César Franck - Choral III, a-moll, eine der großartigsten Orgelkompositionen

  • Hallo,


    seit Beginn meines Studiums in Hannover bin ich an jedem Sonnabend in die Marktkirche gegangen, um dort ein kostenloses (!) Orgelkonzert zu hören. Marktkirchenorganist war Manfred Brandstetter. Manfred Brandstetter lud jedoch viele berühmte Organisten ein, so konnte man Pierre Pincemaille hören oder auch Naji Hakim. Auf dem Programm stand recht viel französische Orgelromantik und Manfred Brandstetter hatte das Nachkriesinstrument in der Marktkirche auch so umbauen lassen, daß sie daran stilgerecht zu spielen war. Auch ältere französische Orgelmusik wie Nicolas de Grigny oder Pierre du Mage hat Manfred Brandstetter oft gespielt. Am häufigsten führte er wohl den Choral III, a-moll von César Franck auf, eines meiner Lieblingswerke auf der Orgel. Ich möchte hier an Manfred Brandstetter und seine Marktkirchenorgel erinnern und seine Aufnahme dieses Werkes vorstellen. Es ist der Titel 12 auf der nachfolgend bei jpc verlinkten CD:



    Manfred Brandstetter konnte französische Orgelromantik immer stilgerecht spielen, auch im Vergleich zu französischen Organisten, die oft zu Gast waren. Er phrasiert und artikuliert stilgerecht. Das Werk selbst ist großartig, es berührt emotional sehr. Das Ende ist unvergleichlich, es wirkt lapidar und endet in einem plagalen Halbschluß, der wie für diese Komposition gemacht wirkt. (Hängt man diesen Standard-Schluß an an anderes Werk, wirkt es oft unorganisch).


    Ich konnte Manfred Brandstetter noch dieses Jahr in der Dreifaltigkeitskirche erleben, jedoch spielt er schon lange nicht mehr in der Marktkirche, er dürfte inzwischen etwa 90 Jahre alt sein, spielt jedoch noch immer excellent! Sein Nachfolger an der Marktkirche ist Ulfert Smid. Es standen vier Kandidaten zur Verfügung, ich habe die Ausscheidung gehört, darunter Thorsten Laux aus Ingelheim (er gefiel mir am besten), eine sehr gute Dame aus Ruppichteroth und noch ein sehr guter Organist. Ulfert Smid nahm auch teil, und er gefiel mir gar nicht. Er kann weder artikulieren noch phrasieren und bewältigt die Stücke bestenfalls technisch. Warum man ihn als Nachfolger von Manfred Brandstetter gewählt hat, ist mir schleierhaft. Ich bin dann noch einige Male in die Marktkirche gegangen, Ulfert Smid spielte auch französische Orgelromantik, aber sie war als solche nicht zu erkennen. Das ist keine Übertreibung. Schon lange Jahre gehe ich daher nicht mehr in die Marktkirche und bin darüber sehr traurig.


    Liebe Grüße


    Andreas

    De gustibus non est disputandum (über Geschmäcker kann man nicht streiten)

  • Hallo AH.,


    Deine CD habe ich nicht und der Hörschnipsel auf JPC ist mir zu kurz, um einen gültigen Höreindruck zu bekommen.


    Es gibt bei YouTube sehr wenige Einspielungen auf Cavaille-Coll-Orgeln; dafür gibt es viele Einspielungen auf ungeeigneten oder falsch registrierten Orgeln, z. T. auch falsches Tempo etc.
    In Nürnberg (siehe mein Avatar) kann ich kaum gut frz. Orgelmusik hören, entweder ungeeignete Orgeln oder Organisten, die sich keine Mühe geben, durch passende (auch ungewohnte) Registrierung, Phrasierung etc. dem Klang für frz. Orgelmusik nahe zu kommen. Selbstverständlich kann selbst eine sehr gute CD auf einer noch besseren Anlage (ein solche habe ich nicht) abgespielt ein Orgel-Livekonzert – bei dem sich Organist und „Orgel“ Mühe geben - nicht ersetzen.


    Wenn Du hier in das „Orgelmusikforum der Klassik und Romantik“ gehst, wirst Du auf eine Reihe von Threads „Französische Orgelmusik“ stoßen, auch auf Francks Choral Nr. 3 a-Moll, dort gespielt von J. Bate auf der Orgel in Beauvais; dies ist zwar keine Cavaille-Coll-Orgel, aber von einer span. Orgelbaufirma originalgetreu restaurierten Orgel im Stil von Cavaille-Coll. Die Aufnahme ist m. E. auch sehr gut wegen der Organistin und auch wegen der guten Kirchen-Akustik (vielleicht etwas zu langer Nachhall?), die ich bei vielen YouTube-Einspielungen vermisse.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler