Alexander Moyzes - der slowakische Symphoniker

  • Die letzte Erwähnung von Alexander Moyzes (1906-1984) im Forum liegt schon einige Jahre zurück, nach Anhörung seiner hervorragenden 11. Symphonie will ich ihn hier mal wieder ins Bewusstsein rücken. Moyzes war der führende Symphoniker seines Landes und hat insgesamt 12 Symphonien komponiert. Er war auch an zentraler Stelle im slowakischen Musikleben tätig, als Lehrer, Komponist und Organisator. Dies war sicher nur möglich durch Arrangement mit dem kommunistischen Regime. Insofern wird die Musik des Komponisten auch dem "sozialistischen Realismus" zugeordnet. In der 11. Symphonie hört man aber überhaupt nichts Banales oder Pompöses, sondern sehr viel Eigenständiges. Die Tonsprache dieses 1978 komponierten Werkes ist gemäßigt modern und die 11. zeichnet sich durch große kompositorische Meisterschaft aus. Macht jedenfalls Neugier auf die anderen Werke. Alle 12 Symphonien wurden auf dem Marco Polo Label eingespielt und sind bei einem Werbepartner noch verfügbar. Es stellt sich aber die Frage, wie lange noch? Deshalb werde ich mir in den nächsten Wochen die fehlende Teile kommen lassen und berichten. Das Slovak RSO unter Ladislav Slovak klingt alles andere als provinziell.


  • Der Vollständigkeit, zumindest der Erweiterung wegen, möchte ich auf die Einspielung der vier Streichquartette des Komponisten hinweisen. Leider kann ich das Coverbild meiner beiden CD im Internet nicht finden und hier abbilden; vermutlich sind diese ebenfalls bei unseren Werbepartnern nicht mehr verfügbar.


    Schade eigentlich, sind die Quartette doch ebenfalls hörenswert, am meisten nach meinem Geschmack das vierte. Auf einer der beiden CD ist auch das zweite Streichquartett von "Mikulas Moyzes", dem Vater Alexanders, eingespielt. Die Quartette werden vom "gleichnamigen " solwakischen Moyces Quartet" für die Firma "Opus" ganz gut eingespielt.


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Leider kann ich das Coverbild meiner beiden CD im Internet nicht finden und hier abbilden; vermutlich sind diese ebenfalls bei unseren Werbepartnern nicht mehr verfügbar.

    Beim Fluss sind beide CDs noch erhältlich, die Bilder lassen sich aber nicht hochladen. a und b. Habe ich leider noch nicht. :(


  • Das Erstlingswerk des 23-jährigen von 1929 kann sich mehr als hören lassen, ich finde es sogar ziemlich stark. Der Einfluss von Gustav Mahler ist nicht zu überhören, auch Roussel ist nicht weit weg (dessen 3. Symphonie aber auch erst 1929 komponiert wurde). Die vier symphonischen Standardsätze erstrecken sich über 41 min und enthalten viel Eigenes, das Adagio und vor allem sein Ausklang mit Celesta ist sehr eindrucksvoll. Das wird wohl eine spannende Entdeckungsreise.


  • Die 2. Symphonie von 1932/41 ist im Ton deutlich geschärfter. Der Einfluss von Mahler tritt in den Hintergrund und zeitgenössische Kollegen vor allem Prokofieff treten als Einflüsse nach vorne. Mit dessen 2. Symphonie von 1924/25 teilt sich dieses Werk auch die zweisätzige Struktur. Ganz so radikal wie Prokofieffs 2. ist die von Moyzes aber nicht, die ruhigeren Passagen sind immer noch spätromantisch geprägt. Die Musik erinnert eher an den späteren Prokofieff (5.-7. Symphonie), was natürlich die interessante Frage aufwirft, ob Prokofieff die Werke vom Moyzes kannte. Möglicherweise lag dieser Stil zu komponieren aber auch einfach in den 30ern und 40ern in der Luft. Klar ist jedenfalls jetzt schon, dass Moyzes die Symphonik des 20. Jahrhunderts deutlich bereichert hat und das sein Werk mehr Aufmerksamkeit verdient, als ihm bisher zuteil wurde. Ich bin dabei die anderen Aufnahmen zusammenzukaufen, was gar nicht so einfach ist, da der Werbepartner z.B. nur noch CD-Rs davon anbietet. Ich tue mich also zwangsläufig auf dem Gebrauchtmarkt um.

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  • Inzwischen habe ich schon über die Hälfte der 12 Moyzes-Symphonien gehört und muss sagen, sie stellen einen wirklich gewichtigen Beiträge zur Symphonik des 20. Jahrhunderts dar. Mir ist noch keine untergekommen, wo ich sagen würde, na die ist aber schwach. Die 7. ist mit 42 min die längste und stellt eine Trauerarbeit über den Tod der Tochter dar. Sie beginnt mit einem sehr stimmungsvollen Pastorale (7:42), dann kommt ein recht kurzes Scherzo, sicher einem Volkstanz abgehört (5:05), gefolgt von zwei wesentlich umfangreicheren Sätzen, einem traurigen Largo (14:02) und einem Finale Allegro tempestoso, teils zornig, teils verhalten-optimistisch (15:20). Die 7. gilt als das Meisterwerk des Komponisten, die Musik ist unmittelbar verständlich.
    Leider ist diese Symphonie - wie derzeit die meisten anderen der Serie - nur als CD-R, download oder stream über die NML verfügbar. Es wird dringend Zeit, dass Naxos sie in sein CD-Programm übernimmt. Die Aufnahmen mit dem Slovak RSO unter Ladislav Slovak sind alle erstklassig.

  • Ich kannte diesen Komponisten nicht als einen solchen. Aber eine nach ihm benannte Halle, deshalb dachte ich, es sei der "Erfinder" dieser Halle:



    Ich staune ja immer wieder (bin da auch bestimmt nicht alleine auf weiter Flur!), was hier im Forum so alles zu lernen ist...


    :hello:

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    MUSIKWANDERER

  • Erfreulicherweise kommen die inzwischen weitgehend vergriffenen bzw überteuerten Symphonien von Alexander Moyzes jetzt bei Naxos wieder heraus. Ich halte diese Serie für noch bedeutender als die Symphonien von Laszlo Lajtha.