Mozart Flötenkonzerte KV 313 und 314 und Flötenquartette

  • Hallo,


    ich habe jetzt einige Suchmöglichkeiten versucht aber keinen Thread dazu gefunden, oder gibt es doch einen?
    Ich besitze zwei Aufnahmen wobei mir die erstere Besonders gut gefällt - schöner warmer Flötenton, interessante Kadenzen, sehr transparent:



    Wie werden diese Aufnahmen hier bewertet, gibt es Alternativen?



    Schönes Wochenende
    Kalli



    P.S. von KV 313 habe ich noch diese Aufnahme gefunden, auch sehr gut:


    Und zu den Quartetten habe ich auch nichts gefunden, habe mal auf Verdacht diese bestellt:

  • Lieber Kalli,


    erlaube mir zum 2. Flötenkonzert eine Anmerkung:


    Das C-Dur-Konzert KV 314 wurde um 1777 von Wolfgang Amadeus Mozart als Konzert für Oboe und Orchester für den Oboisten Giuseppe Ferlendis geschrieben.
    Das Konzert wird auf der ganzen Welt viel gespielt und gehört zu den wichtigsten Konzerten für Oboe.


    Ein Jahr später wurde es dann vom Komponisten zu einem Konzert für Flöte und Orchester umgearbeitet.


    :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Für mich zählen die Aufnahmen der Konzerte aus dem Jahre 1960 durch KARL RICHTER mit seinem Münchener BACH-ORCHESTER und dem großartigen AURÈLE NICOLET auch heute noch zu dem Allerbesten unter den zahlreichen Einspielungen dieser Konzerte. KARL RICHTER läßt die Musik wunderbar fließen, akzentuiert und rhythmisiert mitreißend. Und das Spiel des so renommierten schweizer Flötisten AURÈLE NICOLET ist wie immer voller Eleganz, musikalischem Verve und einer Akkuratesse, die wohl nur noch JEAN-PIERRE RAMPAL erreichte. Sein expressives Vibrato macht die Musik luzid und überirdisch schön. Kaum zu glauben, daß MOZART die Flöte als Instrument eigentlich nicht mochte, und erstaunlich, daß die Umarbeitung des Konzertes KV 314 von einem Oboenkonzert zu einem Flötenkonzert sich so trefflich original anhört.


    AURÈLE NICOLET ging als Sieger zweier wichtiger Wettbewerbe 1945 nach Zürich, wo er im TONHALLE-ORCHESTER bis 1947 spielte. Dann ging er als Solo-Flötist an das SYMPHONIE-ORCHESTER WINTERTHUR, wo er bis 1950 spielte. Es war kein geringerer als WILHELM FURTWÄNGLER, der ihn dann als 1. Flötisten zu den BERLINER PHILHARMONIKERN holte, mit denen er von 1950 - 1958 auftrat. Von 1953 an unterrichtete er über viele Jahre an verschiedenen Musikhochschulen und bei den Sommerkursen des Mozarteums in Salzburg. Seit 1965 unterrichtete er an der Musikhochschule in Freiburg und Basel.


    NICOLET war ein international gesuchter Solist für Werke vom Barock bis zu zeitgenössischer Musik, und er war auch an vielen Uraufführungen beteiligt. Besonders gerne musizierte er eben auch mit KARL RICHTER, dem Dirigenten der von mir besprochenen Aufnahme, die auch Werke von HAYDN und GLUCK enthält. Wunderbar und sehr empfehlenswert übrigens auch seine Aufnahme von BACH's Brandenburgischem Konzert Nr. 5 mit KARL RICHTER und seinem MÜNCHENER BACH-ORCHESTER!




    .com/watch?v=tWGocjzL9Rc]


    wok

  • Rampal in der Erato Aufnahme habe ich schon mal bestellt........ Nicolet gibt es auch in anderer Konstellation - mit Richter besser ?
    Schönen Abend noch und danke für den Hinweis.


    Kalli

  • Ich bin kein allzu großer Freund dieser Werke (ebensowenig Flöte+Harfe), das ursprüngliche Oboenkonzert höre ich eher lieber als solches und Klarinetten- und Hornkonzerte eh noch lieber. Ich besitze, soweit ich sehe, daher auch nur die oben schon gezeigte BIS-Einspielung mit Bezaly.


    Die Flötenquartette sind ebenfalls eher frühe Gelegenheitswerke, ganz nett, aber kein Vergleich zu zB dem Klarinettenquintett. Mir gefällt die ältere HIPpe Einspielung mit Mitgliedern des Collegium Aureum (deren Kammermusikaufnahmen leider nur in kleineren Teilen auf CD erschienen sind) und Barthold Kuijken (der anscheinend auch noch eine neuere Aufnahme der Werke bei Accent hat).



    (Nur weil es oben auf dem Youtube-Cover auftaucht: Das lange Haydn zugeschriebene Flötenkonzert stammt nach heutigem Stand von Leopold Hoffmann. (Das lange Haydn zugeschriebene Oboenkonzert stammt ebenfalls mit ziemlicher Sicherheit nicht von Haydn, aber man hat keine Ahnung, von wem sonst, daher firmiert es immer noch unter Haydn.))

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Nicolet gibt es auch in anderer Konstellation - mit Richter besser ?
    Schönen Abend noch und danke für den Hinweis.

    Hallo Kalli,


    Ja, die MOZART-Flötenkonzerte gibt es mit NICOLET auch noch in anderen Aufnahmen, das KV 314 wohl mit dem ORCHESTRE DE CHAMBRE DE LAUSANNE unter VICTOR DESARZENS, der mir aber z. B. mit seiner Einspielung von SCHUMANN's Klavierkonzert und WEBER's Konzertstück op. 79 besser gefällt.
    Oder auch mit den FESTIVAL STRINGS, LUCERNE, die ich wiederum mit Einspielungen von ALBINONI, PACHELBEL, RAMEAU, J. S. BACH vorziehe. Auch unter NEVILLE MARRINER und der ACADEMY OF SAINT-MARTIN-IN-THE-FIELDS hat NICOLET die Konzerte eingespielt, dessen Aufnahmen ich sehr schätze, der für mich aber nicht der ideale MOZART-Dirigent ist, und schließlich auch mit dem ROYAL CONCERTGEBOUW ORCHESTRA unter DAVID ZINMAN, der z. B. MOZART's Sinfonie KV 201 mit dem NIEDERLÄNDISCHEN KAMMERORCHESTER wunderbar eingepielt hat, doch paßt bei der Aufnahme mit dem MÜNCHENER BACH-ORCHESTER unter KARL RICHTER einfach alles, und auch AURÈLE NICOLET präsentiert sich hier in absoluter Höchstform. Er hat auch immer die Arbeit von und mit KARL RICHTER sehr bewundert und sich sehr von dessen Vorstellungen leiten lassen. An dieser Aufnahme kann man jedenfalls in jeder Hinsicht seine Freude haben wenn man ein Freund der Flötenkonzerte MOZARTs ist.


    Viele Grüße
    wok

  • Ich hatte das Vergnügen in meinem Querflöten-Studium die Quartette mit drei befreundeten Streichern einzustudieren. Ich kenne daher diese reizvolle Musik sehr gut.


    Meine Empfehlung der Mozartschen Flötenquartette KV 285, 285 a, 285 b und KV 298 ist eine HIP-Aufnahme. Nicht mit einer modernen Böhmflöte sondern auf einem Nachbau einer Traversflöte interpretiert hier Barthold Kuijken. Es begleiten ihn Sigiswald Kuijken, Lucy van Deal, Wieland Kuijken. Es ist die zweite Einspielung dieser Quartette, die Barthold Kuijken beim Label Accent eingespielt hat.


    Der Ton der Flöte hat eine besondere Qualität, so wie sie Barthold Kuijken bläst. Das Adagio im ersten Quartett habe ich selten so tief empfunden gehört.


    Der letzte Satz Rondo trägt die nicht ganz ernst zu nehmende Bezeichnung Allegretto grazioso, mà non troppo presto, però non troppo adagio. Così, così - con molto garbo, ed Espressione - übersetzt Allegretto grazioso, aber nicht zu sehr Presto, aber nicht zu sehr adagio. Wie auch immer - mit viel Anstand und Ausdruck. Hier blitzt Mozarts Witz und Humor auf. Das Thema Con Variazioni des dritten Quartettes taucht auch in der Gran Partita KV 361 auf.


    An dieser Aufnahme mit moderner Böhmflöte kommt man nicht vorbei: Emanuel Pahud, der Soloflötist der Berliner Philharmoniker, spielt die Flötenquartette mit subtiler Tongebung. Es begleiten ihn Christoph Poppen, Hariolf Schlichtig und Jean-Guihen Queyras. Besser kann man diese Musik auf der Querflöte nicht interpretieren. Er ist Schüler von Aurèle Nicolet, beste französische Flötentradition also.


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Zitat von Johannes Roehl

    Ich bin kein allzu großer Freund dieser Werke (ebensowenig Flöte+Harfe), das ursprüngliche Oboenkonzert höre ich eher lieber als solches und Klarinetten- und Hornkonzerte eh noch lieber.....


    Die Flötenquartette sind ebenfalls eher frühe Gelegenheitswerke, ganz nett....

    Soweit ich weiß waren die Flötenquartette Auftragswerke aus Mannheim. Es ist ein Wunder, daß es sie überhaupt gibt, denn Mozart hatte eine tiefe Abneigung gegen die Flöte, wie er in einem Brief vom 14. Feber 1778 an seinen Vater schreibt:



    Zitat

    Dann bin ich auch, wie sie wissen, gleich stuff* wenn ich immer für ein instrument daß ich nicht leiden kann schreiben soll.

    Leider fehlt dieser Brief in dem mir zur Verfügung stehenden Buch von Sarah Donhäuser (marixverlag, Wiesbaden 2006)


    *stuff kann durch einige Worte ersetzt werden - ich würde das in diesem Zusammenhang oft verwendet Wort "angefressen" hier einsetzten.....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Ich höre diese Kompositionen derzeit in der Ausgabe der großen brilliant-Classics. Gesamtbox aus dem Jahr 2011, die eine Claves-Aufnahme enthält, die seinerzeit 1984 eingespielt wurde. Interpretatorisch überaus ansprechend, bin ich nicht hundertprozentig von der Klangqualität überzeugt. Ich meine, dass der Klang teilweise etwas körperlos und seltsam metallisch-glatt klingt, stellenweise wiederum etwas dumpf (z.B. bei den Streichern). Möglicherweise liegt dies daran, dass dies eine Aufnahme ist, die eher in die Frühzeit der digitalen Klangaufzeichnung hinreicht. Eventuell trägt auch die Akustik der Conway Hall, in der diese Einspielung realisiert wurde, entsprechend dazu bei.
    Diese Nuancen ändern jedoch nichts daran, dass es sich durchaus um eine sehr anmutige, charmante und lebhafte Aufnahme handelt, die durchaus hörenswert ist.