Friedrich Ernst Fesca - Die Streichquartette

  • Friedrich Ernst Fesca wurde am 15. Februar 1789 in Magdeburg geboren und starb nur 37-jährig an einem Lungenleiden am 24. Mai 1826 in Karlsruhe. Friedrich Fesca entstammt einer musikliebenden Familie, sein Vater - der Magdeburger Marktrichter Johann Peter August Fesca - nahm als Musikliebhaber regen Anteil am Musikleben seiner Stadt. Seine Mutter war die Sängerin Marianne Podleska, eine Schülerin von Johann Adam Hiller.


    Im Alter von 11 Jahren debütierte Fesca als Violinvirtuose in seiner Heimatstadt mit einem (verlorengegangenen) eigenen Violinkonzert in e-moll und trat in der Folge in dortigen Konzerten der Freimaurerloge auf; etwa gleichzeitig erhielt er ersten Theorieunterricht bei Johann Friedrich Zachariae, später bei Friedrich Adolph Pitterlin. Offenbar begann Fesca in dieser Zeit auch mit der Komposition von Streichquartetten. Als Louis Spohr im Jahr 1804 Magdeburg besuchte und eine Einladung zu einer „Musikpartie bei Herrn Kammersekretär Fesca“ Folge leistete, lobte er ein Quartett von Fesca junior: Es „ist sehr gut gearbeitet und zeugt von großem Talent“.


    Fesca wurde von seinen Zeitgenossen - darunter Carl Maria von Weber – in erster Linie als Komponist von Streichquartetten geschätzt. Kein anderer Quartettkomponist seiner Zeit wurde in der tonangebenden Allgemeinen musikalischen Zeitung so häufig rezensiert wie er. Die Kritiker attestierten Fescas Quartetten eine aufwändige Satztechnik und erfindungsreiche thematisch-motivische Arbeit, reiche Harmonik sowie die Einbeziehung virtuoser Elemente bei gleichzeitiger individueller Prägung. Gemessen wurden Fescas Quartette an denjenigen Haydns und Mozarts - zunehmend auch Beethovens - als klassische Vorbilder und an Louis Spohr, George Onslow sowie Andreas und Bernhard Romberg als ebenbürtige Zeitgenossen. (gekürzt aus wikipedia)


    Wie die Streichquartette der vorgenannten Komponisten gerieten auch die 16 Quartette von Fesca nach dem Aufkommen von Mendelssohn und Schumann und der Entdeckung der späten Quartette von Beethoven und Schubert für über 150 Jahre in Vergessenheit. Dem Wirken des cpo Labels und dem jungen Diogenes Quartett ist es zu verdanken, dass wir jetzt diese Kleinode kennenlernen dürfen.


  • Die erste Serie von Streichquartetten erschien 1814/15 also nach Beethovens op. 59. Sie sind wohl früher entstanden. Jedenfalls kann man nach Anhören des ersten Quartetts sagen, dass Fesca hier schon im vollen Besitz seiner kompositorischen Fähigkeiten ist und das Werk nichts Unfertiges oder Schülerhaftes hat. Alle Quartette auf diesen 3 CDs haben den klassischen 4-sätzigen Aufbau mit einem langsamen zweiten Satz (nur eine Ausnahme) und einem Menuet oder Scherzo als dritten. Die Tonsprache des 1. Quartetts geht kaum über Haydn/Mozart hinaus, die Beethoven op. 18 Quartette klingen IMO schon fortschrittlicher. Aber es ist ein klangschönes, sehr sorgfältig gearbeitetes Werk, das ich sehr ansprechend finde. Er komponiert hier auf der gleichen Höhe wie viele Beethoven-Zeitgenossen (Czerny, Ries, Onslow, Romberg, Spohr usw.). Obwohl der 1. Geige einige solistische Aufgaben übertragen werden (Fesca war ja ein hochbegabter Geiger) so haben diese Quartette nichts von den Quatuor brilliantes eines Boccherini.


    Natürlich stellt sich irgendwann die Frage, wer all diese Hundertschaften (wenn nicht Tausendschaften) an klangschönen und gut gearbeiteten Quartetten aus der Übergangszeit von der Klassik zur Romantik hören soll. Aber diese Werke sind sicher hörenswerter als einige frühe Werke von Haydn, Mozart oder Schubert und haben deshalb zumindest in meinem Klangkosmos einen Nischenplatz verdient.


    Das Diogenes Quartett spielt sehr ansprechend und - Gott sei Dank - auf modernen Instrumenten ohne sich übermäßig an HIP-Erkenntnissen zu orientieren. Diese Aufnahmen sind derzeit sehr günstig zu haben und bereits 9 Käufer haben dieser CD-Box 5 Sterne gewidmet. Es gibt also wenig Grund, sie nicht zu besitzen. Das Coverbild finde ich allerdings unglücklich gewählt.

  • Über diese Streichquartette wurde bereits - etwas pauschal - ten Thema entsprechend - geschrieben.

    Unbekannte Meister der Kammermusik des 18. und 19. Jahrhunderts VOL 2

    Inzwischen wurde indes durch Lutgra DIESER Thread (in welchem wir uns gerade befinden) gestartet.

    Natürlich stellt sich irgendwann die Frage, wer all diese Hundertschaften (wenn nicht Tausendschaften) an klangschönen und gut gearbeiteten Quartetten aus der Übergangszeit von der Klassik zur Romantik hören soll.

    Versuchen wir mal den Anfang - und sehen wir - wie weit mir mit der Antwort kommen...

    Es ist geradezu eine Ironie, daß ich vor wenigen Tagen die zweite Folge der Lieferung mit Fesca Quaartetten bekommen habe, ohne die erste gehört zu haben. Das werde ich im Laufe der nächsten Monate nachholen - oder es zumindest versuchen...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Friedrich Ernst FESCA: Streichquartett Op 1 Nr 1


    Die ersten Streichquartette Fescas kamen en bloc 1815 in Druck, sodaß man annehmen kann, sie seien schon früher - nach und nach entstanden, wobei man sie "vor 1814" einreiht.

    Der erste Satz des ersten Quartets op ist überaus eingängig, harmonisch und elegant, es gibt keine wirklichen Brüche. Kein Wunder daß das zeitgenössische Publikum die Werke liebte, in gewisser Weise Mozart und Haydn fortsetzend - aber durchaus eigenständig.

    Der zweite Satz ist IMO "behaglich", der dritte, das Menuetto etwas kräftiger, mit Piccicati angereichert.Im Finalsatz betören verspielte Violinen

    Wenngleich hier werde innovatives, noch überraschendes oder spektakuläres geboten wird, die 30 Minunten spielteit vergehen wie im Fluge und wirken positiv auf die Laune.



    Die Sätze:

    1) Allegro

    2) Adagio

    3) Menuetto Allegretto

    4) Rondo Allegretto


    Die Aufnahme entstand 2007mit dem Diogenes Quartett - noch in der Besetzung mit Stephanie Krauß an der Viola

    Sie ist in der abgebildeten 3 CD BOX enthalten , die derzeit bei unserem Werbepartner jpc um 9.99 Euro angeboten wird.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Friedrich Ernst FESCA: Streichquartett Op 1 Nr 2


    Wie gesagt, entstanden die ersten Quartette in zeitlicher Nähe zueinader, es wird wohl kaum verwundern , daß er sich hier selbst treu blieb.

    Zeitgnössische Kritiker, vor allem die "Allgemeine Musikalische Zeitung" - sie war zu Fescas Zeiten tonangebend - (Robert Schumanns "Neue Zeitschrift für Musik" entstand erst 8 Jahre nach Fescas Tod) veröffentlichte oft (meist positive) Kritiken über Fescas Quartette.

    Generell stellte man Fesca beineahe auf eine Stufe mit Haydn und Mozart und auf eine Stufe mit den Zeitgenossen, wie Onslo, Spohr. und die beiden Rombergs gestellt. Daraif weist WIKIPEDIA hin, vergisst aber zu erwähnen, daß diese auf Augenhöhe befindlichen Zeitgenossen heute ebenso vergessen sind wie Fesca. Beethoven überstrahlt alles was in dieser Zeit eintstand - und das ist eigentlich schade.

    Das was den Zeitgenossen an Fescas Werken gefiel (Carl Maria von Weber - eigentlich als Instrumentalkomponist ebenfalls fast vergessen -war ein weiterer Bewunderer der Streichquartette) ist vermutlich das was den heutigen "Opinion Leadern" der Klassikliteratur nicht gefällt: Jenes elegante Ebenmaß ohne dramtisch Höhen und Tiefen (bezieht sich fürs erste auf die beiden Quartette 1 und 2 und vermutlich zumindest auf ein paar weitere aus der frühen Schaffensperiode.

    Bezogen auf op 1 Nr 1 und 2 konnte ich wenig von beispielasweise Haydns "Witz" (den man alledings in meiner Jugend auch noch nicht erkannt hat - und wenn - so wurde er zumindest nirgends erwähnt) nichts bemerken.

    Die Quartette sind "freundlich", aber nicht "fröhlich" , stellenweise eher moderat gedämpft.

    Sie bereiten indes (stilles ?) Vergnügen und haben das Vergessenwerden nicht verdient.

    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Friedrich Ernst FESCA: Streichquartett Op 1 Nr 3


    Das dritte Quartett folgt den beiden anderen auf der ganzen Linie. Nein nicht wirklich- Im Booklet wird auf Unterschiede der Machart hingewiesen. Etwas das nur Insider verstehen. Für den Genusshörer indes mag es ausreichen, wenn man sagt, daß hier wieder keine drastischen Dynamiksprünge und nichts verstörendes zu hören ist, ebensowenig wie "Spritzigkeit" oder "Humor". Ich hatte in meinen vergangenen Beiträgen von Eleganz gesprochen - was auch hier zutrifft. Aber wenn man sich ein wenig in die Quartette vertieft, so hört man immer mehr Eigenarten. Ich würde hier von einem "braven Musterschüler" sprechen, die Quartette sind "artig" (etwas, das man zu Zeiten wo dies Quartette komponiert wurden, durchaus zu schätzen wusste. Sturm und Drang sind weit entfernt, aber auch ein ausgeprägter "galanter Stil". Eher eine unverbindliche glatte Schönheit, Gelassenheit und - unterschwelliger - Melancholie. Daß der Klang sehr eingängig ist - das ist IMO eindeutig das Plus dieser Werke.


    Die Sätze:


    1) Allegro

    2) Andantino

    3) Poco presto

    4) Rondo


    mfg aus Wien

    Alfred


    clck 1600


    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !