Was muß ein Sänger tun - um NICHT bekannt zu werden ?

  • Ich habe bewusst nicht das Wort "berühmt" gewählt, denn wer ist heutzutage schon "berühmt" - wenn er unter 90 ist.
    "Berühmt" war man früher einmal, "Ruhm" ist - ebenso wie "Ehre" ein Wort des 19 Jahrhunderts :stumm:
    Heutzutage ist man "prominent" - und weil das nach Eitelkeit riecht - verwendet man alternativ oft das Wort "bekannt"


    Soweit so gut. Wenn man einigermaßen gut in die Opern- oder Konzertszene integriert sein möchte, dann sollte man bekannt sein. Ich habe mich in den letzen Tagen im Rahmen meiner Arbeiten am Sängerverzeichnis des Thread-Directory nach Sängern gesucht, die noch nicht enthalten waren. Und da gibt es noch einige.


    Was muß ein Sänger also tun, damit er NICHT bekannt wird ?


    Die einfachste Antwort lautet: Am besten gar NIX !!


    Da gibt es beispielsweise italienische Sänger, die haben schon Aufnahmen für irgendein Label gemacht.
    Die haben dann manch mal sogar einen Eintrag in WIKIPEDIA - auf italienisch !!!
    Englisch? - Fehlanzeige !! Deutsch ? Nie gehört......


    Der Tonträgerhersteller, der eine einzige Aufnahme mit dem Sänger machte, hat dessen Namen schon längst vergessen.
    Kein Problem - dann geht man eben auf die (hoffentlich) mehrsprachige Website des Künstlers.
    Nicht vorhanden - oder nur äusserst mickrig. Webauftritte kosten Geld - und das möchte oder kann man nicht ausgeben.


    Wie gesagt: Es sit ganz leicht in der heutigen Zeit spurlos in der Versenkung zu verschwinden. Eine überirdisch schöne Stimme genügt hier (meist) nicht......


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Was muß ein Sänger also tun, damit er NICHT bekannt wird ?




    Die einfachste Antwort lautet: Am besten gar NIX !!

    Die Antwort auf Bekanntheit bzw. Unbekanntheit ist im Grunde bereits gegeben: Keinen größeren Bekanntheitsgrad erreicht ein Künstler, wenn er nichts oder zu wenig tut, wenn er introvertiert ist und zurückgezogen lebt, wenn er sich dem Publikum und den Medien verweigert. Vor allem aber, wenn er kein eigenes Profil hat, also eine Eigenschaft, ein Merkmal, einen Sympathiefaktor, der ihn unterscheidet, heraushebt und durch erkennbare Leistungen oder persönliche Eigenschaften qualifiziert. Es gibt Beispiele, Ausnahmen von der Regel von Sängerinnen und Sängern, die bewußt nicht groß in der Öffentlichkeit aufgetreten sind und jeden Rummel um ihre Person vermieden haben und dennoch hohe Popularität genießen oder genossen haben. Um diese quasi selbstverständliche Bekanntheit und Beliebtheit zu erreichen, müssen Eigenschaften vorhanden sein, die beeindrucken, überzeugen und einfach auffallen. Motto: "Anders oder besser als Andere ". Z. B. Image als "die Große Einsame" (Greta Garbo). Also ist überhaupt wahrgenommen zu werden eine Voraussetzung für die Bekanntheit, no Name und "Graue Maus" zu sein dagegen sorgt für oft sogar gewollte Anonymität.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Zitat

    Es gibt Beispiele, Ausnahmen von der Regel von Sängerinnen und Sängern, die bewußt nicht groß in der Öffentlichkeit aufgetreten sind und jeden Rummel um ihre Person vermieden haben und dennoch hohe Popularität genießen oder genossen haben

    .
    Ich würde sagen, die sind alle in der Vergangenheit zu Hause. Denn heute wird ein gewisses Maß an Eigenwerbung quasi verlangt, ein extrovertiertes Wesen etc. Das war auch in der Vergangenheit so - lediglich das romantische 19 Jahrhundert machte hier eine Ausnahme, das allerdings bis ins 20. hinüberstrahlte.
    Natürlich gibt es auch heut "einsame, introvertierte Künstlernaturen" - und die haben auch ihre Anhängerschar - aber diese ist in der Regel sehr klein. Ein gutes Beispiel ist hier Wolfgang von Karajan, der mit seiner Frau Hedy von Karajan ein kleines Ensemble unterhielt, welches alte Musik machte. Heute kennt kaum einer mehr die Namen - auch die wenigen Schallplatten sind schnell aus den Katalogen verschwunden.....
    Und - um bei den Sängern zu bleiben - wer außer dem harten Kern der Klassikfreunde kennt heute noch den Namen Peter Anders ?


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Von den heutigen Sängerinnen fällt mir da vor allem Frau Stoyanova positiv auf. Sie macht nicht viel Rummel und Werbung nimmt nicht die 1000. Arien CD auf , sondern singt enfach und das hervorragend.

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  • Zitat I Alfred Schmidt: "... wer außer dem harten Kern der Klassikfreunde kennt heute noch den Namen Peter Anders?"



    Ich bin mir nicht sicher, ob Peter Anders ein gutes Beispiel ist in diesem Zusammenhang. Die Erinnerungen an diesen Sänger sind doch ziemlich stark. Erst vor ein paar Jahren wurde hier im Berliner Ortsteil Tiergarten diese Gedenktafel angebracht. Zufällig war ich bei der Enthüllung zugeben. Zum 100. Geburtstag gab es in der Deutschen Oper eine Matinee, bei der eine umfangreiche CD-Box präsentiert wurde. In Berlin und in München gibt es auch gibt es auch Peter-Anders-Straßen. Zwei seiner Kinder, Sylvia und Peter, sind ebenfalls künstlerisch tätig. Die Frau von Peter Anders, Susanne, war eine sehr begabte Sängerin, deren Stimme sich auch in Rundfunkaufnahmen erhalten hat. Sie wirkte später in Hamburg, wie einst ihre Mutter Lula Mysz-Gmeiner, die auch eine sehr bedeutende Sängerin gewesen ist, als Gesangspädagogin. Peter Anders hat Unmengen von Aufnahmen hinterlassen. Längst sind nicht alle veröffentlicht. Seit es die CD gibt, sind bestimmten an die vierzig einzelne Ausgaben ihm gewidmet gewesen. Erst neulich habe ich in einem Geschäft zwanzig aktuell greifbare Titel gezählt.


    Zitat II Alfred Schmidt: "Was muß ein Sänger also tun, damit er NICHT bekannt wird?"


    Er muss nicht gut genug bei Stimme sein. ;) Ist er bestens bei Stimme, dann muss er sich noch lange nicht von der Werbung abgreifen lassen. Es gibt sehr viele Beispiele dafür.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich bin mir nicht sicher, ob Peter Anders ein gutes Beispiel ist in diesem Zusammenhang.


    Lieber Rheingold,
    gerade wollte ich unserem Häuptling sagen, dass er mit Peter Anders ein schlechtes Beispiel gewählt hat, da hatte jedoch mein Vorredner dies schon für mich erledigt.
    Aber nun stürze ich mich eben auf Dein Beispiel mit Peter Anders jr. Was willst Du denn damit sagen? Du glaubst ja gar nicht wie peinlich mir diese Aufnahmen sind, wenn ich an den Vater denke...


    Zwei seiner Kinder, Sylvia und Peter, sind ebenfalls künstlerisch tätig.


    Ob eine Sängerin oder ein Sänger berühmt, bekannt oder sonstwas ist, interessiert mich herzlich wenig, mir genügt, dass ich sie kenne und hören konnte - Hitlisten bezüglich des Bekanntheitsgrades würden auch kaum etwas über die Qualität aussagen; ich nenne mal (fast) wahllos drei Namen: Georg Zeppenfeld, Mauro Peter, Heike Wessels. Alle Genannten sind mir in ihrem künstlerischen Wirken gleich lieb, ganz unabhängig von ihrem jeweiligen Bekanntheitsgrad.
    In den letzten beiden Jahren ist mir zum Beispiel die Sopranistin Christiane Karg - zunächst ihrer PR-Aktivitäten wegen - im deutschen Raum besonders aufgefallen. Aber sie macht nicht nur ihre PR gut, sondern singt auch kultiviert, also schadet Bekanntheit auch nicht.

  • Aber nun stürze ich mich eben auf Dein Beispiel mit Peter Anders jr. Was willst Du denn damit sagen? Du glaubst ja gar nicht wie peinlich mir diese Aufnahmen sind, wenn ich an den Vater denke...


    Lieber hart, Dir ist hoffentlich aufgefallen, dass ich bei der Bewertung der sängerischen Leistungen von Peter Anders jr. sehr zurückhaltend war. Was wollte ich mit der Nennung der Nachkommen sagen? Dass sich auch durch sie - wie immer man sie bewertet und einordnet - die Popularität Vater fortsetzt. Ist von ihnen die Rede, wird immer auch die Rede sein von Peter, dem Großen. Mehr wollte ich nicht gesagt haben.


    Was die Aufnahmen des Juniors anbetrifft, sind wir uns doch völlig einig. Ich kenne sie und habe sie, weil ich mich für die Geschichte dieser Musikerfamilie interessiere. Es liegt mir nicht so viel daran, sie zu hören, dabei an den Vater zu denken und sie peinlich zu finden. Auffällig ist aber schon, dass Elemente des Timbres vom Alten auf den Jungen überkommen sind. Als sei Stimme auch erblich. Solche Zusammenhänge höre ich nicht nur hier. Es gibt sie auch bei Sänger-Geschwistern. Das aber ist ein anderes Thema.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


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  • Damit sind wir bei der Problematik, die Kinder großer Sängerinnen und Sänger haben. Ein Beispiel dafür ist auch Florian Prey. Ein hochsensibler Sänger und Gestalter von Liedern, der sich nicht in oberflächlichen Effekten erschöpft, sondern tiefgehende, analytische Deutungen des Textes und der Musik versucht und auch realisiert. Nur wie schwer ist es für ihn, neben einem so populären Vater, der in seiner Zeit ein Meister der persönlichen Vermarktung und einer publikumswirksamen Präsentation seiner Leistungen war, zu bestehen. Es lohnt sich sehr Florian Prey bei den kleinen Festspielen, die er jährlich in Gauting veranstaltet zu erleben.


    Herzlichst
    Operus

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  • Gestern habe ich einen Thread über Mario Cassi gestartet. Die Mitschnitte seiner Auftritte auf Opernbühnen sind überzeugender als seine Solo-Auftritte mit (oft IMO katastophaler) Klavierbegleitung, die ein sehr unterschiedliches Bild von diesem Sänger übermitteln, welcher indes auf der Bühne durchaus überzeugen kann. Zudem gab und gibt es Mitschnitte von diversen Aufführungen bei Festivals, wo er teilweise recht große Rollen verkörpert. Aber eine eigene Internetseite habe ich nicht gefunden - ein Manko - und ein Schaden für den Künstler.....
    Das betrifft ebenso zahlreiche andere Sänger, und nicht nur junge. Wäre ich Sänger, so hätte ich einen eigenen Intenetauftritt, ferner würde ich dafür sorgen, daß ausser meiner Landessprache mindesten auch ein ausführlicher englischer und deutscher Text bei Wikipedia bereit steht. Ferner würde ich mit meinem(n) Fotographen einen Deal aushandeln, der es mir erlaubt von ihnen gemachte Fotos copyrightfrei ins Netz zustellen um meine Popularität zu steigern.
    Die meisten heute aktiven Künstler. die einen Eintrag bei Wikipedia haben, sind nicht abgebildet.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Wäre ich Sänger, so hätte ich einen eigenen Intenetauftritt, ferner würde ich dafür sorgen, daß ausser meiner Landessprache mindesten auch ein ausführlicher englischer und deutscher Text bei Wikipedia bereit steht. Ferner würde ich mit meinem(n) Fotographen einen Deal aushandeln, der es mir erlaubt von ihnen gemachte Fotos copyrightfrei ins Netz zustellen um meine Popularität zu steigern.


    Mein lieber Alfred,


    gute Empfehlungen. Wobei Du nun das Parodoxon der Fragestellung "Was muss ein Sänger tun - nicht berühmt zu werden?" genau ins Gegenteil verkehrt hast. So beantwortet haben die Empfehlungne auch weit mehr Sinn.
    Nur ich wünsche mir und uns von Dir genau diese konkreten Anregungen, wie wir unser Tamino-Forum bekannter machen und besser vermarkten können. Einen Versuch in dieser Richtung hast Du bereits mit dem Thread "Das Tamino-Klassik-Forum und seine Außenwirkung" gemacht. Ich hoffe, dass wir in Wien Gelegenheit haben, diese Problematik zu diskutieren.


    Herzlichst
    Operus

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