Welche ZWEI Gesamtaufnahmen der SCHUBERT-Symphonien würdet Ihr auswählen, wenn nur ZWEI Euch für den Rest Eures Lebens begleiten dürfen?

  • Welche ZWEI Gesamtaufnahmen der SCHUBERT-Symphonien würdet Ihr auswählen, wenn nur ZWEI Euch für den Rest Eures Lebens begleiten dürfen?


    Der Erfolg der Umfrage beim Schwesternthread über BEETHOVEN -Sinfonien forden dieses Thema geradezu heraus - notabene, da der allgemein Schubert-Sinfonien-Thread schon vor 5 Jahren mehr als unübersichtlich war - und teilweise eine pure Aufzählung aller (damals) Verfügbaren Einspielungen beinhaltete.


    Dem aufmerksamen Tamino Mitlied wird natürlich nicht entgangen sein, daß bei diesem Thread um eine Wahlmöglichkeit weniger besteht, als bei den BEETHOVEN Sinfonien. Das liegt darin begründet, daß auch das verfügbare Angebot von Gesamtaufnahmen bei SCHUBERT kleiner ist als bei Beethoven.


    Die Spielregeln sind ansonst die gleichen:


    Damit es nicht nur eine gewöhnliche Aufzählung wird, soll jeder Mitspieler eine kurze (oder auf wunsch auch längere) Begründung für seine Wahl angeben - und zwar - der Übersichtlichkeit halber - möglichst in der Form:


    AUFNAHME 1
    Begründung (eventuell auch mehrzeilig)
    AUFNAHME 2
    Begründung (eventuell auch mehrzeilig)


    OPTIONAL darf (ebenfalls mit Begründung) pro Spieler EINE Aufnahme genannt werden, die man persönlich NICHT auswählen würde... (derlei verleiht dem Thread ein wenig Spannung - das Salz in der Suppe gewissermaßen....)



    IcH wünsche diesem Thread ein ähnliches Interesse, wie seinem Schwesternthread...
    Mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Im Prinzip kommt diesr Thread für mich gar nicht in Frage, weil die Aufnahmen aller Schubert-Sinfonien in den vorhandenen GA mich nicht zufrieden stellen würden:


    *** Fangen wir mit Karajan /Berliner PH (EMI) an:
    Mir habe diese EMI-Aufnahmen immer gut gefallen, weil Karajan deutlich das Vorbild Beethoven herausstellt. Das gilt für die Sinfonie Nr.1 - 6 und die Unvollendete, die auch OK ist, aber an siene DG-Aufnahme nicht herankommt. Die Sinfonie Nr.9 ist mir aber eindeutig zu lang und zu "normal" geraten.
    :thumbup: Hier ziehe ich ganz klar seine Aufnahmen der Sinfonien NR. 8 und 9 (DG) als meine Favoritenaufnahmen vor.
    Eine GA alleine geht also bei Karajan schonmal nicht!


    *** Dann ganz extreem Harnoncourt (WARNER):
    Da kommen für mich aus dieser GA nur die Sinfonien Nr.1 - 6 in Frage, die ich in ihrer straffen und feurigen Leseart ausserordenlich schätze. Die absolut trockene uninspirierte Unvollendete und die bei ihm total langatmige Sinfonie Nr.9 will ich gar nicht mehr hören. Ich habe noch nie begriffen, wie man so unterschiedliche Auffassungen von "spannend bis langatmig" zwischen den "Frühen und Späten" haben kann.
    Diese GA alleine scheidet dann schonmal absolut aus!


    *** Bleibt dann nur noch Kertesz / Wiener PH (Decca):
    Eine rundum zufriedenstellende GA für alle Sinfonien.
    Eines macht mich bei Kertesz Schluss der Sinfoinie Nr.9 etwas stutzig - es gefällrt mir auch so nicht.
    Dazu habe ich aus dem Schubert9-Thread einen Beitrag herausgesucht, wo ich die Frage nach der Kertesz-Aufnahme der Sinfonie Nr.9 schon einmal gestellt habe:



    Wenn man dies nun genau betrachtet, so wäre ich dann so mit dieser Kertesz-GA auch nicht voll und ganz zufrieden!


    :!: Wie sehr würden mir die Einzelaufnahmen
    - von der Sinfonie Nr.8 "Unvollendete" mit Bernstein / New Yorker PH (SONY), die neben Karajan (DG) mein Favorit ist.
    - von den Sinfonie Nr.8 und 9 die straffen Szell-Aufnahmen (SONY)
    - von der Sinfonie Nr.9, hier sogar mit allen Wdh - dafür mit traumhaften Pauken Mackerras / Philharmonia Orchstra (SIGNUM)
    - ja, sogar die CD der Sinfonien Nr. 8 und 9 mit Böhm / Berliner PH (DG)
    fehlen!??!


    Deshalb bei mir : Keine GA alleine!

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Dass es so wenige Gesamtaufnahmen der Schubert-Symphonien gäbe, hält einer kritischen Überprüfung nicht stand. Johannes Roehl listete hier nahezu 40 Zyklen, anfangen in den 60 Jahren, auf. Und da fehlen sogar noch ein paar wie der von Sir Charles Groves. Dazu kommen einige "Beinahe-Zyklen" wie Beecham (1-3, 5-9), Münchinger (2-9) oder Maazel I (2-8). Also nominell hat man Auswahl in Hülle und Fülle, auch wenn es von Beethoven bestimmt mindestens doppelt so viele Zyklen gibt.


    Das Problem ist allerdings auch für mich, dass ganz herausragende Schubert-Dirigenten nur jeweils eine bis vier der Symphonien im Repertoire hatten. Da fielen mir ein Furtwängler (8, 9), Knappertsbusch (8, 9), Bernstein (5, 8, 9), Giulini (4, 8, 9), Stokowski (8), Klemperer (4, 5, 8, 9) oder Barbirolli (4, 8, 9).


    Leichter fällt es mir bei HIP. Da würde ich ohne großes Überlegen folgende Gesamtaufnahme nominieren:


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Vorausschicken möchte ich, daß es IMO keine Aufnahme gibt, die mich 100%ig zufriedenstellt. Was hier die Ursache sein mag? ich weiß es nicht. Da ich mich aber laut Spielregeln für zwei entscheiden muß, so wähle ich den für mich vertretbarsten Kompromiss - auf hohem Niveau....


    Was bei Beethovens Sinfonine Karajan ist, nämlich die Referenz zu sein, das ist bei Schuberts Sinfonien Gesamtaufnahme Karl Böhm. Wie schon des öfteren erwähnt, ist die Tontechnik gut, aber nicht überragend. Manchmal wird das dem Alter der Aufnahmen zugeschrieben, aber das ist sicher nicht richtig. es war- aus tontechnischer Hinsicht gesehen schon zur Zeit der Erstveröffentlichung Konfektionsware. Von der Interpretation her stellt für mich diese Aufnahme das Maß aller Dinge dar. Die Berliner Philharmoniker spielen unter Böhms Stabführung so wienerisch wie nur irgend möglich. Einzelveröffentlichungen mögen gelegentlich besser sein - aber wir müssen sozusagen die "Partie" erwerben - und die Over all Performance ist makellos.


    Einen ebenbürtigen Partner stellt die etwa zeitgleich entstandene Aufnahme mit den Wiener Philharmonikern unter Istvan Kertesz dar. Ebendo wie die Böhm-Aufnahmen entstand sie - wie damals üblich - nicht in einem Guß, sondern wurde binnen 9 Jahren produziert, was in beiden Fällen Schwankungen in der Akustik bewirkt...


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Als Aufnahme aus dem "konventionellen" Bereich würde ich die GA mit Abbado wählen:



    Schubert: Sinfonien


    Chamber Orchestra of Europe/Abbado


    Eine klangschöne und lebendige Einspielung mit Wärme.


    Aus dem HIP-Bereich würde ich neben Goodman die GA mit Immerseel auswählen:



    Schubert: Sinfonien


    Anima eterna/Immerseel


    Eine frische, spannende HIP-Einspielung mit Power und Feingefühl.


    Freundliche Grüße von der Nordseeküste sendet Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • 1. Die konventionelle Aufnahme:


    Da kommt für mich nur in Frage:
    Die GA der Dresdner Staatskapelle mit Dir Colin Davis.



    2. Aus der historisch formierten Aufnahmepraxis
    nenne ich ebenfalls die Aufnahme mit


    Les Musiciens du Louvre, Grenoble | Marc Minkowski
    Frisches, pulsierendes Musizieren auf der vorderen Stuhlkante …




    3. Nicht auswählen würde ich


    Berliner Philharmoniker, Karl Böhm … :no:

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • ...häufig kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, so manche Gesamtaufnahme ensteht nur, einen Würfel verkaufen zu können, auf den man fett drucken kann: "DG, Dirigent, Komponist" und damit wirklich wenig inhaltlich.
    Funktionieren Gesamtaufnahmen bei Haydn und Mozart schon nicht gut, weil die Musiksprache zwischen Jugend- und Spätwerk sehr verschieden ist, wird das bei Beethoven noch schwerer und ist bei Schubert fast unmöglich.
    Zu heterogen sind dessen Sinfonien, als dass ein Dirigent allein allen gerecht werden könnte- oder wollte.


    Vielleicht sollte ich mich hierzu besser gar nicht äußern?
    Denn eigentlich sind alle der Schubert-Sinfonien bis auf die D944 für mich verzichtbar und somit stellt sich mir die Frage nicht nach einer GA.


    Ein möglicher Ansatz aber ist die Lesart Brüggens, der immerhin versucht, die frühen Sinfonien so klingen zu lassen, wie sie eben sind: Auseinandersetzung mit Haydn und Mozart, aber in jeder Hinsicht hinter deren Qualität zurückbleibend.
    Um mit 7(8) und 8(9) neue Wege zu beschreiten.
    Brüggen macht möglich, alle Schwächen und Stärken nachzuvollziehen, dichtet nichts hinein in substanzlose Übungen, versucht nicht, aus Schubert einen Quasi-Bruckner zu erschaffen, und liest die Einzelwerke als einzelne Untiefen oder Geniestreiche.


    Hinzu kommen Ergänzungen der Fragmente- insofern stellt sich überhaupt die Frage nach einer GA bei Schubert.
    Besonders umfassend gescheitert ist ja damit wohl Marriner....immerhin mit dem Versuch, alles symphonische Material zu erfassen, das üblicherweise ignoriert wird in der Rezeption.


    Im Rückblick schmelzen wir Schuberts sinfonisches Werk zu einem Ganzen, wie auch fast alle Dirigenten. Dass die Einzelwerke Suche sind und Einzelteile, übersehen wir.


    Schon zwei der Schubert-Sinfonien selbst sind nicht eins- wie könnten wir also nach zwei Gesamtaufnahmen suchen?
    Aus meiner Sicht eine verfehlte Frage- mit einer also verfehlten Antwort. Unmöglich, eine "richtige" zu finden.
    Wobei wir uns noch selbst im Weg stehen, ein Konvolut perfekt musiziert hören zu wollen, das nie als solches gedacht war.


    Stellt sich mir die Frage, wie in Relation, die Frage entsprechend zu Mozarts oder Haydns Sinfonien lauten sollte.
    Welchen Algorhitmus legen wir dort an, bei 41 Sinfonien eines letztlich 36-Jährigen oder den 104 des Haydn? Wieviele Gesamtaufnahmen darf man dort nennen? Mehr als vorhanden?


    "Zauberflöt",
    Mike

  • Mengelbergs und Carlos Kleibers. Zur Not Erich Kleiber und René Leibowitz. Leider gibt es keine einzige GA mit denen...


    Im Ernst: Ich besitze, wenn ich recht sehe, drei Gesamtaufnahmen: C.Davis/Dresden, Harnoncourt/Concertgebouw und Keitel/Putbus Festival, sowie Maazel/Berlin 2-8, Weil/Tafelmusik 5,6,8,9 und etliche weitere Einzelaufnahmen. Ich plane keine Anschaffung einer weiteren GA, d.h., wenn ich nur zwei haben dürfte, wären das vermutlich Davis und Harnoncourt (u.a. da ich Keitel erst seit ein paar Monaten habe und noch nicht so gut kenne), obwohl mir dann paradoxerweise die einzigen Schubert-Sinfonien, die unter "Inselbedingungen" halbwegs relevant wären, nämlich h-moll und Große C-Dur (selbst die wären nicht unter meinen 20 oder so "Inselsinfonien") nicht in den favorisierten Aufnahmen vorlägen...

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • ...häufig kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, so manche Gesamtaufnahme ensteht nur, einen Würfel verkaufen zu können, auf den man fett drucken kann: "DG, Dirigent, Komponist" und damit wirklich wenig inhaltlich.
    Funktionieren Gesamtaufnahmen bei Haydn und Mozart schon nicht gut, weil die Musiksprache zwischen Jugend- und Spätwerk sehr verschieden ist, wird das bei Beethoven noch schwerer und ist bei Schubert fast unmöglich.
    Zu heterogen sind dessen Sinfonien, als dass ein Dirigent allein allen gerecht werden könnte- oder wollte.


    Diese grundsätzliche Kritik an Gesamtaufnahmen leuchtet mir nicht ein. Wir gestehen Dirigenten ja auch zu, Symphonien ganz unterschiedlicher Komponisten aufzuführen, von Mozart bis Mahler, von Haydn bis Strawinsky, und oft das ganze Opernrepertoire noch dazu. Wenn ein Dirigent sich auf derart unterschiedliche Komponisten und Werke einlassen und ihnen gerecht werden kann, warum soll das bei dem gesamten symphonischen Schaffen eines Komponisten unmöglich sein? Warum soll ein Dirigent nicht in der Lage sein, Unterschiede in den Werken zu erkennen und individuelle Zugänge zu ihnen zu finden - gerade weil er sich vergleichend intensiv mit ihnen befasst? Und lässt nicht andererseits auch die Befassung mit dem Gesamtwerk Bezüge und Entwicklungslinien erkennen, die dann wiederum die Aufführungen der einzelnen Werke befruchten? Es ist ja eben doch nicht so, dass "Schubert II" ein ganz anderer war als "Schubert I", er hätte die 8. und 9. nicht schreiben können, ohne vorher die Nummern 1-6 geschaffen zu haben.


    Natürlich gibt es wohl in jeder Gesamtaufnahme von Beethoven oder Schubert oder irgendeines anderen Komponisten gelungene und weniger gelungene Interpretationen, aber die gibt es bei Einzelaufführungen auch.


    Und wie sieht es mit beispielsweise den Sonaten und Streichquartetten von Beethoven aus? Auch da dürfte man es dann ja keinem Quartett oder Pianisten anraten, eine Gesamteinspielung anzugehen.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Eine Gesamtaufnahme, bei der ich mit allen Symphonien in der Interpretation eines Interpreten vollständig einig bin, kenne ich leider nicht.


    Trotzdem möchte ich die Gesamtaufnahmen angeben, die sich m.E. dem Ideal am ehesten annähern.


    1.


    Karl Böhm, Berliner Philharmoniker



    Böhm bietet oftmals eine enorme Perfektion, auch hinsichtlich der Balance aller möglichen Parameter. Wenn ich von Perfektion spreche, dann meine ich hohe Sorgfalt, keines Kälte.
    Die 5. hat er selbst später mit den Wiener Philharmonikern noch besser eingespielt (noch entspannter). Auch die Aufnahmequalität der neueren DG-Aufnahme ist besser. Überhaupt ist die Böhm-Gesamtaufnahme schon durchaus in Stereo eingespielt, aber der Abstand zu neueren Aufnahmen hinsichtlich Wärme, Natürlichkeit, Transparenz (und natürlich Rauschfreiheit) ist dann doch immer gut zu hören, was ich als sehr schade empfinde, aber was auch nicht zu ändern ist.


    Mittlerweile sehe ich übrigens die Wand-Einspielung der Großen mit den Berliner Philharmonikern als interpretatorisch ebenso fantastisch an, wie die Böhm-Aufnahme. Einer der großen Vorteile der Wand-Aufnahme ist natürlich, dass es einfach technisch gesehen besser klingt. Ich weiß, dass es hier um Gesamtaufnahmen gehen soll, aber die Einsprengsel seien mir als Hinweis an Interessierte gestattet.


    2.


    ....ist für mich nun wiederum sehr schwer zu bestimmen, da ich eben nicht zwei Gesamtaufnahmen habe, allerdings noch zwei weitere gerne hätte. Hier verbleibt mir, meine Kaufabsichten zu äußern. Es gibt von der 8. und 9. -wie gesagt- wirkliche Referenzaufnahme von Wand /BPO , von der 5. mit Böhm WPO, und von der 4. mit Harnoncourt BPO (live).


    Aber was soll man nun anstreben, wenn es eine Gesamtaufnahme sein soll?
    Aufgrund Youtube-Eindrücken, der besagten Einzelaufnahmen und sonstigen Online-Klangproben gäbe es diese hier, die mich sehr interessieren:


    Ein recht später Maazel mit dem Symphonieorchester des Bayrischen Rundfunks:


    Sehr schöne Ideen z.B. bei der Großen, die 5. leider im Kopfsatz zu schnell, aber insgesamt dennoch ein rundes Paket, sehr gut ausgearbeitet, ausbalanciert und klangschön zugleich.


    Oder eben der ebenfalls schon reife Harnoncourt, mit den auch unter ihm klangschönen Berliner Philharmonikern als Blue-ray:




    Wenn es denn nun unbedingt nur zwei Gesamtaufnahmen sein dürften, dann sage ich jetzt erst einmal, dass ich hier die Harnoncourt-BPO-Einspielung nähme, wenn die Finanzen keine Rolle spielen. Es ist ja an sich schon eine attraktive Sache, wenn man hochaufgelöstes Audio in Stereo oder Surround plus HD-Bild bekommt.
    Deswegen gäbe ich jetzt bei der Kaufentscheidung dieser Aufnahme zunächst den Vorzug, wohl aber auch, weil ich weiß, dass ich Harnoncourts Sicht der Vierten sehr schätze. Die Maazel-Aufnahme muss dann aber später auch hinzukommen.
    Nachdem ich beide im Bestand haben und gehört haben werde, könnte ich die Frage etwas eindeutiger beantworten.


    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Die Reduktion auf zwei ist doch schwieriger als vermutet. Platz eins ist allerdings gesetzt: es ist die Aufnhame von Karl Böhm, für mich Schubert par exellence.



    Bei Nr. 2 wird's schon schwierig und aus lokalpatriotischen Erwägungen würde ich mich für Günter Wand entscheiden:



    Das mag als Auswahlkriterium vielleicht nicht ganz befriedigen, vielleicht aber dadurch erklären, dass die Wand-GA in meiner Werttschätzung gleichauf liegt mit Stein, Kertesz, Suitner und Nott.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Nicht auswählen würde ich


    Berliner Philharmoniker, Karl Böhm … :no:


    Hallo Maurice,


    Dein Zusatz verwundert mich schwer. Da hätte ich gerne ein paar Worte zu gelesen !
    Ich selber kenne nur die Sinfonien Nr.8 und 9 mit Böhm / Berliner PH (DG) und diese CD gehört für mich zu den ganz grossen Schubert-Aufnahmen, die ich nicht entbehren möchte. Mir wurde sie vor einigen Jahren nach Empfehlung von einem Klassikliebhaber als CD-R zugeleitet. Ich hielt es danach wegen der masstabsetzenden Interpreatation für unbedingt notwendig diese als Original-CD zu erwerben !
    Ich besitze die DG - CD aus der ELOQUENCE-Serie. Dort empfinde ich den gut aufbereiteten Klang gar nicht mal so schwach und verrauscht, wie Glockenton es in seinem Beitrag berichtet.


    :!: Wenn Du diesen noch nicht sehr langen Thread durchliesst, dann wirst Du auch feststellen, das bereits Glockenton, Alfred und Thomas diese Böhm-GA als ihre Nr.1 gewählt haben.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ich besitze die DG - CD aus der ELOQUENCE-Serie. Dort empfinde ich den gut aufbereiteten Klang gar nicht mal so schwach und verrauscht, wie Glockenton es in seinem Beitrag berichtet.


    Lieber Wolfgang, dieses Argument wäre eigentlich der Mühe wert, mal nach dieser Aufnahme zu schauen …
    Mir kommt es zunächst auf einen excellenten Klang an, und den habe ich bei den Dresdner Staatskapelle gefunden (u.a. auch bei Sinopoli) – Du kennst ja wahrscheinlich meine Vorlieben …


    Aber ein wenig »provozieren« darf man doch … ;)

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Ich teile die Bedenken einiger Vorschreiber wegen der Nennung von Gesamtaufnahmen, da es einzelne Sinfonien in großartigen Einspielungen von Dirigenten gibt, die deshalb nicht zum Zuge kommen.


    Trotzdem benenne ich zwei Gesamtaufnahmen, und zwar



    und



    Die Aufnahme mit Horst Stein und den Bambergern ist zur Zeit leider nicht lieferbar, aber mehreren Taminos gut bekannt, wie ich aus anderen Threads weiß.



    Liebe Grüße


    Portator

  • Ich besitze die DG - CD aus der ELOQUENCE-Serie. Dort empfinde ich den gut aufbereiteten Klang gar nicht mal so schwach und verrauscht, wie Glockenton es in seinem Beitrag berichtet.


    Die besitze ich auch. Ich habe ja nicht behauptet, dass die Böhm-Aufnahmen klangtechnisch schwach oder nicht anhörbar wären (ich glaube, ich habe das auch spezifisch benannt) sondern nur, dass der Unterschied zu einer neueren Aufnahme - wie z.B. die Einzelaufnahmen Schubert/Wand/Berliner Philharmoniker -

    mit meinem Equipment (z.B. Marantz CD-> Violectric V200 KHV-> Audeze LCD-X ) eindeutig zu erkennen sei. Bei z.B. der Wand-Aufnahme ist es dann einfacher, dass Thema Klangtechnik komplett zu vergessen, im Sessel zu versinken und sich ganz der Musik zu überlassen. Zwischen schwarz und weiß, gut und schlecht etc. gibt es ja durchaus noch einige Zwischentöne, möchte ich meinen.


    Es kann also sein, dass man sich einmal die 8. eher in jener oben gezeigten Wand-Aufnahme anhört, weil es eben entspannter klingt und - das ist ja wohl das Wichtigste - weil diese Wandsche Interpretation neben der sehr überzeugenden Böhmschen tatsächlich bestehen kann, was ich eigentlich kaum für möglich hielt.
    Aber dabei muss ich auch erwähnen, dass Wand und Böhm zu sehr ähnlichen Lösungen finden. Für mich ist das ein gutes Zeichen, denn beide Dirigenten entwickeln ihre Sicht (z.B. die sehr ähnliche Tempowahl, aber noch viel mehr) sehr logisch aus den musikalischen Zusammenhängen der Partitur heraus. Dabei versuchen beide sehr, sich nicht zwischen die Musik und den Hörer zu stellen, sondern als deren Diener zu fungieren. Sie tun dies mit akribischem Perfektionismus, Berufs- und Lebenserfahrung, Geschmack und Herz. Das überzeugt mich. Freilich kann ich Wand eben nur aus voller Überzeugung für die beiden letzten Symphonien so sehr favorisieren. Meine kurzen Vergleiche mit dem Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester der früheren Symphonien ergaben dann doch eine Böhm-Vorliebe. Das bezieht z.B. auch auf das Tempo der 5, die m.E. immer noch am schönsten in dieser Aufnahme zu hören ist:



    Wenn es um diese CD geht, reden immer alle über die Pastorale Beethovens (die mir angesichts der von Beethoven angestrebten idyllischen Landatmosphäre zu streng, manchmal geradezu pedantisch daherkommt), aber kaum jemand über die Schubert-Symphonie. Die jedoch ist die eigentlich Sensation und übertrifft auch aufnahmetechnisch sowohl die alte Böhm-Schubert-Einspielung, als auch die auf der CD enthaltene Pastorale.

    Es gibt bei allen mehr oder weniger deutlichen Unterschieden eine Verbindung der Herren Böhm, Wand, Harnoncourt und auch Karajan: Sie nehmen den ersten Satz der h-moll-Symphonie im gemessenen Tempo. Die Tonrepetitionen der Streicher am Anfang (nach der Themenvorstellung durch die Bässe) erklingen sowohl wachtraumhaft als auch mit körperlicher Bewegung. Das innere Seelendrama, die nachdenkliche aber trotzdem immer wieder emotional aufwallende Konfrontation der Seelenzustände Rückblick, Sehnsucht und Wünsche, die auf das Bewusstsein einer harten Realität treffen, kann so beginnen. Im schnellen Tempo (wie z.B. beim von mir für Mozart geschätzten Mackerras) erklingt das alles drängender, treibender, nervöser, vibrierender, was ich für dieses Stück nicht mehr in der Kategorie "könnte man auch so machen" sehe. Es wird so zu einem ganz anderen Stück, bei dem es weniger um diese psychologische Tiefenerfahrungen, als um die Freude an Straffheit und Transparenz geht. Da bevorzuge ich dann doch die Schubertsicht eines Böhm, Wand oder Harnoncourt.


    Wenn es dann also um Gesamtaufnahmen gehen soll, wird für mich eben die Auswahl recht überschaubar, wie oben ausgeführt.


    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Falls es jemanden interessiert: Karl Böhm hat nicht nur die 5., sondern auch die 8. und 9. von Schubert in den 70er Jahren nochmal mit den Wiener Philharmonikern aufgenommen (die 9. wurde auch gefilmt). Unverständlicherweise befindet sich in der neuen Box "Late Recordings" nur die 9. aus Dresden. Die 9. aus Wien muss man sich folglich einzeln anschaffen.


    Nr. 8:



    Pfarrkirche, Hohenems, 19. Juni 1977


    Nr. 9:



    Großer Saal des Musikvereins, Wien, 12.-13. Juni 1973


    Ferner gibt es 8. und 9. noch aus Japan live:



    NHK Hall, Tokio, 19. März 1975


    Wer also unbedingt die Kombination Wiener Philharmoniker/Böhm bei der "Unvollendenten" und "Großen" sucht, wird fündig.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Sehr guter Hinweis, lieber Joseph II :) Es interessiert bestimmt jemanden, mich auf jeden Fall.


    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Ich habe im entsprechenden Thread einen schönen Link für eine späte Böhm-Aufführung der sogenannten Unvollendeten gepostet. Weil wir hier gerade beim Thema Böhm sind, erlaube ich mir, auch hier darauf hinzuweisen.


    Weiß jemand, ob diese völlig in sich selbst ruhende Aufnahme in Tokyo oder in Wien entstanden ist?


    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Ironie kommt ja im Forum nicht gut an. Seltsam....woher kommt eigentlich das "Allgemeinwissen" des "Wiener Schmäh"?!?
    Bei Beethoven darf man fünf gelungene GA nennen, bei Schubert zwei oder drei. Die ironische Frage, ob bei Haydn mehr als vorhanden, wird ernst genommen und ernsthaft die Frage gestellt, ob ich der Meinung wäre, kein Pianist oder Streichquartett hätte adäquat alle Beethoven- Sonaten- oder Quartetten abgebildet......Müßig, Dir darauf zu antworten."


    Lieber Melante, ich kann gut damit leben, dass Du mich keiner Antwort würdigst. Was ich allerdings nicht mag, sind versteckte Spitzen (hier in einem ganz anderen Thread) und verfälschte und aus dem Kontext gerissene Zitationen mit dem Ziel, sie lächerlich zu machen. Wenn Du nicht offen und direkt kommunizieren kannst oder willst, dann lass es doch ganz.


    Zur Erinnerung: Du hast die Behauptung aufgestellt, dass symphonische Gesamtaufnahmen bei Komponisten wie Mozart, Haydn und Beethoven nur schwer funktionierten und bei Schubert fast unmöglich seien. Falls auch das ironisch gemeint war, war es zumindest für mich nicht erkennbar. Die Frage, ob dies dann auch für Gesamtaufnahmen der Sonaten und Streichquartette der genannten Komponisten gilt, finde ich naheliegend, da diese Werke nicht weniger heterogen sind als die Symphonien.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner