Sesto Bruscantini - eine italienische Opernlegende

  • Der italienische Bassbariton Sesto BRUSCANTINI wurde am 10. Dezember 1919 in Civitanova geboren. Er gilt als einer der bedeutendsten Sänger von Buffo-Rollen nach dem 2. Weltkrieg.
    Nach Abschluss seiner Ausbildung durch Luigi Ricci in Rom und dem Sieg in einem von der RAI organisierten Gesangwettbewerbs debutierte er 1946 in seiner Geburtsstadt als Colline in Puccinis "La Boheme" und 1949 an der Mailänder Scala in der Rolle des Geronimo in Cimarosas „Il matrimonio segreto” 1950 sang er in Rom in Rossinis "Il Turco in Italia" gemeinsam mit Maria Callas. In den Jahren 1951-66 war er ein regelmäßiger Gast in Glyndebourne, in der Saisoin 1953/54 zudem bei den Salzburger Festspielen. In Chicago debutierte er 1961
    Er konnte sich in kurzer Zeit einen Namen als Spezialist für Buffo-Rollen in Opern von Mozart, Rossini und Donizetti machen. Aber auch in Inszenierungen wiederentdeckter Opern von Cimarosa, Pergolesi ,Scarlatti und Vivaldi war er zu sehen. In späteren Jahren nahm er auch dramatische Partien in sein Repertoire auf. Seine Karriere dauert bis hinein in die späten achziger Jahre. Er starb am 4. Mai 2003 in seiner Heimatstadt.




    Es ist mir sehr schwer gefallen die entsprechenden youtube-Schnippsel für diesen Beitrag auszuwählen, denn eigentlich möchte man ALLE zeigen - notabene, da sie die Veränderung der Stimme zeigen und mit welcher Flexibilität der Sänger sich deren momentanen Möglichkeiten und der jeweiligen Rolle anpasst. Nicht nur ein großer Sänger - auch ein großartiger Schauspieler.
    Die Erwähnung derzeit noch erhältlicher Aufnahmen auf CD, sowie weiterer biographischer Details überlasse ich den anderen Opernfreunden des Tamino-Forums.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Sesto Bruscantini hat mehr als 130 Gesamtaufnahmen von Opern - Studio- und Rundfunkproduktionen sowie Mitschnitte - hinterlassen. Es ist unmöglich, sie alle aufzuzählen. Etliche Opern, darunter COSI FAN TUTTE, BARBIERE, FORZA oder GENERENTOLA sind mehrfach überliefert. Er war nicht nur ein Buffo. Es gibt auch tragische Rollen in seinem Repertoire wie den Rodrigo im DON CARLO. Sogar im deutschen Fach ist er mit Kuno im FREISCHÜTZ oder Rocco in FIDELIO in Erscheinung getreten. Das spricht für seine unglaubliche Vielseitigkeit. Meine Lieblingsaufnahme mit Bruscantini ist die COSI-Aufnahme der EMI unter Herbert von Karajan.



    In diesem Werk hat er immer den Don Alfonso gegeben mit einer unglaublichen Virtuosität. Er ist gemein, zynisch, besserwisserisch, hinterhältig, verführerisch - dann wieder der charmante Kavalier. Ich kenne keinen anderen Sänger, der dieser Rolle so viel Profil gegeben hat. Allein seine geläufigen Rezitative gehören mit zum Besten, was ich von Mozart kenne. Ohne diesen Sänger kann ich mir Oper überhaupt nicht vorstellen. Alfred sei Dank, dass er ihm diesen längst überfälligen Thread eröffnet hat. :)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich wusste gar nicht, dass er so vielseitig war; ich kannte ihn auch vor allem in den typischen Buffo - Rollen. Zuerst ist er mir auch in einer entsprechenden Partie begegnet, nämlich in dieser wunderschönen Aufnahme:


  • Sesto Bruscantini gefällt mir nicht nur in dramatischen Partien

    Für mich ist seine beste Rolle die des Figaro in Rossinis "Il Barbiere di Siviglia":

    mit Victoria de los Angeles (Rosina), Carlo Cava (Basilio), Jan Wallace (Dr. Bartolo), Luigi Alva (Almaviva) u.a.
    Glyndebourne Festival Chorus & Royal Philharmonic Orchestra, Dirigent: Vittorio Gui (Aufnahme: 9/1962, Abbey Road Studio No. 1, London).


    In dieser Rolle übertrifft er nach meinem Empfinden auch seinen berühmteren Kollegen Tito Gobbi (in der Callas/Galliera-Aufnahme von 1957). Bruscantini singt nicht nur prachtvoll, er gestaltet die Rolle ganz einfach unübertrefflich.



    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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  • Lieber Nemorino
    Im Herbst des vergangenen Jahres, war in unserem Forum auch wieder mal "La Traviata" ein Thema.
    Ich schrieb dazu u. a., Zitat:
    Ich empfehle die Aufnahme mit Mirella Freni und Franco Bonisolli - beide stimmlich, darstellerisch und auch optisch, ein Traumpaar.
    Die Gesamtaufnahme ist von 1973 und wurde damals vom DDR - Fernsehen in Gemeinschaft mit RAI produziert.
    Es spielt die Staatskapelle Berlin, Dirigent ist Lamberto Gardelli.
    Von den vielen "Traviatas" die ich kenne, ist das meine Lieblingsaufnahme. Ich habe sie auf DVD.
    Es gibt diese Gesamtaufnahme als CD. Und außerdem auf Youtube mehrere Video - Links.

    In dieser Aufnahme singt und gestaltet "Sesto Bruscantini" den Giorgio Germont - wie ich meine, sehr gut.


    Hier schon mal ein kleiner Ausschnitt:
    https://www.youtube.com/watch?v=zrfPIiE4p-k
    Evtl. viel Freude wünscht
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Von den vielen "Traviatas" die ich kenne, ist das meine Lieblingsaufnahme.
    Es gibt diese Gesamtaufnahme als CD.
    In dieser Aufnahme singt und gestaltet "Sesto Bruscantini" den Giorgio Germont - wie ich meine, sehr gut.


    Lieber Chrissy,


    ich kenne diese Aufnahme sehr gut, besaß sie als GA auf LP und habe repräsentative Auszüge auf CD.
    Was Sesto Bruscantini betrifft, so bin ich voll auf Deiner Seite, und über Mirella Freni als Violetta noch Worte zu verlieren, hieße Eulen nach Athen tragen. Allerdings kann ich mich mit Franco Bonisolli als Alfredo ganz und gar nicht anfreunden. Dieser Sänger ist mir ganz allgemein zu "grobschlächtig", und insonderheit in dieser Rolle möchte ich ihn viel zu gerne gegen Alfredo Kraus, Carlo Bergonzi oder Nicolai Gedda eintauschen. Sein eindimensionales Dauerforte verdirbt mir die Freude an dieser ansonsten wunderbaren Aufnahme, zu deren Erfolg der Dirigent Lamberto Gardelli und auch die Staatskapelle Berlin nicht unwesentlich beigetragen haben.


    Nun hoffe ich, daß ich mit meinen Zweifeln an Bonisolli nicht bei Dir in ein Fettnäpfchen getreten bin, aber ich wollte mit meiner Meinung, die natürlich eine ganz persönliche ist, nicht hinter dem Berg halten. Es gibt drei berühmte italienische Nachkriegstenöre, deren Aufnahmen ist möglichst weiträumig umfahren habe. Franco Bonisolli zählt dazu (die beiden anderen sind Mario del Monaco und Franco Corelli), und zwar so sehr, dass ich mich bis heute nicht entschließen konnte, die berühmte Berliner Karajan-Produktion des TROVATORE anzuschaffen, die ja vor allem wegen des überragenden Orchesterspiels und Karajans Dirigierkünsten bekannt ist.


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).


  • Lieber Nemorino
    Es freut mich, daß Du diese Aufnahme kennst. Vor allem freue ich mich über Deine lobenden Worte zu Mirella Freni. Ich bin ein großer Fan von ihr.
    Ich habe ja diese Aufnahme nicht nur als Audio, sondern auch als DVD. Denn vor vielen Jahren kam sie mal im TV. Ich hatte sie mir damals auf Video - Kassette aufgenommen
    und ein Freund überspielte sie mir später dann auf DVD. Und was Mirella Freni nicht nur stimmlich, sondern hier auch darstellerisch an Gefühl rüberbringt, ist für mich unübertroffen.


    Allerdings kann ich mich mit Franco Bonisolli als Alfredo ganz und gar nicht anfreunden. Dieser Sänger ist mir ganz allgemein zu "grobschlächtig",
    Nun hoffe ich, daß ich mit meinen Zweifeln an Bonisolli nicht bei Dir in ein Fettnäpfchen getreten bin, aber ich wollte mit meiner Meinung, die natürlich eine ganz persönliche ist, nicht hinter dem Berg halten.


    Ach was, kein Fettnäpfchen. Da mach´Dir mal keine Gedanken, ist überhaupt kein Problem.
    Jeder hat selbstverständlich seinen persönlichen Geschmack und aus unterschiedlichsten Gründen und Empfindungen seine Vorlieben, oder auch Ablehnungen.
    So ist es und so soll es sein - das ist völlig normal.


    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Vor allem freue ich mich über Deine lobenden Worte zu Mirella Freni. Ich bin ein großer Fan von ihr.


    Lieber Chrissy,


    Da habe ich einen "brandheißen" Tip für Dich (wenn Du die CD noch nicht hast):

    Ein großartiges Porträt der Sängerin, z.Zt. beim großen Urwaldfluß für lachhafte 18 Cent (!) zu bekommen. Ich habe seinerzeit dafür immerhin noch 25 DM hingeblättert :D , es aber bis heute nicht bereut! Man hört hier Mirella Freni in ganz unterschiedlichen Rollen, wie Du der Abbildung entnehmen kannst. Große Empfehlung!


    Es freut mich, dass Du mir meine offenen Worte zu Franco Bonisolli nicht übelnimmst. Sein reines Stimmaterial finde ich übrigens sehr gut, er sollte m.E. damit nur viel differenzierter umgehen. Aber das ist natürlich Geschmacksache.


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Zitat

    nemorino
    er sollte m.E. damit nur viel differenzierter umgehen


    Wie so sollte singt der immer noch! :D
    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

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  • Lieber Chrissy,


    Da habe ich einen "brandheißen" Tip für Dich (wenn Du die CD noch nicht hast):

    Ein großartiges Porträt der Sängerin, z.Zt. beim großen Urwaldfluß für lachhafte 18 Cent (!) zu bekommen. Ich habe seinerzeit dafür immerhin noch 25 DM hingeblättert :D , es aber bis heute nicht bereut! Man hört hier Mirella Freni in ganz unterschiedlichen Rollen, wie Du der Abbildung entnehmen kannst. Große Empfehlung!


    LG, Nemorino

    Lieber Nemorino
    Dieser Preis ist nicht nur lachhaft, er ist auch, da unter Wert, eigentlich beschämend und peinlich.
    Auch wenn ich diese spezielle, von Dir genannte CD nicht habe, habe ich von Mirella Freni viele Aufnahmen, auch GA. Trotzdem, danke für diesen Tip und die Empfehlung.


    Und Deine Worte, Deine Meinung zu Bonisolli, nehme ich Dir keinesfalls übel.
    Auch gegenwärtig gibt es einen Tenor, der bei sehr vielen ganz hoch im Kurs steht - bei mir nicht!


    Zitat nemorino


    er sollte m.E. damit nur viel differenzierter umgehen


    Wie so sollte singt der immer noch! :D
    LG Fiesco

    Lieber Fiesco
    Ja, ein netter Versprecher. Ich bin mir aber sicher, wir wissen beide und haben verstanden - Nemorino wollte uns sagen -
    er (Bonisolli), hätte damit (seinem Stimmenmaterial) differenzierter umgehen sollen.


    Euch beiden einen schönen Abend und herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...