In letzter Zeit habe ich mir Gedanken über künftige Themenschwerpunkte das Forum betreffend gemacht und bin auf eine Erkenntnis gestoßen, die eigentlich schon beim Lesen von Konzertführern gewonnen werden kann: Unser Repertoire-Tellerrand ist eigentlich ein sehr beschränkender. Bringt man Themen, die darüber hinaus gehen weht einem ein eisiger Wind - noch dazu in Form einer Windstille - entgegen. Der durchschnittliche Klassikhörer des deutschen Sprachraums akzeptiert deutsch, österreichische und Böhmische Komponisten - und dann ein paar wenige nationale Größen aus anderen Ländern. Ich würde sagen das Dutzend wird hier nicht überschritten werden. Dazu kommen natürlich noch italienische Opern, die einen Sonderstatus innehat. Nordische Musik war lange kaum gehört - und auch heute ist es nur wenig besser, englische Musik sieht man als eher unbedeutend an - ausser natürlich in Großbritannien. - Russen - man kennt ein paar Namen und natürlich zwei oder drei Flaggschiffe. Italienische Sinfonien um 1900? - nie gehört. Französische Kompositionen aus der gleichen Epoche? - will man gar nicht hören. Spanische Komponisten - ja gab es überhaupt welche von Bedeutung? Polnische Komponisten werden erst jetzt durch ein spezielles Label allmählich wieder entdeckt. etc etc.
All das wird durch die mir zur Verfügung stehende "Fachliteratur" in Form von Konzerführern, Kammermusik- und Klavierführern noch verschärft. Man hat manchmal regelrecht den Eindruck, der deutschsprachige Raum wäre der Mittelpunkt der Klassikwelt - alles andere sei indes Provinz - oder völlig unbedeutend.
Wie mag ein schwedischer, englischer, spanischer, polnischer oder russischer Musikfreund die "klassische Musikwelt" wahrnehmen??
mit freundlichen Grüßen aus Wien
Alfred