Fiori musicali – Blumen und Blüten in der Musik

  • Allerorten sprießt die Natur! In Salzburg blühen die berühmten Magnolienbäume am Makartplatz in vollster Pracht und ich habe sogar auf 1500m bereits ein Meer von Schneerosen gesehen !


    Entsprechend der Sehnsucht nach frischen Blüten werde ich manchmal etwas philosophisch: Nicht nur dass die bunten Blüten und Bäume die eigene Lebenskraft sowie das Schöne und Liebliche in uns anregen, sie erinnern uns auch daran, dass wir nun zu sehen bekommen, was im vergangenen Jahr gesät oder gepflanzt wurde. Und schließlich sind Blumen ja oft nur ein Zwischenstadium zum Erfolg: welche Früchte folgen, wird der Herbst weisen !


    Diese Frage möchte ich hier stellen:


    Wo kommen in der Musik Blumen und Blüten vor?
    Wo spielen sie eine Rolle?
    Werden sie vielleicht auch in Tönen beschrieben?
    In welchem (symbolischen) Sinne werden sie verwendet, wofür STEHEN sie?


    So wären einige über die Nennung von Werken hinaus gehende Erklärungen (oder subjektive Interpretationen) sehr wünschenswert !


    Ich freue mich auf viele Beiträge !


    Frühlingsgrüße,


    Bachiania

    Man sagt, wenn die Engel für Gott spielen, so spielen sie Bach, füreinander aber spielen sie Mozart.
    (Sir Isaiah Berlin)

  • Ich fange gleich mal an und beziehe mich auf den Titel dieses Threads:


    Fiori musicali ist der Titel einer Sammlung geistlicher Orgelmusik des italienischen Komponisten Girolamo Frescobaldi, erstmals gedruckt in Venedig, 1635. Dieses Werk erlangte hohe Berühmtheit und kann als eine der einflussreichsten Werksammlungen der europäischen Musik bezeichnet werden. Auch Johann Joseph Fux und Johann Sebastian bewunderten es sehr. Es enthält vier Messen, nur für Orgel. Die Kompositionstechnik ist sehr hoch polyphon ausgearbeitet, gleichzeitig klingt diese Musik einfach prächtig uns sinnlich !


    https://www.youtube.com/watch?v=2R24hEh5c5g


    Wieso das Werk als "Fiori musicali" bezeichnet wurde, ist nicht belegt. Vermutlich wollte man einen bunten Strauß an Stücken verschiedensten Charakters andeuten.

    Man sagt, wenn die Engel für Gott spielen, so spielen sie Bach, füreinander aber spielen sie Mozart.
    (Sir Isaiah Berlin)

  • Und hier noch ein "Blumenrätsel": (Keine Sorge, die Antwort findet ihr sicher, und wenn nicht, löse ich es gerne auf !)


    In welcher Oper spielt eine Blume (Blüte) eine inhaltstragende Rolle ? (Achtung: die Blume kommt NICHT im Namen der Oper vor) ! Welche Blüte ist es ? ?(?(?(:)

    Man sagt, wenn die Engel für Gott spielen, so spielen sie Bach, füreinander aber spielen sie Mozart.
    (Sir Isaiah Berlin)

  • Da fällt mir als erstes Carmen ein - die Blume, die Carmen Don Jose zuwirft, leitet ja das ganze Desaster ein.


    Und auch wenn die Blume im Titel vorkommt - die Rose im "Rosenkavalier" ist ja auch nicht unwichtig, denn ohne sie hätten sich Sophie und Oktavian möglicherweise nie kennengelernt.


    Adriana Lecouvreur wird mit vergifteten Veilchen ins Jenseits befördert.


    Viele Grüße


    Mme. Cortese :hello:

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Ich würde dabei an La Traviata denken, bei der es um eine Camelie geht. Der zugrunde liegende literarische Stoff nannte die Protagonistin auch Cameliendame.



    Liebe Grüße


    Portator

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  • Bingo !!! :):):)


    :jubel::jubel::jubel:


    Ich dachte an Traviata. Aber die Lösung mit Carmen hat auch ihre Berechtigung !

    Man sagt, wenn die Engel für Gott spielen, so spielen sie Bach, füreinander aber spielen sie Mozart.
    (Sir Isaiah Berlin)

  • Dann möchte ich den Namen des Autors, der hier noch nicht genannt wurde und dessen Roman einer der ersten war die ich mir gekauft habe, zusammen mit Victor Hugos "Glöckner von Nôtre Dame", Alexandre Dumas d. J., der diesen Roman 1848 unter dem Originaltitel "La Dame aux Camelias" veröffentlicht hat. Ich habe ihn allerdings in deutscher Sprache gelesen.


    Die Traviata ist meine Lieblingsoper Verdis, und die erste Einspielung, die ich mir auf CD zulegte, ist diese, und sie gehört heute noch zu meinen Lieblingseinspielungen:


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Eine superschwere Frage schließt sich an, wenn es um dieses Werk geht:

    Es geht um eine relativ unbekannte Blume, und darum, dass man nicht nur die Blume, sondern sich selbst auch an seine(n) Liebste(n) verschenkt.


    Liebe Grüße


    Willi :D

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Das letzte Exemplar dieser Blume wird mehrfach von einer Lady besungen, die sich auf den Markt von Richmond verirrt hat.


    Viele Grüße


    Mme. Cortese

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • So ist es, liebe Mme. Cortese.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Schenkt man sich Rosen im Tirol,
    Weisst du, was das bedeutet wohl?
    Man schenkt die Rosen nicht allein
    Man gibt sich selber mit auch drein!
    Meinst du es so? Verstehst du mich?
    Meinst du es so, dann Liebste, sprich!
    Meinst du es so, dann tröste mich,
    Gib mit der Rose mir auch dich!


    Carl Zeller: Der Vogelhändler

    mfG
    Michael

  • Paul Hindemith
    komponierte das Oratorium "Als Flieder jüngst mir im Garten blüht - Ein Requiem für die, die wir lieben".
    Es wurde 1946 in New York mit Robert Shaw uraufgeführt.
    40 Jahre später (1986) spielte Shaw das Werk für diese Telarc-CD ein.

    mfG
    Michael


  • Der Geist der Rose


    Blick’ auf, die du in Traumes Schoße
    Die seid’ne Wimper niederschlugst,
    Blick auf! Ich bin der Geist der Rose,
    Die auf dem Ball du gestern trugst.


    Kaum gepflückt hast du mich empfangen,
    Von Perlen noch des Taus bekränzt,
    Und des Nachts bei Festesprangen
    Hab’ an deiner Brust ich geglänzt.


    O du, die Schuld an meinem Lose,
    Die mir den Tod gegeben hat,
    Allnächtlich kommt der Geist der Rose,
    Tanzet um deine Lagerstatt;
    Doch sei nicht bang, dass Ruh’ mir fehle,
    Dass Totenmessen mein Begehr.
    Dieser Dufthauch ist meine Seele,
    Und aus Eden komm ich her.


    Süß war, wie mein Leben, mein Scheiden,
    Für solch’ ein Los ist Tod Gewinn.
    Manch’ Herz mag mein Geschick beneiden;
    An deinem Busen starb ich dahin,
    Und auf mein Grab schrieb mit Liebesgekose
    Eines Dichtermundes herzinniger Kuss:
    „Hier ruht eine Rose,
    Die jeder König meiden muss.“


    Schöne Grüße
    Holger

  • Nimm hin des Freundes Gabe,
    Geweihet, keusch und rein!


    Mit diesen Worten übergibt ein frommer Mann einer Jungfrau einen Strauß weißer Rosen, der später in der sehr bekannten Oper eine wichtige Rolle spielt. Diese Szene wird aber so gut wie immer in der Oper gestrichen. Welche Oper ist gemeint?


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Die weißen Rosen werden im weiteren Verlauf der Oper zu einem Jungfernkranz gewunden.

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

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  • Jetzt dämmert es sogar mir als Nicht-Opernkennerin... Denn Jungfernkranz kenne sogar ich! Deutsche Romantik?

    Man sagt, wenn die Engel für Gott spielen, so spielen sie Bach, füreinander aber spielen sie Mozart.
    (Sir Isaiah Berlin)

  • Einen ganzen Blumenstrauß findet Klara bei der Zuckerfee...


    Und ein junger Mann möchte seine Liebste mit einem Kranz aus den Blüten einer Obstsorte schmücken.

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Morgenrot schon erglüht,
    Und der Fliederbusch blüht,
    Und ich atme so frisch Morgenwind;
    Nach dem schattgen Gebüsch,
    Das von Tautropfen frisch,
    Schau ich, ob dort mein Glück ich nicht find...


    Ja, des Glücks gibt's nicht viel,
    Und doch ist's aller Ziel,
    Doch das meine ist dort auf dem Strauch,
    Wo im duftigen Grün
    Lila Trauben erblühn,
    Und mein armes Glück blühet da auch...


    Ekatarina Andreyevna Beketova (1855-1892)



    Die Klavier-Transkription:




    Schöne Grüße
    Holger

  • Zitat

    Mme. Cortese: Richtig :jubel::jubel::jubel:

    Schieß nicht Max, ich bin die Taube!


    Liebe Grüße


    Willi

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Mir fiel doch noch ein Stück ein, das aus einem Zyklus stammt, in dessen Focus der Vertreter eines Berufes steht, der mit dafür sorgt, dass wir alle nicht verhungern. Und in zwei Liedern dieses Zyklus, deren Nummerierung ein Vielfaches von "3" ist, ist von Blumen die Rede. In dem kleineren von beiden Vielfachen wird eine Blume zuerst beschrieben, dann ein wenig indirekt auch genannt.


    Wie heißt das Lied, die Blume, der Zyklus und der Komponist, und von welchem Sänger hört Ihr es am liebsten?


    Liebe Grüße


    Willi :)?(

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ja, liebe Mme.Cortese,


    nachdem du so schnell die richtige Antwort hattest, obwohl man den eigentlichen Text der Übergabe der weißen Rosen ja kaum kennt, weil diese Szene meist ausfällt, habe ich nun auch schnell eine Antwort zu deiner Frage: Leider muss dieser junge Mann, der das "in einer Mondnacht im April" tut, dennoch auf seine Liebste verzichten, denn ihre Welten sind zu verschieden, und "wie's da drin aussieht, geht niemand was an".


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Meine liebste Blume in der Oper ist diese:
    Arabella: "Die schönen Rosen! Hat die ein Husar gebracht?"


    Bei Strauss darf natürlich auch das künstliche Exemplar dieser Blume mit einem Tropfen Rosenöl darin nicht unerwähnt bleiben.


    "Was duftet doch der Flieder": Ich kenne kaum eine andere Musik, aus der es wirklich so duftet wie aus dem Beginn dieses nächtlichen Monologs des Hans Sachs im zweiten Aufzug der "Meistersinger". Ansonsten hat es Wagner nicht so mit Blumen in seinen Bühnenwerken. Selbst im "Siegfried" ist Natur immer nur Anlass zur Selbstbeschau. "Parsifal" ist da ein ganz besonderer Fall. Dort sind die Blumen Teufelswerk, um erst im Karfreitagzauber einen Teil ihrer Unschuld zurück zu gewinnen. Dafür entschädigt er mit den "Wesendonck-Liedern".


    Der Kosmos der Kunstlieder ist voll von Blumen. Sie sind eine der am häufigsten bemühten Metaphern. Da kommt alles vor - von Reseden über Nachtviolen bis hin zu den Veilchen. Eines der betörendsten Rosenlieder hat Johannes bereits weiter oben genannt: "Le spectre de la rose" von Berlioz. Nur würde ich nicht unbedingt Jessye Norman damit hören, lieber Bidu Sayoa oder Eleanor Steber. Bei Franz Schubert vertrocknen die Blumen, kommen nur noch als Traum vor um schließlich ganz zu ersterben ("Schöne Müllerin" und "Winterreise").


    Versöhnlicher klingt es hier, in ein einem der "Vier letzten Lieder" von Strauss: "September" (Text: Hermann Hesse)
    Der Garten trauert,
    kühl sinkt in die Blumen der Regen.
    Der Sommer schauert
    still seinem Ende entgegen.
    Golden tropft Blatt um Blatt
    nieder vom hohen Akazienbaum.
    Sommer lächelt erstaunt und matt
    In den sterbenden Gartentraum.
    Lange noch bei den Rosen
    bleibt er stehn, sehnt sich nach Ruh.
    Langsam tut er
    die müdgeword'nen Augen zu.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Willi,


    kann es sein, dass nämlicher Komponist ber dasjenige Lied mit der höheren Nummer eine Serie von sehr beliebten Variationen für Flöte und Klavier geschrieben hat?


    Liebe Mme Cortese,


    Die Zuckerfee ist ein sehr eindeutiger Hinweis auf jenes Stück, das ich bereits im Sinn hatte als ich dieses Thema eröffnete. Ein immer wieder herrliches Stück Musik !


    https://www.youtube.com/watch?v=iOY1SXFwdNw



    Jedoch um das zweite Rätsel zu lösen (die Mondnacht im April), musste ich googeln. Und das gilt definitiv NICHT. Also scheide ich als Wissender aus und überlasse diese Frage jenen Kollegen, die sowieso viel mehr von der Materie verstehen!



    Ich jedoch habe auch noch eines anzubieten:


    Hier ist nicht die Frau, sondern der Mann derjenige, dem (auch mit Hilfe von Blumen) die Unschuld geraubt werden soll. Jedoch gelingt dieser verwegene Plan nicht...



    Und Holger,


    unfassbar, welche Außergewöhnlichkeiten du uns herzauberst! Ich habe beide Werke angehört. Der Hindemith hat mich doch, obwohl ein interessantes Werk, etwas traurig gestimmt, wogegen ich mit einem Klaviertrio Haydns wirkte. Und den Berlioz muss ich wohl vor Jahrzehnte einmal in einem Konzert gehört haben. Ein wunderschönes Lied, wie ich finde. Danke!

    Man sagt, wenn die Engel für Gott spielen, so spielen sie Bach, füreinander aber spielen sie Mozart.
    (Sir Isaiah Berlin)


  • Richard Wagner - Parsifal
    2. Akt - Parsifal und die Blumenmädchen.


    Blumenmädchen: "Komm', komm', holder Knabe!
    Komm', komm'! Laß mich dir blühen!
    Holder Knabe, dir zu Wonn' und Labe
    gilt mein minniges Mühen!"

    mfG
    Michael

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  • Da muß ich dann doch aus dem Rahmen gleiten und


    Wenn der weiße Flieder wieder blüht


    hier einfügen. Eine wunderschöne Schnulze, zu Herzen gehend, die Tränen hervorbringend und zu immerwährenden Schluchzern führend. Die junge Romy und der junge Götz in ihren ersten Filmrollen...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Liebe Bachiana,


    "Von Apfelblüten einen Kranz, legt ich der Lieblichen vor's Fenster, in einer Mondnacht im April". Nun ja, die Operette von Franz Lehar gehört vielleicht nicht so sehr in dein Interessengebiet. Den Titel verrate ich noch nicht, aber den wissen jetzt wohl die meisten.
    Wer viele Blumen und Blüten sucht, kann sie bei Robert Stolz finden
    Bekannt ist seine Operette "Wenn die kleinen Veilchen blühen" und Lieder wie "Im Prater blüh'n wieder die Bäume", "Salome, schönste Blume im Morgenland" oder "Auf der Heide blüh'n die letzten Rosen".
    Wenig bekannt dürfte sein, dass er auch eine Oper "Rosen der Madonna" geschrieben hat.
    Und sicher in diesen Rahmen gehört auch Johann Strauß mit dem Walzertitel "Rosen aus dem Süden", oder hast du nur Stücke gemeint, in denen Blumen auch im Text besungen werden?


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Wolfgang Amadeus Mozart hat in seinem Lied "Das Veilchen" KV 476 das Gedicht Johann Wolfgang von Goethes vertont.


    Ein Veilchen auf der Wiese stand,
    Gebückt in sich und unbekannt;
    Es war ein herzig's Veilchen.
    Da kam ein junge Schäferin
    Mit leichtem Schritt und muntrem Sinn
    Daher, daher,
    Die Wiese her, und sang.


    Ach! denkt das Veilchen, wär ich nur
    Die schönste Blume der Natur,
    Ach, nur ein kleines Weilchen,
    Bis mich das Liebchen abgepflückt
    Und an dem Busen matt gedrückt!
    Ach nur, ach nur
    Ein Viertelstündchen lang!


    Ach! aber ach! das Mädchen kam
    Und nicht in Acht das Veilchen nahm,
    Ertrat das arme Veilchen.
    Es sank und starb und freut' sich noch:
    Und sterb' ich denn, so sterb' ich doch
    Durch sie, durch sie,
    Zu ihren Füßen doch.


    Das arme Veilchen!
    Es war ein herzig's Veilchen.


    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Franz Schubert (1797-1828) hat ein Gedicht seines Freundes Franz von Schober 1823 vertont, das ebenfalls ein Veilchen, Viola besingt. Es trägt die Nummer 786 im Deutsch-Verzeichnis. Das Schneeglöcklein läutet fein in der Klavierbegleitung. Rose, Lilie, Tulpe und Hyazinthe werden im Liedtext auch erwähnt. (Botanisch betrachtet blüht die Rose selbstverständlich später im Jahreskreis.) Von der verschmähter Liebe und falschen Hoffnungen handelt der Liedtext.



    Viola


    Schneeglöcklein, o Schneeglöcklein,
    In den Auen läutest du,
    Läutest in dem stillen Hain,
    Läute immer, läute zu, läute immer zu!


    Denn du kündest frohe Zeit,
    Frühling naht, der Bräutigam,
    Kommt mit Sieg vom Winterstreit,
    Dem er seine Eiswehr nahm.


    Darum schwingt der goldne Stift,
    Daß dein Silberhelm erschallt,
    Und dein liebliches Gedüft
    Leis' wie Schmeichelruf entwallt:


    Daß die Blumen in der Erd'
    Steigen aus dem düstern Nest,
    Und des Bräutigams sich wert
    Schmücken zu dem Hochzeitsfest.


    Schneeglöcklein, o Schneeglöcklein,
    In den Auen läutest du,
    Läutest in dem stillen Hain,
    Läut' die Blumen aus der Ruh'!


    Du Viola, zartes Kind,
    Hörst zuerst den Wonnelaut,
    Und sie stehet auf geschwind,
    Schmücket sorglich sich als Braut.


    Hüllet sich in's grüne Kleid,
    Nimmt den Mantel sammetblau,
    Nimmt das güldene Geschmeid,
    Und den [Diamantentau]1.


    Eilt dann fort mit [ems'gen]2 Schritt,
    Nur den Freund im treuen Sinn,
    Ganz von [Liebesglut]3 durchglüht,
    Sieht nicht her und sieht nicht hin.


    Doch ein ängstliches Gefühl
    Ihre kleine Brust durchwallt,
    Denn es ist noch rings so still,
    Und die Lüfte weh'n [noch]4 kalt.


    Und sie hemmt den schnellen Lauf,
    Schon bestrahlt von Sonnenschein,
    Doch mit Schrecken blickt sie auf,
    Denn sie stehet ganz allein.


    Schwestern nicht, nicht Bräutigam,
    Zugedrungen! und verschmäht!
    Da durchschauert sie die Scham,
    Fliehet wie vom Sturm geweht.


    Fliehet an den fernsten Ort,
    Wo sie Gras und Schatten deckt,
    Späht und lauschet immerfort,
    Ob was rauschet und sich regt.


    Und gekränket und getäuscht
    Sitzet sie und schluchzt und weint,
    Von der tiefsten Angst zerfleischt,
    Ob kein Nahender [sich zeigt]5.


    Schneeglöcklein, o Schneeglöcklein,
    In den Auen läutest du,
    Läutest in dem stillen Hain,
    Läut die Schwestern ihr herzu!


    Rose nahet, Lilie schwankt,
    Tulp' und Hyazinthe schwellt,
    Windling kommt daher gerankt,
    Und Narciss' hat sich gesellt.


    [Als]6 der Frühling nun erscheint,
    Und das frohe Fest beginnt,
    Sieht er alle, die vereint,
    Und vermißt sein liebstes Kind.


    Alle schickt er suchend fort,
    Um die eine, die ihm wert,
    Und sie kommen an den Ort,
    Wo sie einsam sich verzehrt.


    Doch es sitzt das liebe [Herz]7
    Stumm und bleich, das Haupt gebückt,
    Ach! der Lieb' und Sehnsucht Schmerz
    Hat die Zärtliche erdrückt.


    Schneeglöcklein, o Schneeglöcklein,
    In den Auen läutest du,
    Läutest in dem stillen Hain,
    Läut Viola sanfte Ruh'.


    Die Abweichungen vom Originaltext sind hier erwähnt.


    1 Schubert: "Brilliantentau"
    2 Schubert: "mächt'gem"
    3 Schubert: "Liebesglück"
    4 Schubert: "so"
    5 Schubert: "erscheint"
    6 Schubert: "Da"
    7 Schubert: "Kind"

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Zitat

    Bachiania: Lieber Willi, kann es sein, dass nämlicher Komponist über das Lied mit der höheren Nummer eine Serie von sehr beliebten Variationen geschrieben hat?

    Das ist richtig, liebe Bachiania, aber ich suchte den Namen des Liedes mit der niedrigeren Nummer, zumal mir die "Trocknen Blumen" hier als Beispiel nicht geeignet schienen, auch wenn das Lied mir ein Höhepunkt des Zyklus ist, namentlich in der Interpretation von Fritz Wunderlich. Jedes Mal, wenn der Wonnemonat naht, höre ich mir dieses Lied wieder an und den übrigen Zyklus drumherum natürlich auch.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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