Natalia Saz - Regisseurin und Theaterleiterin


  • Natalia Saz war eine russische Regisseurin, die dem Musiktheater über die Grenzen der ehemaligen Sowjetunion hinaus Impulse gegeben hat. Sie war schon als frühreifes junges Mädchen von der Idee besessen, dass Erwachsene mit der gleichen Hingabe Theater für Kinder und Jugendliche machen sollten wie für das Publikum in traditionellen Schauspiel- und Opernhäusern. Revolutionsführer Lenin unterstützte sie 1918 persönlich bei der Verwirklichung dieser Idee mit der Gründung eines Kindertheaters. Daraus ging 1964 das Musiktheater für Kinder mit einem weitläufigen eigenen Gebäudekomplex in Moskau hervor, das die Saz bis zu ihrem Tod am 18. Dezember 1993 leitete. Sie entstammte einer hochmusikalischen Familie, wurde am 27. August 1903 in Irkutsk geboren. Ihr Vater war der Komponist Ilja Saz, ihre Mutter eine Sängerin. Bereits in den 1920er Jahren unterhielt Natalia Satz rege Kontakte zur internationalen Theaterwelt, kannte Max Reinhardt, Hugo von Hofmannsthal und den Physiker Albert Einstein, mit dem sie gemeinsam musizierte. Der Dirigent Otto Klemperer lud sie 1931 an die von ihm geleitete Kroll-Oper nach Berlin ein, wo sie Verdis Falstaff inszenierte. An diesem Opernhaus in der Nähe des Reichstages, dass in Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und später abgerissen wurde, nahm eine ganz neue Form des Musiktheaters ihren Anfang, die als ein Vorläufer des so genannten Regietheaters angesehen werden kann.



    Eng verbunden ist ihr Name mit dem musikalischen Märchen „Peter und der Wolf", wozu es bei Tamino einen eigenen Thread gibt. Natalia Saz regte Prokofjew zu diesem Werk an und trat bei der Uraufführung 1936 in Moskau als Erzählerin auf. In die Fänge des sowjetischen Geheimdienstes geriet sie 1937, als der amerikanische Botschafter eine Aufführung in ihrem Theater besuchte. Sie wurde unter Spionageverdacht gestellt und in ein sibirisches Arbeitslager verbannt. Erst nach dem Tode Stalins 1953 wurde sie rehabilitiert.


    Ihre Memoiren „Novellen meines Lebens" wurden auch ins Deutsche übersetzt und sind in mehreren Auflagen im Henschel-Verlag erschienen, derzeit aber wohl nur antiquarisch erhältlich.


    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent