Buhkonzerte fürs Regietheater haben Tradition. Mancher Regisseur betrachtete dies als Auszeichnung, wenn das bildungsbürgerliche Publikum seine Inszenierungen ausbuht, und wenigstens auf diese Weise Notiz von seinem Schaffen nahm. Irgendwann schliefen diese Proteste dann ein - und die Vertreter des Regietheaters betrachteten die Schalcht als gewonnen - sie wären Dank guter Vernetzung von Medien und Politik unangreifbar. (und manche glauben das noch heute - oder wollen es zumnidest glauben)
Indes - die Zeiten haben sich geändert. Ein Buhkonzert nach einer Premiere hat heute kaum mehr den Effekt, Leute des "Skandals" wegen in die Oper zu locken - im Gegenteil. Deshalb gibt man sich gern gemässigter, was zur Folge hat, daß man oft zwischen zwei Stühlen sitzt, nämlich jenen derjenigen, die jegliche Verfälschung von Werken ablehnen, und jenen, denen nun alles zu zahm ist. Gut so. Der Rückhalt aus der Politik bröckelt aus finanziellen und ideologischen Gründen sowieso und ein Buhkonzert kann zwar nicht schlagartig das Ende der Karriere eines RT-Stars bewirken - aber ein bitterer Nachgeschmack bleibt - welcher Intendant spielt schon gerne vor leeren oder halbleeren Häusern, wenn der Druck von Seiten der Politik, die Kosten zu senken - immer stärker wird.
Mit viel Vergnügen habe ich in den letzten Stunden die Internetseiten durchforstet, wo immer wieder von ablehnenden Reaktionen des Publikums in Bezug auf sogenannte "mutige" und "umdeutende" Inszenierungen die Rede ist.
Ich lade daher ein, solche Berichte hier zu posten - jeweils nur einer pro Beitrag - und nur EIN kurzes Zitat (zwei oder drei Zeilen sind erlaubt) - dann kann auf den betreffenden Zeitungsartikel verlinkt werden. Persönliche Anmerkungen sind erwünscht - denn die Verlinkungen werden - wie die Erfahrung lehrt - eines Tages obsolet - sie führen ins Leere.
Ich habe allein DREI Inszenierungen von "Fidelio" gefunden - die in den letzten Monaten vom Publikum ausgebuht wurden.
Mitlesende Politiker der Kulturszene des jeweiligen Landes (lesen da überhaupt welche mit?) bitte ich darüber nachzudenken, wie lange man Opernhäuser und Institutionen subventionieren will, die Regisseure beschäftigen, deren Inszenierungen beim Publikum immer wieder auf Ablehnung stoßen??
mit freundlichen Grüßen aus Wien
Alfred