind eine Gemeinschaft: Unterstützen wir den Forenbetreiber und die Administratoren genügend? Sorgen wir dafür, dass durch Konzentration unserer Einkäufe auf Jpc und Amazon und Bestellung über das Forum wenigstens etwas Kapital für das Tamino-Forum oder Kostenersatz für den Betreiber erreicht wird?
    Fragen über Fragen. Ich will jetzt aufhören. Erreicht wäre mein Ziel dieses Beitrags, wenn möglichst viele von uns sich Gedanken machen und Vorschläge einbringen, wie wir unser Tamino-Klassik-Forum größer, vielfältiger, einflussreicher
    und noch attraktiver machen können. "Man muss das Unmögliche anstreben, um das Mögliche zu erreichen."


    Herzlichst
    der unverbesserliche Optimist, Idealist und Aktivist
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber operus,


    ich habe schon vor einiger Zeit versucht, meinen Bekannten als neues Mitglied für dieses Forums zu gewinnen, da er als Regisseur arbeitet und bestimmt interessante Einblicke geben könnte. Aber er hat immer mit der Begründung abgelehnt, da er ja modern inszeniert, könnte er von vornherein den Stempel eines RT Regisseurs bekommen und so könnte keine objektive Diskussion zustande kommen weil die wenigsten der Taminos noch live in die Oper gehen. Ein weiteres Problem für Neueinsteiger könnte sein, das viele Themen zu schwer für sie sind und sie sich erst mal durch die ganze Themenvielfalt des Forums durcharbeiten müssen.

  • Lieber Operus,


    mit Sicherheit gibt es ein Verfallsdatum, sowohl für Foren aller Art als auch für deren schreibendes Personal.
    Doch woran liegt das oft unregelmäßige und sporadische Schreiben einzelner Mitwirkenden?
    Da fallen mir spontan mehrere Ursachen ein:


    1. Die Themen
    Bei Tamino gibt es Alfred und Anderen sei Dank immer wieder Neuland, obwohl man glauben könnte, nach über 10 Jahren wäre wohl alles mal dran gewesen. Doch nicht alle Themen reizen gleichermaßen zu aktiver Teilnahme. So entstehen zwangsläufig Kunstpausen.


    2. Die Tagesform
    Zugegeben, ich fühle mich nicht imstande, täglich (und nächtlich) vor dem PC zu sitzen und dort geistige Ergüsse zu produzieren. Eine Erkenntnis, die ich beim Lesen aktueller Threads einigen anderen Mitstreitern manchmal auch wünschen möchte.


    3. Der Beruf
    Manches Taminomitglied wendet für seinen Broterwerb doch noch erheblich viel Zeit auf, was Kraft und Energie kostet. Da sind Zeiten der Regeneration und Bildschirmabstinenz zwingend nötig.


    Vermutlich lassen sich noch mehr Ursachen finden, doch all das Vorgenannte muss noch zu keiner Forendämmerung führen. Insbesondere nicht, solange es noch solch unverbesserliche Optimisten, Idealisten und Aktivisten wie DICH gibt! :jubel:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Diese Beobachtung machte ich in der letzten Zeit auch vermehrt, dass wirkliche Diskussionen nur mehr relativ selten zustande kommen. Leider Gottes in den meisten Fällen dann nur zum Regietheater im tausendsten neuen Thread dazu. Viele Versuche, alte Threads zu wichtigen Werken der klassischen Musik, zu Dirigent/innen und Sänger/innen wiederzubeleben, scheitern bedauerlicherweise und erfahren, wenn überhaupt, eine geringe Resonanz. Dies könnten einen schon nachdenklich machen, wie sinnhaft es überhaupt ist, hier viel Energie hineinzustecken. Allein, es gibt immer wieder positive Überraschungen, die zum Weitermachen animieren.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ein weiteres Problem für Neueinsteiger könnte sein, das viele Themen zu schwer für sie sind [...]


    Dies entspricht auch meinem Eindruck - die Diskussion findet in vielen Threads auf einem solchen Niveau statt, dass die Hemmschwelle sehr hoch ist, sich mit eigenen Beiträgen zu beteiligen, wenn man keinen musikwissenschaftlichen Hintergrund hat oder Experte für Stimmen oder Klaviersonaten etc. ist. Dann verfolgt man die Beiträge - mit großem Gewinn -, schreibt aber nichts.


    Ich habe in der letzten Zeit interessehalber in viele alte Threads hineingeschaut und habe den Eindruck, dass früher ein etwas lockererer Umgangston herrschte und man offenbar damals nicht das Gefühl hatte, jeder Beitrag müsse das Niveau einer wissenschaftlichen Abhandlung haben (ich übertreibe natürlich). Heute wirkt alles sehr ernst und seriös, manchmal aber auch - man möge mir das verzeihen - etwas verbissen.


    In Bezug auf das mir sehr am Herzen liegende Thema Opern und ihre Inszenierungen ist leider in diesem Forum keine sachliche Diskussion möglich, wie gerade wieder einmal sehr schön deutlich wird. Die Meinungen dazu sind so festgefahren, dass es stets auf die Wiederholung der immer gleichen Prämissen hinausläuft.


    Dass auch ehemals sehr aktive Nutzer einem Forum abhanden kommen, ist meiner Meinung nach eine natürliche Sache, die nicht gegen die Qualität des Forums spricht. Interessen verändern sich, manchmal fehlt aufgrund beruflicher oder familiärer Veränderungen die Zeit, sich aktiv zu beteiligen, und manchmal hat man auch einfach das Gefühl, man habe alles gesagt und gehört, was es zu einem Thema zu sagen und zu hören gibt, auch wenn das bei einem Gebiet wie der klassischen Musik erst einmal abwegig erscheint. Wichtig finde ich, dass neue Mitglieder nachwachsen und diese auch gut aufgenommen werden und das Gefühl haben, dass ihre Beiträge auf Interesse stoßen.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Operus hat mit diesen Thread einen großen Komplex von Fragen aufgeworfen, auf die im einzelnen sich einzulassen gar nicht möglich ist, weil sie ihrerseits zu komplex sind. Überdies glaube ich nicht mehr daran, dass das überhaupt etwas bringt, hier in diesem Forum, - womit schon eine indirekte Antwort auf diese Fragen gegeben ist.


    Wenn man – so denke ich – mit Beiträgen zu diesem Thread überhaupt etwas bewirken könnte (der Konjunktiv ist hier zwingend), dann ginge das nicht mit allgemeinen gehaltenen Gedanken, Beobachtungen, Feststellungen und Ratschlägen. Man müsste sehr konkret werden in der analytischen Betrachtung dessen, was sich zurzeit in diesem Forum abspielt, - und dabei Ross und Reiter nennen.


    Wenn Bertarido meint:
    „…die Diskussion findet in vielen Threads auf einem solchen Niveau statt, dass die Hemmschwelle sehr hoch ist, sich mit eigenen Beiträgen zu beteiligen, wenn man keinen musikwissenschaftlichen Hintergrund hat oder Experte für Stimmen oder Klaviersonaten etc. ist. Dann verfolgt man die Beiträge - mit großem Gewinn -, schreibt aber nichts.“…
    … dann ist da ein erster, für mich sehr wesentlicher Punkt angesprochen. Es ist aus meiner Sicht einer der wichtigsten Gründe, weshalb der Diskurs in diesem Forum vom langsamen Austrocknen bedroht ist, was die Zahl der Teilnehmer anbelangt. Sie droht sich auf wenige und die immer Gleichen zu reduzieren, - bis zum letztendlichen Ersterben des Diskurses.


    Und nun werde ich konkret, Bezug nehmend auf den Thread von Bachiania „Die "innere Wende": Gefühle und Emotion in der Musik vor und nach 1800“. Dort las ich in ihrem letzten Beitrag die höchst aufschlussreiche Bemerkung:
    Doch es wird euch bereits aufgefallen sein, dass ich der ersteren Methode zuweilen mehr Gewicht gebe, wenn auch das vielleicht in Kreisen bewundernswert hoher geistesgeschichtliche Bildung, wie ihr sie habt, dies nicht ganz so beliebt sein dürfte... „
    Gestern, als darauf stieß, wollte ich ihr ganz spontan antworten und schrieb so vor mich hin:


    „Ich möchte Dir gerne versichern, dass es hier im Forum noch weitere Menschen gibt, die ihre Sicht auf die Musik, ihre Weise damit umzugehen und sie zu interpretieren, nicht nur teilen, sondern sie überdies für einen großen Gewinn für dieses Forum halten.
    Dass sie sich selbst diesen „Kreisen hoher geistesgeschichtlicher Bildung“ nicht zugehörig fühlen und sich gerade deshalb von diesem interpretatorischen Umgang mit klassischer Musik angesprochen fühlen, ist dabei von sekundärer Bedeutung, - wenn auch identitätsstiftend, was die Zugehörigkeit zu diesem Forum anbelangt.
    Du hast mich jedenfalls dazu gebracht, mir Schumanns Opus 73, das ich zwar kannte, aber im Grunde nur flüchtig, mir zum ersten Mal genauer anzuhören. Und das, was Du dazu ausgeführt hast, finde ich nicht nur zutreffend, sondern höchst aufschlussreich, - die Fragestellung Deines Threads betreffend.


    Ich würde mich gerne daran beteiligen, wage es aber nicht. Hier sind musikwissenschaftlich und allgemein philosophisch derart hoch beschlagene und kompetente Mitglieder und in Gestalt von Beiträgen zugange, dass ich mir den Notentext besorgen und ihn unter Heranziehung von Fachliteratur gründlich studieren müsste, um überhaupt diskursiv mithalten zu können, ohne mich zu blamieren. Und dabei wäre ich mir noch nicht einmal sicher, ob sich letzteres vermeiden ließe.
    Dabei würde ich Dich gerne in Deinem Blick auf diese Musik und den Interpretatorischen Ansatz, den Du darin vertrittst, stützen.
    Geht aber nicht, - aus den genannten Gründen. Leider!“


    Diesen Beitrag habe ich nicht abgeschickt. Das war deine gute Entscheidung, wie nachträglich fand.
    Womit ein konkreter Beleg für den Sachverhalt existiert, den Bertarido angesprochen und als Problem eingestuft hat.
    Es ist tatsächlich eines. Und eines, das sich erst in letzter Zeit zu seiner wahren und – wie ich finde – bedrohlichen Größe ausgewachsen hat.

  • Meine Antwort auf diese Frage ist - wie vermutlich von niemandem der mich kennt - wesentlich pessimistischer.
    Und so antworte ich auf die Frage: "Haben Diskussionsforen und ihre Nutzer ein Verfallsdatum ?" mit einem klaren JA


    In unserer schnelllebigen Zeit, aber auch schon in den vergangenen Jahrhunderten war es so, daß gewisse Moden regierten, die nach einigen Jahren oder auch Jahrzehnten verschwanden. Große Komponisten starben oft in Armut, nachdem ihr Stern verblasst war. Aber oft fällt derlei gar nicht auf. Wer liest heute noch Hedwig Courths-Maler oder die Marlitt ? Hat Karl May noch irgendeinen Stellenwert bei der heutigen Jugend ? Wer sieht heute noch Theaterstücke von Schiller? Wie hoch ist der Prozentsatz der "Klassikhörer" ?
    Eigentlich war der immer schon niedrig, aber man sah kein Problem darin, im Gegenteil, erst im Zeitalter, wo eine Massenvermarktung jeglicher Aktivität einsetzte, wollte man auch "Klassische Musik" und "Kunst" "unters Volk" bringen.
    Die Folgen waren IMO fatal, man war eigentlich zu jedem Opfer bereit um "Quoten" zu erreichen


    Klassikforen im Internet gab es schon VOR Tamino. Aber die meisten waren schon verwaist, BEVOR ich Tamino gründete, eine Tatsache, die mich hätte warnen sollen. Aber ich versuchte vor allen EIN Forum zu retten, welche damals noch vor sich dahinvegetierte. Es war von einem namhaften Anbieter von Tonträgern mit klassischer Musik betrieben und sollte das Interesse an Klassik fördern. Das Forum war unmoderiert und der Betreiber nahm (erstaunlicherweise) keinen Einfluß auf die Foreninhalte. Da trafen sich zahlreiche "Freigeister" - ich nenne sie so- beil sie frei von jedem Geist waren - und blödelten und politisierten wild drauf los. Dazwischen stellten einige "Nicht-Forianer" banale Fragen, die aber nur selten beantwortet wurden, weil die Blödler an klassischer Musik ohnedies desinteressiert waren und die (wenigen) "Kapazitäten" sich mit normal Sterblichen ohnedies nicht abgaben. Hatte ich vergessen zu erwähnen, daß es sich um ein "freies" Forum handelte, wo jedermann unregistriert und uneingeloggt posten konnte ?
    War hatten es hier quasi zum Ideologischen Gegenstück von "Tamino" zu tun - und ich hatte optimales Anschauungsmaterieal zur Verfügung wie ein Forum NICHT aufgebaut sein sollte.
    Und in der Tat - Die Blödler vertrieben allmählich die ernsteren Diskutierer.
    Als ICH dieses Forum verliess war ein Jubel ohnegleichen - endlich war der letzt Störenfried entfernt. Der Zulauf war groß - allerdings nur für kurze Zeit - denn der Kern war geschrumpft, die Klassikelite interessierte sich nicht mehr dafür und die Blödler hatten kein Anfriffsziel. Irgendwann formte der Anbieter dann nach langem Zögern diese Seite zu einer reinen Informations- und Werbeseite für seine Produkte um - eine Maßnahme die ich verstehen konnte - und gleichzeitig meine Einschätzung über die Lage von klassischen Foren im Internet bestärkte.


    Ich selbst war dann Moderator - mehr aber noch ANIMATOR - in einem großen Forum, wo der Klassikteil so gut wie tot war, durch mich aber binnen kurzer Zeit neu belebt wurde. Allerdings passten der Forenleitung meine harten Methoden, um Ruhe und Ordnung aufrechtzuerhalten nicht. und man entzog mir den Moderatorenstatus, nachdem ich erkärt hatte, ich wäre nicht gewohnt mir in meiner Art etwas zu gestalten Vorschriften von irgend jemandem machen zu lassen.
    Ich verliess daraufhin das Forum und errichtete - auf vielseitiges Bitte - Tamino.


    Das wollte aber nicht so recht laufen - obwohl einige Mitglieder der erstgenannte Foren mir nachgefolgt waren. Nach drei Wochen hatte ich beschlossen, das Forum wieder zu schliessen - aber wie durch ein Wunder begann es allmählich zu laufen.
    Aber es gab zahlreiche Störungen von aussen (und auch innen) und so wurden im Laufe der Jahre die Beitrittsbedingeungen immer strenger - zumindest wurde es so empfunden.
    EIGENTLICH sind die Bedingungen (auch wenn sich das Regelwerk schrecklich liest) recht einfach:
    Der Betreiber (also ich) möchte eine hunderprozentige Identitätskonrolle über das neue Mitglied haben um Doppelmitgliedschaften (siehe unter "Troll" oder "Sockenpuppe") nach Möglichkeit zu vermeiden. ebenso wie eine Neuanmeldung ehemaliger Mitglieder die infolge eines Konfliktes aus Tamino ausgeschieden sind.


    Dann möchte ich eine Erkäörung haben, welches die Motive für eine Mitgliedschaft sind, denn LEute deren Interesse lediglich darin besteht auf ein von ihnen erzeugtes oder vertriebenes Produkt aufmerksam zu machen oder Hilfe bei ihren Hausübungen oder Dissertationen (!!) einzuholen, brauchen wir hier in der Tat nicht. Ich weise dann den Aspiranten darauf hin, daß ein Mitglied unserer Forengemeinschaft auch aktiv, in Form von Beiträgen mitarbeiten muss, um dabeisein zu können. Hier scheitern dann die meisten Anmeldungen, denn eigentlich hat man "keine Zeit" - oder man kennt sich eigentlich sowieso nicht wirklich aus - oder aber man möchte eigentlich nur "mitlesen" - das Internet sei schliesslich "für alle" da......


    Dann gibt es auch Anmelder, die nach kurzer Zeit aussteigen, weil sie sich nicht mit "Laien" auf Diskussionen einlassen wollen, oder Leute, die eigentlich ins Forum gekommen sind, weil sie hier jene "Harmonie" oder "Anerkennung" suchten, die ihnen im realen Leben verwehrt war. Sie stellen dann relativ schnell fest, daß der Ton im Internet rauher ist, als sie vertragen und sie ziehen sich dann beleidigt zurück.Ich habe mir oft die Frage gestell, warum gerade MEIN Forum immer wieder von "MIMOSEN" betreten und verlassen wirdc- und in anderen Foren konsequenzlos "die Fetzen fliegen"
    Die Antwort habe ich erst nach langem Grübeln gefunden - und sie ist leichter als man denkt.: Durch den RELATIV sanften Ton unseres Forums, werden übersensible Gemüter angelockt, die aber beim kleinsten Gegenwind die Segel streichen - sozusagen liegt das Problim in der Sache selbst.


    Zitat

    Was machen wir hier falsch? Ist es vielleicht im schnelllebigen Internet unvermeidlich, dass Foren kommen, blühen und dann wieder verschwinden?


    Nicht nur im Internet - wie schon weiter oben beschrieben


    Zitat

    Tun wir genug, um Mitglieder zu halten und neue zu gewinnen?


    Das ist eine Ansichtsfrage - wo beispielsweise jene von Operus und meine wirklich weit auseinanderklaffen.
    Operus ist - wenn ich das richtig verstehe - ein Vertreter der These von der Kundenbildung über soziale Kontakte.
    Ich bin als Einzelgänger dafür sowieso nicht geeignet - ich vertrete die These, daß der Firmenchef als Person von seinen "Kunden" nicht mal "gemocht" werden muß, sondern daß sein PRODUKT interessant sein muss - oder -noch besser - UNENTBEHRLICH. Das trifft aber auf klassische Musik im Laufe der Zeit immer weniger zu, sodaß das Interesse allmählich erlahmt. Manch junger Mann mit musikalischer Begabung wird sich bei der Karrierewahl die Frage stellen müssen - ob er heutzutage bereit ist eine einschlägige Ausbildung auf sich zu nehmen, damit er dann einen schlecht bezahlten und dennoch schwer zu bekommenden Platz in einem B oder C Orchester belegt oder ob man nicht als Anlageberater, Erotikmodel oder Politiker mehr Einkommen erziehlen kann.


    In Bezug auf Foren würde ich sagen, das Potential ist derzeit weitgehend ausgeschöpft.


    Zitat

    Sind Sprachstil und Formulierungen der Beiträge so gewählt, dass sie zum Mitmachen animieren? Wirkt das Tamino-Klassik-Forum schwerpunktmäßig nur nach innen, oder fehlt genügende Außenwirkung? Könnten Vernetzungen mit anderen Klassikinstitutionen, z. B. Printmedien Synergieeffekte und Zuwächse generieren?


    Man muß sich hier die Frage stellen, was man eigentlich will:
    Beginnen wir, wofür ich eigentlich diese Forum gegründet habe: Ich wollte die Lücken, welche das Absetzen der Radiosendung "Lieben sie Klassik" und der "HIFI-Stereophonie", sowie der Weggang eines teils der Mitarbeiter des Fonoforums seinerzeit bei mir hinterlassen haben schliessen und einen Kreis von "gleichgesinnten" um mich scharen.
    Indes- nach einem Jahr war die Mitgliederanzahl schon sehr groß - die Anmeldungen nahmen sprunghaft zu - und auch die Konflikte. Hier wurde erstmals über eine Mitgliederbegrenzung diskutiert.
    Diese wurde ihm Rahmen einer Meinungsbefragung - gegen meine Stimme - abgelehnt - und das Forum wuchs weiter. Allmählich kanen Einladungen von Fernsehsender zu Pressekonferenzen an den "Sehr geehrten Herrn Chefredakteur" und ich hatte mich an die Größe und Bedeutung Taminos bereits gewöhnt. Die Bedeutung ist nach wie vor ungebrochen. Leider wird sie von den Mitgliedern nicht gern gesehen, denn immer wieder wird sie unterminiert.


    Ich habe - während ich hier schreibe - am zweiten Monitor bereits ein paar inzwischen geschriebene Statements gelesen - kann aber momentan nicht drauf eingehen, weil der Beitrag ohnedies schon enorm lang ist.


    Es werden aber noch einige Beiträge von mir in diesem Thread folgen, wo auf Details eingegangen werden soll.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • [...] - die Diskussion findet in vielen Threads auf einem solchen Niveau statt, dass die Hemmschwelle sehr hoch ist, sich mit eigenen Beiträgen zu beteiligen, wenn man keinen musikwissenschaftlichen Hintergrund hat [...]

    Da finde ich mich durchaus wieder! Ich liebe Musik viel zu sehr, als dass ich großes Interesse für philosophische Betrachtungen oder nur aus Musik-Analysen bestehenden Beiträge zu lesen, was "mal" interessant, nach einer gewissen Zeit aber ermüdend ist (wobei der einfach strukturierte Musikfreund - wie ich - auch kaum Lust haben dürfte [ich schließe damit, ich weiß es, auch auf andere!], diese Beiträge mit einem Fremdwörterbuch in der Hand zu lesen. Und diese Posts gibt es - neben dem auch wirklich unerschöpflichen Thema des Verunstaltungstheaters - reichlich. Es bleiben aber in diesem Forum durchaus lohnende Rückzugsorte, die mir ein Nischendasein ermöglichen und den Abschied momentan noch uninteressanter erscheinen lassen, als es das Lesen der o.e. Beiträge nahelegen würde.



    Zitat

    von Alfred: Klassikforen im Internet gab es schon VOR Tamino. Aber die meisten waren schon verwaist, BEVOR ich Tamino gründete, eine Tatsache, die mich hätte warnen sollen.

    Da lese ich wieder zwischen den Zeilen die immer mal wieder hervorgeholte "Keule" (etwas überspitzt, ich weiß das!) der Aufgabe des Forums. Bisher ist aber trotz manchen Ärgers (von denen wir "Normalos" nichts, aber auch gar nichts mitbekommen, den es aber zweifellos gibt) das Engagement des hier zitierten Forenbetreibers noch groß genug, als dass ich einen ernsthaften Grund für einen Ausstieg erkennen könnte. (Außerdem, so unter uns Pastorensöhnen und -töchtern, stelle ich mir die Frage [was aber unter uns bleibt, gell?], wie Neu-Pensionist Alfred wohl ohne das, nein: SEIN!, Forum seinen Einfluss [s. am Ende von Beitrag 7] aufrecht erhalten will oder seine Freizeit gestalten würde? :stumm: )


    Also ziehe ich für mich die Schlussfolgerung, am übergroßen Threadangebot vorbei zu schlendern, Musik auch ohne Musikstudium zu hören und im übrigen die drei oder vier für mich interessanten Themenkreise hin und wieder zu bedienen. In wenigen Tagen dann in einem meiner bevorzugten Threads mal wieder ein größerer Beitrag, der garantiert ohne Fremdwörterbuch oder gar Musik- oder Philosophiestudium lesbar ist...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER


  • Lieber Helmut, ich musste schmunzeln, als ich Deinen Beitrag las, insbesondere bei dem Satz:


    "Ich würde mich gerne daran beteiligen, wage es aber nicht. Hier sind musikwissenschaftlich und allgemein philosophisch derart hoch beschlagene und kompetente Mitglieder und in Gestalt von Beiträgen zugange, dass ich mir den Notentext besorgen und ihn unter Heranziehung von Fachliteratur gründlich studieren müsste, um überhaupt diskursiv mithalten zu können, ohne mich zu blamieren."


    Denn Du bist für mich ein Beispiel für jemanden, der hier Beiträge auf allerhöchstem Niveau verfasst, und ich gestehe, dass ich bei meiner These von der hohen Hemmschwelle Deinen aktuellen Thread "Arnold Schönberg. Liedkomposition auf dem Weg in die Atonalität" vor Augen hatte. Verstehe mich bitte nicht falsch: das soll keineswegs eine Kritik sein oder eine Aufforderung, das Niveau Deiner Beiträge dort zu senken. Deine Initiative ist bewundernswert, und die Arbeit, die Du hineinsteckst, kann ich gut ermessen. Ich finde das Thema hoch interessant und habe für die nächste Zeit auch schon eine intensive Beschäftigung mit den Schönberg-Liedern geplant, bei denen mir Deine Analysen zu einem tieferen Verständnis verhelfen werden. Aber ich werde mich sicherlich scheuen, dort etwas zu meinen laienhaften Höreindrucken zu schreiben, allzu groß wäre der Abfall gegenüber dem Niveau Deiner Beiträge. Und auch andere haben sich ja schon ähnlich geäußert, so dass es dort aller Wahrscheinlichkeit nach weiter monologisch zugehen wird.


    Du hattest hingegen wohl u.a. die philosophischen und ästhetischen Beiträge von Holger im Blick, die ich nun gerade mit sehr großem Gewinn lese und nicht missen möchte. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich selber einen philosophischen Hintergrund habe und daher sowohl ein Interesse an solchen Fragen als auch ein Grundverständnis der dort angesprochenen Themen und eine Kenntnis der Begrifflichkeit. Hingegen verstehe ich von Musiktheorie leider gar nichts und kann daher zum Beispiel einer musiktheoretischen Analyse von Schumanns Fantasiestück weniger folgen, geschweige denn diese bewerten oder Schlüsse daraus ziehen, als einem Beitrag über die Ästhetik der Romantik.


    Was folgt nun daraus? Zunächst die banale Feststellung, dass es von Vorkenntnissen und Interessen der Einzelnen abhängig ist, welche Beiträge man als "zu hoch" oder "zu theoretisch" oder auch nur als unpassend oder als die Diskussion in die falsche Richtung lenkend bewertet. Ich finde, im Thread über "Die 'innere' Wende" funktioniert es ganz gut, es ist ein Mix aus sehr verschiedenen, teils sehr theoretischen, teils eher aus der persönlichen subjektiven Hörerfahrung gespeisten Beiträgen, und nach einigen bedauerlichen Abschweifungen hat die Diskussion auch wieder die Kurve zum eigentlichen Thema gekriegt. Und die Beteiligung ist dort durchaus rege.


    Ansonsten scheint es mir wichtig, dass das Forum einen guten Mix bietet und jeder ein paar Themen findet, zu denen er oder sie auch etwas schreiben will und kann. Ich finde es sehr lobenswert, dass Alfred selbst immer wieder neue Threads eröffnet, von denen manche auf Resonanz stoßen, andere nicht, was nicht weiter schlimm ist. Und auch solche Themen wie "Meine drei liebsten Beethoven-Zyklen" und andere auf Einspielungen bezogene Threads finde ich gut, für mich bieten sie eine Vielzahl von Anregungen und haben schon zu manchen Entdeckungen geführt. Auch wenn manche beklagen, hier würde zu viel über Interpreten und zu wenig über die Musik selbst geredet: über Interpretationen lässt sich (vermeintlich) leichter reden als über das Stück selbst; jedenfalls ist die Schwelle für eine Äußerung eigener Meinungen hier offensichtlich niedriger.


    An Alfreds kulturpessimistische Thesen zum Verfall von Diskussionsforen und zum bröckelnden Stellenwert der klassischen Musik glaube ich nicht. Über die "heutige Jugend" haben sich auch schon unsere Eltern und Großeltern beklagt :yes:

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Als ich das schrieb, was Du da zitierst, lieber Bertarido, war mir wohl bewusst, dass man mir vorhalten kann, selbst ein Teil des Problems zu sein, das ich beschreibe und als ernstes einstufe.
    Und es stimmt ja auch. Zwar sind meine Beiträge zum Liedforum weder vom Ansatz, noch von der Verfahrensweise her musikwissenschaftlich angelegt und formuliert, – sie stellen nichts anderes dar als eine Beschreibung der Faktur der Lieder, und dies in der Absicht, ihre musikalische Aussage zu erfassen. Gleichwohl ist es ein Faktum, dass sie nicht zur Stellungnahme einladen, - um es mal sehr vorsichtig zu formulieren.


    Das Problem beschäftigt mich schon sehr lange. Die einzige Möglichkeit für eine Lösung sehe ich darin, einfach mal für längere Zeit aus dem Liedforum auszuscheiden, in der Hoffnung, dass auf diese Weise Raum dafür geschaffen wird, dass sich neue Aktivitäten und Diskussionen entfalten.
    Aber ob das wirklich funktionieren würde? Ich weiß es nicht.

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  • Hallo,


    das Thema hat viele Aspekte.


    Grundsätzlich ist es wohl so - abseits von Foreninhalten -, dass klassische Internetdiskussionsforen hinsichtlich Traffic und/oder Wachstum rückläufig sind. Ich denke es ist dabei müßig, über dieses allgemeine Thema, das Für und Wider und die Ursachen zu lamentieren.
    Ob dieses Thematik mal wissenschaftlich untersucht wurde entzieht sich leider meiner Kenntnis, wäre aber aus meiner Sicht ein durchaus spannendes Betätigungsfeld. Es würde mich nicht allzusehr wundern, wenn dabei so etwas wie ein "Lebenszyklus" oder bestimmte sich ähnelnde Phasen eines Forums als Ergebnis herauskämen.


    Ein Forum ist nichts anderes als ein System aus Nutzern und Interaktionen in Form von Kommunikation, gegliedert nach verschiedenen Kategorien und Themen. Die Beweggründe der Nutzer sind Antreiber dafür, wie lange sie einem Forum die Treue halten. Ein Faktor mag da sein, dass aus der individuellen Perspektive die wirklich interessanten Themen (möglicherweise = individuelle Sichtweise) einfach irgendwann erschöpft, weil weitgehend abschließend behandelt sind. Eine Ermüdung tritt ein, die vielleicht (!) durch fortlaufende Erneuerung und inhaltliche Befeuerung aufgehalten werden kann (über neue Standpunkte = neue / andere Nutzer). Zu viel Homogenität ist zudem Gift für einen lebendigen und interessanten Austausch.
    An dieser Stelle hat es Tamino meiner Ansicht nach ganz deutlich schwer. Die Gründe sind in den folgenden Punkten zu suchen (die teils sicher "themenimmanent" sind):

    • behandelt wird das "Nischenthema" klassische Musik; der Interessenten- und Adressatenkreis ist per se begrenzt (hinzu kommt die Beschränkung auf den deutschsprachigen Raum (nicht zu ändern)
    • das restriktive (bewußt abschreckende) Anmeldeprozedere beinhaltet bereits eine sehr hohe Hemmschwelle für eine Anmeldung (das Diskussions- und Gesprächsniveau - siehe oben - mag ein Übriges tun) (Anmeldeprozedere: muss das sein?)
    • das Forum scheint mir demographisch gesehen auch eher über eine "rechtsschiefe" Altersverteilung zu verfügen; wie in der Klassik ganz allgemein altern die Interessenten schneller, als das Nachwuchs nachrückt (nicht zu ändern)
    • ein Forum ist Kommunikation und eine Bindung der Teilnehmer entsteht durch eine Interaktion der Mitglieder untereinander, durch ständigen Austausch und persönliche und freundschaftliche Beziehungen; dies wurde durch die abgeklemmte Möglichkeit von Privat-Nachrichten verhindert - ich kenne eigentlich kein Forum, wo diese Option unterdrückt wird (muss das sein?)

    Was kann daraus folgen: dieses Forum kreist als "geschlossene Gesellschaft" zunehmend um sich selbst, gebiert die immergleichen Gedanken und Haltungen und wird dadurch immer weniger besuchenswert... (ein sehr pessimistisches Szenario, ich weiß).


    Viele Grüße
    Frank

  • Was kann daraus folgen: dieses Forum kreist als "geschlossene Gesellschaft" zunehmend um sich selbst, gebiert die immergleichen Gedanken und Haltungen und wird dadurch immer weniger besuchenswert... (ein sehr pessimistisches Szenario, ich weiß).


    Da ist sicher etwas dran, gelegentlich werden diese "immergleichen Gedanken und Haltungen" ja auch schon mal kritisch angesprochen, etwa unter dem nicht ganz von der Hand zu weisenden Vorwurf der Rückwärtsgewandtheit der Forums-Majorität. Anzuführen wären hier beispielsweise


    - ein konservativer Musikgeschmack, der viele musikalische Strömungen des 20. und 21. Jahrhunderts pauschal ablehnt (z.B. die Neue Wiener Schule);
    - eine "früher war alles besser"-Haltung in Bezug auf Interpreten, sowohl Dirigenten als auch Sänger;
    - die Ablehnung von nicht buchstabengetreuen szenischen Umsetzungen von Opern.


    Das wirkt m.E. nicht gerade einladend auf neue, gerade jüngere Mitglieder, die mit der Schwärmerei über die neueste verrauschte Knappertsbusch- oder Furtwängler-Aufnahme oder dem 95. Thread über "Verunstaltungstheater" wahrscheinlich wenig anfangen können.


    Trotzdem gibt es auch erfreuliche Ausnahmen: ein wunderbarer Thread über Schönbergs Liedschaffen, der eigentlich jeden dazu animieren müsste, sich unvoreingenommen mit diesem hier so unbeliebten Komponisten zu befassen, immer mal wieder ein Thread über gelungene Neuaufnahmen von Standardwerken, und natürlich ein Häuflein tapferer Verteidiger moderner Inszenierungsstile :D

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Das wirkt m.E. nicht gerade einladend auf neue, gerade jüngere Mitglieder, die mit der Schwärmerei über die neueste verrauschte Knappertsbusch- oder Furtwängler-Aufnahme oder dem 95. Thread über "Verunstaltungstheater" wahrscheinlich wenig anfangen können.


    Da will ich Dir gar nicht widersprechen, lieber Bertarido. Da muss ich mich auch selbst kritisch hinterfragen und mich wieder etwas vermehrter aktuellen Aufnahmen widmen, was in der letzten Zeit wirklich in den Hintergrund rückte. Bei all der (oft berechtigten) Begeisterung für das Vergangene sollte man die Jetztzeit nicht aus den Augen verlieren. ;)


    P.S. Wieso befindet sich dieser Thread eigentlich im Forum für klassische Moderne - neue Musik - Postmoderne? ?(

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • P.S. Wieso befindet sich dieser Thread eigentlich im Forum für klassische Moderne - neue Musik - Postmoderne?


    Der Thread ist wohl in die falschen "Allgemeinen Themen" gerutscht. Oder es ist ein raffinierter Versuch, der Moderne etwas Aufmerksamkeit zu verschaffen :D

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Das ist eine Ansichtsfrage - wo beispielsweise jene von Operus und meine wirklich weit auseinanderklaffen.
    Operus ist - wenn ich das richtig verstehe - ein Vertreter der These von der Kundenbildung über soziale Kontakte.
    Ich bin als Einzelgänger dafür sowieso nicht geeignet - ich vertrete die These, daß der Firmenchef als Person von seinen "Kunden" nicht mal "gemocht" werden muß, sondern daß sein PRODUKT interessant sein muss - oder -noch besser - UNENTBEHRLICH.


    Mein lieber Alfred,


    danke für Deine ausführlichen Antworten. Das Tamino-Klassik-Forum soll meiner Meinung nach in Quantität und Qualität das führende, prägende und meinungsbildende Forum zumindest im deutschsprachigen Raum sein. Deshalb wünsche ich mir möglichst viele zur Diskussion animierende Fachbeiträge und keinesfalls ein "Kuschelforum". Die Nutzer und Schreiber sind jedoch Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Deshalb wollen sie auch als Persönlichkeit wahrgenommen, wertgeschätzt und anerkannt werden. Da ist es doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit, dass darauf geachtet wird, wer schreibt was und wie oft beteiligt er sich. Wenn ich als aktiver und häufiger Schreiber nun egal aus welchen Gründen nicht mehr schreibe, dann hoffe - nein erwarte ich, dass von irgendeiner Seite ein Signal kommt: "Hallo, Operus was ist los, man liest von Dir schon lange nichts mehr? Du und Deine Beiträge fehlen uns." Das ist nicht nur ganz einfache Kundenbindung, das ist menschlich-persönlicher angemessener Umgang, dass dadurch Nutzer ans Forum gebunden werden ist nur Folge solch eines richtigen Verhaltensstils. Zu denken sollte uns auch geben, dass Threads, wie "Das lustige Cover-Ratespiel", die "Sängerkette", die "Komponistenkette", "Die Quellen der Freude", Bachianias "Salzburger Taxigeschichten" stark frequentierte Themenbereiche sind. Überhaupt ist Bachiania ein gutes Beispiel für die Vielseitigkeit
    eines Forummitgliedes. Sie bringt auf der einen Seite Beiträge mit hoher Fachkenntnis und auf der anderen Seite herrliche humorige Geschichten. Das PRODUKT muss also fachlich hervorragend, vielseitig, sympathisch und menschlich verbindend und bereichernd sein. Erfüllen wir diese Erwartungen, Anforderungen und Kriterien? Übrigens wenn der Chef nicht nur respektiert und ob seiner Leistungen anerkannt wird, sondern ihn auch seine Kunden mögen, färbt das auch auf das Produkt ab, es wird dadurch sympathischer und auch aus dem Bauch heraus UNTENTBEHRLICHER!


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Ich habe die Beiträge mehr überflogen als genau gelesen, daher kann es sein, dass ich jetzt Bekanntes wiederhole. Für mich ist eine der wichtigsten Funktionen dieses Forums der Austausch von Informationen von Menschen, die ihren Geist mindestens so stark in Gebrauch haben wie ihr Auto.


    Beispiel 1: Ich hatte gedacht, ich weiß alles über Janacek! Und ich dachte, ich wäre der einzige, der ihn liebt. Weit gefehlt! Ich wurde hier fündig in einem Maße, wie ich das nie gedacht hätte.
    Beispiel 2: Ich hatte gedacht, ich hätte einen kleinen, aber guten Zugang zur Vokalpolyphonie. Weit gefehlt; andere wie Gombert haben mir da auf die Sprünge geholfen.
    Beispiel 3: Unser Opernführer ist schlicht völlig ohne Konkurrenz!
    Beispiel 4: Meine Satiresachen lesen sonst ca. 100 Leute (ich muss das privat machen, da ich die Rechte für viele Sachen nicht habe), hier sind es weit mehr.
    Beispiel 5: Herbstbilder: nicht gerade ein Musikthema, aber was für tolle Bilder und was für kluge Interpretationen! Die Bilder erscheinen dann regelmäßig auf meinem screensaver.
    Beispiel 6: "Was höre ich gerade": jede Menge Anregungen und Vorschläge für Erwerbungen, die mich zumeist sehr glücklich gemacht haben.
    Beispiel 7: "Was lese ich gerade": Anregungen für Bücher, auf die man von alleine nie kommt und Anregungen, die man geben kann.


    Fazit: wir sind nicht nur ein Forum für klassische Musik, sondern ein Forum für Menschen, die den Geist in seiner Einheit noch verstehen und denen er so wichtig ist wie Brot und Wein.


    Zum Schluss: die allermeisten hier können auch richtig gut schreiben, denn Geist und Sprache sind ja verwandt. Für uns ist gutes Deutsch kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Meine Lieben
    Wieder kann ich nur auf einige Details eingehen, was nicht heisst, daß der Rest nicht behandelt wird.


    Hüb schrieb eine ganze Menge, das ich kommentieren möchte.:

    Zitat

    Grundsätzlich ist es wohl so - abseits von Foreninhalten -, dass klassische Internetdiskussionsforen hinsichtlich Traffic und/oder Wachstum rückläufig sind. Ich denke es ist dabei müßig, über dieses allgemeine Thema, das Für und Wider und die Ursachen zu lamentieren.

    d' accord



    Zitat

    Es würde mich nicht allzusehr wundern, wenn dabei so etwas wie ein "Lebenszyklus" oder bestimmte sich ähnelnde Phasen eines Forums als Ergebnis herauskämen.

    Das mit dem "Lebenszyklus" lässt sich auf ziemlich viele Bereiche des Lebens übertragen.



    Zitat

    Ein Forum ist nichts anderes als ein System aus Nutzern und Interaktionen in Form von Kommunikation, gegliedert nach verschiedenen Kategorien und Themen. Die Beweggründe der Nutzer sind Antreiber dafür, wie lange sie einem Forum die Treue halten. Ein Faktor mag da sein, dass aus der individuellen Perspektive die wirklich interessanten Themen (möglicherweise = individuelle Sichtweise) einfach irgendwann erschöpft, weil weitgehend abschließend behandelt sind.

    Das ist teilweise richtig, aber einige Details wurden übersehen:
    Die Theorie (und sie gefiele mir sehr gut !!) baut darauf, daß sich Leute anmelden um mitzumachen, um neue Erkenntnisse zu erlangen und ihre eigenen weiterzugeben.
    Die Praxis ist aber oft anders. Leute die im praktischen Leben ihre Umwelt nicht ertragen und sich verkannt fühlen melden sich bei einem Forum an, versuchen ihre Aggressionen auszuleben und ertragen keinen Widerspruch. Schnell ziehen sie sich zurück.
    Andere wieder suchen nur nach gepflegten "freundschaftlichen Beziehungen". Mit klassischer Musik haben sie wenig am Hut. Sie befreunden sich mit gleichgesinnten und das Forum entwickelt sich in Richtung "Sozial Media" - wobei die "sozialen Kontakte" die Inhalte an den Rand drängen. Letztere werden oft als störend empfunden und jene die sie produzieren als "Vielschreiber" oder "Wichtigtuer" diskreditiert. Dieser Gefahr versuche ich auf sanfte, aber dennoch konsequente Weise zu begegnen.



    Zitat

    Eine Ermüdung tritt ein, die vielleicht (!) durch fortlaufende Erneuerung und inhaltliche Befeuerung aufgehalten werden kann (über neue Standpunkte = neue / andere Nutzer). Zu viel Homogenität ist zudem Gift für einen lebendigen und interessanten Austausch.

    Das VIELLEICHT würde ich doppelt unterstreichen. Selbstverständlich ist es möglich Themen über Jahre hinweg zu finden - aber es ist sehr schwierig Nutzer dazu zu bewegen, sich dafür zu interessieren!!! In der Tat ist der Lösungsansatz eher, neue Nutzer zu gewinnen - aber das ist schwierig. Oft habe ich den Eindruck, daß eine Gruppe von Taminoianern neue Mitglieder gar nicht will, aus Angst sie könnten interessantere Beiträge schreiben als sie selbst.



    Zitat

    An dieser Stelle hat es Tamino meiner Ansicht nach ganz deutlich schwer. Die Gründe sind in den folgenden Punkten zu suchen (die teils sicher "themenimmanent" sind):


    behandelt wird das "Nischenthema" klassische Musik; der Interessenten- und Adressatenkreis ist per se begrenzt (hinzu kommt die Beschränkung auf den deutschsprachigen Raum (nicht zu ändern)

    d' accord



    Zitat

    Das restriktive (bewußt abschreckende) Anmeldeprozedere beinhaltet bereits eine sehr hohe Hemmschwelle für eine Anmeldung (das Diskussions- und Gesprächsniveau - siehe oben - mag ein Übriges tun) (Anmeldeprozedere: muss das sein?)

    Ja - das muss sein. Es ist ja keine Toortour, wie oft dargestellt.


    A) Ich will wissen wer das Mitglied ist - und ob es ral existiert.
    Vielleicht hat man schon bemerkt, daß ein Psychopath sich pro Tag bis zu 30 mal hier registriert. Er ist anonym und wird es bis zu restriktiveren Bedingungen zum Einstieg ins Internet auch bleiben.(Letzteres wird vermutlich in Zukunft überwacht werden müssen, auch wenn einige das noch nicht glauben wollen.) Er könnte unter zig Namen hier in Form einer "Sockenpuppe" auftreten. Aber auch wenn er lediglich sein Spiel fortsetzt, das er bei Klassikakzente begonnen hat, dann haben wir jede Woche ein "neues Mitglied", das sich dann nach 10 Beiträgen grußlos verabschiedet.


    Ausserdem möchte ich die Rückkehr von Mitgliedern verhindern, die hier im Bösen ausgeschieden sind. Ich verzeihe NIE !!!



    Zitat

    das Forum scheint mir demographisch gesehen auch eher über eine "rechtsschiefe" Altersverteilung zu verfügen; wie in der Klassik ganz allgemein altern die Interessenten schneller, als das Nachwuchs nachrückt (nicht zu ändern)

    Genau - Prinzipiell kommen ja auch "Alte" nach - aber viele sind computerscheu und internetfeindlich.



    Zitat

    ein Forum ist Kommunikation und eine Bindung der Teilnehmer entsteht durch eine Interaktion der Mitglieder untereinander, durch ständigen Austausch und persönliche und freundschaftliche Beziehungen; dies wurde durch die abgeklemmte Möglichkeit von Privat-Nachrichten verhindert - ich kenne eigentlich kein Forum, wo diese Option unterdrückt wird (muss das sein?)

    Ja das muß sein - seit sich vor 5 Jahren eine Gruppe von Mitgliedern gegen mich per PN verschworen hatte - und ich wusste nicht mal was davon (Ursache war der Ausschluss EINES Mitgliedes, das aus Meiner Sicht Unruhe stiftete und daher von mir vorerst vorübergehend gesperrt worden war. Ausserdem weiss ich aus eigener Erfahrung, was man mit PN anstellen kann!!!
    Vor etwa 3 Jahren widerholte sich ähnliches. Ein Mitglied, welches besonders eifrig freundschaftliche Kontakte zu anderen Mitgliedern gepflegt hatte, wollte ein Mitglied, das ihm nicht passte hinausekeln, und in letzter Konsequenz mich mit Hilfe einer Gruppe erpressen, diesem Ansinnen nachzugeben. Diesmal hatte ich die Lage besser unter Kontrolle - dank fehlender PN. (Ich weiss schon, daß es andere Verbindungslinien gab - aber die sind langsamer.)
    Ich habe damals - ungern aber doch - demonstriert, daß ich nicht erpressbar bin.



    Zitat

    Was kann daraus folgen: dieses Forum kreist als "geschlossene Gesellschaft" zunehmend um sich selbst, gebiert die immergleichen Gedanken und Haltungen und wird dadurch immer weniger besuchenswert... (ein sehr pessimistisches Szenario, ich weiß).

    Ich hätte mir nie gedacht, daß mal der Zeitpunkt eintreten könnte, wo ich in einer Situation einen optimistischen Standpunkt einnehmen würde als mein Gesprächspartner.
    Letzteres Szenario ist IMO nicht eingetreten:
    An Stelle dessen schreiben einige Urgesteinsmitglieder und einige relativ Neue (also ca aus den letzten 2 Jahren) sehr interessante Artikel zu "Nischenthemen" und decken einen bisher noch nicht besetzten Bereich ab. Das bringt allerdings - wie es scheint - keine neuen Mitglieder. Zu wenig Interesse? Zu wenig intellektuelles Potential? Zu wenig Geld um "exotisches" Repertoire zu kaufen? Oder aber einfach die Betrachtung: Die sollen sich ruhig abstrudeln - ich lese lieber nur mit.


    Meine derzeitige Einstellung zu Tamino ist in etwa folgende: Ich bemühe mich interessante Themen aufzugreifen, neue zu kreieren, aber auch Uraltthemen wieder zu beleben, also das Produkt attraktiv zu machen ohne Substanz aufzugeben.
    Mir ist es egal ob die Neuzugänge jung oder alt sind - ich buhle um keine spezielle Gruppe und biedere mich nicht an.
    Ist die Nachfrage ausreichend - dann sehe ich für Tamino gute Chancen. Wenn nicht - dann passiert das, was heute immer wieder passiert: Ein Produkt wird zu wenig gekauft - und wenn der Produzent es dann aufgibt und sich einer dankbareren Branche zuwendet, dann ist Heulen und Zähneknirschen.


    Ich gehe davon aus, daß von Eurer Seite noch Statements kommen werden. Ich werde so gut ich kann darauf eingehen - ich glaube einiges wartet schon auf mich...


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • In Beitrag Nr 12 schrieb Bertarido:


    Zitat

    Da ist sicher etwas dran, gelegentlich werden diese "immergleichen Gedanken und Haltungen" ja auch schon mal kritisch angesprochen, etwa unter dem nicht ganz von der Hand zu weisenden Vorwurf der Rückwärtsgewandtheit der Forums-Majorität.

    Allerdings wäre auch ein avantgardistischer Grundton - so er existierte - prägend also "immergleich"



    Zitat

    Anzuführen wären hier beispielsweise
    - ein konservativer Musikgeschmack, der viele musikalische Strömungen des 20. und 21. Jahrhunderts pauschal ablehnt (z.B. die Neue Wiener Schule);
    - eine "früher war alles besser"-Haltung in Bezug auf Interpreten, sowohl Dirigenten als auch Sänger;
    - die Ablehnung von nicht buchstabengetreuen szenischen Umsetzungen von Opern.

    Natürlich - das ist eine gewisse Tendenz .
    Interessanterweise ist die unter Konzertbesuchern sehr verbreitet - aber mit Computerforen steht ausgerechnet diese Gruppe auf Kriegsfuss - sie kann und will sich nicht artikulieren.
    Dazu kommt, daß ältere Leute - von Ausnahmen abgesehen, keinen Widerspruch dulden. Ein einziger Konflikt - und weg sind sie - wogegen sich die jüngeren wieder "zusammenraufen".


    Klassische Musik ist eine rückwärtsgewandte Kultur, progressives konnte sich nie richtig etablieren - aber es wird umso lauter propagiert.


    Kommen wir zur "Früher war alles Besser" Haltung


    a)Dirigenten: Ob sie "besser" waren ist eine Frage.
    Tatsache ist aber, daß sie als "Herren" "Klangmagier" und "Genies" agiert haben, teilweise mit aristokratischer oder gottähnlicher Attitüde - Kurzum - sie waren marketingmäßig interessanter.
    Einzig und allen Thielemann (und vor ihm der bereits verblichen Celibidache) konnten die Illusion einer Aura des "übermenschlichen" aufrechterhalten.
    Wen wunderts, daß Musikfreunde, die Aufnahmen von (zumindest) "Halbgöttern" oft zehnfach (!!) im Schrank haben - an einfachen Menschen kein Interesse mehr haben? (wobei ich doch eine gewisse Anzahl von Neuaufnahmen kaufe) Darüber werde ich demnächst ein Thema starten...


    Sänger: das Angebot ist überwältigend. Wie zeige ich einen jungen Sänger, der noch keine CD aufgenommen hat?
    Richtig - mittels eines Youtube-Videoclips. Hier gibt es oft Clips mit schrecklicher Akustik - Amateuraufnahmen. Oder aber der Sänger hat in einer Opernaufführung mitgewirkt. Ahhhh - da gibt es einen Ausschnitt -> leider Regietheater - disqualifiziert. Ich bin der ehrlichen Überzeugung daß diese Mode den jungen Sängern schadet. Sie werden wegen des verhassten Umfeld gemieden - natürlich nicht von allen, aber der Schaden ist groß genug....



    Zitat

    Das wirkt m.E. nicht gerade einladend auf neue, gerade jüngere Mitglieder, die mit der Schwärmerei über die neueste verrauschte Knappertsbusch- oder Furtwängler-Aufnahme oder dem 95. Thread über "Verunstaltungstheater" wahrscheinlich wenig anfangen können.

    Man verzeihe, wenn ich hier unhöflicherweise lache. Ich verstehe durchaus, wenn man historische Aufnahmen ablehnt, das hab ich mit 20 auch getan (von Stimmen mal abgesehen).
    Aber das gleich mit den Themen übers Regietheater zu verbinden - ist ein guter - von mir indes durchschauter Schachzug.
    Allerdings gibt es hier keine Chance - denn entgegen den Behauptungen der RT-Befürworter zählen diese Threads - über Jahre hindurch - zu den Meistgelesenen. Was für die DGG - heute noch - Karajan ist, das sind für Tamino die Regietheaterthreads..


    Jüngere Mitglieder: Von Ausnahmen abgesehen, haben die hier nie recht Fuss fassen wollen - auch in jenen Zeiten nicht als der progressive linke Flügel des Forums überwog. Das ist auch verständlich, sie haben genug zu tun mit ihren Liebesbeziehungen ihren beruflichen oder schulischen Problemen, für sie ist Tamino nur ein Nebenschauplatz.
    Daher habe ich in diese Richtung keine Präferenzen. Wenn die Jugend sich angesprochen fühlt - gerne, wenn nicht: Auch gut.



    Zitat

    Trotzdem gibt es auch erfreuliche Ausnahmen: ein wunderbarer Thread über Schönbergs Liedschaffen, der eigentlich jeden dazu animieren müsste, sich unvoreingenommen mit diesem hier so unbeliebten Komponisten zu befassen, immer mal wieder ein Thread über gelungene Neuaufnahmen von Standardwerken, und natürlich ein Häuflein tapferer Verteidiger moderner Inszenierungsstile

    Wir sollten unseren vorzüglichen Opernführer nicht vergessen, der immer noch weiter wächst und die meisten käufliche zu erwerbenden in den Schatten stellt und auch nicht die Bemühungen um die Kammermusik, ein Bereich, der bei Tamino jahrelang nicht beackert wurde....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das wirkt m.E. nicht gerade einladend auf neue, gerade jüngere Mitglieder, die mit der Schwärmerei über die neueste verrauschte Knappertsbusch- oder Furtwängler-Aufnahme oder dem 95. Thread über "Verunstaltungstheater" wahrscheinlich wenig anfangen können.


    Eben habe ich mal in diesem Thread gelesen und bin bei dieser Bemerkung hängen geblieben. Ich weiß nicht, wie alt Du bist, Bertarido, und ob Du aus eigener Erfahrung sprichst oder ob Deine Feststellung eine gehörte, beobachtete, zugetragene oder nur gefühlte ist. Sei's drum. Mich irritiert ersten die assoziierende Gleichsetzung zwischen der "Schwärmerei" für eine neueste "verrauschte" Aufnahme und dem "95. Thread" über das von einigen hier so genannte "Verunstaltungstheater". Zweiten solltest Du mal ein paar semantische Überlegungen über das Wort "Schwärmerei" anstellen. Dabei wirst Du feststellen, dass es, in diesem Zusammenhang gebraucht, immer auch abwertend verstanden werden muss. Es ist nicht die geringste Werbung für ein Forum, wenn sie damit beginnt, dass einem Teil der Mitglieder etwas angekreidet oder gar unterstellt wird.


    Eines kann man Knappertsbusch oder Furtwängler nun wirklich nicht nachsagen - dass nämlich ihr Verfallsdatum überschritten wäre. Sie haben nach meiner festen Überzeugung gar keines. Das hat mit Genialität zu tun. Also muss es doch Gründe geben, dass ihr Wirken nach wie vor - und nicht nur in diesem Forum - Menschen und auch die Wissenschaft umtreibt.


    Wollte man das Forum von dem, was Du sehr pauschal "Schwärmerei" nennst, befreien - es täten sich große Lücken auf. Ich frage mich, ob Deine dann hinzustrebenden jungen Mitstreiter die so schnell und nachhaltig füllen würden.


    Selbst weiß ich auch nicht, ob so ein Forum wie dieses eine Zukunft hat. Ich bin da nicht sehr optimistisch. Es fällt schon aus der Zeit. Wer hat schon Lust und Geduld, die vielen Stunden darauf zu verwenden, die nötig sind, um Substanz zusammenzutragen, in der die Bedeutung eines Furtwängler genau so berechtigt und wichtig ist wie der Mitschnitt einer Vivaldi-Oper auf DVD mit einem nackten Sänger als Vivaldis Ercole (Zachary Stains lässt 2006 in Spoleto gelegentlich das antike Löwenfell auch ganz fallen) ;) Du siehst, ich lese Deine Beiträge sehr gern... :hello:


    ... und bin für beides:


    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Diskussionen und das Ansprechen von Problemlagen bedingen nicht selten einer gewissen Zuspitzung.
    Es ist meiner Ansicht nach dem Thema und dessen Inhalt wenig dienlich, sich an einer Begrifflichkeit wie "Schwärmerei" aufzuhängen... :no:


    Auf Alfreds Beitrag möchte ich an einigen Stellen weiter eingehen:

    Zitat

    Die Praxis ist aber oft anders. Leute die im praktischen Leben ihre Umwelt nicht ertragen und sich verkannt fühlen melden sich bei einem Forum an, versuchen ihre Aggressionen auszuleben und ertragen keinen Widerspruch. Schnell ziehen sie sich zurück.
    Andere wieder suchen nur nach gepflegten "freundschaftlichen Beziehungen" Mit klassischer Musik haben sie wenig am Hut. Sie befreunden sich mit gleichgesinnten und das Forum entwickelt sich in Richtung "Sozial Media" - wobei die "sozialen Kontakte" die Inhalte an den Rand drängen. Letztere werden oft als störend empfunden und jene die sie produzieren als "Vielschreiber" oder "Wichtigtuer" diskreditiert. Dieser Gefahr versuche ich auf sanfte, aber dennoch konsequente Weise zu begegnen.

    Die Gefahr, dass sich Menschen in diesem Forum rein um des sozialen Austauschs willen anmelden, halte ich für gering bis nicht vorhanden. Selbst wenn dem so wäre, könnten entsprechende Accounts durch die Moderation gesperrt werden. Für den Charakter der Menschen, die sich hier anmelden, gibt es keine geeigneten Kontrollen (soll man eine solche Kontrolle tatsächlich wollen?). „Jeder Jeck ist anders" (wie man im Rheinland von D. sagt) und solange niemand gegen die Regeln eines guten Miteinanders verstößt, wäre er mir (!) willkommen. "Soziopathen", Trolle und Menschen, die offenkundig in der Langzeiterfahrung sich als nicht "forenkompatibel" erweisen, gibt es immer wieder. Dagegen kann man dem Grund nicht mehr zu tun, als diese Menschen ggf. vom Betrieb auszuschließen (eine gute und effiziente Moderation kann das leisten; ich schreibe das jetzt aus meiner rd. 10-jährigen Moderationserfahrung in einem deutlich größeren Forum heraus).



    Zitat

    Oft habe ich den Eindruck, daß eine Gruppe von Taminoianern neue Mitglieder gar nicht will, aus Angst sie könnten interessantere Beiträge schreiben als sie selbst

    Müsste man darauf Rücksicht nehmen? Da ich Internetforen als offene, freiheitliche und liberale Formen der Kommunikation verstehe, antworte ich darauf mit einem klaren "nein". Wer sich einbringen möchte, soll es auch tun. Austausch ist das Wesen und der Sinn und Zweck eines jeden Forums (man vergleiche nur die Begriffsbestimmungen bei Wikipedia). "Deckel drauf" und "closed shop" stehen dem Grundgedanken eines Diskussionsforums geradezu diametral gegenüber - zumindest solange, wie einer der Prämissen des Forenbetriebs ist, dass man dessen Überleben auch auf lange Sicht hin sichern möchte.



    Zitat

    Vielleicht hat man schon bemerkt daß ein Psychopath sich pro Tag bis zu 30 mal hier registriert. Er ist anonym und wird es bis zu restriktiveren Bedingungen zum Einstieg ins Internet auch bleiben.(Letzteres wird vermutlich in Zukunft überwacht werden müssen, auch wenn einige das noch nicht glauben wollen) Er könnte unter zig namen hier in Form einer "Sockenpuppe" auftreten. Aber auch wenn er lediglich sein Spiel fortsetzt, das er bei Klassikakzente begonnen hat, dann haben wir jede Woche ein "neues Mitglied", das sich dann nach 10 Beiträgen grußlos verabschiedet.

    Auch das ein durch eine (restriktive) Moderation absolut beherrschbares Thema, zumal man die Frage stellen darf, welcher Schaden durch ein solches Verhalten entstünde, wenn ein solches Mitglied nicht gerade trollhafte Wesenszüge an den Tag legte?
    Meiner Ansicht nach zahlst Du mit Blick auf die Bestandssicherung des Forums einen extrem hohen Preis dafür, dich von der realen Existenz von Personen überzeugen zu wollen.
    In der Abwägung eine IMHO unverhältnismäßige Wahl der Mittel.



    Zitat

    Ausserdem möchte ich die Rückkehr von Mitgliedern verhindern, die hier im Bösen ausgeschieden sind. Ich verzeihe NIE !!!

    Auch da würde ich empfehlen, die Sache (das Forum) über die eigenen, persönlichen Haltungen zu stellen. Allerdings fehlt es mir wirklich an Vorstellungskraft dafür, was man sich mit Blick auf das Tamino-Forum geleistet haben muss, um ausgeschlossen zu werden. ?(



    Zitat

    aber viele sind computerscheu und internetfeindlich

    Da würde ich ein Fragezeichen dransetzen. Es rückt zunehmend eine Generation von Alten nach, deren Leben des Internet und die EDV schon eine ganze Zeit lange begleitet hat. Wer im Berufsleben mit dem PC gearbeitet hat, ist für eine Mitgliedschaft in einem Internetforum jedenfalls mehr als ausreichend gerüstet.



    Zitat

    Ja das muß sein - seit sich vor 5 Jahren eine Gruppe von Mitgliedern gegen mich per PN verschworen hatte - und ich wusste nicht mal was davon (Ursache war der Ausschluss EINES Mitgliedes, das aus Meiner Sicht Unruhe stiftete und dage von mir vorerst vorübergehend gesperrt worden war. Ausserdem weiss ich aus eigener Erfahrung was mat mit PN anstellen kann !!!
    Vor etwa 3 Jahren widerholte sich ähnliches. Ein Mitglied, welches besonders eifrig freundschaftliche Kontakte zu anderen Mitgliedern gepflegt hatte, wolle ein Mitglied, das ihm nicht passte hinausekeln, und in letzter Konsequenz mich mit Hilfe einer Gruppe erpressen, diesem Ansinnen nachzugeben. Diesmal hatte ich die Lage besser unter Kontrolle - dank fehlender PN. (Ich weiss schon, daß es andere Verbindungslinien gab - aber die sind langsamer)
    Ich habe damals - ungern aber doch - demonstriert, daß ich nicht erpressbar bin-

    Das ist leider die gleiche Logik, welche die Oberen der D"D"R dazu bewogen hat, eine Mauer zu errichten...
    Zunächst einmal sollte man es erwachsenen Menschen meiner Ansicht nach zugestehen, auf einem üblichen Wege miteinander in Kontakt zu treten - allein schon aus dem prägenden Grundgedanken einer Plattform zur Kommunikation und zum Austausch heraus. Das Umgehen - auch mittels "Schneeballsystem" - wäre zudem ein Leichtes.
    Und dann ist mit der gewählten technischen Lösung noch kein einziges der im Zitat als ursächlich angeführten Problemlagen gelöst. Die Konflikte bestanden auch weiterhin bzw. eskalierten (vermute ich). Das Abklemmen der PN-Funktion schließt solche Vorkommnisse nicht aus. Allein die Lösungswege sind dann andere, aber ebenfalls schwerlich zum Vorteil des Forums.
    Dass das Unterdrücken der PN-Funktion per se eine negative Unterstellung gegenüber Deinen Mitgliedern beinhaltet ("die wollen mir nur Böses"), ist dabei nur eine unschöne Fußnote, die dabei den Wert und die Qualität des Forums für seine Mitglieder meiner Einschätzung nach völlig verkennt.


    ...


    Alfred, es ist ein Stück weit (nur ein Stück weit, denn viele Inhalte stammen nicht von Dir und die Assets eines Forums sind seine Mitglieder und Stammgäste) Dein Forum und Du entscheidest, wie Du es gestalten möchtest. Es ist dabei an Dir, zu überlegen und zu entscheiden, ob Dir der momentane Status Quo genügt (mit dem Risiko eines schleichenden Substanzverlustes) oder Du etwas schaffen möchtest, dessen Chancen auf nachhaltigen Bestand deutlich höher sind.


    Viele Grüße
    Frank

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  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Die Nutzer und Schreiber sind jedoch Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Deshalb wollen sie auch als Persönlichkeit wahrgenommen, wertgeschätzt und anerkannt werden. Da ist es doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit, dass darauf geachtet wird, wer schreibt was und wie oft beteiligt er sich. Wenn ich als aktiver und häufiger Schreiber nun egal aus welchen Gründen nicht mehr schreibe, dann hoffe - nein erwarte ich, dass von irgendeiner Seite ein Signal kommt: "Hallo, Operus was ist los, man liest von Dir schon lange nichts mehr? Du und Deine Beiträge fehlen uns." Das ist nicht nur ganz einfache Kundenbindung, das ist menschlich-persönlicher angemessener Umgang, dass dadurch Nutzer ans Forum gebunden werden ist nur Folge solch eines richtigen Verhaltensstils.

    Ich denke auch, dass das Gefühl der Wertschätzung ganz erheblich zur Motivation von Mitgliedern beiträgt, sich in einem Forum aktiv zu beteiligen. Manche Mitglieder machen sich sehr viel Arbeit mit fundierten Werkanalysen oder tragen Informationen für den Opernführer zusammen, und selbst eine halbwegs ausführliche Besprechung einer Aufführung in dem "Gestern in der Oper"-Thread kostet mindestens eine halbe Stunde. Reaktionen darauf gibt es oft keine, und natürlich fragt man sich dann als Autor: Interessiert das überhaupt jemanden? Und irgendwann fährt man sein Engagement zurück oder stellt es ganz ein.


    Ich würde es nun allerdings nicht als Aufgabe des Forenbetreibers oder der Administratoren sehen, den Mitgliedern diese Wertschätzung zu vermitteln. Zum einen würde es sie überfordern, zum anderen ist ein Forum ein Rahmen für die Interaktion der Nutzer und kein hierarchischer Betrieb, wo es Aufgabe des Führungspersonals ist, die Mitarbeiter zu motivieren und zu halten. Und ich sehe uns auch nicht als Alfreds Kunden, die er zu halten versuchen muss. Alfred bestreitet mit diesem Forum ja nicht seinen Lebensunterhalt. Er stellt uns aus persönlichem Engagement und Interesse am Thema einen technischen Rahmen zur Verfügung, damit wir uns über klassische Musik austauschen können. Wenn wir daran kein Interesse mehr haben, dann stellt er es ein - das finde ich völlig legitim. Wertschätzung können sich die Nutzer in einem solchen Forum nur gegenseitig zeigen. Und das gilt auch für Nachfragen, wenn ein ehemals aktives Mitglied sich zurückgezogen hat. Allerdings setzt das die Möglichkeit voraus, dass sich die Mitglieder private Nachrichten schreiben können. Ich weiß aus anderen Foren, dass ein solches Instrument missbraucht werden kann, halte aber die Vorteile für überwiegend. Aber Alfred will dies nicht, und ich fürchte, wir werden ihn nicht überzeugen können.


    Ich habe aber einen anderen Vorschlag: In vielen Foren gibt es die Möglichkeit, sich für Beiträge zu bedanken, sei es namentlich (es erscheint dann eine Liste der danksagenden User unter dem Beitrag) oder anonym (man sieht nur die Zahl der Dankesbekundungen). Ich bin sehr dafür, eine solche Funktion auch hier einzuführen, denn sie wäre zumindest eine Möglichkeit, seine Wertschätzung für einen guten Beitrag auszudrücken, auch wenn man dazu keine Erwiderung schreiben kann oder will. Auch dieses Instrument hat "Nebenwirkungen". So wird das Danke natürlich auch nach Sympathie vergeben (oder verweigert), und bei kontroversen Themen wie Regietheater bilden sich schnell Gruppen, die sich gegenseitig mit ihrem Danke gegenüber dem "Feind" den Rücken stärken. Spätestens bei persönlichen Anwürfen wird dann auch ein Danke zur Beleidigung und trägt weiter zur Eskalation bei. Aber das lässt sich weitgehend vermeiden, wenn man diese Funktion anonymisiert.



    Eben habe ich mal in diesem Thread gelesen und bin bei dieser Bemerkung hängen geblieben. Ich weiß nicht, wie alt Du bist, Bertarido, und ob Du aus eigener Erfahrung sprichst oder ob Deine Feststellung eine gehörte, beobachtete, zugetragene oder nur gefühlte ist. Sei's drum. Mich irritiert ersten die assoziierende Gleichsetzung zwischen der "Schwärmerei" für eine neueste "verrauschte" Aufnahme und dem "95. Thread" über das von einigen hier so genannte "Verunstaltungstheater". Zweiten solltest Du mal ein paar semantische Überlegungen über das Wort "Schwärmerei" anstellen. Dabei wirst Du feststellen, dass es, in diesem Zusammenhang gebraucht, immer auch abwertend verstanden werden muss. Es ist nicht die geringste Werbung für ein Forum, wenn sie damit beginnt, dass einem Teil der Mitglieder etwas angekreidet oder gar unterstellt wird.


    Eines kann man Knappertsbusch oder Furtwängler nun wirklich nicht nachsagen - dass nämlich ihr Verfallsdatum überschritten wäre. Sie haben nach meiner festen Überzeugung gar keines. Das hat mit Genialität zu tun. Also muss es doch Gründe geben, dass ihr Wirken nach wie vor - und nicht nur in diesem Forum - Menschen und auch die Wissenschaft umtreibt.


    Wollte man das Forum von dem, was Du sehr pauschal "Schwärmerei" nennst, befreien - es täten sich große Lücken auf. Ich frage mich, ob Deine dann hinzustrebenden jungen Mitstreiter die so schnell und nachhaltig füllen würden.

    Ich habe überhaupt nicht den Wunsch, Liebhaber-Threads über Furtwängler oder Knappertsbusch zu unterdrücken. Natürlich gehören die zu einem Klassik-Forum, wie auch immer man zur Bedeutung dieser und anderer Dirigenten stehen mag. Es ging nur darum, Beispiele für eine meiner Meinung nach erkennbare konservative Haltung einer Majorität in diesem Forum aufzuzeigen. Es fehlt nach meiner Einschätzung manchmal etwas an Aufgeschlossenheit für Neues, und das betrifft eben auch Themen wie den Musikgeschmack im allgemeinen und die Haltung zu modernen Operninszenierungen. Das ist der einzige Zusammenhang, in den ich diese Themen stellen wollte. Welche Auswirkungen bestimmte Haltungen auf die Gewinnung neuer Mitglieder haben, darüber kann ich natürlich nur spekulieren. Ein guter Mix ist meiner Meinung nach das richtige. Insofern bin ich nicht für weniger Furtwängler-Threads, sondern für häufigere und vor allem offenere Auseinandersetzungen mit aktuellen Interpreten.


    Was den Begriff Schwärmen betrifft: die Bedeutung ist mir durchaus bewusst. Und ich gestehe, dass mir genau dieser Begriff in den Sinn kam, als ich die Beiträge zur neu veröffentlichten Lohengrin-Aufnahme von Knappertsbusch las, wo dann selbst gravierende Patzer im Orchesterspiel als Ausdruck eines besonderen Knappertsbusch-Stils entschuldigt wurden. Wie wären die Reaktionen dazu wohl ausgefallen, wenn Rattle oder Petrenko am Pult gestanden hätten? Und auch wenn ich keineswegs die Bedeutung von Künstlern wie Furtwängler oder Knappertsbusch leugnen will: oft schimmert hier die Meinung durch, dass ihre Leistungen nie wieder erreicht worden sind, und das halte ich, mit Verlaub, für Unsinn. Aber das ist ein Nebenthema, um das es hier nicht gehen soll.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Bertarido schrieb einiges Interessante:

    Zitat

    Und ich sehe uns auch nicht als Alfreds Kunden, die er zu halten versuchen muss. Alfred bestreitet mit diesem Forum ja nicht seinen Lebensunterhalt.

    Dieser Tatbestand wird gern übersehen. Allerdings bin ich selbst nicht unschuldig, daß man meint, das Forum wäre mein Lebensinhalt und ich hätte gewisse Dienstleistungen den Mitgliedern gegenüber zu erbringen.
    Ich bin ein fauler, pessimistischer und introvertierter Mensch und schwer für etwas zu begeistern. Eigendiagnose: schwach ausgeprägter, oberflächlich kaschierter Asperger. Aus letzterem folgt eine Vorliebe für "ausgefallene" Beschäftigungen, das Führen eines Forums ist geradezu ein Paradebeispiel.
    Irgendwann haben Mitglieder (der Vergangenheit) erkannt, daß ich sehr an diesem Forum hänge und versucht sich als "Kunden" zu gebärden und Ansprüche verschiedener Art zu stellen. Es wurde in der Tat der Eindruck vermittelt, das Forum sei lebenswichtig für mich . und eine Zeit lang habe ich das auch selbst geglaubt.



    Zitat

    Er stellt uns aus persönlichem Engagement und Interesse am Thema einen technischen Rahmen zur Verfügung, damit wir uns über klassische Musik austauschen können. Wenn wir daran kein Interesse mehr haben, dann stellt er es ein - das finde ich völlig legitim.

    Genau - Mehr ist es nicht. Ich stelle etwas zur Verfügung. Solange das Interesse und die Beteiligung und die Kostendeckung da sind wird es auch weiter bestehen - wie die vergangenen 11 Jahre.



    Zitat

    Wertschätzung können sich die Nutzer in einem solchen Forum nur gegenseitig zeigen. Und das gilt auch für Nachfragen, wenn ein ehemals aktives Mitglied sich zurückgezogen hat.

    Ich mache das nicht mehr. Denn ich stehe auf dem Standpunkt, daß solche Aktionen nicht wirklich etwas bringen. In der Vergangenheit hat es immer wieder Kontakte von meiner Seite aus gegeben, aber die Intervalle wurden immer kürzer, wo ich "ermuntern" musste. Ich fühle mich nicht als Missonar, der schreibunwillige Leute zur Mitarbeit ermuntert.



    Zitat

    Allerdings setzt das die Möglichkeit voraus, dass sich die Mitglieder private Nachrichten schreiben können. Ich weiß aus anderen Foren, dass ein solches Instrument missbraucht werden kann*, halte aber die Vorteile für überwiegend. Aber Alfred will dies nicht, und ich fürchte, wir werden ihn nicht überzeugen können.

    * optische Hervorhebung von mir.
    Ich schalte alle eventuellen Risiken a priori aus, wenngleich mir natürlich klar ist, daß das nicht immer funktioniert.
    So steige ich beispielsweise in keine Flugzeuge ein.



    Zitat

    Manche Mitglieder machen sich sehr viel Arbeit mit fundierten Werkanalysen oder tragen Informationen für den Opernführer zusammen, und selbst eine halbwegs ausführliche Besprechung einer Aufführung in dem "Gestern in der Oper"-Thread kostet mindestens eine halbe Stunde. Reaktionen darauf gibt es oft keine, und natürlich fragt man sich dann als Autor: Interessiert das überhaupt jemanden? Und irgendwann fährt man sein Engagement zurück oder stellt es ganz ein.

    Wie ein anderes Mitglied schon mal ausgeführt hat, so schreiben wir ja mehrheitlich für die Aussenwelt. Das Interesse an Themen ist auch durch die Seitenaufrufe zu ersehen, nicht nur an Antworten von Mitgliedern. Man muß sich aber im Klaren sein, daß manche Themen sehr spezifisch sind und daher nur eine Minderheit - jene aber intensiv - interessieren, Andere Themen brauche oft eine Anlaufzeit von über einem Jahr.


    Zur "Bewertung" Threads
    Natürlich verfügt dieses Forum über die berüchtige Bewertungsfunktion. Ich habe sie aber abgeschalten, da mir völlig klar ist, daß besonders wertvolle und anspruchsvolle Beiträge hier das Nachsehen hätten. Daher habe ich diese Funktion deaktivert. Ich bin der Meinung, das "Spezialisten", welche anspruchsvolle Beiträge schreiben, sich sehr wohl über die potentielle Größe ihrer "Klientel" bewusst sind.


    Das solls fürs erste gewesen sein - Ich werde mich bemühen auf andere Statements in diesem Thread zumindest teilweise zu antworten.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Was den Begriff Schwärmen betrifft: die Bedeutung ist mir durchaus bewusst. Und ich gestehe, dass mir genau dieser Begriff in den Sinn kam, als ich die Beiträge zur neu veröffentlichten Lohengrin-Aufnahme von Knappertsbusch las, wo dann selbst gravierende Patzer im Orchesterspiel als Ausdruck eines besonderen Knappertsbusch-Stils entschuldigt wurden. Wie wären die Reaktionen dazu wohl ausgefallen, wenn Rattle oder Petrenko am Pult gestanden hätten?

    :thumbup:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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    Natürlich verfügt dieses Forum über die berüchtige Bewertungsfunktion. Ich habe sie aber abgeschalten, da mir völlig klar ist, daß besonders wertvolle und anspruchsvolle Beiträge hier das Nachsehen hätten. Daher habe ich diese Funktion deaktivert. Ich bin der Meinung, das "Spezialisten", welche anspruchsvolle Beiträge schreiben, sich sehr wohl über die potentielle Größe ihrer "Klientel" bewusst sind.



    Das ist eine Annahme ohne jede Fundierung - oder gab es hier schon einmal eine aktive Bewertungs- oder Danke-Funktion, die empirische Rückschlüsse zulässt? Ich halte die Mitglieder dieses Forums für intelligent genug, den Wert auch von anspruchsvollen Beiträgen zu erkennen und zu honorieren. Und besser drei User bedanken sich für einen Beitrag als niemand, weil es diese Funktion gar nicht gibt.


    Warum nicht einmal für eine Probephase von z.B. drei Wochen diese Funktion aktivieren und schauen, wie es sich entwickelt? Was könnte daraus für Schaden entstehen?

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Warum nicht einmal für eine Probephase von z.B. drei Wochen diese Funktion aktivieren und schauen, wie es sich entwickelt? Was könnte daraus für Schaden entstehen?


    Genau. Es kommt immer wieder vor, dass ich einen Beitrag lese und ihn gut finde, ohne mich an einer eventuell daraus entstehenden Diskussion zu beteiligen. Für den jeweiligen Autor wäre es dann doch schön (und motivationsfördernd), wenn er eine solche Rückmeldung bekäme. Ich könnte natürlich auch schreiben: »Das finde ich gut.« Aber zum einen ist das viel umständlicher. Und vor allem würde man es wohl als ziemlich ätzend ansehen, wenn man sich alle neuen Beiträge anzeigen lässt und dann kommen nur drei Dankeschöns und nichts Neues.

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  • Zitat

    Warum nicht einmal für eine Probephase von z.B. drei Wochen diese Funktion aktivieren und schauen, wie es sich entwickelt? Was könnte daraus für Schaden entstehen?


    Ganz einfach: Wenn jemand mimosenhaft veranlagt ist, aber dennoch - oder gerade deshalb - elitäre Beiträge verfasst, die dann nicht als "Beste" bewertet werden - ist es möglich, daß er fern bleibt.


    Das hat mit Intelligenz nichts zu tun. Aber die Frage ist: Was bieten wir den Nutzern, die besonders wertvolle Beiträge schreiben? Geld? Leider nein!
    Eine sehr wichtige Triebfeder sich im Internet zu produzieren, ist die Eitelkeit, bzw Selbstbestätigung. Viele sehr gebildete Leute schreiben im Internet, bzw treten in diversen Tutorial-Videos auf, beispielsweise um zu erklären wie man einen neu erworbenen Kopfhörer auspackt :P Wenn denen nicht Bewunderung gezollt wird, dann ziehen sie sich zurück, denn ihnen wird das nicht geboten was sie haben möchten.


    Ich könnte eine Reihe ehemaliger Mitglieder aufzählen, wo das zutrifft.


    Was ich - mir kommt es eben in den Sinn - nicht verstehen kann, ist, daß Tamino-Mitglieder auch für Amazon Rezensionen schreiben. Das schädigt das Forum und vermiest mir die Freude daran.


    Zurück zum Thema. Ich bin gegen jegliche Veränderung in meinem Leben, es sei denn sie trägt zu meinem Komfort bei.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Was ich - mir kommt es eben in den Sinn - nicht verstehen kann, ist, daß Tamino-Mitglieder auch für Amazon Rezensionen schreiben. Das schädigt das Forum und vermiest mir die Freude daran.


    Aus den eben von Dir angeführten Gründen: sich mitteilen zu wollen.
    Die Amazon-Nutzerschaft ist sicher nicht ganz identisch mit den Tamino-Mitgliedern. :P


    Zudem schafft Redundanz Sicherheit, denn im Netz ist nicht Weniges recht flüchtig. ;)


    Viele Grüße
    Frank

  • Das hat mit Intelligenz nichts zu tun. Aber die Frage ist: Was bieten wir den Nutzern, die besonders wertvolle Beiträge schreiben ? Geld ? Leider nein !
    Eine sehr wichtige Triebfeder sich im Internet zu produzieren, ist die Eitelkeit, bzw Selbstbestätigung. Viele sehr gebildete Leute schreibn im Internet, bzw treten in diversen Tutorial-Videos auf, beispielsweise um zu erklären wie man einen neu erworbenen Kopfhörer auspackt Wenn denen nicht Bewunderung gezollt wird, dann ziehen sie sich zurück, denn ihnen wird das nicht geboten was sie haben möchten.


    Das ist doch genau die Frage: Bekommen diese Nutzer die Bewunderung, ich würde eher von Anerkennung sprechen, die sie brauchen, um sich weiter aktiv zu beteiligen? Wenn überhaupt keine Reaktionen auf Beiträge kommen, dann kann doch die Anerkennung höchsten geahnt werden.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Ich habe überhaupt nicht den Wunsch, Liebhaber-Threads über Furtwängler oder Knappertsbusch zu unterdrücken. Natürlich gehören die zu einem Klassik-Forum, wie auch immer man zur Bedeutung dieser und anderer Dirigenten stehen mag. Es ging nur darum, Beispiele für eine meiner Meinung nach erkennbare konservative Haltung einer Majorität in diesem Forum aufzuzeigen. Es fehlt nach meiner Einschätzung manchmal etwas an Aufgeschlossenheit für Neues, und das betrifft eben auch Themen wie den Musikgeschmack im allgemeinen und die Haltung zu modernen Operninszenierungen. Das ist der einzige Zusammenhang, in den ich diese Themen stellen wollte. Welche Auswirkungen bestimmte Haltungen auf die Gewinnung neuer Mitglieder haben, darüber kann ich natürlich nur spekulieren. Ein guter Mix ist meiner Meinung nach das richtige. Insofern bin ich nicht für weniger Furtwängler-Threads, sondern für häufigere und vor allem offenere Auseinandersetzungen mit aktuellen Interpreten.


    Was den Begriff Schwärmen betrifft: die Bedeutung ist mir durchaus bewusst. Und ich gestehe, dass mir genau dieser Begriff in den Sinn kam, als ich die Beiträge zur neu veröffentlichten Lohengrin-Aufnahme von Knappertsbusch las, wo dann selbst gravierende Patzer im Orchesterspiel als Ausdruck eines besonderen Knappertsbusch-Stils entschuldigt wurden. Wie wären die Reaktionen dazu wohl ausgefallen, wenn Rattle oder Petrenko am Pult gestanden hätten? Und auch wenn ich keineswegs die Bedeutung von Künstlern wie Furtwängler oder Knappertsbusch leugnen will: oft schimmert hier die Meinung durch, dass ihre Leistungen nie wieder erreicht worden sind, und das halte ich, mit Verlaub, für Unsinn. Aber das ist ein Nebenthema, um das es hier nicht gehen soll.


    Nur noch eine Bemerkung zu Knappertsbuschs "Lohengrin". Das Thema, dass hier eigentlich nicht hergehört, steht ja nur stellvertretend für das Problem der Zukunftsfähigkeit eines Forum wie diesem. Es wird aber ein Muster deutlich, in dem eine gewisse Sprengkraft steckt. Du hast diesen Mitschnitt offenkundig nie gehört, hegst aber Zweifel an den Meinungen und Bewertungen jener, die ihn genau gehört und ihre Eindrücke auch sehr individuell und ausführlich begründet haben. Warum hast Du an Ort und Stelle nichts dazu gesagt? Jetzt aber tust Du es jenen gleich, die aus einem Foto von einem Papierschiffchen ablehnend auf die ganze Inszenierung einer Oper schließen. Das kann ich nicht nachvollziehen. Das Ganze noch mit Petrenko und Rattle zu verknüpfen, ist mehr als nur weit hergeholt.


    Und mit Verlaub, den Unsinn von "Liebhaber-Threads" möchte ich besser überlesen haben. Was soll das nun wieder sein?

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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