Einführungstext zur Klaviersonate Nr. 1 f-moll op. 2 Nr. 1
Die Sonate Nr. 1 f-moll op. 2 Nr. 1 ist die erste von 32 mit Opus-Zahlen versehenen Klaviersonaten Beethovens. Sie ist wohl im Jahre 1795 entstanden also dem Zeitraum, der einem gut einjährigen Unterricht bei Joseph Haydn folgte, obwohl erste Skizzen dieser Sonate schon auf das Jahr 1790 hindeuten.
Zwar lehnt es sich formal noch an die Vorbilder seines Lehrers an, aber im musikalischen Ablauf und im Ausdruck weist es schon deutliche Eigenständigkeit auf.
Obwohl der erste Satz mustergültig der klassischen Sonatenhauptsatzform entspricht, trägt er aufgrund seines konfliktreichen emotionalen Gehaltes schon erste Züge der Grundidee, der dem Kopfsatz der großen f-moll-Sonate op. 57 "Appassionata" zugrunde liegt. Ähnlich wie die Sonate Nr. 5 op. 10 Nr. 1 als "kleine Pathétique" bezeichnet wird, nennt man diese Sonate auch wohl "die kleine Appassionata", und zwar sowohl i Hinblick auf ihre Tonart als auch in Bezug auf die Ähnlichkeit der letzten Sätze in ihrer ununterbrochenen Figuration und Erregung " (siehe auch Edwin Fischer: Ludwig van Beethovens Klaviersonaten, Wiesbaden 1956, S. 15).
Die Sonate hat vier Sätze:
Erster Satz: Allegro, f-moll, alla breve, 152 Takte, (mit Wh. der Exp., Takt 1 - 48, sowie Durchf. u. Repr. andererseits, Takt 49 - 152: 304 Takte;
Zweiter Satz: Adagio.,F-dur, .3/4-Takt, 61 Takte;
Dritter Satz: Allegretto, f-moll/F-dur, 3/4-Takt, 73 Takte, mit Wh (Takt 1 - 14, Takt 15 bis 40, Takt 41 - 50, Takt 51 - 73, da capo Menuetto Takt 1 - 40: 186 Takte;
Vierter Satz: Prestissimo, f-moll, alla breve, 196 Takte, mit Wh(Takt 1 - 56 Exp.; Takt 56b bis 196 Durchf.(bis Takt 138) und Repr. Takt 196: 392 Takte;
Ich musste mir bei Durchsicht der Partitur auch erst verwundert die Augen reiben, aber da ich die Sonate Nr. 1 sowie die meisten anderen noch nie mit Partitur gehört hatte, war mir natürlich beim Hören auch nicht aufgefallen, dass Beethoven hier nicht nur die Exposition mit Wiederholungsvorschrft versehen hat, sondern auch die Durchführung + Reprise in einem Rutsch. Dies habe ich oben bei der Angabe der Taktzahlen schon berücksichtigt. Und da ich davon überzeugt bin , dass längst nicht alle Pianisten alle Wiederholungsvorschriften beachten können, werde ich in diesem Thread nur die Pianisten miteinander vergleichen, die entweder die Wiederholungsvorschriften beachten oder sie eben nicht beachten. Desgleichen werde ich Alfred Brendel beim Wort nehmen, der an einer Stelle seines Buches "Über Musik" im Vergleich zwischen Beethoven und Schubert meinte, dass es bei Schubert nicht nur sinnvoll, sondern notwendig sei, die Wiederholungen (Bei Ausnahme einer Sonate) auszulassen, während bei Beethoven jeder einzelne Takt seine Berechtigung hab, weshalb er auch bei Beethoven die Wiederholungen alle spiele.
Ich werde also bei dieser Sonate zuerst alle Pianisten besprechen, die die Wiederholungen spielen, z. B. Arrau und Ashkenazy, und dann die anderen, z. B. Zechlin und Backhaus, der für die gesamte Sonate nur 13:03 Minuten braucht, während Arrau bei 21:29 min liegt und Korstick bei 20:24 min.
Bei Brendel, dessen mittlere Aufnahme hier gerade am PC liegt, muss ich schauen, ob er im Prestissimo alle Wiederholungen gespielt hat, denn er ist immerhin 2 Minuten schneller als Arrau und immer noch gut eine Minute schneller als Korstick, und das will was heißen.
Um der Sache Herr zu werden, habe ich beim Schreiben dieser Zeilen den 60er-Jahre Arrau aufgelegt, von dem ich weiß, dass er keine Beethovensche Note verschenkt, und siehe da, er hat keine einzige Note ausgelassen, und ich habe schon einen ersten Blick in das gewiss nicht leichte Notenbild dieser Sonate werfen können.
Ich werde jetzt auch nur noch einen kurzen Überblick über die einzelnen Satzteile geben, wobei ja der zweite Satz hier nicht in das Sonatenhauptsatzschema passt, sondern etwa in das einer "monothematischen Reihungsform" (Mauser. S. 29).
Erster Satz:
Exposition: ..........Takt 1 bis 48 (48 Takte);
Durchführung: Takt 49 bis 100 (52 Takte);
Reprise: ........Takt 101 bis 152 (52 Takte);
Zweiter Satz:
Teil a: ...Takt 01 bis 16. (16 Takte);
Teil a':.. Takt 17 bis 31 (eher durchführend) (15 Takte);
Teil a'': .Takt 32 bis 50 (reprisenartiger Einstieg) (19 Takte);
Teil a''': Takt 51 bis 61 (11 Takte);
Dritter Satz:
1. Teil Menuett: Takt 01 bis 14 (14 Takte);
2. Teil Menuett: Takt 15 bis 40 (26 Takte);
1. Teil Trio:.........Takt 41 bis 50 (10 Takte);
2. Teil Trio: ........Takt 51 bis 73 (23 Takte);
4. Satz:
Exposition:.......... Takt 01 bis 56 (56 Takte);
Durchführung: Takt 56b bis 137 (82 Takte);
Reprise: ..........Takt 138 bis 196 (59 Takte);
Viel Spaß beim Durchhören dieser aufregenden Sonate und bei den Hörberichten oder auch beim Durchlesen der veröffentlichten Hörberichte.
Liebe Grüße
Willi