Friedrich von Flotow

  • Ich war doch einigermaßen erschüttert, als ich vorhin im Threaddirectory anlässlich der heutigen Erinnerungen nach einem Thread über Friedrich von Flotow suchte und keinen fand, obwohl er im Forum über 400 mal genannt wird. Darum will ich heute einen einrichten.


    Friedrich (Adolf Ferdinand) von Flotow (* 27. April 1812 [getauft am 3. Mai 1812] in Teutendorf; † 24. Januar 1883 in Darmstadt) war ein deutscher Opernkomponist.


    Friedrich von Flotow (Nr. 258 der Geschlechtszählung) gehört zu den bekanntesten Vertretern seines Geschlechts, das dem mecklenburgischen Uradel zugerechnet wird. Er wurde 1812 geboren als zweites von vier Kindern und ältester Sohn des Gutsbesitzers und preußischen Rittmeisters Wilhelm von Flotow (1785–1847; Nr. 174) auf Teutendorf (heute ein Ortsteil von Sanitz) und Wendfeld und dessen Frau, Caroline Sophie Rahel von Böckmann (1792–1862). Beide Eltern waren musikalisch gebildet. Der Vater spielte Flöte, die Mutter Klavier. Von seiner Mutter erhielt Flotow im Privatunterricht seine ersten Musikkenntnisse.


    Sein Vater hatte für Flotow eigentlich eine diplomatische Laufbahn geplant, doch als sein musikalisches Talent offenbar wurde, ließ sein Vater ihn auf Empfehlung des Klarinettenvirtuosen Ivan Müller die Laufbahn eines Musikers einschlagen. Von 1828 an studierte er am Conservatoire de Paris Komposition bei Anton Reicha und Klavier bei Johann Peter Pixis. Dort freundete er sich unter anderem mit Charles Gounod und Jacques Offenbach an.


    Im Jahr 1830 war Flotow für kurze Zeit nach Deutschland zurückgekehrt. Hier komponierte er seine ersten dramatischen Werke: Pierre et Cathérine, Rob Roy und La duchesse de Guise, die er dann in Paris nicht ohne Mühe zur Aufführung brachte. Die Frische der Melodien und der heitere Sinn, der sich in diesen Werken aussprach, fanden Anklang, und unaufgefordert übertrug ihm 1838 der Direktor des Théâtre de la Renaissance die Komposition des zweiten Aktes der Genreoper Le Naufrage de la Méduse, die binnen Jahresfrist 54 mal aufgeführt wurde.


    Auf diese Opern folgten in kurzen Zwischenräumen Le forestier (1840), L’esclave de Camoëns (1843) und das in Gemeinschaft mit Friedrich Burgmüller und Edouard Deldevez komponierte Ballett Lady Harriet (1844). 1844 konnte er mit der in Hamburg uraufgeführten Oper Alessandro Stradella seinen ersten großen Erfolg vermelden. Zusammen mit seiner in Wien uraufgeführten Oper Martha oder Der Markt von Richmond bildet sie den Grundstock für Flotows hohen Bekanntheitsgrad. Die Libretti der beiden Opern stammten von Friedrich Wilhelm Riese (Pseudonym: Wilhelm Friedrich), der beim Schreiben auf ältere Werke, die unter der Mitarbeit von Flotow entstanden, zurückgriff. So basiert der Text von Martha auf Lady Harriet.


    Von Flotows spätere Opern, wie zum Beispiel Die Großfürstin (1850, Libretto von Charlotte Birch-Pfeiffer), Rübezahl (1853, Libretto von Gustav Gans zu Putlitz) oder Albin (1856, Salomon Hermann Mosenthal), konnten keinen nachhaltigen Erfolg erringen und erscheinen nur als blasse Reproduktionen der früheren Werke.


    1848 kehrte Flotow wieder nach Mecklenburg zurück, um das Erbe seines Vaters anzutreten. Am 21. August 1849 heiratete er Elisabeth von Zadow (1832-1851).[3] Im November 1855 heiratete er nach dem frühen Tod Elisabeths die Tänzerin Anna Theen (1833-1872), die ihm drei Kinder, Wilhelm (1855-1872), Friedrich (1857-1918) und Karoline (1851-1864), gebar.


    Inzwischen war Flotow 1855 zum Hoftheaterintendanten in Schwerin berufen und zum großherzoglich mecklenburgischen Kammerherrn ernannt worden. Zur Einweihung des Neuen Schweriner Schlosses komponierte er 1857 die Oper Johann Albrecht, Herzog von Mecklenburg. Aus dieser Schaffensperiode stammt auch La Veuve Grapin. 1863 gab er seinen Posten auf und zog nach Wien, wo er in die Künstlergemeinschaft Die grüne Insel eintrat, für die er viele Lieder komponierte. Später beteiligte sich Flotow an der Gründung der deutschen Genossenschaft dramatischer Autoren und Komponisten, die, ähnlich der heutigen GEMA, die Urheberrechte der Komponisten schützen sollte.


    Nachdem von Flotow sich in Wien 1867/68 von seiner Frau Anna hatte scheiden lassen, heiratete er am 9. August 1868 ihre Schwester Rosina Theen (1846-1925). Aus dieser Ehe ging eine Tochter hervor.
    Von 1870 bis 1872 wohnte Flotow in Wiener Neustadt in der Wiener Straße 31.


    Von 1880 an lebte Flotow bei seiner Schwester Bernhardine Rößner in Darmstadt, wo er eine Villa erworben hatte. Dort starb er fast gänzlich erblindet am 24. Januar 1883 drei Wochen vor Richard Wagner. Sein Grab befindet sich auf dem Alten Friedhof in Darmstadt (Grabstelle: III E 1/2/3/42/43/44).


    Flotow hat in seinem Leben ein umfangreiches Werk geschaffen, jedoch wurde der Großteil des kompositorischen Nachlasses im Zweiten Weltkrieg in Berlin bei einem Brand im Archiv des Verlags Bote & Bock zerstört. Der persönliche Nachlass ist bis auf wenige Ausnahmen verschollen. 1955 wurde als zentrale Sammelstelle das private Flotow-Archiv in Darmstadt gegründet.


    Heute ist sein 132. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lieber William,


    ich habe da einige Themen gefunden, die sich mit den Werken von Friedrich von Flotow befassen. Zu allererst einmal die fast einzige, heute noch bekannte, aber immer mehr vernachlässigte "Martha".
    Mag der Himmel euch vergeben...Flotows Martha
    Ich selbst besitze davon einen CD-Querschnitt

    und einen Mitschnitt einer Fernsehinszenierung des NDR, die es wohl nicht auf DVD gibt (Ich habe jedenfalls weder bei Amazon noch bei jpc etwas gefunden.
    Über weitere Werke gibt es ein ausführliches Thema
    Mehr als nur "Martha" - Friedrich von Flotow


    Von Alessandro Stradella kenne ich nur Ausschnitte.
    Diese Opern scheinen den modischen Regisseuren wohl zu wenig zu bieten, was sie umstricken und verschandeln können, so dass man sie heute auf den Bühnen kaum mehr findet.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Sein Grab befindet sich auf dem Alten Friedhof in Darmstadt (Grabstelle: III E 1/2/3/42/43/44).


    Im Thread »Der Musiker Gräber« - Beitrag Nr. 84 findet man ein Bild von Flotows denkmalartigem Grab.

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  • @ Gerhard Wischnewski:


    Lieber Gerhard,
    ich hatte ja schon in meinem Eingangsbeitrag geschrieben, dass sich über 400 Fundstellen mit dem Namen "Flotow befassten, habe aber nicht alle nachgesehen, ob ein eigener Thread dabei gewesen wäre. Trozdem danke ich dir für den Hinweis.


    @ hart:


    Lieber hart,


    ich hätte ja selbst gerne ein Bild vom Grab Flotows gepostet, weiß aber leider immer noch nicht, wie man es z. B. von Wikipedia in Tamino kopiert. Ich wäre froh, wenn mir das mal jemand konkret erklären könnte.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Zitat

    Gerhard Wischnewski: Ich besitze davon einen CD-Querschnitt.


    Lieber Gerhard,


    ich habe seit vielen Jahren diese Gesamtaufnahme in meiner Sammlung, die es aber mittlerweile auch in einer anderen Aufmachung priesgünstig gibt. Bei mir singt Anneliese Rothenberger die Laydy Harriet und Brigitte Fassbaender die Nancy, und Nicolai Gedda singt den Lyonel:


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich habe mir gerade diese Szene angesehen und angehört: großartig, und Rüdiger Wohlers: welch eine Stimme!


    Liebe Grüße


    Willi :rolleyes:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lieber Siegfried,


    die beiden Szenen, die du eingestellt hast, sind genau die Aufnahmen, die ich habe.
    1. Die Arie "Ach so fromm" mit Wunderlich stammt aus dem CD-Querschnitt, den ich unter Beitrag 4 vorgestellt habe.
    2. Die Szene aus dem Video ist aus dem Mitschnitt der Fernsehinzenierung des NDR, den ich an gleicher Stelle genannt habe. Leider habe ich eine Aufzeichnung dieser Gesamtaufnahme bisher weder bei Amazon noch bei jpc gefunden, die ich dann hätte empfehlen können.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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  • Flotows Oper Alessandro Stradella vermisse ich auch auf der Opernbühne.


    Neben der Ouvertüre dürfte die Hymne an die Jungfrau Maria das bekannteste Stück daraus sein.


    Hier von Rudolf Schock gesungen: https://www.youtube.com/watch?v=t9o6Db-Vwv8


    Im Film "Die Stimme der Sehnsucht" (1956) singt Schock dieses schöne Stück auch. Seither kenne und liebe ich es. In der Aufnahme ist leider ein Knackser: https://www.youtube.com/watch?v=z1iP2Ex7Tns


    Schönen Sonntag allerseits! :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Hallo,
    neben vielen Martha-Aufnahmen (meine Lieblingsaufnahmen sind die Emi-Aufnahme mit Rothenberger und Gedda und die alte Einspielung mit Erna Berger und Peter Anders, trotz grober Kürzungen) möchte ich auch die Oper Alessandro Stradella empfehlen. Ich besitze eine Aufnahme aus den USA mit Werner Hollweg, Helen Donath, Ferry Gruber, Alexander Malta und Richard Kogel, die wirklich sehr gelungen ist.
    Schöne Grüße
    wega