Alexander Glasunow: Sinfonie Nr 3 in D-dur op 33

  • "Ausserhalb seiner Heimat werden sein Sinfonien sehr selten gespielt. Seine eklektische Manier tritt trotz klangvoller Harmonik und vieler schöner Melodien zu stark hervor" - so zu lesen in einem Konzertführer des Jahres 1978.
    Staimmt das? - So fragte ich mich unwillkürlich nach dem Abhören der 3. Sinfonie Glasunows, welche am 8. Novenber 1890 Premiere hatte. Als Dirigent dieser Uraufführung werden - je nach Quelle - der Komponist selbst oder aber Anatoli Ljadow genannt.
    In der Tat kommen hier einige Eigenheiten, die Glasunow nachgesagt werden zum Vorschein. Je nach persönlicher Einstellung des Hörers werden diese als positiv oder negativ gesehen. Wir erleben bei Glasunow eine gewisse Elegance, eine oberflächliche Schönheit, der man sich nicht entziehen kann. Andrerseits sind in der Tat die Tonsprachen zahlreicher Komponisten eingebunden und neu zusammengesetzt. Im Falle der Dritten löst sich Glasunow von den Idealen der Gruppe der fünf und nähert sich teilweise der Tonsprache Tschaikowskis an, der auch der Widmungsträger dieser Sinfonie ist.
    Glücklicherweise sind uns einige Bemerkungen erhalten, die Glasunow notiert hat. Demzufolge war Tschaikowsky im Großen und ganzen mit der Sinfonie einverstanden. Auf die Frage, welche Schwächen das Werk habe, wies Tschaikowski auf gewisse Längen und einen Mangel an Pausen hin, eine Kritik die Glasunow nach eigener Aussage immer wieder vor Augen hatte, wenn er ein neues Werk schrieb, selbst als Tschaikowsky schon lange nicht mehr unter den Lebenden weilte....


    Mal sehen, ob es hier im Laufe der Monate Statements von den Forianern geben wird......


    mfg aus Wien
    Alfred


    TAMRUSINFO

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zwischen der zweiten und dritten Sinfonie verstreichen weitere 4 Jahre, Glasunow stellt in dieser Zeit unter anderem Borodins unvollendet gebliebene 3. Sinfonie fertig, ebenso, wie dessen Oper "Fürst Igor" (gemeinsam mit Nikolai Rimsky-Korskoff). Er schreibt sein 3. Streichquartett (seine Kammermusik wird in künftigen eigenen Threads behandelt). Danach komponiert er seine eigene Dritte, die ein wenig unter dem stilistischen Einfluß Tschaikowskys steht, dem er das Werk letztendlich auch widmet. 1890 findet die Uraufführung in St. Petersburg unter der Leitung des Komponisten statt. Wie fast immer ist die Sinfonie heiter und klangschön. Ich fand sie zu Beginn vielleicht ein wenig zu "harmlos", das gab sich aber nach ein paar Minuten, als der "triumphierende" Grundton, der oft in Glasunows Sinfonien zu hören ist, sich "Bahn brach". Die Orchestrierungskunst Glasunows bewunderte ich besonders im Scherzo, welches hier den zweiten Satz belegt und Glasunows Anforderungen an ein solches voll erfüllt. Es sollte nach Aussage des Komponisten Interesse beim Hörer wecken und stets für Überraschungen sorgen.....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred


    PS: Die Abbildung zeigt eine Aufnahme der Sinfonien 1 - 2 - 3 - 9, welche ich selbst nicht kenne, aber von einigen Kritikern wird dieser Zyklus als Referenz bezeichnet.

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Die 1890 vollendete 3. Symphonie von Alexander Glasunow ist wohl nicht mehr als Jugendwerk zu bezeichnen, immerhin war der Komponist hier schon 25. Auf die Einflüsse von Tschaikowsky wurde bereits hingewiesen, aber auch Wagner soll eine Inspiration gewesen sein (konkret der "Tristan"). Dass selbst der überkritische Widmungsträger Tschaikowsky im Großen und Ganzen mit dem Werk zufrieden war, zeigt, dass es von hoher Qualität sein muss, verdammte Tschaikowsky bekanntlich ja auch seine eigenen Kompositionen oftmals.


    Als Aufnahme dient wiederum jene von Swetlanow mit dem Staatlichen Symphonieorchester der UdSSR, die 1989 für Melodiya eingespielt wurde. Die von ihren Dimensionen her längste Glasunow-Symphonie dauert hier 51:36 Minuten und kann es insofern durchaus mit den etwa zeitgleich entstandenen späten Symphonien von Tschaikowsky aufnehmen. Wie der Begleittext verrät, handle es sich bei der Dritten um die einzige lyrische Symphonie Glasunows, die Parallelen zur Vierten von Tschaikowsky aufweise.


    Wie Glasunows meiste Symphonien ist sie in einer Dur-Tonart gehalten, hier D-Dur (Ausnahmen sind nur die Zweite und die Sechste). Der Kopfsatz (13:14) hat eine heitere Grundstimmung, ist eher gefühlvoll angelegt und endet in triumphalem Gestus. Das nachfolgende Scherzo (8:19) setzt den gefühlsbetonten, poetischen Trend fort, hat aber auch etwas Verspieltes an sich. Das langsame dritte Satz fungiert als ausgedehntester des Werkes (16:04). Die Grundstimmung ist friedvoll und wohl als der Ruhepol der Symphonie zu bezeichnen. Kritiker würden es wohl gefühlsduselig nennen. Das Finale (13:59) ist wieder um einiges munterer. Wer Gefühlsausbrüche á la Tschaikowsky erwartet, wird allerdings enttäuscht sein. Den lyrischen Grundcharakter behält Glasunow auch hier bei. Erst ganz zuletzt bietet er nochmal alles auf.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Heute habe ich mir die Dritte von Glazunov aus dieser Box angehört. Ich weiß inzwischen, dass sie bei einigen hier im Forum nicht gut wegkommt. Da es meine einzige Aufnahme ist, kann ich keinen Vergleich anstellen. Grundsätzlich muss ich aber sagen, dass mich das Werk nicht vom Hocker gerissen hat. Dass es eine heitere Grundstimmung vermittelt, wie Joseph schreibt, will ich nicht bestreiten, sie kam aber nicht so großartig bei mir an, wie die Erste. Richtig Spaß gemacht hat mir das Scherzo - irgendwie wirkte der Satz auf mich wie der Spuk übermütiger Elfen. Mir kam bei dieser Musik Mendelssohns "Sommernachtstraum" in den Sinn. Nicht, dass ich eine musikalische Verwandtschaft entdeckt hätte, schließlich sind die Stile völlig unterschiedlich, aber mich ließ der Elfenspuk-Gedanke, meinetwegen russischer Elfenspuk, nicht mehr los...

    :hello:

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    MUSIKWANDERER