Joachim Raff - Die Solokonzerte

  • Natürlich hat Joachim Raff nicht nur 11 Symphonien und viel Kammermusik geschrieben sondern auch noch mindestens fünf Konzerte, eins für Klavier und je zwei für Violine und Cello. Ich erinnere mich, dass ich vom Klavierkonzert seinerzeit so angetan war, dass ich es sogar verschenkt habe, ich werde es in den nächsten Tagen wieder auflegen.


    Heute habe ich das erste Cellokonzert gehört. Dieses Werk entstand 1874, ein Jahr nach dem bekannten 1. von Saint-Saens und mit diesem ist es auch durchaus vergleichbar. Erstaunlicherweise enthält es wenig "typischen Raff", sondern es bedient schlicht und einfach alle traditionellen Erwartungen, die man an ein virtuoses Cellokonzert aus dieser Epoche hat: Eingängige Melodik und brilliantes Cellospiel. Bis zum 1. Weltkrieg war dies Konzert lt. Booklet im Repertoire der Cellisten, danach ist es in Vergessenheit geraten. Aus dieser Vergessenheit sollte es dringend hervorgeholt werden, denn all zu viele Cellokonzerte aus der romantischen Epoche sind ja gar nicht im Repertoire und wenn man dieses erweitern will, ist Raff 1 ein allererster Kandidat. An diesem klassisch dreisätzigen Werk gibt es nichts auszusetzen und ich kenne deutlich bekanntere Werke für dies Instrument, die mir viel weniger gefallen.


    Die mir vorliegende Aufnahme mit dem jungen Virtuosen Daniel Müller-Schott und dem bewährten Bamberger Team lässt darüber hinaus keinerlei Wünsche offen. Ich vermute, dass Hyperion demnächst in ihrer Reihe "Das romantische Cellokonzert" eine Alternativaufnahme ins Rennen schickt. Bis dahin ist diese logischerweise Referenz.


    „Music-making of the highest order.“ (American Record Guide, March/April 2005)
    „Müller-Schott veredelt Raffs Musik!“ (Pizzicato, März 2005)
    „The intelligence in interpretation and technical assurance in delivery are breathtaking.“ (Raff-Society, CD reviews, 26.2.2005)
    „Daniel Müller-Schott begeistert den Hörer dieser bisher wenig bekannten Musik - das zweite der Konzerte wurde erst 1997 uraufgeführt – von der ersten bis zur letzten Note mit seinem edlen, vornehmen Cello-Ton“ (RONDO (1/05), Michael Wersin)

  • Wir Lutgra schon festgestellt hat ist das Cellokonzert Nr 1 eine Bereicherung des einschlägigen Repertoires, welches ja leider nicht allzu umfangreich ist. Im Booklet steht, der Anspruch des Konzerts war, einem Solisten die Möglichkeit zu geben mit einem melodiösen, publikumswirksamen Werk zu glänzen. Dieser Solist war bei der Uraufführung in Dresden im Jahr 1874 Friedrich Grützmacher (1832-1903), welcher auch die berühmt-berüchtige Bearbeitung von Boccherinis Cellokonzert in B-dur verfasst hat. Bis Jänner 1875 spielte Grützemacher das Konzert 3 mal. Es hielt sich laut Booklet der TUDOR CD bis nach dem 1. Weltkrieg auf den Konzertprogrammen.
    Ich habe heute auch das Konzert Nr 2 gehört - welches mich beim 1. mal Hören sogar mehr beeindruckte, als die Nr 1. Dazu mehr, wenn ich es in den nächsten Tagen erneut gehört habe.
    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !