Operette: heute im TV

  • Diesen Thread (ich hoffe, es gibt einen ähnlichen nicht schon, bei Bedarf bitte um Verschiebung) eröffne ich mit einem Paukenschlag:


    Das ZDF zeigt heute ab 22 Uhr Emmerich Kálmáns Operette "Die Csárdásfürstin" aus der Semperoper Dresden. Zwei Weltstars geben dabei ihr Rollendebüt: Anna Netrebko als Sylva Varescu und Juan Diego Flórez als Edwin Ronald. Am Pult der Staatskapelle Dresden steht ihr Chefdirigent Christian Thielemann.


    Ich bin gespannt!

  • Lieber Don Gaiferos,


    die Spannung auf eine vielleicht einmal vernünftige Inszenierung hat sich leider zerschlagen, denn es ist eine konzertante Aufführung. Freuen wir uns aber auf die musikalische Darbietung.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Lieber Gerhard,


    danke für den Hinweis. Aber allein Anna Netrebko und v.a. Juan Diego Flórez in dieser Partie zu hören ist sicher vielversprechend und erfüllt mich, nach wie vor, mit Spannung. Und zumindest ist dadurch gewährleistet, dass man sich über die Inszenierung nicht ärgern muss! :D8-)

  • Zitat

    Zitat von Don Gaiferos: Und zumindest ist dadurch gewährleistet, dass man sich über die Inszenierung nicht ärgern muss!

    Sehr richtig, lieber Don Gaiferos, sehr richtig!


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Konzertant ist in der tat zZt oft besser: Bei diesem unsäglichen Alkoholator Tannhäuser, der gerade auf Bayern/ARD-Alpha läuft, habe ich jetzt abgeschaltet, da ob der mässigen Sangesleistungen auch ein Wegsehen nicht viel brachte. Wenn der Regisseur mitteilen wollte, dass er Wagner nicht mag und nicht verstanden hat, ist ihm das allerdings gelungen.
    In der Ankündigung der Czardasfürstin fehlte nicht der Hinweis, dass diese unterschwellig "sehr gesellschaftskritisch sei". Das ist uns vermutlich einiges erspart geblieben. Warum galubt mir niemand, dass ich (wie viel andere Taminos sicher auch) in meinem Beruf seit 30 Jahren täglich mit menschlichen Abgründen und auch Not und Elend zu tun habe? Ich brauche wahrhaftig keinen "Regisseur", um von den Übeln dieser Welt zu erfahren.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Die Operette, einst das Rückgrat des Abonnementtheaters, entpuppt sich als das, was sie im Grund immer schon war: purer Luxus !


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • [...] Warum galubt mir niemand, dass ich (wie viel andere Taminos sicher auch) in meinem Beruf seit 30 Jahren täglich mit menschlichen Abgründen und auch Not und Elend zu tun habe? Ich brauche wahrhaftig keinen "Regisseur", um von den Übeln dieser Welt zu erfahren.

    Ich weiß nicht, ob es einen Tamino gibt, der Dir, lieber Misha, nicht glaubt oder glauben will, dass Du tagtäglich mit "menschlichen Abgründen" und "Not und Elend" zu tun hast. Ich stimme Dir aber sofort zu, wenn Du schreibst, dass es "vielen anderen Taminos" auch so geht. Alle Not, alles Elend dieser Welt gibt es seit Menschengedenken, es ist kein Zustand, keine Erfindung unseres ach so aufgeklärten, modernen Zeitalters.


    Als Mitarbeiter einer Tageszeitung habe ich früher oft im Archiv in den alten Zeitungen (seit 1867) gestöbert, und ich war entsetzt, was man da alles lesen konnte. Es hat sich, gewiss seit Adam und Eva (bildhaft gemeint), nichts, aber auch garnichts geändert. Umso mehr ist auch für meine Musikgewohnheiten unverzichtbar, was "farinelli" so beschreibt:


    Die Operette, einst das Rückgrat des Abonnementtheaters, entpuppt sich als das, was sie im Grund immer schon war: purer Luxus !

    Leben wir nicht alle im Luxus? Sind unsere musikalischen Wünsche, nicht nur bei der Operette, purer Luxus? Für mich ist es der einzige, den ich mir gönne...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Um auf die "Czadasfürstin" von gestern Abend zurückzukommen: Eigentlich war das für mich keine konzertant aufgeführte Operette, sondern ein Operettenkonzert mit den einzigen Inhalt "Melodien aus der Czardasfürstin". Wer die Zusammenhänge nicht kannte, konnte den Inhalt kaum erkennen (Leider habe ich erst 5 Minuten zu spät eingeschaltet, wurden vielleicht zu Beginn die Zusammenhänge erklärt). Gut, dass ich über einen Operettenführer verfüge und diese Operette aus früheren Aufführungen kenne (obwohl mir nicht mehr alle Einzelheiten bewusst waren). Dennoch, mir scheint eine Operette wenig für eine konzertante Aufführung geeignet, ich bin der Meinung, dass eine gute Inszenierung erst eine Operette ausmacht. Mir fehlte einfach etwas.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Wer die Zusammenhänge nicht kannte, konnte den Inhalt kaum erkennen (Leider habe ich erst 5 Minuten zu spät eingeschaltet, wurden vielleicht zu Beginn die Zusammenhänge erklärt


    Lieber Gerhard,


    das war nicht der Fall; die Handlung wurde wohl als bekannt vorausgesetzt. Allerdings fand ich das Konzert sehr schön! Respekt an Anna Netrebko und Juan Diego Flórez - trotz der stellenweise leichten holprigen Diktion war es sehr schön gesungen, wie ich fand. Anna Netrebko entwickelt sich zwar immer mehr Richtung Mezzo, sang aber sehr souverän und sinnlich, Juan Diego Flórez sang mit unerreichter Strahlkraft, Nonchalance und Eleganz.

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  • Obwohl ich zu spät eingeschaltet habe und sehr skeptisch zu der konzertanten Aufführung stand, war ich über das gesangliche Niveau doch begeistert. Alle Interpreten gaben ihr Bestes und vor Allem glänzten Netrebko und Florez. Das hatte ich nicht erwartet. So ist mir eine konzertante Aufführung lieber als eine Inszenierung mit zweit- oder drittklassigen Sängern. Denn auf Gesang auf hohem Niveau lege ich auch bei Operetten großen Wert.

    W.S.

  • Zitat

    Zitat von Stimmenliebhaber: Ich sehe es gerade und kann in das hier geäußerte Lob für Netrebko und Flórez leider überhaupt nicht einstimmen!

    Hieran sieht man wieder, wie unterschiedlich bei den Einzelnen die Beurteilung der Sänger ist. Ich selbst fand sie gut, wenn auch nicht überragend. Aber da ich keine entsprechende Vorbildung in Bezug auf sängerische Qualitäten habe, enthalte ich mich jedes Urteils über Sänger. Ich kann da nur meine persönliche Empfindung sprechen lassen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ich sehe es gerade und kann in das hier geäußerte Lob für Netrebko und Flórez leider überhaupt nicht einstimmen!


    Lieber Stimmenliebhaber,


    da bin ich aber sehr gespannt auf ein genaueres Urteil. Was stört Dich denn konkret?

  • Was stört Dich denn konkret?

    Eigentlich alles! Netrebko und Flórez waren sprachlich mehr als grenzwertig, Dialoge wären sicherlich gar nicht gegangen, aber schon die Aussprache der Gesangstexte war teilweise abenteuerlich, außerdem sind sie beide fehlbesetzt, Netrebko viel zu dunkel und zu schwer, klingt mehr nach Azucena als nach Sylva, Höhe teilweise angestrengt, Flórez viel zu leichtgewichtig mit völlig fehlender Tiefe, oktaviert immer wieder fröhlich nach oben! Breslik hätte auch in der Tiefe die Substanz für den Edwin gehabt, war aber als Boni fehlbesetzt und Feri sang brav, blieb aber blass. Ich bin sicher: Sollte das gerade in der Staatsoperette Dresden szenisch laufen, ist das alles viel optimaler besetzt.
    Das einzige Gute an dieser Star-Schau war, dass dadurch viele Netrebko- und Flórez-Fans und andere Opernfans mal diese wundervolle Musik von Kálmán gehört haben, sich vielleicht dadurch damit etwas beschäftigen und dabei dann auch auf Interpreten stoßen, die für diese Rollen wirklich geeignet sind. ^^

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Anna Netrebko entwickelt sich zwar immer mehr Richtung Mezzo, sang aber sehr souverän und sinnlich, Juan Diego Flórez sang mit unerreichter Strahlkraft, Nonchalance und Eleganz.


    Genauso habe ich das auch wahrgenommen.

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Die Diktion ist natürlich anfechtbar, hat mich jedoch nicht so sehr gestört - da habe ich von Domingo, Carreras und einigen anderen schon "Schlimmeres" auf Deutsch gehört.
    Das Netrebkos Stimme ist natürlich schwerer geworden, aber ihren vollblütig-slawischen Klang fand ich für eine Csardas - Fürstin sogar recht passend, ebenso den Akzent. Und Diego Flórez' Strahlkraft fand ich schon aller Ehren wert. Dass ihm in der Tiefe die Durchschlagskraft fehlt, er sogar oktaviert hat, war mir nicht aufgefallen - das würde ich in der Tat auch kritisieren, wenngleich mir sein Gesang sehr gefallen hat.


    Ich fasse zusammen: Flórez war Dir zu leicht, Netrebko zu schwer... ;)

  • Das ganze Silvesterkonzert ist nichts anderes als reine Vermarktung der DVD die hinterher auf den Markt kommt. Ich glaube kaum das man danach gegangen ist wer die Rollen gut singen kann , sondern nur mit welchen Stars sich gut Geld verdienen lässt und das sind Anna Nebtreko und Juan Diego Florez . Ich frage mich auch ob die beiden überhaupt verstanden haben was sie gesungen haben , das ist ja für eine Interpretation der Rolle auch sehr wichtig. Man hätte doch locker auf Ensemble Mitglieder der Staatsoperrette zurückgreifen können, die diese Rollen im Repertoire haben.

  • Lieber Wolfgang,


    diese Einschätzung deckt sich mit meiner Wahrnehmung, weshalb bei mir durchaus "der Funke übergesprungen" ist. Ich habe es zumindest nicht als nur routiniertes Abspulen von Noten durch gelangweilte Weltstars empfunden, die gar nicht wissen, was sie da singen. Im Gegenteil, ich fand es durchaus mitreißend gesungen, ich fand dies schon alles gekonnt und inspiriert.
    Ich habe mich sehr gefreut, dass gerade solche Stars wie Netrebko, Flórez, Thielemann eine Lanze für die Operette brechen und sich als Opernstars für so etwas nicht "zu schade" sind.

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  • Für mich sah es aber so aus, als ob alle Interpreten großen Spaß an diesem Abend hatten. :hello:


    Naja, zumindest Herr Zettisch schaute bei seinen schwachen Versuchen, noch irgendwie zu "singen", recht verkrampft aus, und Breslik schaute auch recht ernst für einen Boni drein, wobei der Feri ja so gut wie überhaupt keine Regung zeigte, zumindest nicht mal so was ähnliches wie "Spaß"...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Vielleicht hätte man, wenn man schon nicht gewagt hat, die Sänger auch die Dialoge sprechen zu lassen, wenigstens einen Kommentator mit einigen ein- und überleitenden Texten eingesetzt, wie das bei anderen Konzerten auch der Fall ist. Da das Konzert im ZDF gesendet wurde, bestand nicht die Gefahr, dass Annette diese Kommentatorin gewesen wäre.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Mir gefiel das Konzert gestern sehr gut. Natürlich konnte man Anna N. kaum verstehen. Florez kam mit der deutschen Sprache etwas besser zurecht. Allerdings hätte ich lieber Breslik an seiner Stelle gehabt. Spaß hatten alle Beteiligten, auch die Mitglieder des Orchesters. Vielleicht sollte man noch den Chor erwähnen, der seine Sache sehr gut gemacht hat. Operette gewinnt wirklich sehr, wenn sie von guten Sängern gesungen wird.


    :hello:


    Jolanthe

  • Operette gewinnt wirklich sehr, wenn sie von guten Sängern gesungen wird.


    Und sie gewinnt noch mehr, wenn sie von guten Sängern gesungen wird, welche der Sprache, in der sie singen, wirklich mächtig sind, die jeden Augenblick wissen, was sie gerade singen, und die nicht nur Töne produzieren, sondern auch ihre Rollen leben!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich schließe mich der Kritik an den Sängerinnen und Sängern durchweg an. Alle waren viel zu schwerfällig für Operette. Ich sage da: Schuster, bleib bei deinen Leisten. Es gibt nur wenige große Opernstars, die auch das gewisse Etwas für die Operette mitbringen.


    :) Uwe

  • Eigentlich hatte ich diesem Thread keinen großen Zuspruch zugetraut, da ja Operette im TV gefühlt nur 1 x im Jahr vorkommt. Um so positiver überrascht war ich über die rege Teilnahme an diesem ersten Thema. Da haben sich Mitglieder beteiligt, die leider sonst fast das ganze Jahr über nicht hier im Operettenforum präsent sind. Es gilt wohl die Formel: je unterschiedlicher die Meinungen zu einem gewissen Punkt, um so reger die Diskussion.


    Ich wünsche allen Teilnehmern einen guten Rutsch, eine gutes und gesundes Neues Jahr...


    ...und viele, viele Beiträge hier im Operettenforum.


    :hello: Uwe

  • Lieber Uwe,


    ja, es ist leider so, dass Operette im Fernsehen viel zu kurz kommt, wenn man Glück hat, einmal im Jahr (wenn - was leider nicht alle Jahre wegen der Übertragungsrechte möglich ist - ein Operette aus Mörbisch gesendet wird). Szenische Aufführungen sieht man selten, weil anscheinend größere Opernhäuser die Operette nicht mehr für zeitgemäß betrachten. Und wenn schon, kommt so eine Entstellung wie die eines Herrn Konwitschny heraus, der - nach allem, was ich von Ausschnitten seiner Inszenierungen gesehen habe (eine ganze Inszenierung von ihm würde ich mir wohl nicht antun) - keinerlei Gefühl für die Werke hat, die er inszeniert.
    Daran liegt es wohl auch, dass in den Operettenthemen wenig mitdiskutiert wird, weil es zu selten einmal eine Aufführung gibt, die sich alle Operettenfreunde ansehen können. Die Meisten - wie ich auch - leben mit den wenigen Inszenierungen aus Mörbisch oder alten Verfilmungen, die noch auf DVD zu haben sind. Eine Inszenierung wie die Frankfurter "Fledermaus" würde ich mir nie zulegen.
    Deshalb bot sich dieses Konzert, das ja jeder Interessierte sehen konnte, geradezu für eine Diskussion an, auch wenn die szenische Umsetzung dabei nicht in die Diskussion einbezogen werden konnte.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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