Othmar Schoeck - Die Kammermusik

  • Liebe Musikfreunde,


    Wie an anderer Stelle vereinzelt festgestellt wurde, ist es zugleich verwunder- wie auch bedauerlich, dass Othmar Schoeck nicht die Popularität genießt, die zumindest einige seiner Kompositionen dies erwarten lassen.


    Ob dies auch für das Kammermusikschaffen gilt, kann ich nicht genau sagen, da mir nur drei Werke in diesem Bereich bekannt sind, die jeweils im Abstand von 10 Jahren entstanden sind:


    Das erste Streichquartett op. 23 halte ich eher für unbedeutend und kraftlos. Ihm fehlt noch die Sicherheit und Eleganz. Das zweite Streichquartett op. 37 schätze ich dagegen etwas höher ein; größere Reife und Sicherheit sind diesem Stück anzumerken. Die Steigerung setzt sich jedoch fort und findet nach meinem Geschmack im "Notturno" op. 47 für Streichquartett und Singstimme (Bariton) ihren Höhepunkt. Das mehr als 30-minütige Werk ist erstaunlich stark, elegant und kraftvoll. Ich finde, dass es qualitativ in die oberste Kategorie gehört.


    Des Weiteren komponierte Schoeck noch drei Violinsonaten, eine Violoncellosonate sowie eine Bassklarinettensonate. Ich bin gespannt, ob Euch die Kammermusik Schoecks vertraut ist und wie Ihr diese beschreibt und bewertet.


    Gruß,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Hallo Uwe,
    was Dein Wort "bedauerlich" anbelangt, so stimme ich Dir darin völlig zu.
    Ich habe - eben deshalb - dem Liedschaffen Othmar Schoecks in diesem Forum einen eigenen Thread gewidmet. Auf das von Dir zu Recht gepriesene "Notturno", das ein Kritiker einmal eine "Tristaniade des Konzertsaals" genannt hat, bin ich darin nicht eingegangen, weil ich mich auf das Klavierlied beschränken wollte, - und musste.
    Ich freue mich also auf diesen Thread und bin gespannt, was es darin zu lesen geben wird.

  • Lieber Uwe
    Ich habe Deinen Beitrag als Anregung genommen, mir endlich einmal das Notturno op. 47 für Streichquartett und Bariton anzuhören. Ich habe seit Jahren zwei Aufnahmen im Regal stehen, aber bisher immer - aus welchen Gründen auch immer - einen Bogen darum gemacht. Nun heute also die erste Begegnung mit dem Stück und der wohl ersten Schallplattenaufnahme überhaupt. 1967 vom Juilliard Quartett mit Dietrich Fischer-Diskau für die Columbia in New York eingespielt.


    Das 1931-33 komponierte Stück besteht aus 5 Sätzen und dauert knapp 40 Minuten. Die vertonten Gedichte stammen überwiegend von Nikolaus Lenau, nur die letzten Zeilen sind von Gottfried Keller. Es geht um Herbst, Einsamkeit, Traurigkeit, Todesmelancholie. Während die Ecksätze recht umfang reich sind und auch gesanglose Passagen enthalten, sind die drei Mittelsätze recht kurz und beschränken sich auf die Begleitung der Stimme. Die Musik würde ich als expressionistisch bezeichnen, ich höre eine gewisse Nähe zum Alban Berg heraus. Ein Stück, das man sicher öfter hören muss, um es richtig einschätzen zu können.



    Während mir der Gesangsbeitrag von DFD sehr gut gefällt, habe ich das Gefühl, dass das Juilliard SQ hier nicht optimal agiert. Deshalb würde ich gerne im Vergleich eine neuere Einspielung hören. Ich habe noch eine mit dem Berner SQ. Aber vielleicht muß ich mir die mit dem Leipziger oder Minguet Quartett kommen lassen, von denen ich makeloses Quartettspiel erwarte.