Herbstlaub - Herbst-Darstellungen in der bildnerischen Kunst

  • Winter, Frühling und Sommer haben schon entsprechende Threads. Es fehlt noch der Herbst.


    Wie haben die Künstler den Herbst durch alle Epochen der Malerei dargestellt?


    Giuseppe Arcimboldo hat ihn 1573 so dargestellt:


    arcimboldoautumn.jpg
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Nachdem moderato diesen Thread, auf den ich mich sehr freue, mit einer der berühmtesten Herbstdarstellungen eröffnet hat, möchte ich ein deutsches Beispiel aus dem 19. Jahrhundert vorstellen. Otto Modersohn malte 1895 das Bild "Herbst im Moor":




    Liebe Grüße


    Portator

  • Her bringe ich eines der schönsten Herbstbilder des 19. Jahrhunderts die ich kenne. Der Maler John Atkinson Grimshaw, er lebte von 1836-1893 vermochte Stimmungen einzufangen, wie kaum ein Zweiter seiner Zeit und seines Umfelds.
    Auf mich wirken seine Gemälde stets, wie Ausschnitte aus einem englischen Kriminal- oder Gruselfilm der im Viktorianischen Zeitalter spielt....
    Glücklicherweise war er bald anerkannt und kam durch seine Gemälde zu Wohlstand



    John Atkinson Grimshaw: "Herbst im Stapleton Park" (1877)


    mit freundliichen Güßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Ich habe leider keine größere Abbildung gefunden - das Bild zeigt im Ausschnitt den Garten seines Jugendstilhauses in Worpswede (bei Bremen), das man heute besichtigen kann. Ein Besuch in Worpswede, der ehemaligen Künstlerkolonie, die auch Rainer Maria Rilke besuchte (und ein Buch darüber schrieb), lohnt sich auf jeden Fall! :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Das Gelb der Birkenblätter sehe ich gerne:


    Isaak Ilitsch Lewitan (1860-1900)


    Goldener Herbst



    Gustav Klimt (1862-1918) hat Birken im Herbst gleich zwei Mal als Sujet gewählt:




    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




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  • Pieter Bruegel: Die Heimkehr der Herde. Dies ist eines der 6 Jahreszeitenbilder von Brueghel, von denen 5 erhalten sind.
    Dieses zeigt den Almabtrieb, folglich ist es ein Herbstbild, wie man unschwer an der Landschft erkennen kann. Es wird auf etwa 1565 datiert. Ein Aallfälliger Auftraggeber ist nicht bekannt.



    Das Bild gehört zu Gemäldesammlung des Kunsthistorischen Museums in Wien, welches im Besitz von 3 der 5 erhaltenen Bilder des Zyklus ist, und generell die grösste Brueghelsammlung der Welt ihr Eigen nennt, das ist knapp ein Drittel der rund vierzig als eindeutig ihm zugeschriebenen Bilder....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Von Bruegel zu den Impressionisten ist es zwar ein weiter Weg, aber ich mache ihn einfach



    Claude Monet malte 1873 dieses Werk mit dem Titel Herbst in Argenteuil.
    1870 hatte Monet Frankreich verlassen, um der Einberufung in die Armee zu entgehen, erst nach Ende des Krieges kehrte er im Herbst 1871 nach Frankreich zurück und mietete in Argenteuil ein Haus. Es handelt sich bei dem Bild um eines seiner frühen impressionistischen Werke: die Bäume sind nicht in kalten Konturen erkennbar, es überwiegt der Eindruck der Herbstfarben, gesteigert durch den Kontrast der kühlen Farben des Wassers und des Himmels, die das Bild senkrecht teilen.


    Mit besten Grüßen
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Was für wunderbare Bilder, die Ihr da zusammengetragen habt! Die russischen Realisten begeistern mich immer wieder (wie schon im Winter-Thread hier Lewitan), dazu ein toller Klimt und ein früher van Gogh, den ich bislang gar nicht kannte. Bei Brueghel ist aufregend, wie die Dramatik des Naturgeschehens (die aufziehenden dunklen Wolken) den (Vieh-)Trieb als Trieb (Drang) erscheinen läßt, ins geschützte Heim zu gelangen. Der Monet ist einfach hinreißend! :)


    Schöne Grüße
    Holger

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  • Ich bin erst gestern aus dem Riesengebirge zurückgekommen, und möchte diesen Beitrag nun auch einem Maler aus diesen Gefilden widmen. Hermann Hendrich, der deutsche Sagen- und Märchenmaler fand seine Wahlheimat im schönen Schreiberhau. Das Bild zeigt einen Gebirgsfluss im herbstlichen Wald.


    LG
    Christian



  • Ich habe noch ein Bild des hier bereits mit einem Beispiel vertretenen Claude Monet gefunden, dessen herbstliche Farben mich sehr ansprachen:



    Das Bild trägt den Titel "Atelierboot im Herbst".



    Liebe Grüße


    Portator

  • Noch ein Sujet von Vincent van Gogh, das er im Herbst gemalt hat.



    Paul Gaugin hat diese Herbstszene auf die Leinwand gebracht:



    Dieses leuchtende Gelb der Bäume hat Paul Gauguin meisterhaft eingefangen.



    Von Ferdinand Holder stammt diese herbstliche Allee.



    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Lieber moderato, ist der herbstliche Baum auch in Wirklichkeit so? Kennst Du das Bild sozusagen "in natura"?
    Irgendwie habe ich den Eindruck eines "brennenden" Baumes.


    ?(

    .


    MUSIKWANDERER

  • Lieber Musikwanderer


    Ich nehme an, du beziehst deine Frage auf das Gemälde mit den gelben Herbstbäumen Paul Gauguins. Es befindet sich in Privatbesitz, daher habe ich es nicht "in natura" gesehen. Der Titel wird mit Herbst-Sturm angegeben. Der Verdienst dieses Malers in der Kunstgeschichte ist meiner Meinung nach, dass er der Farbe eine vom gemalten Objekt unabhängige Funktion gegeben hat. Er wird in seinem Erleben so von diesen Bäumen ergriffen gewesen sein, dass im Betrachter durch das leuchtende Gelb der Eindruck von Feuer entsteht.


    lg moderato
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Weil er mir so gut gefällt, stelle ich noch ein weiteres Bild von Claude Monet ein, nämlich "Pappeln an der Epte im Herbst". Das ist eines von verschiedenen Gemälden aus seiner Pappelserie, die aber nicht alle herbstlich sind:




    Liebe Grüße


    Portator

  • Paul Gaugin hat diese Herbstszene auf die Leinwand gebracht:


    Was für wunderbare (Gauguin-typische) Farben - das hat etwas Märchenhaftes! Was hat Gauguin aber gemalt? Es sind die Alyscamps in Arles (an der Rhone, im Zentrum der Provence) - eine Gräberallee aus antik-römischer Zeit. Ein zauberhafter Ort! Ich nehme an, er hat das Bild gemalt, als er dort zusammen mit van Gogh wohnte.


    Die impressionistischen Herbstbilder, die Ihr eingestellt habt, sind wirklich begeisternd (der Schischkin ist natürlich auch sehr beeindruckend auf der Schwelle von der Romantik zum Realismus!)! Da bekomme ich direkt Lust, selber wieder etwas zu machen - zumal heute ein wunderbar sonniger Herbsttag ist! :)


    Schöne Grüße
    Holger


  • Vier Bäume heißt das 1917 entstandene Bild, das Egon Schiele gemalt hat.



    Die Thematik ist nicht der Farbgebung zufolge aber doch eine herbstliche. Ein Baum hat nahezu alle Blätter verloren, die anderen besitzen bräunlich verfärbtes Laub, der Hintergrund ist in die typischen Färbens des Herbstes getaucht. Die Bäume selbst durchkreuzen vertikal die horizontal geschichteten Farben des Himmeln. Verblühen und verwelken sind die Leitmotive, die Schiele hier bildlich umgesetzt hat. Vergänglichkeit hieße dieser Vorgang, wenn man ihn von der konkreten Schilderung der Natur auf eine allgemeinere Ebene höbe. Schiele selbst bemerkte einmal "Innigst und mit dem Wesen und Herz empfindet man einen herbstlichen Baum im Sommer, diese Wehmut möchte ich malen" und diese Wehmut hat er eingefangen, jedoch gemischt mit einer ruhigen, tröstlichen Stimmung, die vom kleinen Feuerball am Horizont ausgeht. Man könnte dieses Zusammenspiel geradezu als Zusammentreffen verschiedener Kreisläufe des Vergehens (Sonnenuntergang, Herbst) lesen. Und selbst wenn nur das Vergehen geschildert ist, so weiß man doch, daß auf jedes Vergehen ein Werden folgen wird. Und daraus kann man beim Betrachten den Trost ableiten, der einem das Betrachten der Schönheit dieses Gemäldes nicht zu einem schwer erträglichen Erlebnis macht.
    Herzliche Sonntagsgrüße
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

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