STRAUSS/HOFMANNSTHAL: ELEKTRA

  • Wo bleibt Elektra? Ist doch ihre Stunde...


    Die Elektra (1909), geschrieben zwischen der Salome (1905) und dem Rosenkavalier (1911), die erste Zusammenarbeit Straussens mit Hugo von Hofmannsthal, ist für mich Strauss´ stärkste, überzeugendste Oper - trotz einer gewissen Liebe zum Rosenkavalier, der Ariadne und auch der Frau ohne Schatten.


    Die Musik ist sehr brutal, wie eine Oase erscheint da das etwas wienerische"Orest"-Thema, das sich durch die ganze Oper zieht. Die Brutalität der Musik hat damals verstört und tut es wohl auch noch heute. Nebenfrage: Kennt ihr Opern, deren Tonsprache und Harmonik eigentlich noch brutaler ist?


    Die Partie der Elektra ist eine der schwierigsten im Fach des dramatischen Soprans, die Anforderungen an die Klytemnestra sind auch nicht gerade geringzuschätzen.


    Hofmannsthals Libretto ist ein Meisterwerk, was mich betrifft: sein überragendstes. Elektra ist für mich die größte Literaturoper zwischen Verdis Otello und Bergs Wozzeck.


    Kurz zur Handlung:


    Elektra und ihre Schwester Chrysotemis fristen ein schmähliches Dasein am Hofe Aegisths und seiner Gemahlin Klytemnästra. Klytemnestra hat einst mit Aegisth ihren Gatten Agamemnon heimtückisch im Bade ermordet, nachdem dieser siegreich aus Troja heimkehrte. Elektra, die Tochter Agamemnons und der Klytemnestra, sinnt auf Rache und hofft auf die Heimkehr des zu seiner Sicherheit verschleppten Bruders Orest. Dieser kommt dann tatsächlich und bereitet seiner Mutter und Aegisth ein blutiges ende.


    Seit einigen Tagen ist die Elektra (sicher wieder mal nur vorrübergehend) meine Lieblingsoper - und Schuld daran hat sowohl Karl Böhm als auch Götz Friedrich, der Böhms Tonaufzeichnung verfilmt hat.



    Kurze Zeit vor seinem Tod vollendete Böhm in den wiener Sofiensälen diese großartige Einspielung. Götz Friedrich drehte dann in einer alten Fabrikhalle mit den Sängern, diesmal als Schauspieler, eine Verfilmung.
    Die hervorragende Besetzung: Leonie Rysanek als Elektra, Astrid Varnay (!) als herrlich schrullige Klytemnestra, Fischer-Dieskau als Orest und als Schauspieler des Agamemnons (in Elektras Phantasie) kommt noch Rolf Boysen hinzu (und natürlich etliche andere).


    Friedrichs Inszenierung finde ich absolut phantastisch, wir können uns ja nachher weiter darüber unterhalten.


    Auch unterhalten können wir uns über Hofmannsthals Textbuch, was er aus der Antike übernommen hat und was er neues eingefügt hat.


    Und selbstverständlich möchte ich auch Euere CD-EMPFEHLUNGEN hören, daher steht dieser Thread ja schliesslich an diesem Ort hier. Ich habe vier gelungene Aufnahmen (plus die DVD), dazu später mehr.

  • Lieber ThomasBernhard


    Ich bedanke mich recht herzlich für Dein Mail und Deinen Hinweis.


    Du hast natürlich vollkommen recht. Homer hat mit der ganzen Sache überhaupt nichts zu tun. Der Fehler ist so passiert: Weil ich für meinen Report eine Zeitangabe für den Trojanischen Krieg brauchte, habe meinen Gedanken nicht richtig zuende gebracht und bin bei Homer hängen geblieben. Aufgrund deines Hinweises bin ich der Sache nachgegangen, es waren alle drei der altgriechischen Tragödiendichter beteiligt, Aischylos, Sophokles wie auch Euripides. Aischylos verarbeitet das Thema in einer Triologie, die damit beginnt, dass Klytämnestra den heimkehrenden Gatten begrüßt und endet mit dem Orakel von Delphie. Tanejew hat alles in seiner Oper Oresteia zusammengefasst, sachkundig im Forum von Cosima kommentiert. Sophokles setzt auch die Erkennungsszene in den Mittelpunkt. Euripides konzentriert sich voll auf die weibliche Psyche der Elektra und bewertet das Attribut der Rache grundsätzlich positiv.


    Meinen Irrtum hatte ich aber auch schon selbst bemerkt, die Korrektur noch nicht angemeldet, um einen Disput auszulösen. Das ist ja nun postwendend passiert. Aber Mozart ist ein gleichgearteter Fehler passiert. In seinem Idomeneo verlagert er die Elektra von Mykene nach Kreta.


    Ich war übrigens schon selbst in Mykene. Die Burg liegt traumhaft auf einem Bergkegel. Das Löwentor wie überhaupt die ganze Anlage ist gut erhalten. Die Amerikaner sprechen das Wort „Maißeni“ aus.


    Die andere Textstelle, die Du anzweifelst, formuliert Hofmannsthal so:


    Zitat aus dem Libretto:
    Kinder will ich haben, bevor mein Leib verwelkt, und wär’s ein Bauer, dem sie mich geben, Kinder will ich ihm gebären und mit meinem Leib sie wärmen in kalten Nächten, wenn der Sturm die Hütte zusammenschüttelt“


    In jungen Jahren konnte ich mit den Texten Hofmannsthal absolut nichts anfangen, aber heute hat sich das ins Gegenteil verkehrt. Schönbergs „Pierre Lunaire“ liegt auf der gleichen Linie.


    Tatsächlich war Dein Beitrag der Auslöser für mich, die „Elektra“ anderen Themen vorzuziehen. Das Fundament meines Reportes ist die alte Böhm-Einspielung mit Inge Borkh und Jean Madeira. Die Nielsen-Einspielung gefällt mir nicht so gut. Zu kühl, Raserei auf Sparflamme.


    Bezüglich der „Brutalen Musik“ komme ich auf Deinen Artikel zurück, will aber erst andere Beiträge abwarten.


    Herzlichen Gruß
    Engelbert

  • Zur Dichtkunst möchte ich lieber nichts beitragen, ist noch weniger mein Metier.
    Zum Werk, zur Interpretation und zur Verfilmung schließe ich mich vorbehaltslos meinen Vorschreibern an.
    Die Interpretation ist, und das werden vielleicht einige als Nachteil sehen, nicht entdeckt/erfunden authentisch. Sie ist "nur" authentisch. Sie ist im Vergleich zu früheren Aufnahmen von Böhm etwas breit.
    Brutale, archaische Musik. Da fällt mir eine Anekdote ein. Derzufolge meinte Richard Strauss auf just diesen Vorwurf: "Wenn der Sohn die Mutter daschlogt, kann i' im Orchester kan Walzer spieln' lass'n".
    In der Kürze liegt die Würze. Dieses Werk nimmt vom ersten Takt an gefangen. Da gibt es keine verstohlenen Blicke auf die Uhr. Dies kann m. M. nicht von allen Strauss-Opern behauptet werden.
    Beeindruckend, rührend ist die Dokumentation über das Zustandekommen dieses Films wenige Monate vor dem Tod des Dirigenten.
    Meine Aufnahmen von Elektra:
    DVD: Elektra mit Böhm/Rysanek/Varnay 1981
    Tonträger:
    Böhm/Borkh/Madeira
    Böhm/Nilsson/Rysanek - Live aus der Wiener Staatsoper 1965
    Karajan/Varnay/Mödl - Wiener Philharmoniker - Salzburger Festspiele 1964 (lange nicht mehr gehört, Varnay erscheint mir etwas schrill)


    Kurzopern bzw. "kurze" Opern:
    Obwohl bekennender "Auch"-Wagnerianer liebe ich diese nahezu über alles. In kurzer Zeit kulminiert Handlung und Musik.
    Vielleicht kann unser Maestro Alfredo einmal einen Thread über Kurzopern anreißen?

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • Da diese Elektra so gut ankommt, können wir nur hoffen, dass eine weitere Böhm/Friedrich-Produktion - nämlich die Salome - bald wieder neu aufgelegt wird. Das wird auch Rienzi freuen, der sich an einer weiteren Kurzoper delektieren kann.
    Musikalisch ist diese Aufnahme sehr gelungen, lediglich die problematische Inszenierung von Götz Friedrich dürfte wenige Freunde finden...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Theophilus,


    was findest Du problematisch an der Inszenierung? Das bisschen Regen?
    Wenn man sich an Hofmannsthals Wünsche gehalen hätte, hätte man eine Bühne, die so düster wie nur möglich ist...!
    Ich finde an dieser Inszenierung alles schlüssig bis grandios. Vor allem, daß sich am Schluß alles von Elektra abwendet hat so etwas glaubwürdiges und realistisches. Die Einblendungen von Agamemnon aus Elektras Phantasie gehen mir unter die Haut, DFD spielt seine Rolle meiner Meinung nach auch sehr beeindruckend, was erzähl ich, alle spielen sie sehr beeindruckend, von der schrillen alten Hexe Astrid Varnay bis zum Blondchen (Chrysothemis).
    Die Bonus-DVD beseitigt freilich nicht alle Unklarheiten der Inszenierung (soll heißen: erklärt die Inszenierung nicht haarklein) - aber in so einer Verfilmung bin ich jedenfalls froh, wenn ich eine etwas härtere Nuß serviert bekomme, an der ich auch beim dritten mal anschaun noch etwas zu knacken habe...


    Grüsse, Markus

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  • Hallo Theophilus


    Ja, mein Fehler, Du hattest dich korrekt und unmissverständlich zur Salome geäussert.


    Wie ist denn die Salome-Inszenierung in etwa?


    Gruß, Markus

  • hallo,


    die Salome-Verfilmung von GÖtz Friedrich finde ich auch nicht so gelungen wie jene der Elektra. Zwar singen und spielen Stratas (Salome und Varnay (Herodias) absolut großartig, aber Weikl als Jochanaan ist nicht besonders gut in Szene gesetzt. Man wähnt sich gelegentlich in einem Monty Python Film, so kitschig ist sein Köstum und sein Auftritt! Auch die Figur des Herodes würde durchaus etwas mehr an Schrulligkeit vertragen als Beirer ihr zu geben imstande ist.
    Der Tanz ist den Choreographen meiner Meinung nach auch nicht hinreichend gelungen. Die "Mitarbeit" der Dienerinnen grenzt gelegentlich ans Peinliche und aus der Stratas hätte ein moderner Regisseur sicher noch mehr an Erotik heraus geholt.


    Musikalisch bleibt Böhm eher zurückhaltend, verglichen zB mit Solti, aber ok, ist eben ein anderer Stil. Sängerische Schwächen gibt es aber keine.


    liebe Grüße
    Hyperion

  • ThomasBernhard


    In Deinem Report vom 02.10.2005 warfst Du die Frage auf, ob es noch eine brutalere Musik gäbe, als die in der Elektra. Nach langem Nachdenken würde ich Bartoks "Der wunderbare Mandarin" nennen.
    Es ist allerdings ein Handlungs-Ballett und keine Oper.


    Die Uraufführung war in den zwanziger Jahren in Köln. Der damalige
    Oberbürgermeister, Konrad Adenauer, hat weitere Aufführungen sofort verboten lassen. :stumm:


    Gruss Engelbert

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  • Hallo Forianer,


    schade, dass es Fritz Reiner nicht mehr vergönnt war, mit den Chicagoern "Elekrta" und "Salome" als Stereo-Studioaufnahmen zu realisieren.


    Die in der Reihe "Living Stereo" veröffentlichten Szenen aus "Salome" und "Elektra" mit Inge Borkh, dem Chicago Symphony Orchestra unter Fritz Reiner sind herausragende Dokumente.



