Es blieb zwar nicht viel hängen......

  • "Es blieb zwar nicht viel hängen" - so beschrieb eines unserer Mitglieder das Hörerlebnis, das es mit einem moderneren Komponisten hatte. Der Satz hätte von mir sein können, aber er beschränkt sich nicht auf zeitgenössisches Repertoire (wenngleich englische Komponisten aus meinem persönlichen Empfinden heraus stärker betroffen sind, als andere)
    Auch Komponisten vergangener Zeit hinterlassen oft beim Ersthören keinen Eindruck, keine Emotion, die man beschreiben könnte, kein Thema, das einem als Ohrwurm verfolgte. Dieses Phänomen ist meiner Beobachtung nach desto stärker ausgeprägt, desto weiter seine Klangsprache von meiner "Klassikerfahrung" oder "Erwartungshaltung" entfernt ist.
    Hört man ein Werk indes öfter, so bildet sich das Phänomen (meist) zurück und es entstehen dann wiedererkennbare Motive.
    Natürlich gibt es auch unbekanntes, das auf Anhieb gefälllt - aber das ist bei mir eher die Ausnahme als die Regel...


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Dieses Phänomen ist meiner Beobachtung nach desto stärker ausgeprägt, desto weiter seine Klangsprache von meiner "Klassikerfahrung" oder "Erwartungshaltung" entfernt ist.
    Hört man ein Werk indes öfter, so bildet sich das Phänomen (meist) zurück und es entstehen dann wiedererkennbare Motive.


    Diese Erkenntnis deckt sich mit meinen Erfahrungen. Besonders bei neuen, modernen Werken ist das Klangbild, die Instrumentierung usw. unbekannt, oft ungewohnt und nicht sofort eingängig. Der Hörer kann dieses Klangerlebnis bei der ersten Begegnung kaum vollständig erfassen.
    Hört er das Werk im Konzertsaal und nicht mehrmals, dann bleibt oft Enttäuschung zurück. Wir beim Heilbronner Sinfonie Orchester versuchen, diese Problematik durch Einführungsvorträge zu lösen, die in der Regel mit ca 40% der Besucher auch gut besucht werden.
    Es gibt jedoch auch moderne Musik, die sofort zündet. Diese erfreuliche Wirkung löste z. B. das Paukenkonzert von Berthold Hummel mit den virtuosen Peter Sadlo als Solisten aus. Das Publikum und wir waren hingerissen.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Wir beim Heilbronner Sinfonie Orchester versuchen, diese Problematik durch Einführungsvorträge zu lösen, die in der Regel mit ca 40% der Besucher auch gut besucht werden. Es gibt jedoch auch moderne Musik, die sofort zündet. Diese erfreuliche Wirkung löste z. B. das Paukenkonzert von Berthold Hummel mit den virtuosen Peter Sadlo als Solisten aus. Das Publikum und wir waren hingerissen.


    Lieber operus, 40 % der Besucher beim Einführungsvortrag, alle Hochachtung! Wieviel Besucher hat denn euer Saal? Ich war ja früher beim Göttinger Symphonie Orchester, da hatten wir auch sowas, im Kleinen Saal mit etwa 30-40 Leuten, selten mehr. Der Große Konzertsaal fasst über 1100 Plätze. Ein Paukenkonzert ist ja was ganz Besonderes, das ist ein Selbstläufer. Ich selber halte nicht viel von Einführungsvorträgen, die oft recht akademisch gestaltet sind. Manchmal erfährt man auch nur das, was sowieso im Programmheft steht. Ich will die Musik auf mich wirken lassen, entweder sie bewegt mich oder lässt mich kalt. Daran kann auch ein Vortrag nichts ändern. Über bekannte Werke gibt es ohnehin die Fachliteratur.


    Mit besten Grüßen
    :hello:
    Manfred

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Ich selber halte nicht viel von Einführungsvorträgen, die oft recht akademisch gestaltet sind. Manchmal erfährt man auch nur das, was sowieso im Programmheft steht. Ich will die Musik auf mich wirken lassen, entweder sie bewegt mich oder lässt mich kalt. Daran kann auch ein Vortrag nichts ändern. Über bekannte Werke gibt es ohnehin die Fachliteratur.


    Da bin ich anderer Meinung. ich versuche immer die Einführungsvorträge zu besuchen und habe schon oft wirklich Interessantes erfahren, was dann nicht im Programmheft stand. Gerade bei Opern hat mir das bisher sehr oft geholfen. Ich erinnre mich an einen Freischütz in der Deutschen Oper in Berlin. Der Dramaturg, der die Einführung hielt, erzählte sehr ausführlich über die Zeit der Entstehung der Oper. Das fand ich sehr hilfreich, weil in der Inszenierung darauf Bezug genommen wurde. Für mich als Musiklaien ist eine Einführung wirklich sehr hilfreich. Insbesondere da ich meistens erst im Nachhinein dazu komme, das Programmheft ausführlich zu lesen. Meistens lese ich die Handlung, damit ich weiß was passiert aber die anderen Details lese ich erst hinterher und wenn ich bei der Einführung einiges von den Ideen und Gedanken des Regisseurs erfahren kann, finde ich das hilfreich.


    Bartolifan

  • Zitat

    Zitat von Alfred Schmidt: Hört man ein Werk indes öfter, so bildet sich das Phänomen (meist) zurück und es entstehen dann wiedererkennbare Motive.


    Diese Erfahrung habe ich häufiger gemacht. Ich habe eine Reihe CDs von Komponisten - auch modernerer Zeit, allerdings immer noch tonaler Musik - , die ich noch nicht kannte aus Interesse einfach mal mitgenommen, weil ich sie in einem An- und Verkauf zu günstigen Preisen, bei denen ich mir nichts vergeben konnte, erstanden habe. Oft erschlossen sie sich mir beim ersten Hören nicht, aber ich habe sie jeweils dann bewusst mehrmals gehört und Zugang zu ihnen, sogar Gefallen an ihnen gefunden. Ich muss allerdings auch sagen, dass ich recht unbefangen und ohne eine bestimmte "Erwartungshaltung" an Neues herangehe. Erwartungshaltungen habe ich nur beim Besuch oder Anschauen einer Oper weil ich mich da auf jeden Fall vorher über das Werk informiere.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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  • Ich selber halte nicht viel von Einführungsvorträgen, die oft recht akademisch gestaltet sind. Manchmal erfährt man auch nur das, was sowieso im Programmheft steht. Ich will die Musik auf mich wirken lassen, entweder sie bewegt mich oder lässt mich kalt. Daran kann auch ein Vortrag nichts ändern. Über bekannte Werke gibt es ohnehin die Fachliteratur.


    Das es auch weniger akademisch geht, beweist Thomas Hengelbrock in Hamburg: Dort ist er sich nicht zu schade, die Einführung eine Stunde vor dem eigentlichen Konzert selber zu geben, und das inkl. der Möglichkeit, am Ende Fragen zu stellen! Wenn es passt, folgen inzwischen sogar Solo-Künstler, andere Dirigenten (z.B. Krzysztof Urbański) oder auch mal Orchestermitglieder des NDR-Sinfonieorchesters diesem Beispiel und unterstützen in der Einführung. Auf diese Weise verlieren Dirigent und Orchester auf angenehme Weise ihre Unnahbarkeit und man erfährt sehr vieles über die Musik sehr direkt.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.