Das Drolc Quartett

  • Recherchen über halbvergessene Musikensembles können ganz schön frustrierend sein. Ich wollte hier eigentlich ausführlich über das Drolc Quartett berichten, das in den 60er Jahren zu den führenden deutschen Quartettvereinigungen zählte. Nur, ich finde nichts. Weder über das Quartett, noch über die einzelnen Musiker. Weder im Internet, noch auf den LPs, die ich von diesem Quartett besitze. So muss es vorerst bei den dürftigen Daten bleiben, die Wolfgang Gruhle in seinem Streichquartett Lexikon präsentiert. 1947 in Berlin gegründet, aktiv bis 1973, dem Jahr in dem der Primarius Eduard Drolc 54-jährig verstarb. Die letzte Formation hatte die Besetzung:


    Eduard Drolc - 1. Violine
    Walter Peschke - 2. Violine
    Stefano Passagio - Viola
    Georg Donderer - Cello


    Das Quartett hat eine ganze Reihe von Einspielungen für die DGG gemacht, die bekannteste davon ist sicher die erste Gesamtaufnahme der Reger'schen Streichquartette, die auch heute noch auf CD greifbar ist. Daneben gibt es diverse Aufnahmen auf obskuren Schallplattenclub-Labels. Eine frühe SAX-Aufnahme von Beethoven SQ 4 und 5 für Columbia ist unter Sammlern so gesucht, dass man dafür mehr hinblättern muss, als für die GA mit Belcea, Artemis, Emerson und Alban Berg zusammen. Muss ne tolle Einspielung sein. :D Vielleicht kann ein anderer Tamino (wok?) noch etwas mehr zu diesem Quartett beisteuern.


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  • Ja, aber nur ein wenig. Im Begleitheft der Regerbox ist zu lesen, dass das Drolc Quartett im Jahr 1950 von Eduard Drolc und anderen Mitgliedern der Berliner Philharmoniker gegründet wurde. Das Ensemble hatte wohl in den 50er Jahren einen hervorragenden Ruf. 1963 holte Drolc 3 Musiker, die nicht zu den Berliner Philharmonikern gehörten, zu sich und machte einen Neuanfang. Anscheinend wurde der Stil dadurch wärmer und romantischer.


    1965 begann das Quartett mit regelmäßigen Aufnahmen für die DG und spielte u.a. Stücke von Schumann, Debussy, Ravel, Tschailowsky und Borodin ein. Die Reger-Aufnahmen von 1969 bis 1972, die in der von lutgra abgebildeten CD-Box enthalten sind, galten wohl als Höhepunkt der Einspielungen des Ensembles. Zum Klarinettenquintett kam kein geringerer als Karl Leister hinzu, um gemeinsam eine ausgezeichnete Interpretation hinzulegen.


    Ich finde die Einspielungen der Regerwerke sehr gut, kenne bisher allerdings keine Aufnahmen des Quartetts von Stücken anderer Komponisten.



    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Mir ist vor zwei Wochen in einer 2€ Grabbelbox eine zumindest optisch gut aussehende alte mono EMI-Scheibe mit Beethoven op. 59.1 untergekommen. Die muss ich aber noch reinigen und dann hören. Das dürfte dann auch die erste Besetzung sein.

  • Auf der Beethoven LP finden sich weitere wertvolle Informationen.


    Die erste Drolc Formation bestand aus


    Eduard Drolc
    Heinz Böttger
    Siegbert Ueberschaer
    Heinrich Majakowski



    Alle vier Musiker waren Mitglieder der Berliner Philharmoniker.


    Eduard Drolc studierte in Dortmund, München und Paris, u.a. bei Jaques Thibaud. Er war Mitglied des Bayrischen Staatsorchesters und Primarius des Dresdner Streichquartetts.
    Heinz Böttger war Dresdner Kreuzschüler und studierte an der Berliner Musikhochschule. Er war Konzertmeister des Dresdner Mozartorchesters und des RIAS-Kammerorchesters.
    Siegbert Ueberschaer wurde von Sandor Vegh und Pablo Casals ausgebildet. Er war Solobratscher des Saarländischen Rundfunks und Mitglied der Solistenvereinigung Ansbacher Bachwoche.
    Heinrich Majakowski studierte in Essen, Berlin und Leipzig. Bis 1950 war er Mitglied des RSO Leipzig.


    Das Drolc Quartett wurde - wie erwähnt - 1950 in Berlin gegründet. Nach zwei Jahren intensivem Studiums gab es dort 1952 sein Debut. Schnell erlangte es weltweit Anerkennung. Schon 1953 wurde es nach Paris eingeladen, zu den Darmstädter Ferienkursen und spielte auf der Biennale in Venedig alle Streichquartette von Arnold Schönberg.

  • Emi/Electrola


    Beethoven op. 18,4 und 18,5; op. 18,3 und 18,6; op. 59,1; op. 59,3 und op. 95
    Brahms Klarinettenquartett (Geuser)
    Haydn op. 76, 3 und 76,5
    Mozart KV 465 Dissonanzen; Flötenquartett KV 298 (Nicolet); Klarinettenquintett (Geuser)
    Weber Klarinettenquintett (Geuser)


    DGG


    Debussy SQ Ravel SQ
    Max Reger 5 Streichquartette und Klarinettenquintett (Leister)
    Schumann 3 Streichquartette und Klavierquintett (Eschenbach)
    Tschaikovsky SQ 1 und Borodin SQ 22


    Ariola


    Mozart KV 458 und KV 464
    Schubert SQ d-moll D810 Tod und das Mädchen + Quartettsatz


    Andere


    Burkhard SQ und Kelterborn SQ
    Smetana SQ 1 und Dvorak op. 96
    Schubert Forellenquintett (Engel)

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  • Damit dieses Quartett nich völlig in Vergessenheit gerät, hier eine Videoclip.

    Wie lange der online bleibt ist eine ungewisse Sache - aber ein Konzertbesuch ist ja auch nur ein Erlebnis für ein Mal......


    Vielleicht gibts abe dann doch einmal eine Wiederauflageeiniger Aufnahmen... (?)



    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !