Dänischer Rundfunk löst sein Kammerorchester auf — Privatfinanziertes Weiterbestehen

  • Adam Fischer, Chefdirigent seit 1999


    Gerade hörte ich mit ziemlicher Begeisterung in die Mozart-Symphonien, die Adam Fischer mit dem Dänischen Nationalen Kammerorchester (Danmarks Underholdningsorkester) eingespielt hat und für die man den International Classical Music Award erhielt, und wollte einen Thread zu diesem Orchester eröffnen — da musste ich lesen, dass der Dänische Rundfunk das Orchester aus Kostengründen auflösen wollte.


    Eine Kampagne auf Facebook zur Erhaltung des Orchesters namens "Bevar DR Underholdningsorkesteret" hatte wohl zumindest insofern Erfolg, als dass das Orchester nun privatfinanziert weiterexistieren wird. Chefdirigent bleibt Adam Fischer.


    Hierzu auch die offizielle Seite des Orchesters sowie ein älterer Artikel des "Grammophone".

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Was soll man sagen? Ich finde so etwas furchtbar, weil ich der Auffassung bin, dass solche Kulturinstitutionen (wie ein in diesem konkreten Falle 75-jähriges Kammerorchester) nicht einfach wegen Budget-Kürzungen aufgelöst werden dürfen. Budget-Kürzungen sind die allerschlechtesten Begründungen für solche Beschlüsse (siehe SWR-Orchester Baden-Baden & Freiburg/Stuttgarter Radiosinfoniker). Ganz ehrlich: Es kotzt mich einfach an! (Entschuldigt bitte den rüden Sprachgebrauch).
    Es ist gute europäische Tradition, dass der Staat ("die öffentliche Hand") Kultur in großem Umfang subventioniert und ermöglicht. Schlechte (anglo-)amerikanische Tradition ist es, die Kultur auch nur als etwas zu sehen, dass dem Marktgeschehen unterworfen ist. Leider haben wir in Europa (und speziell auch in Deutschland) vergessen, was wir für wunderbare kulturelle Errungenschaften besitzen. Kultur, Bildung, Daseinsfürsorge, Infrastruktur, Forschung - das sind die Bereiche, in die Staats-Geld in großem Still fließen muss - nicht in Bankenrettungen und ähnlichen Verrat an den wahren Interessen der Bevölkerungen.
    Solche Beschlüsse, wie der in Dänemark, entsprechen leider dem neuen Ungeist.


    Die privatfinanzierte Weiterführung ist halt immer von Unsicherheit geprägt und nur zu oft eben kein Garant für kontinuierliche künstlerisch bedeutsame Arbeit


    Grüße
    Garaguly