    Herzliche Grüße
    LT :hello:

  • Hallo Forianer,


    mein Tipp: "Elektra" mit Inge Borkh, Max Lorenz, Jean Madeira unter Mitropoulos/Salzburg 1957;


    Eine Sternstunde der Oper.


    Gruß Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Hallo!


    Ich muss gestehen, dass Strauß nicht gerade mein Lieblingskomponist ist und Hofmannsthal sicher nicht mein Lieblingsautor. Die Frau ohne Schatten halte ich fast für Edelkitsch, ich schwanke immer zwischen Irritation, Ärger und einer gewissen Belustigung, obwohl sie eine Mene gute Musik enthält. Aber: die Handlung!


    Bei Ariadne warte ich sehnsüchtig auf den Schluss, den Rosenkavalier empfinde ich wie zu großes Stück Buttercremetorte. omischerweise gefällt mir hingegen Arabella.


    Unter den Opern von Strauss / Hofmannsthal macht Elektra eine Ausnahme: dieses Stück liebe ich; die musik zu 100 %, den Text ... zumondest die Grundlage. Passagen wie "Die Götter droben vertragen nicht den allzu hellen Laut der Lust" gemahnen mich allerdings doch allzu sehr an die poetischen Ergüsse überambitionierter Altphilologen. Sei's drum.


    Es gibt bei dieser Oper eine Aufnahme - und das ist m.E. der einzige derartige Fall - die jede weitere Einspielung überflüssig macht, da ich sie "perfekt" finde: Karl Böhms Dresdner Studioaufnahme von Anfang der 60er: ein Traum-Orchester, wunderbar dirigiert und eine Besetzung die mindestens keine Wünsche offen lässt: Inge Borkh als Elektra, Jean Madeira als Klytämnestra und Dietrich Fischer-Dieskau als Orest haben archaische Größe, der Rest (u.a. Marianne Schech als Chrysothemis und Fritz Uhl als Aegisth) sind rundum befriedigend. Die Klanggqualität ist hervorragend.


    Es gibt zweifellos viele andere sehr gute Einspielungen, aber ich bezweifle, dass ich mieine Einschätzung je änderrn muss.


    Gruß
    vitelozzo-tamare



    P.S.: die Studioaufnahme unter Solti und ein Mitschnitt aus Wien unter Mitropoulos mit Inge Borkh stehen alös LPs noch ungehört vor meiner Anlage.

  • Frage an die "Elektra"-Kenner:
    Ich schwanke momentan zwischen den beiden Aufnahmen mit Deborah Polaski in der Titelrolle - entweder unter Barenboim oder Bychkov. Welcher würdet ihr den Vorzug geben ?

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  • Zitat

    Original von vitelozzo-tamare
    Die Studioaufnahme unter Solti und ein Mitschnitt aus Wien unter Mitropoulos mit Inge Borkh stehen als LPs noch ungehört vor meiner Anlage.


    Das solltest du aber eher früher als später ändern!


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Obwohl länger nicht gehört, meine ich mit der Barenboim-Aufnahme mit Polaski recht zufrieden zu sein. (als Alternative zu Solti, Mitropoulos (Salzburg), und Böhm (DVD))

  • Die Mitropoulos-Aufnahme der "Elektra" war für den Live-Teilnehmer sicherlich eine Opernsternstunde, kommt jedoch klangtechnisch nicht an die Böhm-Aufnahme mit der Staatskapelle Dresden heran.


    Wer sich bis zu drei Gesamtaufnahmen der "Elektra" zulegen möchte, sollte daher doch einen Bogen um die Mitropoulos-Aufnahme machen, weil das eher eine Aufnahme für "Elektra"-Puristen ist...



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Hallo,


    warum sollte man um die Mitropoulos-Aufnahme einen Bogen machen ?


    Musikalisch gehört sie zu den besten Aufnahmen, die (für viele so wichtige, warum eigentlich ?) Klangqualität ist vollauf zufriedenstellend.


    Das ist natürlich eine persönliche Meinung...


    Gruß Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Hallo,


    ich habe nicht gesagt, dass man um die Mitropoulos-Aufnahme einen Bogen machen soll.


    Aber für diejenigen, die sich an "Elektra" erst einmal herantasten möchten, sind die Aufnahmen unter Karl Böhm mit der Staatskapelle Dresden und die unter Georg Solti mit den Wiener Philharmonikern besser geeignet, als die rauschelnde, klangdifizitäre Mitropoulos-Aufnahme.


    Sehr gut gelungen ist auch der "Elektra"-Film von Götz Friedrich mit den Wiener Philharmonikern unter Karl Böhm, Böhms letzte Arbeit...



    Herzliche Grüße

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  • Zitat

    Ich schwanke momentan zwischen den beiden Aufnahmen mit Deborah Polaski in der Titelrolle - entweder unter Barenboim oder Bychkov. Welcher würdet ihr den Vorzug geben ?


    Oh, gute Frage! Kommt wahrscheinlich ein Bisschen darauf an, was man an seinen Elektren so mag. Meine Favoritin ist die Bychkov-Version - aber ganz knapp. Ich lasse auf den Barenboim-Sound für gewöhnlich nichts kommen, aber hier gefallen Bychkov und die Kölner mir besser. Sie klingen knackiger, was sicher durch die höhere Tonqualität der SACD noch befördert wird.


    Die Damen: Anne Schwanewilms klingt mädchenhafter als Alessandra Marc (vibriert auch weniger) und passt damit m.E. besser ins dysfunktionale Dreimäderlhaus als letztere. Waltraud Meier auf der Barenboim-Version finde ich eine tolle Wahl für Klytämnestra, weil's mal was anderes ist (sie war, glaube ich, Mitte Dreißig, als die Aufnahme entstand) und weil man ihr den Spaß an der Rolle anhört. Felicity Palmer steht ihr in letzterem aber in überhaupt nichts nach, traut sich auch ein Bisschen mehr in Sachen Rollengestaltung und punktet damit bei mir ganz gewaltig.


    Die beiden Gründe, warum ich mir die eine und die andere Aufnahme zugelegt habe, sind aber Deborah Polaski und Deborah Polaski. Und das meine ich auch so, weil sie tatsächlich zweimal völlig anders klingt. Auf der ersten klingt sie (naturgemäß) jünger und auch ein Bisschen frischer als auf der zweiten. Dafür legt sie in der zweiten rollengestalterisch noch zwei, drei Schippen drauf. Zu Weihnachten wünsche ich mir vom Christkind, dass irgendein guter Regisseur mal auf die Idee kommt, eine ihrer Elektras zu filmen und auf DVD zu vertreiben.


    Übrigens wird auf der Bychkov-Version mehr und dreckiger gelacht. Fiel mir auf.


    Vielleicht kommt die Antwort aber auch viel zu spät und Du hast Dich (Sie haben sich?) schon entschieden. So oder so...ein Fehler war's sicher nicht! :D

  • Ich bin immer erstaunt, wie sehr die Polaski gelobt wird. Ich habe sie leider noch nicht so richtig bewundern können, denn jedes Mal, wenn ich sie gehört habe, fehlte irgendwas, zum Beispiel die richtigen Töne, die Höhe, ...


    Sie hat einen großen Namen, der überall aufscheint, und ich habe noch nicht verstanden, wieso. Mir kam immer so vor als sänge die Zweitbesetzung. Es ist manchmal ein großer Name, dem ich verdanke, mir das Geld für eine sonst vielversprechende Aufnahme zu sparen.


    Mit Elektra geht es mir wie mit dem Ring oder Tristan - es scheint keine ideale Aufnahme zu geben und kann/wird auch nie eine geben, aber es ist schön, wenn man ab und an mal einer gut musizierten soliden Vorstellung beiwohnen kann oder die Aufnahme einer solchen hört.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Und ich finde es immer wieder interessant, wie sich gerade bei bestimmten Sängerinnen und Sängern die Geister scheiden. =)


    Es kommt eben darauf an, was man bewundert. Sicher, die Höhen sind ein Knackpunkt. Das lässt sich nicht wegdiskutieren, und für wen kristallklare Höhen ein nicht verhandelbares Kriterium sind, der ist mit einer anderen Sängerin besser beraten.


    Ich lege aber noch andere Messlatten an. Gefällt mir das Timbre einer Stimme? Kann die Dame schauspielern? Was macht sie aus dem Text? Wie klingt sie in den anderen Lagen? Singt sie ihre Rolle ab, oder füllt sie sie mit Leben? All das bekomme ich bei Polaski, und zwar so, dass ich ihr den einen oder anderen Lattenkracher gern verzeihen kann. Sie verleiht ihren Figuren (ob Isolde, Brünnhilde, Elektra oder Küsterin) Charakter, nicht nur mit ihrem bühnenpräsenzförderlichen Gardemaß und schauspielerischen Ausdruck, sondern auch mit stimmlichen Mitteln, und das finde ich gerade im hochdramatischen Fach sehr, sehr wichtig.


    Es ist natürlich alles Geschmackssache. Ich habe an manchen Abenden im Publikum um mich herum schon die ganze Bandbreite von Extase bis Zurückhaltung (nicht: Missfallensäußerung) erlebt. Aber es wäre ja auch schade, wenn wir alle das gleiche mögen würden...


    Übrigens kann man außerhalb Wiens nicht behaupten, dass ihr Name überall aufscheint. So viel singt sie gar nicht - eben nur in naher Zukunft sehr viel in Wien.

  • Hallo Grimgerdes Schwester,


    erstmal vielen Dank für die Analyse - ich werd dann wohl eher Bychkov nehmen. Ich sehe die Dinge ähnlich wie Du - die Rollengestaltung ist für mich elementar.
    Ich habe von Frau Polaski akkustisch lange wenig gehalten - bis ich sie live als Isolde in Wien erlebte. Wie du schon sagtest - die Höhe ist Polaskis Stärke nicht. Sei's drum - neben einem anämischen R.D.Smith war die Rollenidentifikation bewundernd. Ihre Brünhilden tangieren mich weniger, aber die Elektra trau ich ihr eben zu....

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  • Ich hätte da auch mal eine Frage, und zwar an die Borkh-Kenner unter euch.


    Ich kenne wie gesagt die beiden Aufnahmen mit Polaski, und darüber hinaus die DVDs mit Böhm/Rysanek/Varnay und Abbado/Marton/Fassbaender. Jetzt bin ich, nicht zuletzt infolge dieses Threads, neugierig auf Inge Borkh. Zum Probehören hatte ich bislang noch nicht die Gelegenheit, und die Reinhören-Funktion bei Amazon funktioniert bei mir auch nicht, also besteht mein einziges Hörerlebnis bislang in dem Monolog der Aufnahme von 1956 mit Reiner und dem CSO, heruntergeladen bei iTunes. Der macht mich zumindest hochgradig neugierig. Wunderbarer Gesang, wenngleich mir Polaskis authentischere Rollengestaltung dann doch noch besser gefällt.


    Aber wie gesagt, die Neugier ist geweckt. Wenn ich mich nun zwischen den Aufnahmen mit Mitropoulos und Böhm entscheiden soll, welche sollte es eurer Meinung nach sein? An klangtechnischen Eigenschaften kann ich, wenn nötig, Abstriche machen; mir kommt es eher auf die Sängerleistung an - und zwar nicht nur die technische, sondern auch die schauspielerische. Ich möchte großes Theater auf die Ohren. :]

  • Hallo Grimgerdes Schwester,


    ich empfehle dir die Mitropoulos-Aufnahme,
    da sie in musikalischer Hinsicht keinen Vergleich zu scheuen braucht.
    Die Live-Atmosphäre verstärkt den Gesamteindruck positiv.
    Wenn du dich nicht an Mono störst (die meistens tun es) bist du mit dieser Aufnahme bestens bedient (ich möchte sie nicht missen).



    :hello:Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

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