Meine persönliche Referenzaufnahme - Vol. 4 - Bachs Brandenburgische Konzerte

  • Auf den Tag genau ein Monat ist es her, daß der dritte Thread dieser Serie - wo jeder, der sich berufen fühlt SEINE persönliche Referenz zu einer Werkgruppe eines der führenden Komponisten nominieren kann - von mir gestartet wurde
    Allmählich scheint sich die Serie doch einer gewissen Beliebtheit zu erfreuen - mal sehen wie das im Falle Bachs aussieht


    Der monatliche Abstand zwischen den Threadstarts scheint sicht zu bewähren - er muß nicht sklavisch genau eingehalten werden - aber er ist eine gute Richtlinie
    Wie immer sind ZWEI Nominierungen pro Mitspieler erlaubt - jedoch sollten diese nach Möglichkeit in zwei getrennten Beiträgen erfolgen.
    Eine (möglichst ausführliche) Begründung, WARUM man gerade diesen oder jene Gesamtaufnahme gewählt hat ist im Falle dieses Threads leider obligat. Ich bin der Meinung, daß hier - da es sich ja um eine SUBJEKTIVE Auswahl handelt, keine besonderen Kenntnisse vonnöten sind. Derzeit ist eine Diskussion über einzelne Ergebnisse nicht angedacht - mag aber sein - daß in einigen Wochen - nachdem hier die meisten Statments abgeschlossen sind - eine solche hier - oder (wahrscheinlicher) in einem separaten
    Thread nachgereicht wird.


    Ich wünsche Euch weiterhin viel Spaß


    mfg aus Wien
    Alfred


    Bisher in dieser Serie erschienen:
    Meine persönliche Referenzaufnahme - Vol. 1 - Beethovens Sinfonien
    Meine persönliche Referenzaufnahme - Vol. 2 - Franz Schuberts Sinfonien
    Meine persönliche Referenzaufnahme - Vol. 3 - Haydns Londoner Sinfonien

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Mit den Bach'schen Brandenburgischen Konzerten habe ich mich schon lange nicht mehr beschäftigt. Hier ziehe ich inzwischen auch HIP vor, die etwas älteren Aufnahmen, die bei mir in der Sammlung stehen sind die vom English Concert unter Pinnock und die von La Petite Band unter Kuijken:


  • Auch ich ziehe im Falle von Bachs Brandenburgischen Konzerten HIP Aufnahmen vor - ja sie haben mit Bach eigentlich erst erschlossen - obwohl ich heute gelegentlich auch Bach auf modernen Intrumenten höre.
    Eigentlich sollte auch in meinem Fall Pinnock die erste Wahl sein - aber ich habe mir damals mit dem Kauf so lange Zeit gelassen , bis die zweite Einzelplatte bereits gestrichen war.
    Heute zähle ich ein Ensemble, das ich im Falle anderer Komponisten gar nicht so sehr schätze zu meinen Favoriten:


    Musiqua Antiqua Köln unter Reinhard Goebel. Meist wirken deren Aufnahmen auf mich zu aggressiv und zu gehetzt. Im Fall der Brandenburgischen Konzerte, verlieren die Werke das "akademische", ein wenig "zu brave". Es kommt Schwung und Feuer in die Werke. Die Aufnahmetechnik ist - wie so oft bei "Archiv Produktion" sehr klar, silbrig und durchsichtig.
    Meine Referenz Nr 1. Es sei angemerkt, daß dies ein langjähriger Entwicklungsprozess war, denn ursprünglich gefielen mir die Aufnahmen nicht so besonders.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !





  • Meine absolute Referenzaufnahme (auch wenn aus den späten 1990-er Jahren), insbesondere wegen der hervorragenden Bläser.


    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Jetzt, wo Du es sagst, fällt mir ein, die habe ich auch. Die ist in der 11er Box mit drin und die hat mir auch gefallen.


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  • Hallo,


    meine aktuelle Referenz ist Gardiner :


    ich mag diese "wilden" Hörner und das beschwingte und freudvolle Musizieren. Hogwood gefällt mir auch sehr gut :


    Pinnock ist für mich auch unverzichtbar - und manchmal wenn es nicht Hip sein soll sogar die eher gediegene Aufnahme von Marriner :

    die läuft gerade - das ist das schöne an solchen Threads - man wird erinnert und sucht gleich eine Aufnahme heraus zum wiederhören.


    Gruss


    Kalli

  • Auch ich ziehe im Falle von Bachs Brandenburgischen Konzerten HIP Aufnahmen vor - ja sie haben mit Bach eigentlich erst erschlossen - obwohl ich heute gelegentlich auch Bach auf modernen Intrumenten höre.


    Dann möchte ich – nicht nur unserem Administrator – einmal zwei Scheiben zum Hören empfehlen, die ich gleichzeitig als meine Lieblingseinspielungen benennen möchte.


    Beide Aufnahmen glänzen durch sehr gute Transparenz, kultiviertes Musizieren; die Freiburger durch eine frische Interpretation und sehr gutem Klangbild.


    Diese Aufnahmen lassen mich Bachs Konzerte wieder aufmerksamer mit Interesse und Freude hören …

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Im Novemberheft von FF wird die neue Einspielung von Concerto Köln in den allerhöchsten Tönen gelobt und mit einem Stern des Monats versehen.



  • Sicher alles andere als historisch informiert, aber unter den romantisch angehauchten Interpretationen (was er selber wohl bestritten hätte) für mich ein Klassiker bleibt Klemperers Gesamtaufnahme der Brandenburgischen Konzerte von 1960. Für mich ist das noch immer ein schöner Gegenpol zu den historisch korrekteren Aufnahmen.


    Natürlich gibt es ungezählte andere gelungene Aufnahmen, gerade auch auf historischen Instrumenten. Viele wurden schon genannt. Man könnte den Kreis erweitern, etwa um Savall.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Meine zweite - und in diesem Thread letzte - Nominierung ist die Aufnahme mit dem Cafe Zimmermann, die ja mehr als die Brandenburgischen Konzerte beinhaltet. Irgendwann, war ich der Meinung, ich hätte nun bereits alle Versionen dieser Konzerte - welch hörenswert sind. Dieses "Irgendwann" muss vor ungefähr 3 Jahren gewesen sein. Heute kann ich das gar nicht verstehen, denn allein in diesem Thread stecken schon zahlreiche Vorstellungen die ich bis dato nicht kannte - und die sicher hörens- und besitzenswert wären. Die eine oder andere hier gezeigte Aufnahme wird trotz eines allmählich sich abzeichnenden Platzmangel Eingang in meine Sammlung finden.....
    Man sollte nicht galuben, wie unterschiedlich die Konzerte von den verschiedenen Formationen interpretiert werden....

    mit freundlichen Grüßen

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • und manchmal wenn es nicht Hip sein soll sogar die eher gediegene Aufnahme von Marriner


    Ja, die mag ich auch sehr. Zusammen mit den Suiten habe ich mir die sogar vor drei Jahren nochmal gekauft. Das musste einfach sein. Auch wenn ich sonst Harnoncourt, Il Giardino, Koopmann usw. für die Brandenburgischen liebe, ohne Sir Neville und seine Academy geht es bei mir einfach nicht.



    Freundliche Grüße, Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Danke,


    diese Aufnahme hatte ich vergessen - mea culpa - tolle Aufnahme ! Ich habe sie in der Gesamtaufnahme - äußerst empfehlenswert:


    Schönen Abend noch !


    Kalli


  • Diese hier hat mich im wahrsten Sinn des Wortes jahrzehntelang begleitet. Ich fand, ich empfinde es auch heute noch so, dass I Musici di Roma durchaus den richtigen Ton trifft.













    Aus reiner Neugierde, nicht etwa, weil ich Karajan-Fan wäre, habe ich diese Einspielung mal bei einem privaten Abverkauf
    erstanden. Sie war mir seinerzeit recht gewöhnungsnbedürftig. Und doch kann ich mich auch heute noch einem gewissen packenden Höreindruck nicht entziehen. Die Behauptung, dass man Karajans Aufnahmen von Musik vor Beethoven niemals kaufen sollte, finde ich nicht nur übertrieben (wenn ich dieses Beispiel heranziehe), sondern ich stelle dagegen, dass HvK sich durchaus in Bachs Musik einfinden konnte. Und manchmal, auch das eine Erfahrung, die von meiner Stimmungslage abhängig ist, lasse ich sogar diese groß-orchestrale Interpretation gelten.













    Meine dritte Aufnahme mit den "Brandenburgischen" und wahrlich nicht die schlechteste, denn hier wird für meine Ohren wunderbar "warm" gespielt. Franzjosef Maier und Gustav Leonhardt sind die herausragenden Protagonisten und ich mag auch diese Aufnahme (soweit ich weiß, aus den Sechzigern) nicht missen.


    :hello:


    Nachsatz: Ich habe gerade festgestellt, dass ich die Vorgaben des Threadstarters nicht beachtet habe. Ich hoffe dafür nicht geteert zu werden...


    :untertauch:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Mit Erstaunen stelle ich fest, dass hier der Name Karl Richter noch nicht gefallen ist. Schon deswegen wird er mein zweiter Favorit. Allerdings nominiere ich nicht die CD-Aufnahmen aus den 60ern, sondern die DVD-Aufnahmen aus Schloss Schleißheim von 1970, die ich insgesamt noch überzeugender finde.


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • The Academy of St. James mit Carl Pini spielten die Brandenburgischen Konzerte in Sydney ein.
    Mir gefällt besonders das 6. Konzert mit Streichern in einem Tempo, das ich für ideal halte. Wer das Konzert mit Scherchen oder Goebel kennt, hat beide Tempoextreme erfahren. Bei Pini klingt es weder zerdehnt noch überhastet.

    mfG
    Michael

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  • Mit Erstaunen stelle ich fest, dass hier der Name Karl Richter noch nicht gefallen ist. Schon deswegen wird er mein zweiter Favorit. Allerdings nominiere ich nicht die CD-Aufnahmen aus den 60ern, sondern die DVD-Aufnahmen aus Schloss Schleißheim von 1970, die ich insgesamt noch überzeugender finde.

    Der Nachsatz, lieber Joseph, hat mich mit meinem Erinnerungsvermögen etwas versöhnt. Diese Aussage soll unterstreichen, dass mich die Aufnahme aus den Sechzigern nicht angesprochen hat. Ich will nicht mit Sicherheit etwas fehlerhaftes in die Welt setzen, aber irgendwie sagt mir die Erinnerung, dass ich sie fade fand. Die DVD kenne ich allerdings nicht - schon deshalb nicht, weil ich ein derartiges Abspielgerät nicht besitze. Die Frage wäre dann meinerseits, ob es auch eine Audio-CD von der 1970er Produktion gibt?


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Lieber musikwanderer,


    ich fand die CD-Ausgabe im Vergleich auch irgendwie ... ja, fad. Die Videos wirken auf mich deutlich mitreissender. Ich fürchte, eine CD-Ausgabe gibt es nicht ...


    Allerdings findet man alle Videos, sogar in HD, auf YouTube. Immerhin etwas. Ich verlinke mal eines in der Hoffnung, dass auch die GEMA sowas zulässt (hier in Österreich geht es jedenfalls):


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Akademie für alte Musik Berlin




    Lange Jahre war Pinnock mit seinem English Concert bei den Brandenburgischen Konzerten mein Favorit bis ich dann diese Aufnahme kennengelernt habe.
    Der Hauptunterschied zu Pinnock liegt darin, dass die Akademie für alte Musik die Konzerte eine Nuance energischer angeht und die Solisten, allen voran Midori Seiler, ihren Part einen Tick virtuoser spielen.


    John Doe
    :)

  • Sagitt meint:


    leider kann ich mich an dieser Diskussion nicht beteiligen, da ich eine zu große Zahl ausgezeichneter Aufnahmen dieser Konzerte kenne. Es fing mit Harnoncourt an und ist gerade bei
    concerto Köln.

  • Sagitt meint:


    leider kann ich mich an dieser Diskussion nicht beteiligen, da ich eine zu große Zahl ausgezeichneter Aufnahmen dieser Konzerte kenne. Es fing mit Harnoncourt an und ist gerade bei
    concerto Köln.



    Erstaunlich, dass das die erste Erwähnung Harnoncourts in diesem Thread ist! Dafür aber schon mehrfach Marriner, den ich hier nicht unbedingt erwartet hätte...


    Meine bisher einzige GA ist in der Tat die von Harnoncourt, mit der ich auch durchaus glücklich bin. Trotzdem bin ich ein wenig verunsichert - muss ich mich doch mit Alternativen befassen...? Was das wieder kostet...! :D :D :D

    Herzliche Grüße
    Uranus

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  • Harnoncourts Aufnahme von ca. 1964 war die erste HIP-Aufnahme und leidet besonders in den ersten beiden Konzerten an den Schwierigkeiten mit den Instrumenten und auch einigen erstaunlich langsamen tempi (besonders im 2., da man noch nicht so viele Tricks mit Naturtrompeten kannte und obendrein ein besonders schwieriges Instrument verwendet hat) Die beiden Streicherkonzerte und das 5. sind aber meiner Erinnerung nach ziemlich gut (habe die aber nur auf LP und lange nicht gehört).


    Die spätere Einspielung aus den 1980ern hat diese Probleme nicht, unterscheidet sich gleichwohl sehr deutlich von den meisten neueren HIP-Aufnahmen. Forianer Glockenton hat einige dieser Besonderheiten in Threads zu den Stücken ausführlich herausgestellt: Gemäßigte, flexible Tempi, unkonventionelle Artikulation und Klangfarben.


    MAK war in den 1980ern spektakulär und schockierend: Rasend schnell (besonders in den Ecksätzen der Streicherkonzerte) und aggressiv. Inzwischen sind diese Tempi aber beinahe Standard bei den HIPisten geworden, zB Giardino Armonico unterscheidet sich kaum in den tempi bzw. ist eher noch schneller.
    Insofern würde eine neuere HIP-Aufnahme ziemlich sicher ein deutlich anderes Bild als Harnoncourt (egal ob 1960er oder 80er) bieten.


    Ich muss zugeben, dass ich die Stücke in den letzten Jahren nicht häufig höre und daher auch meine "älteren" (MAK, Harnoncourt) mit den, meist in Boxen erworbenen neueren (Giardino Armonico, Akademie f. alte Musik und zuletzt eine "historische" unter Britten aus den 1960ern) verglichen habe.
    Daher gebe ich auch kein Votum ab
    Moderne Instrumente finde ich hier allerdings relativ problematisch (außer bei den Streicherkonzerten 3+6), da sich moderne Querflöten völlig anders anhören als Blockflöten und überhaupt die sehr eigentümlichen Blech/Holzbläser-Klangmischungen, besonders in 1 und 2 bei alten Instrumenten ganz anders wirken.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Für die so verschiedenen 6 Brandenburgischen Konzerte - noch dazu in so unterschiedlicher Besetzung - würde ich auch nicht durchweg die gleichen Interpreten wählen.


    Für die Konzerte Nr. 1, 4 und 6 ist für mich unter den unzähligen Einspielungen dieser Konzerte die alte Aufnahme der KONZERTGRUPPE DER SCHOLA CANTORUM BASILIENSIS unter AUGUST WENZINGER mit ihren ausgezeichneten Solisten, darunter der fabelhafte Oboist HELMUT WINSCHERMANN, in jeder Hinsicht überzeugend und absolut unverzichtbar.

    AUGUST WENZINGER
    gilt wohl als der Pionier der historischen Aufführungspraxis und verlieh dieser wesentliche Impulse. Er galt als einer der besten Instrumentalisten und Kenner der Aufführungspraxis alter Musik, und die ARCHIV-PRODUKTION der DGG veröffentlichte viele seiner Schallplattenaufnahmen. WENZINGER wurde 1934 Lehrer der SCHOLA CONTORUM BASILIENSIS und Leiter ihres Gambenquartetts. Seine Aufnahmen bestechen durch Stil- und Klangtreue und durch feinzisilierte Tutti .


    Für das Konzert Nr 3 stellt die harmonia mundi- Einspielung durch das COLLEGIUM AUREUM mit seinem herausragenden Konzertmeister FRANZJOSEF MAIER (spielt auf einem Instrument des 18. Jahrhunderts") für mich das Nonplusultra dar.


    Das COLLEGIUM AUREUM wurde 1962 gegründet und setzte sich aus einer Vereinigung renommierter Instrumentalsolisten zusammen, deren Ziel es war, Musikwerke des 17. und 18. Jahrhunderts - später auch des 19. Jahrhunderts - klanggerecht auf alten Instrumenten und mit alter Spieltechnik in stilgerechten Räumen zur Wiederbelebung der historischen Aufführungspraxis aufzuführen und für die Schallplatte einzuspielen. Durch Aufführungen in den wichtigsten Ländern der Erde verschaffte es sich bald einen weltweiten Ruf. Zu dem Ensemble gehörten prominente Künstler wie HANS-MARTIN LINDE, GUSTAV LEONHARDT, REINHARD GOEBEL und FRANZ BEYER. In den 1990er Jahren löste sich das Ensemble auf.


    Die Ausgewogenheit und Klangkultur dieses Ensembles ist beeindruckend. Ein Exempel, daß auch auf alten Instrumenten mit Lebendigkeit und Frische, nicht zuletzt mit größter Präzision musiziert werden kann . Man hat bei jedem Takt das Gefühl, daß es den Mitgliedern größte Freude bereitet, zusammen zu musizieren. Alles ist stimmig. Schnelle Sätze werden lebhaft und lebendig, langsame Sätze ausdrucksstark zum Erklingen gebracht. Die Wiedergabe ist stark kammermusikalisch geprägt und von bestechender Klarheit und Transparenz.


    Die Konzerte Nr. 2 und 5, aber als interessanten Kontrast zu der AUGUST WENZINGER-Aufnahme auch die Nr. 4, höre ich nach wie vor am liebsten mit KARL RICHTER und seinem MÜNCHENER BACH-ORCHESTER, der mit so erstklassigen Solisten wie HANSHEINZ SCHNEEBERGER, PIERRE THIBAUD, AURÈLE NICOLET, HANS-MARTIN LINDE, MANFRED CLEMENT, GÜNTHER HÖLLER und HEDWIG BILGRAM aufwarten kann.


    Wer einmal KARL RICHTER und sein MÜNCHENER BACH-ORCHESTER z. B. bei den ANSBACHER BACHWOCHEN erlebt hat, der wird nicht vergessen, welch mitreißende Wirkung von ihm sowohl auf das Orchester als auch auf die Zuhörerschaft ausging, der sich kaum jemand entziehen konnte. Wenn auch seine BACH-Interpretationen heute von manchen als obsolet betrachtet werden, so war der von RUDOLF MAUERSBERGER, KARL STRAUBE und GÜNTHER RAMIN geprägte KARL RICHTER dennoch ein genialer Musiker und leidenschaftlicher BACH-Exeget. Nicht umsonst feierte er auch mit seiner BACH-Deutung jahrzehntelang international größte Erfolge, und erntete mit seinen Stil- und Klangvorstellungen weltweit große Bewunderung, und gerade die Jugend war es, die er mit seinen damals neuen Klangvorstellungen für BACH begeistern konnte. Mag sein BACH-Stil heute opulent, emotional und romantisch erscheinen, so ist er doch auf seine Weise singulär und wohltuend für die Seele. Auch ein GLENN GOULD hat nicht nur einen MOZART oder BEETHOVEN alles andere als authentisch gespielt, sondern auch sein BACH-Spiel fand und findet gewiß nicht immer die Zustimmung der Puristen, und er war doch ein Genie und wurde und wird mit Recht gefeiert. Jedenfalls fasziniert mich KARL RICHTER's so dynamisch-temperamentvolle Interpretation der obigen 3 Brandenburgischen Konzerte.
    youtube.com/watch?v=eWlfmepsUuQ

    [am]B008DBYH4I[/am]


    wok


  • In diesen Tagen höre ich mich durch diese Box, die auch die Brandenburgischen Konzerte einschließt. Sie sind für mich die musikalischste Variante. Und ich bin ergriffen und erstaunt zugleich, dass mir Karl Richter immer diese Vorstellung von Vollendung vermittelt. So - und nicht anders! Das ist natürlich sehr zweifelhaft - ich weiß - und sehr, sehr subjektiv. Aber ich kann und will mich gegen diese suggestive Kraft nicht wehren, die auf mich von Richter ausgeht. Egal, ob er dirigiert, selbst am Cembalo oder an der Orgel sitzt. In der Tat steigern die visuellen Aufnahmen, die Joseph II. und wok ins Spiel brachten, diesen Eindruck noch.


    Als Aufnahmejahr der Brandenburgischen Konzerte (Audio) ist 1963 angegeben. Sie sind im Rahmen der Archiv Produktion der Deutschen Grammophon entstanden. Was war das für ein gigantisches Unternehmen diese Archiv Produktion! Ohne Beispiel. Die neue Edition folgt nur sehr bruchstückhaft dem ursprünglichen editorischen Gedanken, der inzwischen auch sehr historisch geworden ist. Die Aufnahmedaten muss man sich ziemlich mühsam zusammensuchen. Nicht immer ist die Neuordnung auf den CDs der größten Übersichtlichkeit geschuldet. Richter und Bach aber bleiben unangetastet.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Hallo Rheingold 1876,
    gilt das auch für sein Tempo (vom Klang will ich mal schweigen)?


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Im Novemberheft von FF wird die neue Einspielung von Concerto Köln in den allerhöchsten Tönen gelobt und mit einem Stern des Monats versehen.


    Und die gibt es jetzt auch zum Download in höchster Klangqualität:


    http://www.qobuz.com/de-de/alb…ncerto-koln/0885470005935

    Interessant bei dieser Einspielung scheint unter anderem dies zu sein: »[...] es wurden eigens für diese Produktion Echoflöten gebaut, wie Bach sie in der Partitur ausdrücklich fordert. Diese Instrumente konnten nur nach historischen Zeichnungen rekonstruiert werden, da keine originalen Vorbilder erhalten sind. Der Aufwand hat sich jedoch gelohnt, denn in dieser Einspielung lassen sich die dynamischen Effekte des Mittelsatzes ohne technische Tricks realisieren.«

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  • Wie Kalli und Andrews habe ich ebenfalls die Aufnahmen mit der Academy of St. Martins in the Fields unter Neville Marriner, und die gefallen mir immer noch sehr gut, obwohl sie schon recht betagt sind.


    Ich höre aber die Stücke auch nicht mehr oft.

  • Ich habe gerade (via Spotify) in diese neue Aufnahme von Concerto Köln hineingehört, konkret in das 1. und 3. Konzert. Was soll ich sagen? "Mein" Bach ist das nicht mehr. Das klingt mir in einer unangenehmen Art und Weise gehetzt. Mögen andere anders empfinden, ist ihr gutes Recht. Vielleicht bin ich zu sehr "verdorben" durch andere Aufnahmen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo Rheingold 1876,
    gilt das auch für sein Tempo (vom Klang will ich mal schweigen)?


    Viele Grüße
    zweiterbass


    Ja, lieber zweiterbass, meine Zuneigung zu Richter bezieht sich auch auf sein Tempo. So sagt es mir zu. Ich höre da eine große Kraft, eine starke Entschlossenheit, einen famosen musikalischen Schwung und sehr viel Sinnlichkeit. Ich bekenne das freimütig, obwohl ich mich damit ganz sicher in den Widerspruch zu vielen anderen Menschen begebe, die sich mit Bach noch viel ernsthafter beschäftigen als ich.


    Ich weiß jetzt nicht ganz genau, worauf Du mit Deinem Hinweis auf den Klang hinaus willst. Klingen Dir Richters Aufnahmen - auch die Brandenburgischen Konzerte, um die es hier geht, zu dumpf, zu verwaschen, nicht klar genug? Mich würde das sehr interessieren und freuen, wenn Du darauf zurück kommst.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Hallo Rheingold1876,


    ich kenne Deine Richteraufname der Brandenburgischen nicht, ging aber davon aus, dass es im Tempo seiner h-Moll-Messe entspricht und die ist inzwischen für mich viel zu langsam. (Wie ich schon postete, suche ich immer noch nach einer für mich möglichst in allen Belangen zufriedenstellenden Messe-Aufnahme - wird wohl ein Wunschtraum sein!)

    Zum Klang: Neuere Einspielungen haben für mich, insbesondere bei den Bläsern (auf alten Instrumenten oder guten Nachbauten), den wesentlich besseren Klang.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Hallo zusammen,
    zu diesem Thema muss ich dann doch auch mal weder "zur Feder" greifen.
    Die "Brandenburgischen" sind eine Art Steckenpferd für mich, so um die 25 bis 30 Aufnahmen nenne ich mein eigen, kenne noch viel mehr.


    Grundsätzlich bevorzuge ich hier HIP, doch nicht zwingend.
    Eine Aufnahme, die kaum bekannt ist, dürfte die Jascha Horenesteins sein, wenn ich nicht irre aus dem Jahre 1953.
    Ein gewisser Nikolaus Harnoncourt spielt dort Cello und Gambe....insgesamt klingt die Aufnahme, als hätte Horenstein eine Mischung gewählt aus historischem und "modernem"
    Instrumentarium.


    Immer wieder gern höre ich die Aufnahmen mit I Barocchisti unter Leitung von Diego Fasolis.
    Nicht immer ohne Widerspruch! Seine Tempi sind wirklich extrem, dennoch sprühen die Konzerte nur so von Spielfreude- und es klingt nie gehetzt (was ich bei der MAK dann doch so empfinde).


    Seit ein paar Tagen bin ich beschäftigt mit einem Mitschnitt, den ich auf http://www.radio4.nl/luister-concerten
    fand. Frans Brüggen mit seinem Orchester, aufgenommen 1983.
    Brüggen meint dazu in einem Interview, die Konzerte sein ihnen zu schwer, er habe sie darum nur ein Mal aufgeführt.
    Sicher, Friedemann Immer an der Trompete geht schonmal ein Ton "flöten", insgesamt aber sind die Konzerte in sehr natürlichen Tempi aufgeführt, sehr schön transparent, klanglich fein ausbalanciert.
    Könnte meine Referenz werden für die eher "stille" Auffassung der Konzerte.


    Eine aber möchte ich nicht missen!
    La Stravaganza mit Siegbert Rampe. Deren erster Teil erschien noch bei Interchord, alle zusammen bei Virgin- und sind schon seit vielen Jahren vergriffen.
    Auch hier: zügige Tempi, dennoch scheut Rampe sich nicht, Verziehrungen spielen zu lassen.
    Besonders auf die Besetzungsstärke legt er sein Augenmerk: das erste Konzert ist geradezu doppelchörig besetzt, mit zwei Cembali, das zweite ist in seiner Lesart eher Kammermusik.
    In keiner anderen Aufnahme werden die sechs Konzerte jeweils derart individuell musiziert wie hier.
    Dabei aber stets so, dass sie einfach Freude machen.
    Rampe geht im Booklet detailliert darauf ein, das für ihn jedes der Konzerte Abbild sei eines bestimmten Teils des höfischen Lebens und zieht dazu auch Architektur und Bildende Kunst zu Rate: sehr lesenswert!
    Bonus: das Tripelkonzert BWV1044, das Bach zeigt als "Sturm und Drang"-Komponisten und sofort deutlich werden lässt, dass seine beiden ältesten Söhne die Kinder ihres Vaters sind und das Rad nicht neu erfunden haben.


    Insgesamt für mich die "eierlegende Wollmilchsau" unter den Dutzenden Aufnahmen, die ich kenne oder besitze.


    Herzliche Grüße,
    Mike

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