Hörprojekte, Hörpläne

  • Wenn man noch berufsttätig oder vielleicht im Ruhestand vielseitig aktiv ist, steht die Zeit, die zum Hören zur Verfügung steht, oft irgendwann in keinem guten Verhältnis zur Größe der Sammlung. Was hört man also? Ich habe festgestellt, dass ich neben dem (leider oft nur) Reinhören in Neuerwerbungen dann doch häufig zu den besonders geliebten Komponisten, Stücken, Aufnahmen greife. Ich erwäge daher, es mal mit einem "Hörplan" zu versuchen oder einer anderen "Vorgabe" (ein Freund hat mal alle Stücke aus "Kaisers Klassik" der Reihe nach angehört ;) ).
    Gibt es entsprechende Erfahrungen oder "Projekte" anderer Taminos?

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Neuerwerbungen versuche ich möglichst bald komplett zu hören, dazu liegen sie immer direkt nebem dem Player. Und "Projekte" habe ich auch. Mal wieder eine Gesamtaufnahme von Mahler, die Beethovenschen Streichquartette, oder als aktuelles Vorhaben die französische Barock-Oper, wo ich noch viele Lücken habe. Daneben natürlich auch immer eine Auswahl nach Lust und Laune. Aber eines ist klar: die Zeit reicht nie aus, um alles zu hören, was ich will :(

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Ich habe keinen "Hörplan" im eigentlichen Sinne - Aber ich versuche, mich an laufenden Tamino-Threads zu orientieren - zu hören und zu beteiligen. Natürlich klappt das nicht immer, denn da stehen einige Hürden dazwischen. Entweder ich verstehe nicht von dem gerade gewählten Genre oder Zeitraum etc - oder ich finde partout keinen Zugang dazu. Andrerseits wäre oft der Wille vorhanden - nicht aber jene Aufnahmen, die fürs Mitmachen unverzichtbar wären. Gelegentlich stocke ich dann meine Sammlung auf - aber meist ist der Thread schon ad acta gelegt, wenn die betreffenden Aufnahmen bei mir eintreffen.
    Dazu höre ich natürlich nach wie vor meine Lieblingsaufnahmen meines Lieblingszeitalters (achzehntes und frühes neunzehntes Jahrhundert)
    Man sollte schon ein gewisses Konzept erstellen - dieses aber nur einhalten - solange es einem Freude macht.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wir hatten hier im Forum ja mehrmals kleine Aktionen wie "Alle hören...", sowie auch ein Bach-Kantaten und ein Haydn-Sinfonien-Projekt. Bei den Bachkantaten habe ich nicht lange durchgehalten (zumal ich auch nicht alle Werke hatte), aber ein Forianer hat tatsächlich fast alle Kantaten gehört und vorgestellt.
    Bei den Haydn-Sinfonien habe ich alle (mehrfach) gehört, selbst wenn immer noch eine Handvoll Beiträge in der Liste offen sind. Um das Haydn-Jahr herum habe ich vermutlich auch alle seine Streichquartette angehört, wenn auch nicht mit einer wöchentlichen Systematik.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Haydns Sinfonien habe ich auch alle gehört; alle mindestens 5-10x. Das war ein gelungenes Projekt, hat natürlich gedauert.
    Im Moment bin ich bei meiner privaten Musikgeschichte bei der Polyphonie gelandet, und dort bei den Spaniern. Ich veranschlage die Zeit der Polyphonie auf 3 Jahre. Im Auto dagegen höre ich alles querbeet.

    Canada is the US running by the Swiss (Richard Ford)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Gibt es entsprechende Erfahrungen oder "Projekte" anderer Taminos?

    Ich habe mehrmals Listen von Stücken gemacht, die ich dann gemeinsam mit einem Opfer angehört habe. Wenn ich das nur für mich selbst mache, bin ich nie konsequent genug.
    :huh:

  • Mir geht es da ähnlich wie KSM: Listen machen ja, zumindest hin und wieder. Konseqent abhören nein, meist hab ich gerade Lust auf was anderes.
    Ich hab mal vor längerer Zeit anhand eigener CD-Bestände Programme der Gewandhauskonzerte "nachgebaut". Bis auf Auftragswerke und ausgesprochene Neutöner blieben da auch relativ wenig Lücken. Durchgehört hab ich davon aber ziemlich wenig.
    Bei mir ist eher der Herr Zufall Programmdirektor.



    Letzte Woche zum Beispiel:


    Aus Neugier recht günstig erworben:


    Dazu den Artikel in fonoforum gelesen und von den sonstigen Aktivitäten Herrn Hofmeirs und von der Echo-Verleihung erfahren. Also auf Youtube die Laudatio und Hofmeirs Antwort gehört, köstlich amüsiert. Dann eine Kostprobe seiner kabarettistischen Fähigkeiten konsumiert und letzlich bei einem Konzert von La BrassBanda gelandet. :jubel: Gelungener Abend :jubel:

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Mein Hörprojekt: überhaupt einmal wieder Zeit finden, ausführlich Musik zu hören ;)
    Nein, im Ernst, ich versuche, mein "Hörprojekt" Romantische Klavierkonzerte wiederaufzunehmen und mich verstärkt meiner "Jugendliebe" Liszt zu widmen. Darunter "leiden" aktuell leider alle anderen Bereiche.


    Beste Grüße
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Mein Projekt für dieses lange Wochenende: jeden Tag eine Oper von Rossini. Damit unternehme ich einen neuen Versuch, mich mit diesem Komponisten anzufreunden, für dessen Opern ich mich bisher nie so recht erwärmen konnte (was für den Belcanto insgesamt und auch für Verdi gilt - genug Stoff also für weitere Projekte).


    Ich habe mir vier Opern herausgesucht, die zeitlich und vom Genre her einen ganz guten Überblick über Rossinis Schaffen geben sollten:



    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • ..........
    Ich hab mal vor längerer Zeit anhand eigener CD-Bestände Programme der Gewandhauskonzerte "nachgebaut"......


    Das ist eine originelle Idee, die mir gefällt. Ich werde das mal ausprobieren und entsprechend meinem hauptsächlichen Interessengebiet auch mit dem Spielplan eines Opernhauses versuchen.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Ich habe auch schon alle möglichen "Hörpläne" erstellt und alle möglichen dann auch wieder verworfen :stumm: Hintergrund war meist, daß ich meine Neuerwerbungen auch wirklich hören wollte.
    Aber so lange Musik ein sehr emotionaler "Artikel" ist, möchte ich mich nicht mehr auf einen Plan festlegen. Heute Lust auf Chopin ? Bruckner ? Mahler ? Nein, dann doch lieber Schwanensee. Mittlerweile bleibt mir nur mehr übrig, mich ganz nach meinen Empfindungen zu entscheiden.


    Richtig schön finde ich die Idee von Reinhard, bestimmte Programme nachzustellen oder Spielpläne von Opernhäusern. Habe ich eine zeitlang mit der Wiener Staatsoper durchgezogen. Da mir die Karten oft zu teuer waren (und immer noch sind) habe ich mittels meiner CD-Sammlung die Opernabende nach Hause geholt.


    Gruss von Louis

  • Ich verfolge seit einigen Monaten ein Hörprojekt, was manchem etwas verrückt vorkommen mag: eine chronologische Erarbeitung der Operngeschichte. Als Grundlage dient mir dabei Ulrich Schreibers fulminanter "Opernführer für Fortgeschrittene". Begleitend zur Lektüre versuche ich möglichst viele der dort beschriebenen Komponisten und Werke auch zu hören. Da bei Opern das szenische Element für mich unverzichtbar ist, verwende ich dazu wenn immer möglich DVD- oder BluRay-Aufzeichnungen von Aufführungen. Nur wenn solche nicht vorhanden sind und ich ein Werk unbedingt kennenlernen möchte, kommt auch einmal eine CD in den Player. Da Opern zeitraubende Angelegenheiten sind und ich nebenher auch noch vieles andere höre, ist der Fortgang entsprechend langsam: Nach den Anfängen (Peri, Caccini, Cavalieri, Gagliano) und den Venezianern Monteverdi, Cavalli und Cesti sowie Steffani und Biber bin ich nun bei der französischen Barock-Oper angelangt, wo Lully für mich eine echte Entdeckung war, denn ich kannte ihn bislang kaum. Gerade stehen Charpentiers "Médée" und "David et Jonathas" auf dem Programm, dann geht es weiter mit Rameau.


    Bei dem Tempo und der Zahl der anzuhörenden Opern dauert es wahrscheinlich Jahrzehnte, bis ich im 20. Jahrhundert angekommen bin...

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Ich bin im Augenblick in der Situation theoretisch alle Zeit der Welt zu haben - aber eben nur theoretisch, Gerade wenn man sie hat heht man recht grißzügig damit um - oder weniger fein ausgedrückt - man verschwendet Zeit. Ich habe derzeit geschätze 500 CDs (die Operngesamtaufnahmen nicht mitgerechnet), die noch nicht gehört sind. Dabei teilweise sehr exotisches Material, daß ich zu threads verarbeiten möchte. Dies ersetzt mir das "Opfer", das der KSM angesprichen hat. In meiner Jugend habe ich auch immer mit einer Bezugsperson Klassik gehört - inzwischen ist das aber Geschichte.
    Das momentane Problem ist, daß ich zu viele Pläne habe - und zudem noch unter Stimmungsschwankungen leide - kurz gesagt oft will ich GAR NICHTS hören. Indes hat mir da (noch nicht abgeschlossene) RAFF -Projekt viel Freude gemacht. Schostakowitsch ist zu erledigen und auch Tanejew und Glasunov. Ich habe vor mioch ein bisschen mit Sibelius zu befassen.
    Ebenso Graener , sowie die Sinfonischen Dichtungen von Franz Liszt. Der Jammer dabei ist, daß die genannte Komponisten nicht unbedingt mein Lieblingsrepertoire sind. Warum höre ich sie dann überhaupt ? -Die Antwort ist einfach - sie sind ein Stück Musikgeschichte - und die Musik INTERESSIERT mich. Der "Lustgewinn" ist ein anderer als bei Mozart, Haydn, Pleyel etc - aber er ist vorhanden. Mit den Opern geht es mir wie Gombert, wobei ich als Schwerpunkt den (oft unbekannten ) Belcanto habe. Das wirs sich aber voraussichtlich - venn ich es erlebe - erst 2016 oder 2017 in Angriff nehmen lassen.
    Das Schreiben im Forum über das Gehörte ist zwar nicht immer ein Vergnügen, artet gelegentlich zur Arbeit aus, aber es hat zur Folge, daß man intensiver hört und sich zudem oft in einschlägiger Literatur (oft genug ist die erbärmlich - oder nicht vorhanden)vorab informiert....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich muß schon in meinem Beruf reichlich "strukturiert" sein, bei meinem Hobby will ich jetzt nicht auch noch eine Liste "abarbeiten".


    Ich habe hier so manches rumstehen, das ich noch gar nicht gehört habe, aber die Chance, daß es je gehört wird, ist auch nicht besonders groß. Ich entscheide von Abend zu Abend je nach Laune:
    - Tamino-Empfehlungen und youtube
    - gespeicherte CDs, die ich noch nicht genügend gewürdigt habe
    - schon gehört, aber so gut, daß man es noch öfters hören könnte
    - steht hier ungehört rum


    Oft stelle ich aus dem vorhandenen guten Material einfach eine neue CD zusammen, die dann im Auto verwendet wird, oder auch gar nicht (das Zusammenstellen macht mir schon großen Spaß). Alles in allem höre ich bestimmt zu 95% Musik, die ich vorher schon gehört habe und zu max. 5% Musik, die ich zum erstenmal höre. Und das geht dann auch eher in Richtung Barock und nicht Mozart oder Beethoven, was möglicherweise sogar bedauerlich sein könnte...