Hiroshi Wakasugi — Ein japanischer Dirigent am Rhein

  • wakasugizlkym.jpg
    Hiroshi Wakasugi, geb. am 31. Mai 1935 in New York, gest. am 21. Juli 2009 in Tokio, war ein bedeutender japanischer Dirigent, der zahlreiche europäische Opern zum ersten Mal in Japan aufführte.


    Nach einem abgebrochenen Wirtschaftsstudium widmete er sich der Musik und studierte diese an der Tokyo National University of Fine Arts and Music. Nach seinem Abschluss wurde er zum Forschungsdirigenten des NHK Symphony Orchestra ernannt. Ab 1965 übernahm er das Yomiuri Nippon Symphony Orchestra und baute es zu einem der führenden Orchester Japans aus. Mit demselben leitete er u. a. die Uraufführung von Pendereckis Lukas-Passion 1968 in Japan. 1969 gründete Wakasugi das Tokyo Chamber Opera Theatre.


    Zwischen 1977 und 1983 fungierte er als Chefdirigent des Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchesters (späteres WDR Sinfonieorchester). Von 1981 bis 1986 amtierte er als Generalmusikdirektor der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf. Von 1987 bis 1991 leitete er das Tonhalle-Orchester Zürich. Zwischen 1982 und 1991 war er zudem ständiger Dirigent an der Semperoper Dresden sowie der Sächsischen Staatskapelle Dresden.


    Von 1986 bis 1995 amtierte er als Musikdirektor des Tokyo Metropolitan Symphony Orchestra. 1992 erhielt er den Asahi-Preis sowie den Preis der Japanischen Akademie der Künste. Im Frühjahr 1995 schließlich wurde Wakasugi zum ständigen Dirigenten des NHK Symphony Orchestra in Tokio ernannt.


    2005 wurde er künstlerischer Berater der Opernabteilung des New National Theatre Tokyo, im September 2007 schließlich dessen künstlerischer Leiter. Zum Zeitpunkt seines Todes im Alter von 74 Jahren im Jahre 2009 war er außerdem künstlerischer Leiter des Biwako Opera Theatre.


    Neben seiner Dirigententätigkeit hatte Wakasugi einen Lehrstuhl an der Tokyo National University of Fine Arts and Music sowie an der Toho Gakuen School of Music inne. Er war Mitglied der Japanischen Akademie der Künste.


    Er legte einige Aufnahmen vor, die u. a. von den Labels Eterna/VEB Deutsche Schallplatten Berlin, Denon und Arte Nova vertrieben wurden.



    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ein alter Freund von mir - ein Mahlerfan - schwörte darauf, dass eine Aufnahme von Mahlers Dritten von Wakasugi, die er vom WDR im Radio mitgeschnitten hatte, die beste Darbietung diese Stückes sei, die er kenne. Die ist m.W. leider nie veröffentlicht worden.


  • Wakasugi hat auch eine schöne Aufnahme der Josephs-Legende von Richard Strauss hinterlassen:



    Es spielt das Tokyo Metropolitan Symphony Orchestra


    Liebe Grüße


    Portator

  • Ich habe die Geschichte hier im Forum schon erzählt, aber sie ist so schön, dass sie noch mal hierhin gehört. Ich stand vor Jahrzehnten abends mal wieder an der Kasse der Düsseldorfer Oper, mit meinem abgewetzten Parka richtig wie ein mittelloser Student aussehend. Da kommt ein kleiner unscheinbarer Japaner auf mich zu, pickt mich mitten aus der Schlange heraus und schenkt mir eine Karte: Orchestersessel. Es gab einen Ravel-Abend: "L´heure Espagnole" und "Lénfant et les sortilèges". Wir kamen ins Gespräch, ganz schnell auf Janacek, und ich sagte: "Ich liebe das "Schlaue Füchslein" so". Da sagte er: "Ich auch, ich habe es letztes Jahr in Tokio gemacht!". Da ging mir ein Licht auf und ich sagte: "Sie sind Hiroshi Wakasugi!" Er war es, und er strahlte, dass ich ihn erkannt hatte, obwohl er ja sonst die Bescheidenheit selbst war. Wochen später war das "Kind und die Zauberwelt" dann im WDR in einer überragenden Aufnahme aus dem WDR (auf deutsch) zu hören. Ich besitze sie heute noch, und als Kind die beste Darstellerin, die ich je darin gehört habe: Helen Donath!

    Schönheit du kannst zwar wol binden...

    Schönheit machet viel zu blinden...

    Schönheit alle Freyer grüssen...

    Schönheit reitzet an zum küssen...

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Ich habe Wakasugi auch mehrfach in der Rheinoper erlebt. Er garantierte immer eine Aufführung musikalischer Top-Qualität - wenn er im Programmheft stand, war man zuvor schon zufrieden! Dr. Pingels schöner Anekdote zufolge scheint er ja auch ein sehr sympathischer Mensch gewesen zu sein. Auf CD besitze ich von ihm (nur) die 2. Bruckner:



    Schöne Grüße
    Holger

  • In zig Variationen sind die Wagner-Ouvertüren und -Vorspiele ("Rienzi", "Der fliegende Holländer", "Tannhäuser", "Lohengrin") von Wakasugi mit der Staatskapelle Dresden aus dem Jahre 1985 erhältlich:




    So sah es ursprünglich auf Eterna-LP aus:



    Besonders die Ouvertüren zu "Rienzi" und "Tannhäuser" sind außergewöhnlich gelungen. Das legendäre Blech der Staatskapelle klang in letzterer seit Fritz Buschs Aufnahme von 1932 nicht mehr so gut. Absolute Empfehlung.


    Ich zitiere aus einer Rezension zu der hier als dritte gezeigten CD (die noch Aufnahmen drei anderer Dirigenten enhält):


    Zitat

    Rob Maynard, musicweb-international.com
    Of the four conductors involved, it is the least known but most recently recorded, Hiroshi Wakasugi, a Japanese who spent the 1980s largely working in Germany - both East and West - and Switzerland, who makes possibly the strongest impact. His Tannhäuser and Rienzi overtures are characterised by careful phrasing and deliberate tempi: even Otto Klemperer – never known as a speed merchant – takes significantly less time over each of them in his splendid accounts from the early 1960s that have now been collected together as one of EMI’s Great Recordings of the Century (EMI 5678932). But Wakasugi’s speeds entirely suit these particular pieces and the Dresden players respond superbly to his direction.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zwischen 1982 und 1991 war er zudem ständiger Dirigent an der Semperoper Dresden sowie der Sächsischen Staatskapelle Dresden.


    Das kann nicht sein, denn die Semperoper Dresden wurde erst im Febuar 1985 wiedereröffnet. 8-)


    Davor kann er höchstens Ständiger Dirigent an der Staatsoper Dresden im Ausweichquartier Großes Haus auf der anderen Seite des Zwingers gewesen sein. ;)


    Neben der schon erwähnten Platte "Wagner - Ouvertüren und Vorspiele" habe ich ihn über diese Aufnahme kennen gelernt:


    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Hiroshi Wakasugi wurde am 31. Mai 1935 geboren und starb am 21. Juli 2009. Ich möchte an seinen Geburtstag mit dieser Neunten Mahler erinnern:



    Hiroshi Wakasugi wäre heute 80 Jahre alt geworden.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Höre gerade Wakasugis Aufnahme von Brahms "Nullter", d.h. der Schönberg-Bearbeitung seines Klavierquartetts op. 25. Das Original gefällt mir besser.


  • Letztes Jahr wurden die Zyklen von Mahler und Bruckner veröffentlicht.

    s-l500.jpg

    Den Zyklus kann man nur noch über Ebay kaufen, aber leider für sehr hohe Preise.

    Ich freue mich trotzdem darauf.

    Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie. Wem meine Musik sich verständlich macht, der muß frei werden von all dem Elend, womit sich die anderen schleppen.

    Ludwig van Beethoven


    Bruckner+Wand So und nicht anders :)

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Danke für die Wiederbelebung dieses Threads!

    Ja, Wakasugi war ein meisterhafter Dirigent, der zudem auch in Deutschland einige Bekanntheit erlangte.

    Seine Einspielung diverser Wagner-Ouvertüren und -Vorspiele mit der Staatskapelle Dresden (Eterna, 1984) zählt nach wie vor zu den besten auf dem Markt:


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões