Solitär - BEETHOVENS Sinfonien in Einzelveröffentlichungen

  • Die bisherige Beteiligung beim Schwesterthread
    Solitär - Schuberts Sinfonien in Einzelveröffentlichungen
    ist mit bis jetzt 15 Beiträgen und 492 Seitenaufrufen - auf die Laufzeit gerechnet gar nicht so schlecht, weshalb ich den im Hinterkopf bereits geplanten ParallelThread: Solitär - BEETHOVENS Sinfonien in Einzelveröffentlichungen wagen will


    Die Spielregeln sind wie gehabt:


    Jeder Mitspieler darf DREI einzelne Sinfonien nominieren, von denen er meint sie seien besonders gut gelungen, hörenswert oder "Referenzen"
    Dabei ist es gleichgültig ob die einer Gesamtaufnahme entnommen sind, oder Einzelaufnahmen. Man darf drei Aufnahmen mit demselben Orchester und Dirigenten benennen (beispielsweise nicht zu Ende produzierte geplante Gesamtaufnahmen) oder aber auch "Gelegenheitsaufnahmen" von verschiedenen Dirigenten und Orchestern.
    Die Beschränkung auf DREI Aufnahmen ist natürlich eine Herausforderung und ein Bosheitsakt des zum Sadismus tendierenden Forenbetreibers - und sie soll durch die Qual der Wahl zum Nachdenken anregen. Und weil wir grade dabei sind - man sollte auch -wahlweise kürzer oder aber auch länger - begründen WARUM man diese jeweils gewählte Aufnahme für besonders wertvoll oder interessant hält.
    Diese Nominierungen mit Kommentar können entweder in einen Beitrag gepackt werden - oder aber auch einzeln -Zug um Zug - im Laufe der nächsten Tage oder Wochen "abgegeben" werden.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hier brauche ich nicht lange überlegen und hier ist auch keine weitere ausufernde Begründung notwendig. Die Bezeichnung Referenz halte ich für angebracht !
    Im Grunde schätze ich alle drei Karajan DG-Aufnahmen von 1962 - 1977 und 1984 - da dies meine Erste war nehme ich diese von C1963.


    Man hat sie ja in der DG-GA - die Einzel-CD sieht so aus:

    DG, 1962, ADD


    und meine LP angemessener im Luxus-Gelbetikett:
    -->
    DG, 1962

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Bei Beethoven ist es gleich noch schwieriger als bei Schubert. Erstens gibt es mehr Symphonien, zweitens mehr Aufnahmen, drittens kenne ich die Werke deutlich besser (vielleicht mit Ausnahme der beiden letzten Schubert-Symphonien). Ich hätte es ja irgendwie besser gefunden, wenn man sich einen inviduellen Zyklus von 1 bis 9 hätte zusammenstellen dürfen. Aber gut, die Spielregeln sind vorgegeben, also eben nur drei.


    Meine liebste Beethoven-Symphonie, so lange ich zurückdenken kann, war immer die Fünfte. Das war vor zehn Jahren so, das wird vermutlich auch in zehn Jahren und darüber hinaus so sein. Zugegebenermaßen fällt die Wahl trotzdem sehr schwer, weil die Neunte und neuerdings auch die Siebte nur ganz knapp dahinter rangieren.


    Aber welche Aufnahme der "Übersymphonie" nun nominieren? Das fängt ja schon gut an. Selbst wenn ich mich, trotz arger Gewissensbisse, für einen einzigen Dirigenten, Wilhelm Furtwängler, entscheiden muss, stehe ich vor der Qual der Wahl: Ganze 13 (!) Aufnahmen, mehr als ein Dutzend, habe ich zur Verfügung. Ich will sie gerne mal aufzählen:


    1. Berliner Philharmoniker. Polydor Studio, Berlin, 1929 (Studio)
    2. Berliner Philharmoniker. Beethovensaal, Berlin, 08.10. & 03.11.1937 (Studio)
    3. Berliner Philharmoniker. Berlin, 13.09.1939 (live)
    4. Berliner Philharmoniker. Philharmonie, Berlin, 30.06.1943 (live)
    5. Berliner Philharmoniker. Staatsoper, Berlin, 02.1944 (live)
    6. Berliner Philharmoniker. Titania Palast, Berlin, 25.05.1947 (live)
    7. Berliner Philharmoniker. Funkhaus, Masurenallee, Berlin, 27.05.1947 (live)
    8. Wiener Philharmoniker. Stockholm, 25.09.1950 (live)
    9. Wiener Philharmoniker. Kopenhagen, 01.10.1950 (live)
    10. Orchestra Sinfonica di Roma della RAI. Radiotelevisione Italiana, Rom, 10.01.1952 (live)
    11. Wiener Philharmoniker. Musikvereinssaal, Wien, 28.02. & 01.03.1954 (Studio)
    12. Berliner Philharmoniker. Théâtre de l'Opéra, Paris, 04.05.1954 (live)
    13. Berliner Philharmoniker. Titania Palast, Berlin, 23.05.1954 (live)


    Bereits diese Ansammlung mag den Eindruck des Aufnahmenwahns erzeugen. Gleichwohl versuche ich, nun die subjektiv "beste" Aufnahme darunter herauszupicken. Die Interpretationen an sich unterscheiden sich jetzt nicht so stark voneinander, tempomäßig alles recht ähnlich. Studio scheidet bei Furtwängler m. E. aus, live ist immer besser. Bleiben also noch zehn. Die italienische Aufnahme ist zwar interessant, aber das Orchester hat doch nicht das Niveau der Berliner und Wiener Philharmoniker. Neun. Die von 1937 ist klanglich verständlicherweise nicht der Hit; dasselbe gilt eigentlich auch für 1944 und Stockholm 1950. In Paris 1954 gehen die Pauken tontechnisch zu sehr unter. Fünf. Bleiben die "legendäre" aus Berlin von 1943, die beiden vom ersten Nachkriegskonzert 1947, die aus Kopenhagen 1950 sowie die allerletzte aus Berlin 1954. Im Endeffekt schwanke ich zwischen 1947 mit den Berlinern (eher die aus dem Funkhaus) und 1950 mit den Wienern in Kopenhagen. Zwei. Den Ausschlag gibt dann doch die historische Situation und ein wenig die leichtere Verfügbarkeit: 27.05.1947 liegt auf Deutsche Grammophon vor, 25.09.1950 m. W. nur auf einer vergriffenen Tahra.


    Fazit:



    Symphonie Nr. 5
    Berliner Philharmoniker
    Wilhelm Furtwängler
    Funkhaus, Masurenallee, Berlin, 27.05.1947 (live)


    Sollte man als Beethoven-Freund zumindest mal gehört haben. Die Interpretation ist natürlich grundverschieden von der im Vorbeitrag gezeigten, 15 Jahre jüngeren Aufnahme des Furtwängler-Nachfolgers Karajan.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • -->
    DG, 1962


    Mit dieser Aufnahme bin ich gewissermaßen sozialisiert worden, was Anfang der 2000er Jahre wohl nicht mehr so selbstverständlich war wie 30—40 Jahre zuvor.


    Nach wie vor bin ich der Auffassung, dass diese im März 1962 in der Berliner Jesus-Christus-Kirche entstandene Aufnahme Karajans beste Studioeinspielung einer Beethoven-Symphonie ist. Die feurige Spontaneität, die der Einspielung innewohnt, hat er in den späteren Neuauflagen m. E. nicht mehr ganz erreicht (da hilft mir persönlich auch die bessere Tontechnik nichts). 1962 hört man noch ein wenig den "Furtwängler-Sound", den Karajan bereits in der 70er-Aufnahme komplett herausgefiltert hatte.


    Das ist eine wuchtige, überbordende Interpretation, die alles hinwegfegt und tatsächlich (hier allerdings passend) an einen atemberaubenden Tripp in einem Sportwagen denken lässt. Dass dabei so manches Detail geglättet wird und Schroffheiten, wie man sie bei Furtwängler und Co. erleben kann, getilgt werden, ist eine andere Sache. Die Fünfte scheint Karajans Beethoven-Bild am ehesten entgegenzukommen: Eine gewaltige Steigerung, von Satz zu Satz fulminanter, immer auf das Endziel gerichtet. Daran krankt für so manchen seine "Pastorale", die bei Karajan auch bereits von Anfang an sehr eindeutig aufs Gewitter hin abzielt.


    Insgesamt wäre das für mich nach wie vor eine der Karajan-Aufnahmen, die ich jedem guten Gewissens empfehlen könnte, auch wenn sie für mich heute nicht mehr so eindeutig ganz an der Spitze steht, was dieses Werk anbelangt. Mein persönlicher Favorit wäre von HvK indes die Live-Aufnahme aus Tokio von 1966.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Wenn schon "solitär", dann ist es diese Aufnahme hier. Dagegen wirkt selbst der Perfektionist Carlos Kleiber "schlampig". Schon der Auftakt der 7. bannt einen regelrecht.



    Schöne Grüße
    Holger

  • Sehr geehrter Herr Diktator Alfred,


    wie soll ich mit Deiner Anmaßung umgehen, drei der neun Sinfonien zu favorisieren?
    Bin schon gegen Honecker uff de Straße jejangen- um nun hier eine Auswahl treffen zu müssen, welches Werk/Aufnahme Beethovens zu nennen würdig sei?


    Offensichtlich ist die Beschränkung äußerer Grenzen wichtig, während innere nicht zählen.
    Wie wäre mal ein Thread, der Beethovens Metronomangaben und deren Umsetzung auf Tonträger zum Thema hätte?
    Beethoven hat sich recht dezidiert dazu geäußert.


    Nun, Spaß beiseite: ich bin nicht bereit, mich zu beschränken auf drei Werke oder drei Aufnahmen.
    Um aber bei der Drei zu bleiben, führe ich eine an: die "Eroica" unter Savall.


    Mein erster Höreindruck war schon der: so sollte Beethoven klingen.
    Nicht "schön" und glatt, sondern artikuliert.
    Nicht der Zwang im Vordergrund stehen, Metronomangaben sklavisch zu befolgen, sondern lebendig mit ihnen zu verfahren.
    Klangliche Härten aufzuzeigen, die aus der harmonischen Entwicklung resultieren.
    Statt, ja statt... einem wohlfeilen Klang alles unterzuordnen, was Aussage ist.


    Das ist keine "schöne Musik" im Sinne von kuschliger Hingabe.
    Das ist eine Antwort auf Bonaparte.
    Der Versuch, Kunst eine Stimme zu verleihen, die gesellschaftlich, selbst politisch, von Bedeutung ist.


    Keine andere- wirklich nicht eine!- Aufnahme irgendeiner Beethoven-Sinfonie kenne ich, die so nah am Werk ist und doch nicht "historisiert", sondern den Zuhörer fordert und einbezieht.


    Keinen Interpreten sonst als Savall, dem es gelingt, die Brücke zu schlagen zwischen einem historischen Kunstwerk und der heutigen Rezeption und Wahrnehmung.
    Für mich eine Jahrhundertaufnahme! Nur: ist das Jahrhundert schon rum oder noch nicht angebrochen?


    Herzliche Grüße,
    Mike

  • Soeben habe ich gelesen, daß 3 zu nominierende Sinfonien eine harte Nuss für die Mitspieler sind. Das ist auch durchaus beabsichtigt und hat mehrere strategische Hintergründe. Zum einen denkt man genauer nach, als wenn man 9 Einzelveröffentlichungen nominieren dürften (Es steht aber natürlich jedem Mitglied frei, einen solchen Thread (nach angemessener Wartezeit) selbst zu erstellen. Werden zu viele Aufnahmen nominiert, dann ergibt sich bei geeigneter Mitgliederanzahl irgendwann die Situation, daß letztlich ALLE Aufnahmen genannt wurden. Hier beginnt dann IMO der Mitleser das Interesse zu verlieren. Ich muß darauf bauen, wenn ich eine- meiner Meinung nach wichtige Aufnahme nicht mehr nominieren darf, dass hier ein anderes von zig Mitgliedern substituieren einspringt. Findet sich indes keines, so sagt das über den Stellenwert der Aufnahme doch einiges aus....
    Zum Thema: Mein 1. Kandidat in diesem Threads ist die vierte Sinfonie Beethovens (die ich sehr liebe) mit den Münchner Philharmonikeren unter Segiu Celibidache. Celi war ja der Meinung, daß das, was seine Aufnahmern eigentlich ausmach, nicht wirklich auf CD gebrannt werden könne. Dem möchte ich doch widersprechen: Ein gewisser magischer Zauber liegt über so gut wie allen Celi-Aufnahen - vermutlich gegenüber dem Original stark abgeschwächt - aber doch recht gut hörbar. Celi holt aus den Münchener Philharmonikern quasi alles heraus. Mit seinen Tempi komme ich wuderbar klar, die Binnenspannung ist phänomenal. An sich bin ich Live-Aufnahmen gegenüber recht skeptisch - im Falle CELI glaube ich indes, dass eine Studioaufnahme nicht die überzeugende Leuchtkraft dieser Live-Einspielung hätte .......

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Dr. Holger Kaltha: Wenn schon "solitär", dann ist es diese Aufnahme hier. Dagegen wirkt selbst der Perfektionist Carlos Kleiber "schlampig". Schon der Auftakt der 7. bannt einen regelrecht.


    Ich weiß nicht, welche Aufnahme der Siebten von Kleiber du meinst, lieber Holger. Meinst du diese:


    mit den Wiener Philharmonikern aus dem Jahre 1975?
    Wenn du aber diese meinst:
    mit dem Concertgebouw aus dem Jahre 1983, kann ich dir in bezug auf "Schlampigkeit" nicht zustimmen. Gerade in seinen DVD-Aufnahmen tritt die Genialität Carlos Kleibers offen zu Tage. Wie kein anderer verstand er es, den temporal-dynamisch-rhythmischen Verlauf der Musik seinen Musikern mit seinem ganzen Körper zu zeigen, gelegentlich auch, wie auch hier im Kopfsatz, durch sparsamste Gesten, ein kurzes Wiegen in den Hüften, kleinste Fingerzeige, wie die Musik fließt, wie die großen Steigerungen von statten gehen, und er zog sie mit seiner Art zu dirigieren, alle in seinen Bann, auch das Publikum, wie man am Ende dieses Konzertes sehen und hören kann.
    Ich kenne Mrawinsky nur von Tschaikowsky her, deswegen kann ich zu seinem Beethoven nichts sagen, aber, wenn schon Solitär, dann, so finde ich, gehört Carlos Kleiber mit dieser Aufnahme auch hierher.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • dem Concertgebouw aus dem Jahre 1983, kann ich dir in bezug auf "Schlampigkeit" nicht zustimmen.

    "Schlampig" hatte ich ja auch in ironische Anführungszeichen gesetzt, lieber Willi! Das war der etwas humorige Vergleich zwischen zwei absoluten Perfektionisten. :D Mrawinsky hat für Beethoven wahrscheinlich - wie bei Brahms - seine 200 Proben oder mehr gehabt! Kleibers Concertgebouw-Aufnahme ist bestimmt noch besser als die Wiener (die natürlich auch eine unbestreitbare Ausnahmeerscheinung ist ohne Frage) - die habe ich aber leider nicht! :hello:


    Herzlich grüßend
    Holger

  • Lieber Alfred,
    für eine Antwort habe ich sogar meine Brille aufgesetzt. So ein altes Ding mit runden Gläsern und flexiblen Ohrenbügeln.


    War es das wert= Du schreibst genau über das, was mich hier dauernd nervt.
    Zauber von Aufnahmen, Zauber einer Celi- CD, die nie zur Veröffentlichung gedacht war.


    Hat mit Respekt zu tun.
    Celi wollte keine Veröffentlichung!
    Hat genau diese Verweigerung diesen Reiz, als Voyeur zu hören?
    Was bin ich froh und dankbar, dass die Kinder Kleibers seinen Wunsch respektieren und eben nicht jeder Schnipsel veröffentlicht wird.


    Übrig bleibt die Heiligsprechung der Interpretation. Ob und wie werkgetreu die sein mag, zählt nicht.


    Also nochmals: dem Werk Respekt zu zollen ist erste Pflicht.
    Die eine Stunde währende "Eroica" tut das nicht, sie ist Selbstzweck.


    "Harte Nuss" ist für mich immer wieder, dass nicht am Werk orientiert gelesen wird, sondern anhand der eigenen Vorstellung des Werkes.
    Harnoncourt wird gehasst dafür, genau das zu tun, was wir hier nicht anders machen.
    Dabei war er produktiv und hat die musikalische Weltsicht verändert- während wir uns baden in unserer Passivität. Die wir äußern innerhalb des Forums.


    Wir hier schaffen nichts, wir rezensieren nur Leistungen anderer- und fühlen uns so wichtig dabei.


    Also: bitte mal zurück an das Werk! Zurück an das, was Schubert oder Beethoven oder Brahms oder Schumann oder Mendelssohn wollten. Der Ansatz Gomberts und Bachianias in Bezug auf Bachs Orgelwerke ist dafür Musterbeispiel.


    Hier Celi anführen, grenzt an Perversion. Er nahm nie ernst, was an Notentext vor ihm lag- muss auch nicht sein.
    Für ihn waren das Momentaufnahmen, die sich im Verbot der Öffentlichmachung entzogen.


    Also: was, lieber Alfred, würdest Du sagen, man veröffentlichte Deine Privatpost nach Deinem Ableben?
    Ignorierte aber Dein Patiententestament.
    Das lautete: ich bin tot. Und wünsche nicht, dass....


    Dein Posting also um Celis Beethoven nehme ich nicht ernst- weil ich an Deine Ernsthaftigkeit glaube.
    An die Beethovens sowieso.


    Herzliche Grüße,
    Mike

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Hallo Mike,


    Celi wird gemerkt haben, dass seine Aufführung mitgeschnitten wird. Er wird gleichsam nicht so naiv gewesen sein, nicht zu wissen, dass eine Aufzeichnung zwangsläufig zur Publikation führen muss. "Schlimmstenfalls" war's ihm schlicht völlig gleich.


    Viele Grüße
    Frank

  • Lieber Frank,


    warum dann die Koketterie?


    Aber wir schreiben ja über Beethoven, nicht über Celi.
    Wie findest Du denn Savalls Beethoven?


    Herzliche Grüße,
    Mike

  • Sagitt meint:


    Wenn ich mich nicht beschränken müsste,würde ich Savall immer nennen bei der dritten,so nenne ich Scherchen, der mich noch mehr mitreißt.
    Kleiber mit der siebten, Japan mit dem bayerischen Staatsorchester
    Furtwängler mit der 9ten, 1942,nur eine, ich weiß, also vom 19.4.
    Schon sind drei erreicht.


    Allen drei Wiergabe ist eigen, dass sie über Grenzen gehen,Scherchen drängt die Wiener,Furtwängler die Berliner und die Bayern fliegen mit Kleiber davon.

  • Besser hätte ich das, lieber Hans, was du über Kleiber gesagt hast, auch nicht ausdrücken können. Obwohl ich von dem Japan-Konzert keine Aufnahme habe, vermute ich die dortige Höchstleistung gegenüber der Aufnahme mit den Wienern und den Amsterdamern darin begründet, dass er sehr gerne in Japan war, dass er die Lebensart und die Menschen mochte und das vielleicht den (kleinen) Unterschied gemacht hat.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).


  • Hier gefällt mir die Kombination mit Bernsteins Erläuterungen zu Beethovens Werk. Man hört genauer hin und entdeckt Dinge, die wohl ansonsten das Ohr nicht bewusst wahrgenommen hätte.



    Für mich die Referenzeinspielung der Pastorale. Markevitch und ein Orchester, bei dem Beethoven nicht zum täglich Brot gehörten, sind in ihrer Klarheit und Schönheit kaum zu überbieten.



    Tennstedts Beethoven überrumpelt den Hörer und hat ein eindrucksvolles Solistenensemble (mit leichten Punktabzug bei Anthony Rolfe Johnson).

  • Hallo!


    Ich möchte hier meine Ausführung aus dem Thread über unverzichtbare Aufnahmen zu dieser Aufnahme der 4ten wiederholen:



    "Ich habe zufällig von dieser Liveaufnahme (die als solche ursprünglich wohl nicht geplant war) gehört und damals (die Aufnahme ist von 1982) reingehört. Und bin seitdem fasziniert. Die Lebendigkeit und Rasanz dieser Aufnahme hat mich umgehauen und tut es noch. Die Bewegung von Kleiber auf dem Cover steht für die Eigenart der Aufnahme. Seither habe ich mir alles zugelegt, was ich von Carlos Kleiber bekommen konnte.


    Erst vor Kurzem, als hier heftig über Simon Rattle diskutiert wurde, hörte ich die 4te aus der Box mit den Wienern. Ich muss gestehen, dass ich nebenher irgend etwas gearbeitet habe. Anschließend hatte ich Lust auf den Vergleich mit Kleiber - da war an eine "Nebenbeschäftigung" nicht mehr zu denken."



    Die George Szell - Aufnahme der Eroica begeistert mich ebenfalls:



    Die 8te höre ich gerne (und gerade) in dieser Einspielung:



    Wobei ich zugeben muss, dass ich insgesamt (vielleicht mit Ausnahme der 4ten unter Kleiber) nicht wie einige Taminos "die eine und einzige Aufnahme" habe. Gerade bei der 8ten habe ich mittlerweile einige Aufnahmen sehr gerne gehört.


    Gruß
    WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Meine zweite Nominierung betrifft die 7. Symphonie. Unorthodoxerweise bringe ich einen Dirigenten ins Spiel, den die meisten hier bzgl. Beethoven wohl gar nicht auf dem Schirm haben dürften: Leopold Stokowski.


    Betrachtet man sein Aufnahme- und Konzertverzeichnis, dann scheint die Siebte seine Lieblingssymphonie von Beethoven gewesen zu sein: Drei Studioaufnahmen (1927, 1958, 1973) und mindestens 16 Live-Mitschnitte zwischen 1942 und 1973 haben sich erhalten. Die Wahl fiel mir hier sehr schwer, doch schlussendlich habe ich mich für die mittlere Studioeinspielung mit dem Symphony of the Air (Ex-NBC Symphony Orchestra) vom 17. Dezember 1958 entschieden.


    Die Aufnahme (bereits in sehr gutem Stereo) weist Stokowski-typische Manierismen auf, etwa einige Kürzungen und instrumentale Retuschen. Gleichwohl (oder gerade deswegen?) ein von Anbeginn an fesselndes Momentum. Er lässt die Wiederholung im Kopfsatz weg, as usual (so auch etwa in der 5. Symphonie), was für mich kein Kriterium zur Abwertung darstellt. Kongenial erweist sich das Orchester, dem man den harten Drill der Toscanini-Jahre noch anmerkt: Es spielt schlichtweg perfekt und hat das komplette Spektrum der Ausdrucksfähigkeit zur Verfügung.


    Der Kopfsatz entfaltet eine geradezu klassizistische Eleganz, eine Apotheose nicht nur des Tanzes, sondern des Wohlgefühls. Der langsame Satz ist gemessen und feierlich schreitend, aber nicht verschleppt. Das intermezzoartige Scherzo, in dem der Paukist auftrumpfen kann, bildet den Vorgeschmack für den Höhepunkt im Finalsatz. Stokowski kürzt die Wiederholung des Trios heraus, Beethovens Scherz, und erzielt damit sozusagen einen neuen. Im Finale schließlich selten gehörte Details, die eindrucksvoll den Vorwurf einer Glättung Stokowskis entkräften. Dem Sog in der Coda kann man sich nicht entziehen. Natürlich ist dies ein sehr exzentrischer, "aufgemotzter" Beethoven mit teilweise eigenwilligen Tempoverschiebungen. Gleichwohl eine der überzeugendsten Interpretationen.



    Die Aufnahme erschien ursprünglich auf einer LP von United Artists (UAL 8003 Stereo), wurde von Cala auf CD herausgebracht und ist auch in einem gefeierten neuen Remastering kostenlos auf der Seite von ReDiscovery zu beziehen.


    Spielzeiten: 11:45 – 10:09 – 4:59 – 7:05

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Da bin ich ja mal gespannt, ob durch die Begrenzung von drei Sinfonien (je Mitspieler) überhaupt jemals alle 9 Sinfonien in diesem Thread auftauchen !?!


    Als nächste Sinfonie (meine zweite Auswahl) würden mir auch mehrere Aufnahmen einfallen, die ich hoch favorisiere. Doch bei fast jeder hätte ich Einschränkungen zu machen. Zum Beispiel finde ich bei Karajan (DG) den 4.Satz absolut umwerfend in seiner Dramaturigiue und von aberwitzigen Tempo - von den Berliner PH perfekt gespielt; aber der zweite Satz Allegretto ist mir zu ungenau, zu wenig reflektierend, etwas oberflächlich das Themenmaterial präzise klar hörbar durchscheinen zu lassen. Man verglkeiche wie präzise das bei Szell (SONY) klingt !


    :thumbsup: Mein Favorit, der alles perfekt hörbar macht, eine dramatisch aufwühlende Interpretation abliefert, von Tempo absout stimmig auf mich wirkt und die wahnsinnigsten Pauken drauf hat (der Schlagzeuger könnte bei jedem HardRockKonzert brillieren) - ist
    Paavo Järvi / Deutsche Kammerphilharmonie Bremen (SONY - DVD, 2010)
    (Bitte nicht mit seiner einige Jahre zuvor gemachten CD-Aufnahme (RCA, 2007) verwechseln, denn die klingt mir aufnahmetechnisch stellenweise zu dünn; zu wenig sinfonisch !)
    :angel: Die Vollendung von Paavo Järvis Beethoven-Zyklus fand erst 2010 in der Beethovenhalle Bonn statt !


    - dies ist die Abb der Einzelveröffentlichung (Nr.5 - 8)
    SONY - DVD, 2010, LIVE Beethovenhalle Bonn, DTS 5.1



    Weitere Favoriten für die 7te folgen später ( :D hab ja noch zwei gut !).

    Gruß aus Bonn, Wolfgang