Franz Schubert - Pianisten von heute und morgen

  • Da die Threads dieser Serie - unter Berücksichtigung der bisher noch kurzen Laufzeit - doch auf einiges Interesse zu stoßen scheinen habe ich mich entschlossen sie zu erweitern - und zwar mit einem Thread über heutige und morgige Schubert-Pianisten.
    Im Falle Schuberts ist es ja (vermutlich) leichter, HEUTIGE Schubert-Spezialisten zu finden, als solche der Vergangenheit. Denn Schubert war ja lange Zeit wohl als Liederkomponist anerkannt, kaum jedoch als Komponist von Klaviersonaten....
    Was aber sind dann bitte "Pianisten von MORGEN"?? - Da ist natürlich immer ein wenig Spekulation im Spiel, denn niemand kann in die Zukunft schauen. Gemeint sind hier Pianisten der Nachwuchsgeneration, oder solche, die sich erst seit kurzem, durch Aufnahmen einer oder mehrere Schubertsonaten hervorgetan haben...


    Wie immer, bitte ich pro BEITRAG lediglich EINEN Pianisten zu nominieren (der natürlich dann mit anderen Pianisten verglichen werden kann - egal ob es sich um einen Altersgenossen oder einen "großen Alten der Vergangenheit handelt)
    Es darf aber natürlich jedes Mitglied BELIEBIG VIELE Pianisten nominieren, wobei ich bitte immer einige erklärende Zeilen hinzuzufügen. Und last, but not least: Selbstverständlich darf man auch einen weiteren Beitrag über einen Pianisten schreiben, der schon von einem anderen Mitglied genannt wurde.


    Viel Spaß und gute Unterhaltung wünscht
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Vielleicht würde man Radu Lupu eher zu den Pianisten von gestern zählen müssen, einfach weil er keine Aufnahmen von Schubert mehr vorlegen wird (so der aktuelle Stand), da er aber noch aktiv ist (wenn aktuell auch eher mit Mozart), sollte er meines Erachtens dennoch an dieser Stelle erscheinen.


    Lupus Schubert ist ganz anders als derjenige Brendels, aber nicht weniger interessant und hörenswert. Er bietet sehr klangsinnige Interpretationen, steigert dynamisch dabei jedoch bis in die Extreme (die, das wird Holger freuen, immer noch äußerst schön klingen: Lupu ist besonders das Gewicht wichtig, das er in die Tonfolgen legt; ebenso viel Wert legt er auf die Phrasierungen): er erreicht damit ein hochgradig intensives Spiel. Was Lupu an Klangfarben und -schattierungen aus dem Klavier herausholt, sucht seinesgleichen, daher darf er hier eigentlich nicht fehlen.


    Mit herzlichem Gruß
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Dann möchte ich mal den Anfang machen und zunächst eine Dame erwähnen, die m. E. zu den führenden Schubert-Pianisten der Gegenwart zählt und die ich zuletzt in einigen maßstäblichen Schubert-Abenden erlebte. U. a. spielte sie in einem Konzert die letzten drei Schubert-Sonaten und noch einige Zugaben. Sie vereinigt einen superben Anschlag, eine herausragende lyrischen Gestaltungsfähigkeit und ebenso, die Kraft, dynamische Spitzen adäquat darzustellen. so ist z. B. ihr Forte Fortissimo in Schuberts G-dur-Sonate D.894 wirklich eins.
    Als Tonbeispiel kann ich diese schöne Box empfehlen:



    Liebe Grüße


    Willi :)


    P.S. Leider war Jörn schneller!!

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Wie schön, Willi, das unsere parallelen postings sich doch nicht überschneiden. Ich hatte nämlich überlegt, mit Uchida anzufangen :)
    Beste Grüße
    Jörn

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • So ähnlich ging es mir, lieber Jörn, da ich auf Lupu auch große Stücke halte und dein Tonbeispiel natürlich auch in meiner Sammlung habe. Ich werde nie vergessen, was ich erlebte, als ich vor Jahren Lupu in einem Konzert in Düsseldorf im Robert-Schumann-Saal erlebte. Da setzte sich nach der Pause auf eine freien Platz direkt vor mir eine Dame mittleren Alters, die ich natürlich sofort als Elisabeth Leonskaja identifizierte. Ich hatte sie kurz zuvor in Dortmund live erlebt mitt Schuberts letzten dreii Sonaten. By the way: in Düsseldorf gab es nach der Pause D.959- Grandios! Leonskaja war ganz aus dem Häuschen (und nicht nur sie) und stampfte sogar mit den Füßen auf den Boden. Dazu rief sie mit druchdringender Stimme: "Spiel!", was sich Lupu natürlich nicht nehmen ließ, und ich meine, er hätte damals noch zwei Impromptus gespielt.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Zitat Alfred Schmidt

    Zitat

    Was aber sind dann bitte "Pianisten von MORGEN"?? - Da ist natürlich immer ein wenig Spekulation im Spiel, denn niemand kann in die Zukunft schauen. Gemeint sind hier Pianisten der Nachwuchsgeneration, oder solche, die sich erst seit kurzem, durch Aufnahmen einer oder mehrere Schubertsonaten hervorgetan haben...



    Solche Prognosen sind immer große Wagnisse, denn man weiß nie, wohin ein Weg einen Pianisten führt. Man beachte nur die Namen, die bei Joachim Kaiser auftauchten und von denen nicht alle den Weg nach ganz Oben gemacht haben. Ich will es doch wagen und als einen möglichen Kandidaten eines Schubert Interpreten Amir Katz nennen, der bisher allerdings mehr Chopin als Schubert vorgelegt hat. Die gezeigte Aufnahme ist meines Wissens die einzige Schubert Einspielung, die von ihm existiert. Hier kommt ihm sicherlich zugute, daß er ein "Spätstarter" ist, also eine gereifte Persönlichkeit. Dadurch dringt er tief in Schuberts Werk und den darin enthaltenen Gefühlskosmos ein. Gewählt hat Katz dazu zwei düstere Werke, die er mit großem Ernst ohne eine Theatralik, die nicht ohnehin aus der Musik selbst entstünde, interpretiert. In meinen Ohren ist das ein sehr gelungenes Schubert Debüt. Was das für die Zukunft bedeutet, vermag ich allerdings nicht zu sagen.
    Mit herzlichem Gruß
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Als ich den französischen Pianisten FRANK BRALEY vor 3 Jahren im Konzertsaal des "Museo Picasso" von Málaga zusammen mit dem Geiger RENAUD CAPUCON mit BEETHOVEN-Violinsonaten hörte, wurde mir sofort bewußt, daß ich es hier mit einem großartigen Pianisten zu tun hatte, der zumindest seinen BEETHOVEN im Verein mit dem kongenialen RENAUD CAPUCON stilsicher und technisch perfekt beherrschte. Inzwischen konnte ich mich auch vollends davon überzeugen, daß ich es hier mit einem Ausnahamepianisten zu tun habe, der ganz gleich, was er spielt, sei es nun MOZART, RAVEL oder eben SCHUBERT, oder auch modernere Musik, immer Großes leistet und sich optimal auf das jeweilige interpretierte Werk einstellt. Inzwischen hat er auch mit vielen großen Orchestern und Dirigenten in berühmten Konzertsälen der Welt, im Runfunk, Fernsehen und in CD-Produktionen musiziert.


    Der 1968 in Corbeil Ossonnes geborene Pianiist gewann bereits mit 23 Jahren beim "Concours Reine Elisabeth" in Brüssel den 1. Preis der Jury und den Publikumspreis. Sein Debut gab der noch junge Künstler mit SCHUBERT's großer A-Dur Sonate und erntete für seine Interpretatiion und diese reife Leistung bereits die Elogen der Kritiker. In der Folge erwies er sich auch als Konzert-Solist und als Kammermusiker, vor allem zusammen mit RENAUD CAPUCON und GAUTIER CAPUCON, als Pianist von allerhöchstem Format und von einer enormen Bandbreite.


    Durch Zufall entdeckte ich nun auf youtube seine Aufnahme von SCHUBERT's Impromptu Nr. 3 D 899, und ich bin von seinem zauberhaften, natürlichen, und doch ganz nach innen gekehrten Spiel ganz begeistert. Was er hier abliefert, ist SCHUBERT-Interpretation in höchster Vollendung, wie man diese nicht unbedingt von einem damals 40-Jährigen eigentlich nicht erwarten kann. Seit INGRID HAEBLER haber ich dieses Impromptu nicht mehr so lyrisch, sensibel und mit herrlichem Anschlag gehört. Ich bin sicher, daß auch SCHUBERT seine Freude an diesem Spiel gehabt hätte.


    Viele Grüße
    wok

  • Noch eine Frage in Verbindung mit meinem Beitrag zu FRANK BRALEY:


    Wer sagt mir, wie man ein youtube Tondokument in unser Forum überträgt? Und ist dies überhaupt zulässig?


    Dank im voraus für den technischen Tip!


    Gruß
    wok

  • Zitat wok


    Zitat

    noch eine Frage in Verbindung mit meinem Beitrag zu FRANK BRALEY:


    Wer sagt mir, wie man ein youtube Tondokument in unser Forum überträgt? Und ist dies überhaupt zulässig?


    Einfach die URL in das Textfeld kopieren und dann markieren; anschließend einfach den "youtube" Button (neben dem jpc-Button) drücken und dann funktioniert es. Und ja, hier werden doch einige Videos eingestellt.


    Und nun zurück zum Thema :) Da Alfred sich ein wenig geziert hat, ihn zu nennen, er aber gleichwohl unbedingt in diese Reihe gehört, nenne ich ihn

    Paul Badura Skoda, der nicht nur ein versierter Beethoven und Mozart-Intepret ist, sondern auch wunderbare Schubert Aufnahmen vorgelegt hat. Ich habe mir vor einiger Zeit auf Alfreds Empfehlung die Einspielung der Sonaten auf historischen Instrumenten (unterschiedlichen Hammerklavieren) gekauft und bin immer noch begeistert. Das ist ganz anders als gewohnt, aber missen will ich diesen speziellen Klang nicht. Und mit Badura-Skoda sitzt auch noch ein Experte für historische Instrumente an den Tasten.
    Zu eine weiteren Schubert Aufnahme hat Alfred ja im Badura-Skoda-thread gepostet.


    Mit herzlichem Gruß
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Zitat

    JLang: Einfach die URL in das Textfeld kopieren und dann markieren.

    Diesen Tipp habe ich schon einmal gelesen, lieber Jörn und musste dann imt Faust sagen: "Da steh' ich nun, ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor". Deshalb jetzt, so blöd das klingen mag, jetzt noch mal genau nachgefragt, zumal das ja auch für Bilder und Fotos gelten mag:


    1. Was ist eine URL?
    2. Wo steht sie?
    3. Wie kopiere ich sie in das Textfeld?


    Markieren und den "Youtube-Button drücken, das kriege ich gerade noch hin. Ich denke bei solchen Geschichten gerne an meine lange Dienstzeit als Lehrer zurück. Da hieß es schon in der Lehrerausbildung: Sich auf das Niveau des Kindes herab begeben, kindgerecht erklären, anschauliche Beispiele anführen! :D


    Vielen Dank im voraus


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • URL ist die Adresse der Seite, die oben im Browser in der Kopfzeile erscheint. Die markieren, dann kopieren (Strg + C), dann beim Verfassen der Nachricht auf das blau-rote youtube-Symbol klicken, dann das Kopierte einfügen (Strg + V). Dann Vorschau der Nachricht aufrufen, ob ein Youtube-Bildschirm erscheint.


    Danke Johannes.
    Ich habe heute früh um ca 2 Uhr früh einen telefonischen Schnellsiedekurs in Sachen Video einfügen mit WilliamBA gemacht.
    Daher werde ich heute abend sowohl die Frage - als auch die Antwort löschen,
    Weiter im Thread....
    LG Alfred

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo ILang,


    Vielen Dank für die so gute Erklärung. Hat funktioniert!


    PAUL BADURA-SKODA ist gewiß auch für mich ein ganz ausgezeichneter Interpret der schubertschen Werke, doch da man ein Werk, z. B. eine Sonate von SCHUBERT in der Regel wohl nur 1 - 2 mal im Jahr hört, zumal wenn man sich, wie ich, für alle Musik vom Mittelalter bis zur Neuzeit interessiert, und es da tausende Werke gibt, die man sich gerne anhören möchte, nimmt man sich für das besagte Werk dann eben meist die Aufnahme vor, die man unter so vielen hochrangigen Interpreten für sich als die überzeugendste hält - die Wahl ist schwierig genug!
    PAUL BADURA-SKODA hat ja auch mit meiner 1. Wahl der Impromptus op. 142, JÖRG DEMUS, die 4-händigen Werke SCHUBERTs eingespielt (auch die von BEETHOVEN), und dies in bestechender Manier. JÖRG DEMUS ist übrigens noch bekannter für den Besitz und die Sammlung historischer Klaviere. Da haben sich also zwei kongeniale Musiker zusammengetan!


    Voeöe Grüße
    wokl

  • Zitat


    Da Alfred sich ein wenig geziert hat, ihn zu nennen....


    Paul Badura Skoda ist ebenso schwer einzuordnen, wie Alfred Brendel. Während es irgendwie eigenartig anmutet, einen lebenden Pianisten, der bis vor 2 Jahren die Szene quasi beherrschte (Alfred Brendel) heute zu den Pianisten der Vergangenheit zu zählen, so ist es auch ein seltsames Gefühl, eine heute bereits beinahe 87 Jahre alte Ikone des Klavierspiels in der Rubrik "Schubert-Pianisten von gestern und heute" zu nennen. Die in Beitrag Nr 9 gezeigt Aufnahme von Schuberts Klaviersonaten, ist zwar vorzüglich - indes schon 20 Jahre alt.
    Dennoch gehört Badura Skoda, wie JLang richtig bemerkte - in diesen Thread, weil er im Gegensatz zu Brendel noch immer Aufnahmen macht. Die hier gezeigte Aufnahme stammt aus den Jahren 2011 und 2012, und wurde erst 2013 veröffentlicht.
    Sie stellt einen Sonderfall für Spezialisten dar: Badura Skoda spielt die Klaviersonate D 960 DREI MAL - und zwar auf verschiedenen Klavieren: Bösendorfer, Steinway und Fortepiano von Conrad Graf....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !