Die Chronisten der Epoche überschlugen sich förmlich mit Lobeshymnen über diese Hofkapelle des pfalzischen Kurfürsten Carl Theodor ( 1724 - 1799 )
Der Begriff "Mannheimer Schule" ist zwar vielen geläufig, doch was verbirgt sich wirklich dahinter ?
Es war eine international zusammengesetzter Klangkörper, Musiker aus ganz Europa bildeten eine Einheit. Die Einführung des einheitlichen Bogenstrichs ist eine der neuen Errungenschaften die bewundert wurde.
Die Mannheimer Hofkapelle wurde binnen kurzer Zeit zum berühmtesten Orchester, mit einer Größe von 47 Musikern erreichte es Dimensionen wie das Pariser "Concert Spirituell".
Doch waren sich die Zeitgenossen einig darüber, dass diese Hofkapelle dem Pariser Orchester weit überlegen war.
Das Orchester selbst spielte zu eher profanen Gelegenheiten des Hofes, zusätzlich zu den Akademien hatte die Hofkapelle auch beim Spiel, beim Tee und bei der Promenade zu spielen.
Karl Theodor von der Pfalz
Residenzschloss zu Mannheim
Hier entstanden also die ersten Symphonien.
Wärend man an anderen Höfen frz. Orchestersuiten oder Concerti Grossi spielte erklangen hier Sinfonias zuerst hatten sie ihren Plaz als Ouvertüre innerhalb der Opera Seria, doch jetzt behandelte man sie als eigenständige Gattung. Aus der Sonate geboren sollte diese neue Form nun zum wichtigsten instrumentalen Medium werden.
Die herausragendsten Vertreter dieser hochkarätigen Musiker, die Carl Theodor gewinnen konnte, sind an erster Stelle die Mitglieder der Familie Stamitz. (aus Böhmen kommend)
Johann Stamitz ( 1717 - 1757 ) Hofkapellmeister des Kurfürsten, gilt als Begründer der Mannheimer Orchesterkultur.
Er etablierte wohl als erster die vier Sätzige Symphonie, also mit Menuett.
Carl Stamitz ( 1745 - 1801 )
der älteste Sohn von Johann Stamitz, ist Heute der berühmteste Vertreter der Familie, er verließ 1770 die Hofkapelle und wurde als reisender Virtuose berühmt.
Sein Bruder Anton ließ sich in Paris nieder und trat dort der königlichen Hofmusik bei.
Ein weiterer berühmter Vertreter der Hofkapelle:
Christian Cannabich ( 1731 - 1798 )
Er ist vor allem durch seine Freundschaft zu Mozart im Gedächtnis geblieben. Der junge Mozart bewunderte das Orchester und seinen Konzertmeister.
So ging es auch den anderen Zeitzeugen, wie z.B. Daniel Schubart ( Komponist, Dichter und Schrifsteller):
"Sein Forte ist ein Donner,
sein Crescendo ein Catarakt,
sein Diminuendo ein in die Ferne plätschernder Kristallfluß,
sein Piano ein Frühlingshauch.
Die blasenden Instrumente sind alle so angebracht wie sie angebracht sein sollen:
sie heben und tragen, oder füllen und beseelen den Sturm der Geigen."
Dies zeigt auch nochmal die Besonderheit, die Bläser, allen vorran die Klarinette wurden völlig neu in den Kompositionen behandelt.
Cannabich ist jedoch mehr als eine Fußnote der Musikgeschichte, seine Symphonien sind von einem ungeheuren Einfallsreichtum und man fragt sich warum man ihn so selten spielt...
Das Crescendo müssen die Musiker besonders geliebt und ausgekostet haben, denn sie verstärkte es indem sie wärend sie spielten aufstanden um den Effekt noch zu verstärken...
Eine weitere wichtige Figuren der Hofkapelle:
Franz Xaver Richter ( 1709 - 1789 )
Er gehörte zwar nur kurz der Kapelle an, war jedoch für die Entwicklung der Symphonie von großer Bedeutung, er hinterließ allein 70 Sinfonias.
Und hier ein paar Aufnahmen zum kennenlernen:
Die wichtigste von allen:
Mannheim the golden Age
Cannabich - Stamitz - Fils - Fränzl
Concerto Köln
eine etwas günstigere Variante:
Konzerte der Mannheimer Schule
Richter - Fils - Stamitz - Cannabich
Camerata Bern
Ebenfalls recht günstig, aber selbst kennen tue ich die Box noch nicht:
Die Mannheimer Schule 5 CD's
Kurpfälzisches Kammerorchester
(hier fragt man sich nur wieder wer der hervorragende Designer war der dies überaus passende Motiv aussuchte :kotz: ... )