Von Meisterwerken, Epigonen, Kleinmeistern, vergessenen Komponisten - und so weiter.......

  • Ein etwas eigenartiger, und vor allem langatmiger Titel - nicht wahr ?
    Aber ich glaube, daß er das hier geplante Thema ziemlich gut beschreibt.
    Mir geht es hier in serster Linie um einen allgemeinen Thread zur Frage nach der "Bedeutung" eines Komponisten, zur Einordnung und Einschätzung. Das alles vor dem Hintergrund, daß ich mich in nächster Zeit mit zahlreichen eher unbekannten Komponisten beschäftigen werde und sie hier thematisieren möchte. Das ist zwar auch schon in der Vergangenheit geschehen. Aber das Thema war immer von der Frage überschattet: Warum soll ich micht mit einem "vergessenen" Komponisten beschäftigen, der von der Mehrheit der Musikhistoriker und - Kritiker als eher nicht so bedeutend eingestuft wird.
    Ein Teilaspekt des Themas wurde ja bereit im Thread;
    www.tamino-klassikforum.de/ind…age=Thread&threadID=16831
    diskutiert, aber schliesslich gibt es zahlreiche Komponisten, die zwar nicht als "Epigonen" oder "Ekletiker" gesehen werden sondern man wirft ihnen vor akademische Langweiler zu sein - und wenn das nicht passt, weil sie "Ohrwurmthemen en masse produzieren, dann sind es eben Schöpfer von Salonmusik oder ihre Musik hat "keinen Tiefgang", oder - noch schlimmer - sie sei nicht "zeitgemäß" oder aber "entspreche nicht mehr dem gegenwärtigen Zeitgeschmack....


    Also - über den "gegenwärtigen Zeitgeschmack§ möchte ich mich hier lieber nicht äussern - ich habe so schon Feinde genug.... :P
    Interessant ist, daß viele Hörer nur "Meisterwerke" hören wollen, wobei man sich die Frage stellen müsste, woran man ein Meisterwerk eigentlich erkennt. Viel wichtiger aber ist die Kernfrage: Kann es mir nicht gleichgültig sein ob eine Oper oder Sinfonie wirklich ein "Meisterwerk" ist - oder ob hier ein gutes Musikstück seiner Zeit vorliegt, das uns viel über die Musikszene seiner Entstehungszeit sagt - so uns das überhaupt interessiert.
    Die Mehrheit aller Hörer möchte ja lediglich geniessen - egal ob Meisterwerk eine Originalgenies oder nicht. (?)


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred,


    ich halte die Beschäftigung mit weniger bekannten Komponisten für sehr wichtig und verdienstvoll. Nicht nur, weil es da sicher auch noch veritable Meisterwerke gibt, die es da noch zu entdecken gilt: sondern auch allein aus der Tatsache heraus, dass es viel mehr gibt als die Schwarz-weiß-Malerei, will sagen, dass es zwischen dem absoluten Meisterwerk und der unbedeutenden, unbeholfenen zusammengeschusterten, stümperhaften Werk noch eine ganze Menge Schattierungen gibt. Gerade bei klassischer Musik fällt mir das auf, das viele Menschen in diesen absoluten Kategorien denken: nur was man kennt, was berühmt ist, ist gut, alles andere ist Zeitverschwendung. Dabei denken wir in anderen Bereichen doch auch anders, gibt es, wie jeder weiß, beim Essen auch noch etwas anderes als nur Kaviar beziehungsweise Knäckebrot...von daher ein Hoch auf die "Kleinmeister" und "Epigonen", mit ihren Zwischentönen, Nuancen, kreativen Spielarten, sie machen unsere Palette bunter, auch wenn sie bisweilen im Schatten anderer stehen.

  • Ich habe über das Thema nachgedacht - und vor allem über die Tatsache, daß vile nicht bereit sind, sich mit Werken auseinanderzusetzen, welche nicht von der Masse ("Masse" hier im Zusammenhang mit der Klassikgemeinde verwendet) als "genial" bewertet wird. Das ist natürlich schade, wobei der Schaden natürlich auf der Seite des "Nicht-Hörers" liegt.
    Denn mir als Hörer ist es letztlich egal ob der Komponistst von der Musikhistorikermafia des 19 oder beginnenden 20. Jahrhunderts positiv oder negativ, als zeitgemäß oder verstaubt, Originalgenie oder Epigone, Erneuerer oder Konservativer eingestuft wurde (Diese Dinge wurden in einschlägiger Literatur oft Auflage für Auflage kritiklos übernommen)
    Die Hauptsache ist - die Musik GEFÄLLT mir. Darüber eventuell im Verlauf des Threads ein paar Zeilen.
    Ich lade daher alle Mitglieder aber auch die Mitleser ein, uns (damit meine ich alle anderen, die gleich mir die undankbare Aufgabe übernommen haben unbekanntes Repertoire von weitgehend unbekannten Komponisten nicht nur bekannt zu machen, sondern dabei zu helfen, daß dieses auch gern gehört wird.) zu folgen, bei unseren Entdeckungsreisen in die Welt der "vergessenen" klassischen Komponisten und ihren Werken.
    Das alles wäre nicht möglich ohne die oft sehr idealistische Arbeit zahlreicher unabhängiger Labels und Kleinlabels, denen wir zeitnah einen neuen Thread spendiern wollen. Es gab das Thema vor etlichen Jahren schon mal, aber Umstände, Mitglieder, Label und deren Politik haben sich geändert - ein Neustart ist daher angeraten...


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !