Der "Schlager" in der Oper

  • Man mag darüber diskutieren, ob der Begriff "Schlager" und "Oper" überhaupt zueinander kompatibel sind.
    Nimmt man die Definition "Schlager" so wie sie bei Wikipedia definiert ist, so müsste man die Frage eher verneinen, denn WIKIPEDIA ordnet den Begriff "Schlager" eindeutig der Unterhaltungsmusik zu. Na ja - es gibt ja letzlich auch Leute die einen Opernbesuch als Unterhaltung sehen, die eine oft sehr simpel gestrickte Handlung kritiklos oder mit kindlicher Freude über sich ergehen lassen, angesichts der edlen Ausstattung und den schönen Melodien. Und das war das Opernpublikum des 18. und 19. Jahrhunderts mehrheitlich. Weder war man an der historischen Treue der Stoffe interessiert, noch an deren tiefenpsychologischen Aufbereitung. Man wollte legendäre Berühmtheiten auf der Bühne sehen, welche ihr berühmtes hohes C schmetterten, feurige Chöre und optisch wirksame Balette erleben, sich an der Kunst der Ausstatter ergötzen - und last but not least - den oder die "Schlager" der Oper hören. Solch ein Schlager konnte oft ein ansonst total mißglücktes Werk retten. Opern, die keinen Schlager hatten, waren nicht selten nach kurzer Zeit vergessen, denn so ein Schlager ist gewissermaßen ein akustisches Aushängeschild oder Logo der Oper. Wir können im Laufe des Threads bekannte Opern nach solchen "Schlagern" absuchen und kurz zu beschreiben versuchen was sie denn zum "Schlager" macht - und warum. Auch die Operette kann hier eingebunden werden, weil Wikipedia bei seiner Definition immerhin die Operette und das "einfache Singspiel" mit dem Schlager in Verbindung bringt, wenngleich - wie mir scheint - ein wenig widerstrebend.......


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich denke mal, ein solcher "Schlager", wenn auch aus einem keineswegs vergessenen Werk, ist das Lied vom "Jungfernkranz" aus dem "Freischütz". Zumindestens beklagte sich Heine folgendermaßen:


    Haben Sie noch nicht Maria von Webers »Freischütz« gehört? Nein? Unglücklicher Mann! Aber haben Sie nicht wenigstens aus dieser Oper das »Lied der Brautjungfern« oder den »Jungfernkranz« gehört? Nein? Glücklicher Mann!


    Wenn Sie vom Hallischen nach dem Oranienburger Tore und vom Brandenburger nach dem Königstore, ja selbst wenn Sie vom Unterbaum nach dem Köpnicker Tore gehen, hören Sie jetzt immer und ewig dieselbe Melodie, das Lied aller Lieder: den »Jungfernkranz«.


    Wie man in den Goethischen Elegien den armen Briten von dem »Marlborough s'en va-t-en guerre« durch alle Länder verfolgt sieht, so werde auch ich von morgens früh bis spät in die Nacht verfolgt durch das Lied:



    Wir winden Dir den Jungfernkranz
    Mit veilchenblauer Seide;
    Wir führen dich zu Spiel und Tanz, zu Lust und Hochzeitsfreude.
    Schöner, schöner, schöner grüner Jungfernkranz,
    mit veilchenblauer Seide, mit veilchenblauer Seide!


    Bin ich mit noch so guter Laune des Morgens aufgestanden, so wird doch gleich alle meine Heiterkeit fortgeärgert, wenn schon früh die Schuljugend, den "Jungfernkranz" zwitschernd, bei meinem Fenster vorbeizieht. Es dauert keine Stunde, und die Tochter meiner Wirtin steht auf mit ihrem "Jungfernkranz". Ich höre meinen Barbier den "Jungfernkranz" die Treppe heraufsingen. Die kleine Wäscherin kommt "mit Lavendel, Myrt´ und Thymian". So geht´s fort. Mein Kopf dröhnt. Ich kann´s nicht aushalten, eile aus dem Hause und werfe mich mit meinem Ärger in eine Droschke. Gut, daß ich durch das Rädergerassel nicht singen höre. Bei ***li steig´ ich ab. Ist´s Fräulein zu sprechen? Der Diener läuft. "Ja." Die Türe fliegt auf. Die Holde sitzt am Pianoforte und empfängt mich mit einem süßen:


    "Wo bleibt der schmucke Freiersmann?
    Ich kann ihn kaum erwarten." –


    Sie singen wie ein Engel! ruf´ ich mit krampfhafter Freundlichkeit. "Ich will noch mal von vorne anfangen", lispelt die Gütige und sie windet wieder ihren "Jungfernkranz" und windet und windet..."

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Wenn wir von "Schlager" in der Oper reden, dann müsste man wohl zu allererst den "Jungfernkranz" aus "Der Freischütz" nennen, der schon - nachdem der letzte Vorhang der Uraufführung gefallen war, in den Gassen Berlins gesungen wurde. Es ist eine so eingängige Melodie und ein so simpler Text, dass sie - ähnlich wie die simplen heutigen Schlager - sofort ins Gedächtnis übergeht. Zu nennen wäre aber auch der Jägerchor, der eines der "Markenzeichen" des "Freischütz ist.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Liebe Mme Cortese,


    da sind wir beide wohl gleichzeitig auf den gleichen Gedanken gekommen, du warst eine Minute schneller als ich. Ich habe deinen Beitrag erst gesehen, als ich meinen geschrieben und abgesandt hatte.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Die Barcarole aus Hoffmanns Erzählungen wird heutzutage den meisten Menschen als ein Schlager bekannt sein, viele werden nicht wissen, dass es sich "in Wirklichkeit" um eine Opernarie handelt.
    Und ohne die Opernarien als Schlager hätter der Blaue Bock früher so manche Lücke gehabt.

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

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  • Sehr gern lese ich, was Mme. Cortese über Heine und den Jungfernkrank herausgesucht hat. Wunderbar, danke. Es gibt ja nun jede Menge Berichte darüber, was Heine in seinen "Reisebildern" schrieb, finde ich tatsächlich am allerbesten, weil er so unernst und ironisch ist. Er nimmt auf die Schippe, was vielleicht gar nicht so gewesen ist. So deute ich das auch. Persönlich habe ich nie so richtig daran geglaubt, dass am Tag nach der UA des FREISCHÜTZ im heutigen Berliner Konzerthaus - Schauspielhaus finde ich nach wie vor viel besser - selbst Schul- und Zeitungsjungen den Jungfernkranz oder den Jägerchor gepfiffen haben sollen. Wie sollte das auch gegangen sein. Ich habe das stets symbolisch betrachtet. Waren diese Berichte nicht auch Erfindungen, zumindest aber Übertreibungen, der Zeitungen, die auch damals schon eine großen Rolle spielten. Berlin neigt bis heute zur Selbstüberschätzung. Die Medien vereinnahm, immer gern "alle Berliner": ganz Berlin trauert, ganz Berlin ist entsetzt, ganz Berlin feiert, ganz Berlin lässt die Narren los, ganz Berlin gedenkt... So fangen oft die Abendnachrichten im TV an. Dabei stimmt das meist gar nicht, weil es nicht stimmen kann. ;) Kurz um: Mich würde interessieren, ob es tatsächlich gesicherte Quellen gibt über die explosionsartige Verbreitung des Jungfernkranz. Auch damals dürften Menschen - so wie heute - auch noch andere Sorgen gehabt haben.


    Ob Opern "ohne Schlager" schneller vergessen wurden, als welche mit, das muss erst noch bewiesen sein. Ich glaube das nicht. Wagner hat sich schließlich auch durchgesetzt. Und im ROSENKAVALIER wird sich schon mancher Besucher zu Tod gelangweilt haben, weil der berühmte Walzer gar nicht vorkommt, wie er es erwartet hat. Dass Opernbesucher bis heute gern auf ihre Lieblingsmelodien warten, kann ich nachvollziehen. Jeder von uns hat solche Stellen. Als ich noch in jede TRISTAN-Aufführung eilte, sehnte ich immer die Szene herbei, in der Tristan Marke entgegnet:


    "O König,
    das - kann ich dir nicht sagen.
    und was du frägst,
    du kannst es nie erfahren.
    Wohin nun Tristan scheidet,
    Willst du, Isold' ihm folgen?
    Dem Land, das Tristen meint,
    Der Sonne Licht nicht scheint ..."


    Solcher Art sind "meine Schlager". ;)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Die Barcarole aus Hoffmanns Erzählungen wird heutzutage den meisten Menschen als ein Schlager bekannt sein, viele werden nicht wissen, dass es sich "in Wirklichkeit" um eine Opernarie handelt.


    Du schneidest da ein sehr interessantes Beispiel an. Die so genannte Barcarole - also ein Gondellied - stammt ursprünglich aus Offenbachs großer romantischer Oper DIE RHEINNIXEN von 1864, der trotz dieses "Schlagers" gar kein Erfolg beschieden war. Sie geriet sofort in Vergessenheit. Offenbach nahm das Gondellied später in seinen HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN wieder auf, wo es in den unterschiedlichsten Formen in ebenso unterschiedlicher Besetzung - je nach Fassung - erklingt. In der sehr verdienstvollen rekonstruierten Fassung, die Kent Nagano bei Erato eingespielte, wird die Barcarole als Chor der Gondeliere gesungen.


    Also: "Schlager" bedeutet nicht automatisch Erfolg!

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Grob gesagt spielen m.E. "Schlager" nur in einem Teil der Oper zwischen ca. 1800 und dem frühen 20. Jhd. eine Rolle. Die frühe Oper ist erstens eine elitäre Veranstaltung und zweitens sehr stark auf sprachnahe Umsetzung von Affekten fokussiert. Ab Mitte/Ende des 17. Jhds. rücken zunehmend virtuose Sänger in den Mittelpunkt. D.h. eine Hauptattraktion sind nicht eingängige, leicht nachsingbare Stücke, sondern eher das Gegenteil, ein virtuoses Feuerwerk.
    Erst seit dem empfindsamen Stil Mitte des 18. Jhds. gibt es überhaupt verbreitet die Idee, Musik solle unmittelbar ansprechend und "volkstümlich" sein.
    (Glucks Reformopern wenden sich zwar gegen den angeblich hohlen Pomp der traditionellen Opera Seria, sie sind aber, in ihrem musikdramatischen Anspruch, nicht gerade "volkstümlich")
    Zwar hat man schon über Mozarts Figaro gesagt, dass einige Stücke daraus alsbald von Gassenjungen und Stubenmädchen übernommen worden seien, aber insgesamt galten Mozarts Opern als schwierig ("zu viele Noten") und besonders die italienischsprachige Oper war auch in den 1780ern/90ern noch eine elitäre Veranstaltung.


    Im 19. Jhd. sehe ich dann eine "Spaltung". Man hat einerseits den quasi-industrialisierten Opernbetrieb, in dem Komponisten wie Rossini oder Donizetti mehrere Opern pro Jahr komponieren mussten; Oper war nun ein knallhartes Geschäft, sicher waren da auch "Schlager" als Mittel zum Erfolg willkommen oder sogar notwendig (freilich spielten parallel auch nach wie vor die Attraktion von Starsängern oder, wie in der Grand Opéra, das "Spektakel" insgesamt eine große Rolle).


    Auf der anderen Seite hat man die Entwicklung des "Musikdramas" bei Wagner, mit Vorläufern bei u.a. Gluck, Cherubini, Beethoven, Berlioz und Webers Euryanthe, alles weitgehend ohne "Schlager". (Dass einzelne Stücke aus dem Freischütz, der in mancher Hinsicht noch zwischen Singspiel und romantischer Oper steht, oder Wagners Holländer, Lohengrin und Tannhäuser beinahe zum Schlager taugen, widerspricht dem nicht, denn die stehen ja alle am Anfang dieser Entwicklung.) Musikalisch führte das zur weitgehenden Auflösung der Nummernstruktur, was "Schlagern" wiederum abträglich ist (daher deren weitgehendes Fehlen auch in den durchkomponierten späten Verdi-Opern Otello und Falstaff), wobei es Puccini freilich gelungen ist, "Schlager" auch in eine mehr oder weniger durchkomponierte Struktur einzubetten.


    Insofern ist es weder historisch noch musikalisch ein Zufall, dass sich "Schlager" hauptsächlich in der italienischen Oper von Rossini bis zum mittleren Verdi, einigen volkstümlich-singspielnahen Stücken der deutschen Tradition (Zauberflöte, Freischütz) und vielleicht noch in einigen französischen Werken aus dem 19. Jhd., ebenfalls einer Zeit, in der mit harten Bandagen um die Gunst eines relativ breiten Publikums gekämpft wurde (wobei die Pariser Oper vielleicht manchmal auch mehr auf die Ballettmädels als auf die "Schlager" setzte...)

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)


  • Wunderbar!


    Ich habe eigentlich auch nur "solche Schlager"!



    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!


  • Da haben wir die gleiche Lieblingsstelle, lieber Rheingold.


    Wie Wagner hier mit den Hörnern und den übrigen Bläsern diese Verschmelzung von Liebeslust und Todessehnsucht untermalt, gehört sicher zum Genialsten, was er je komponiert hat. Die Unergründlichkeit des Liebe-Tod-Komplexes ist hier mit Händen zu greifen.


    Vor etwa 2 Jahren hatte ich im Thread "Schöne Stellen" auch diese Szene erwähnt:
    "Isolde am Schluss des 2. Aktes: Nun führst du in dein Eigen, dein Erbe mir zu zeigen, auch hier wieder die Hornstimme."


    Es ist rätselhaft, wie es einem Menschen gelingen kann, die Stimmung dieser Szene in dieser künstlerischen Vollkommenheit wiederzugeben.

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  • Es gibt "Opernschlager", die auch in von der Klassik völlig unberührten Bevölkerungsschichten verbreitet sind.
    Hier eine kleine Anekdote aus eigenem Erleben: Als Waise bin ich mit meinen Geschwistern im Haushalt meiner Großeltern väterlicherseits zusammen mit vier Geschwistern meines Vater großgeworden. In diesem (sehr lieben) "Elternhaus" war Klassik an sich verpönt.
    Nun gab es noch eine Schwester meiner Mutter, eine ältere Jungfer, die Martha hieß. Sie fühlte sich auch mitverantwortlich für die Kinder ihrer Schwester, war aber wegen ihrer seltsamen Ansichten bei den Geschwistern meines Vaters nicht gern gesehen. Immer dann, wenn sie wieder abreiste, ertönte von eben diesen das Lied "Martha, Martha, du entschwandest" (allerdings auf die - falsche - Melodie; "Mag der Himmel euch vergeben").
    Daher kannte ich diese Melodie (ohne den passenden Text) lange, bevor ich in der Schule mit der Klassik in Berührung kam.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Nun gab es noch eine Schwester meiner Mutter, eine ältere Jungfer, die Martha hieß. Sie fühlte sich auch mitverantwortlich für die Kinder ihrer Schwester, war aber wegen ihrer seltsamen Ansichten bei den Geschwistern meines Vaters nicht gern gesehen. Immer dann, wenn sie wieder abreiste, ertönte von eben diesen das Lied "Martha, Martha, du entschwandest" (allerdings auf die - falsche - Melodie; "Mag der Himmel euch vergeben")
    Daher kannte ich diese Melodie (ohne den passenden Text) lange, bevor ich in der Schule mit der Klassik in Berührung kam.


    Liebe Grüße
    Gerhard


    Eine nette Anekdote!


    Muss ja eigenartig geklungen haben:
    Der Text "Martha, Martha Du entschwandest und mein Glück nahmst Du mit Dir..." auf die Melodie von "Mag der Himmel euch vergeben, ..."


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber Caruso,


    versuch es doch mal. Es passt vom Text her tatsächlich. Damals kannte ich es nicht anders.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • "Verflixt nochmal, wie geht eigentlich die Melodie der Teure Heimat?"


    "Dabei fällt mir Heimat Deine Sterne wieder ein!"

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Man kann schon eher anfangen: Händel hat so etliche Melodien für seine Opern kreiert, die sofort zu "Schlagern" wurden. Und er hat, geschäftstüchtig halt, genug von diesen Melodien immer wieder verwendet. Mir fällt sofort "See the conqu’ring hero comes" ein, das Händel für "Joshua" schrieb und wegen des ungeheuren Erfolgs in "Judas Maccabaeus" übernahm. Es wundert mich auch nicht, dass die Melodie ins Gesangbuch für "Tochter Zion" kam...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

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  • Und was ist mit dem "Largo", das eigentlich ein Larghetto ist, und das für Hochzeiten und Beerdigungen - mit und ohne Text - herhalten musste (oder noch muss?).


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Auch bei Albert Lortzing finden sich einige "Schlager", die zwar heute nicht mehr so geläufig sind aber früher vielen - auch Nichtopernfreunden - bekannt waren, z.B. "Lebe wohl mein flandrisch Mädchen", "Einst spielt ich mit Krone..." und der Holzschuhtanz (Zar und Zimmermann), "Wir armen armen Mädchen", "Auch ich war ein Jüngling in lockigem Haar" (Der Waffenschmied), "Vater, Mutter, Schwestern, Brüder" (Undine). Auch verschiedene andere deutsche Spielopern, die heute weitgehend von der Bühne verschwunden sind, enthalten Melodien, die über die Opernbesucher hinaus populär geworden sind. Ich denke das an "Das Nachtlager von Granada" (Schon die Abendglocken klangen) oder "Der Trompeter von Säckingen" (Behüt dich Gott). Den heutigen Opernbesuchern würden sie wohl weniger "abgenutzt" vorkommen, weil man sie nur noch selten hört, vielleicht hier und da in Männergesangvereinen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ich habe es schon an anderer Stelle erwähnt: In Flotows "Martha" ertönt mehrfach das Thema "Letzte Rose" dessen musikalischer Ursprung nicht völlig sicher ist, prinzipiell handelt es sich im Kern um das alte irische Volkslied "The Groves of Blarney" - Wie dem auch sei, von vielen als "Kitsch" bezeichnet, ist es dennoch ein Stück abendländischer Kultur (Ich höre es gerne) und zudem noch der "Renner" dieser Oper. Flotow hat es indessen NICHT komponiert....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Und ich sehne mich immer davor nach einer erschütternden, zarten und zerbrechlichen Frage


    "Den unerforschlich tief geheimnisvollen Grund, wer macht der Welt ihn kund?" von König Marke unmittebar davor


    (mit so viel Höhenpiano wie mölich an den unterstrichenen Stellen - große Bassisten wie Siegfried Vogel, Matti Salminen und René Pape haben mir diesen Wunsch erfüllt und ich war hin und weg.)


    Nach einer wirklich ergreifenen Marke-Klage habe ich mich zugegebenermaßen nur sehr selten selten wirklich für Tristans Nicht-Antwort darauf interessiert...


    "O Wonne voller Tücke, o truggeweihtes Glücke" am Ende des so effektvollen Finale des 1. Aktes ist eher eine Tristan-Stelle nach meinem Geschmack. Aber im 2. Akt ab der Entdeckung, also nach dem aprupten Ende des Liebesduetts, fühle ich eher mit Marke.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Nach einer wirklich ergreifenen Marke-Klage habe ich mich zugegebenermaßen nur sehr selten selten wirklich für Tristans Nicht-Antwort darauf interessiert...


    Vielleicht, lieber Stimmenliebhaber,


    hast Du dabei vergessen, dass Beides vom selben Wagner stammt.
    Für mich war der Tristan eine Offenbarung schon lange bevor ich den Text gelesen hatte. Das Zentrale in Wagners Schaffen ist schließlich die Musik und der Tristan bezieht seine suggestive Wirkung hauptsächlich von ihr.


    Die Sympathien, die man gewissen Personen einer Handlung entgegen bringt dürften bei der musikalischen Bewertung einer Szene keine Rolle spielen.

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  • Die Sympathien, die man gewissen Personen einer Handlung entgegen bringt dürften bei der musikalischen Bewertung einer Szene keine Rolle spielen.


    Ja, aber Markes Klage ist im zweiten Akt auch musikalisch das Neue (z.B. die Wirkung der einsamen Bassklarinette), während Tristans Erwiderung nichts bringt, was ich nicht schon im Vorspiel zum 1. Akt und im 1.Akt selbst gehört hätte (zumindest am Anfang bei "O König, das kann ich dir nicht sagen und was du frägst, das wirst du nie erfahren).


    Aber so hat eben jeder seine anderen Lieblingsstellen.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • (zumindest am Anfang bei "O König, das kann ich dir nicht sagen und was du frägst, das wirst du nie erfahren).


    Du sagst es selbst, "am Anfang".
    Doch bei "dem Land, das Tristan meint" sind die Erinnerungen vergessen. Hier entsteht das neue, mystisch-dunkle Thema, das von Isolde etwas später in abgewandelter Form wiederholt wird bei den Worten "Nun führst du in dein Eigen, dein Erbe mir zu zeigen".
    Ich bin immer etwas enttäuscht, wenn manche Dirigenten die Hornstimme dabei zurücknehmen. Carlos Kleiber tut das Gott sei Dank nicht.

  • Ich habe ja gerade kürzlich in dem Ranking-Thread zu den Wagner-Opern gesagt, dass ich jeden Ton im "Tristan" liebe, also auch diese Stelle, insofern ist es gar nicht meine Absicht diese Stelle zu kritisieren, aber ich habe eben andere Stellen, die bei mir noch viel mehr auslösen als die besagte.


    Und nun sollten wir uns vielleicht wieder dem Rubrikthema "Schlager in der Oper" zuwenden, dass wir mit dieser "Tristan"-Diskussion so meilenweit verlassen haben.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Und nun sollten wir uns vielleicht wieder dem Rubrikthema "Schlager in der Oper" zuwenden


    Ja, wenn ich nur wüsste, was ein Schlager eigentlich ist.


    Der Holzschuhtanz aus Zar und Zimmermann wurde früher jede Woche gespielt, heute höre ich ihn gar nicht mehr.
    Früher war eben alles besser, vor allem die Zukunft.
    In den deutschen Wunschprogrammen der 50iger- und 60zigerjahre gab es jedenfalls viel Lortzing und Weber.


    Mächtig populär von den bisher noch nicht genannten waren unter anderem:
    Triumphmarsch aus Aida
    Spiegelarie aus Hoffmanns Erzählungen
    Vater, Mutter, Schwester, Brüder aus Undine
    Auch ich war ein Jüngling aus dem Waffenschied
    Krönungsmarsch aus Der Prophet
    Stretta aus dem Troubadour
    Nun vergiss leises Fleh´n aus Die Hochzeit des Figaro
    Der Vogelfänger bin ich ja und In diesen heil´gen Hallen aus der Zauberflöte
    Als Büblein klein an der Mutterbrust aus Die lustigen Weiber von Windsor
    Ach ich habe sie verloren aus Orpheus und Eurydike
    Land so wunderbar aus Die Afrikanerin
    Himmel und Meer aus La Gioconda
    Vorspiel zu Lohengrin
    Vorspiel zu La Traviata
    Vorspiel zu Die sizilianische Vesper


    Das und noch so Einiges waren die Stücke, die auch einem unerfahrenen Opernfreund bekannt waren. Darf man sie Schlager nennen?

  • Zitat

    Zitat von Hami: Das und noch so Einiges waren die Stücke, die auch einem unerfahrenen Opernfreund bekannt waren. Darf man sie Schlager nennen?

    Lieber Hami,


    sicherlich nicht, wenn man unter Schlagern das versteht, was uns täglich in den Hausfrauensendern vorgedudelt wird. Deshalb hat Alfred das Wort "Schlager" auch in Anführungstriche gesetzt. Man könnte eher sagen: populäre Melodien aus dem Bereich der Oper. Einigen sind diese populären Melodien nicht elitär genug. Vielleicht erklärt das auch, dass heute viele Opern mit populären Melodien nicht mehr gespielt werden. Sie passen wohl einfach nicht mehr in das Konzept des sogenannten Regietheaters.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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  • Lieber Gerhard,


    ich bin da näher bei unserem Hami, der einen Kern der gängisten Melodien aufgelistet hat. Für mich ist als naiver Mensch ein "Schlager" die Melodie, an der ich eine Oper festmachen kann. Und wenn ich z.B. nur "Triumphmarsch" sage, wissen auch weniger Opernkundige, was ich meine. Wie schon früher angesprochen, haben es Opern ohne "Ohrwürmer" viel schwerer, so toll sie auch sein mögen - aber es gibt auch Ausnahmen. Gottseidank, damit nicht nur die "Gassenhauer"-Liebhaber triumphieren.


    Liebe Grüße -


    Erich

  • Man könnte eher sagen: populäre Melodien aus dem Bereich der Oper.


    Mir ist völlig egal, wie diese Stücke nun heißen sollen, ob mit oder ohne Anführung. Indem all die genannten Beispiele auch durch Schelllacks und Singles eine millionenfache Verbreitung fanden, zeigt sich, dass sie dieses Publikum erreichen sollten, das nur nach Millionen zu beziffern ist - einschließlich Hausfrauen, denen Gerhard (25) - ein bisschen unerwartet für mich - einen schlechten Geschmack unterstellt. ;) An der geschäftstüchtigen Verbreitung ist ja nichts zu kritisieren, wenngleich manche Aufnahmen für diesen Zwecks ziemlich mies und oberflächlich sind. Es gibt keine Singles mehr und kaum noch Sendungen, in denen diese Stücke zu hören sind. Allenfalls finden wir sie auf CDs, die einem toten Sänger gewidmet sind. Hören wir aber eine gute Gesamtaufnahme eines Werkes, aus denen sie stammen, dann werden auch die so genannten Schlager wieder erträglich. Sie kehren in ihren Kontext zurück, in den Mutterschoß, in das Original, woraus sie aus verschiedenen Gründen entfernt wurden. Einzeln sind diese Nummern für mich oft unzumutbar.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Rheingold,


    du willst das wieder einmal falsch verstehen. Wenn man von Schlagern spricht, denkt man im allgemeinen an die seichten Stücke, die auf bestimmten Sendern den ganzen Tag über gedudelt werden. Und für diese Sender hat man hier den Ausdruck "Hausfrauensender", meinetwegen nenne es heutzutage auch "Hausmännersender", geprägt, die viele nur als Untermalung ihrer Arbeit laufen lassen. Das bedeutet doch nicht, dass ich denjenigen, die das, was man im gewöhnliche Sprachgebrauch unter Schlagern versteht, schlechten Geschmack unterstelle, wie du es gerne auslegen möchtest. Ich selbst würde mir auch, wenn ich beschäftigt bin, keine Klassik auflegen oder einen Klassiksender hören. Ich brauche, während ich arbeite keinerlei Untermalung, manche aber brauchen sie, egal was da dudelt. Über Geschmack lässt sich nicht streiten, hier aber wird sogar manchmal denjenigen, die Melodien wie "La donna e mobile" gern hören, schlechter Geschmack unterstellt.
    Im übrigen habe ich deinen Kommentar zur Ankündigung von "Das Feuerwerk", so wie du dich dort ausdrücktest mit dem zusätzlichen Smiley dazu, auch als etwas abfällige Meinung gegenüber denen aufgefasst, die sich so etwas ansehen. Bitte berichtige mich, wenn du denjenigen, die das sehen wollten und gesehen haben, ehrlich "Viel Spaß" gewünscht hast.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Lieber Rheingold,


    du willst das wieder einmal falsch verstehen. Wenn man von Schlagern spricht, denkt man im allgemeinen an die seichten Stücke, die auf bestimmten Sendern den ganzen Tag über gedudelt werden. Und für diese Sender hat man hier den Ausdruck "Hausfrauensender", meinetwegen nenne es heutzutage auch "Hausmännersender", geprägt, die viele nur als Untermalung ihrer Arbeit laufen lassen. Das bedeutet doch nicht, dass ich denjenigen, die das, was man im gewöhnliche Sprachgebrauch unter Schlagern versteht, schlechten Geschmack unterstelle, wie du es gerne auslegen möchtest. Ich selbst würde mir auch, wenn ich beschäftigt bin, keine Klassik auflegen oder einen Klassiksender hören. Ich brauche, während ich arbeite keinerlei Untermalung, manche aber brauchen sie, egal was da dudelt. Über Geschmack lässt sich nicht streiten, hier aber wird sogar manchmal denjenigen, die Melodien wie "La donna e mobile" gern hören, schlechter Geschmack unterstellt.
    Im übrigen habe ich deinen Kommentar zur Ankündigung von "Das Feuerwerk", so wie du dich dort ausdrücktest mit dem zusätzlichen Smiley dazu, auch als etwas abfällige Meinung gegenüber denen aufgefasst, die sich so etwas ansehen. Bitte berichtige mich, wenn du denjenigen, die das sehen wollten und gesehen haben, ehrlich "Viel Spaß" gewünscht hast.


    Lieber Gerhard, die Fettungen habe ich nachträglich in Deinem Beitrag angebracht, um Dir deutlich zu machen, was ich nicht unwidersprochen hinnehme. In Kunstdingen können wir streiten. Du kannst mir Irrtümer, schlechten Geschmack ankreiden oder sonst etwas. Ich bin der Letzte, der nicht die andere Sicht, den anderen Geschmack, die andere Erfahrung anerkennt und versucht, sich hineinzuversetzen. Wenn mir das nicht gelingt, melde ich mich manchmal zu Wort. Grundsätzlich habe ich es aber zu respektieren. Ich kann nun mal im Jahr 2015 mit "Hausfrauensender" nichts anfangen. Der Begriff gehört in die Tonne. Du weißt auch, dass ich Dich schätzen. Nur, mit Bemerkungen, dass ich "wieder einmal" etwas "gerne auslegen" möchte, kann ich mich nicht anfreunden. Da setzt sich schnell etwas fest - bei Dir und bei anderen. Ach, ja, da hat er wieder mal... So fängt Bashing an. Ich bin nicht Freund H., der Deine ständigen Anwürfe vornehm und gelassen übersieht. Ich räume Missverständnisse lieber gleich aus oder versuche es zumindest.


    Zum FEUERWERK. Ich musste lange suchen, um überhaupt nachzuvollziehen, was Du meinst. Ja, ich hatte in vier, fünf Worten despektierlich viel Spaß (versehen mit diesem Smiley :D) gewünscht bei dieser TV-Übertragung. Schließlich habe ich sogar auch hineingeschaut, weil ich den eigenen Irrtum ausschließen wollte, und fand mich in der ganz persönlichen Ablehnung dieser Art Werke eines bestimmten Genres, die für meine Auffassung Jahrzehnte zu spät kommen, sehr bestätigt. Das heißt doch nicht, dass Du große Freude daran haben sollst. Solltest Du Dich angegriffen gefühlt haben, dann entschuldige ich mich selbstverständlich.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Rheingold,


    du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Zwar habe ich mich durch die - wie ich richtig vermutete - zynische Bemerkung angesprochen gefühlt, weil ich darauf verwiesen und die Aufführung - wie auch andere, die das bestätigt haben - gut fand. Aber angegriffen fühle ich mich dadurch nicht, so etwas geht an mir vorbei wie manche andere "Angriffe" hier. Ich hätte auch nicht darauf zurückgegriffen, wenn du mir nicht den Vorwurf gemacht hättest, ich hätte Hausfrauen schlechten Geschmack unterstellt, obwohl ich nirgendwo von Geschmack geredet habe, als ich den mir bekannten Ausdruck für Sender mit seichter Musik nannte. Jeder mag seinen Geschmack behalten. Ich habe viele Bekannte und Freunde, die eben zu Klassik keine Beziehung haben, deshalb belächle ich sie nicht. Und - um ehrlich zu sein - manches von dieser Musik mag ich auch hören, vor allem, wenn sie ohne die gesungenen Texte gesendet wird.
    Ich wollte mit dem Ausdruck, den viele dafür gebrauchen und den du vielleicht noch nicht gehört hast, nur sagen, was ich allgemein mit dem Ausdruck Schlager (und das war die Fragestellung von Hami; ob man auch klassische Stücke überhaupt so nennen könnte) verbinde.
    Wer aber selbst Leute, die nicht denselben Geschmack haben, belächelt, der sollte andere nicht belehren wollen und sich nicht wundern, wenn man auf seine eigenen Worte hinweist. Angegriffen fühle ich mich auch nicht durch deinen Vorwurf wegen des (von mir nicht erwähnten) Geschmacks, ich sehe es lediglich als Belehrungsversuch an, der mich aber kaum berührt. Also keine Fehde!


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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