Schade, dass man die Harry-Kupfer-Produktion weggeworfen hat. Man hätte sie entstauben und neu installieren können, anstatt den teuren Aufwand einer langweiligen und nichtssagenden Neuproduktion zu betreiben. Bei Harry Kupfer (die Premiere von 1989 ist auf DVD zu sehen mit Eva Marton, Cheryl Studer, Brigitte Fassbaender, Claudio Abbado) gab es durchaus spannende und sogar geniale Aussagen, etwa den überlebensgroßen Agamemnon, der von Anfang an Schavernochs Bühne dominierte. Selbstverständlich schieden sich daran die Geister und Geschmäcker - Diskussion ist doch immer gut. Aber was man seit dem 29. März als Wiener "Elektra" geboten bekommt, macht wenig Lust, sich die Oper in dieser Inszenierung ein zweites Mal zu geben. Glücklich der, der sich die Aufführung vom letzten Samstag von Ö1 live aus der Wiener Staatsoper mitgeschnitten hat, denn musikalisch blieb kaum ein Wunsch offen (ich hoffe, auch am Samstag nicht - ich hatte nicht die Gelegenheit), vor allem was Dirigent, Orchester und Nina Stemme betrifft. Wenn mir als Laien in manchen Szenen auffällt, dass die Personenregie langweilig ist, frage ich mich, wie den mutmaßlich hochprofessionellen Regisseuren, Bühnen- und Kostümbildnern nicht auffallen konnte, dass es hier noch Nachbesserungsbedarf gibt. Paternoster, Duschecke und Kohlenhaufen schön und gut (ist vom Bühnenbild her ja wirklich gut gemacht), aber wenn die Protagonisten dann nur herumstehen in Szenen, in denen sich eigentlich auf der Bühne "was abspielen" sollte, und die ganze Dramatik nur aus dem Orchestergraben kommt, dann fehlt einiges. Schade um die vergeudeten Millionen. Wenn dann Etats gekürzt werden, muss man sich nicht wundern. Zum Glück gibt es die vorige Premiere auf DVD. Und für den Fall, dass jemand die folgende Rarität noch nicht kennt, möchte ich noch mal auf diese nach vielen Jahren endlich doch nachträglich von der Radio-Liveübertragung auf CDs konservierte Sternstunde hinweisen: "Elektra" in Genf 10. März 1990 mit Gwyneth Jones, Leonie Rysanek, Anne Evans. Am Pult: Jeffrey Tate. Es gab danach angeblich den längsten Applaus bzw. die meisten Vorhänge in der Geschichte des Genfer Opernhauses.
Elektra (Wiener Staatsoper, 1. April 2015)
Richard Strauss
Mikko Franck | Dirigent
Uwe Eric Laufenberg | Regie
Rolf Glittenberg | Bühne
Marianne Glittenberg | Kostüme
Andreas Grüter | Licht
Mario Ferrara | Bühnenbildassistenz
Elke Scheuermann | Kostümassistenz
Anna Larsson | Klytämnestra
Nina Stemme | Elektra
Ricarda Merbeth | Chrysothemis
Falk Struckmann | Orest
Norbert Ernst | Aegisth
Wolfgang Bankl | Pfleger des Orest
Simina Ivan | Vertraute
Aura Twarowska | Schleppträgerin
Thomas Ebenstein | Junger Diener
Marcus Pelz | Alter Diener
Donna Ellen | Aufseherin
Monika Bohinec | 1. Magd
Ilseyar Khayrullova | 2. Magd
Ulrike Helzel | 3. Magd
Caroline Wenborne | 4. Magd
Ildikó Raimondi | 5. Magd
Younghee Ko | 1. Dienerin
Secil Ilker | 2. Dienerin
Kaya Maria Last | 3. Dienerin
Jozefina Monarcha | 4. Dienerin
Karen Schubert | 5. Dienerin
Zsuzsanna Szabó | 6. Dienerin
Hier einige Rezensionen:
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