John Fernström - noch ein schwedischer Komponist

  • Die neue Lieferung an preisreduzierten BIS CDs beinhaltete u.a. eine CD mit der 12. Symphonie des schwedischen Komponisten John Fernström (1897-1961). Dieser Komponist wurde 1897 als Sohn eines Missionars in China geboren, der 1907 mit dem zehnjährigen Sohn nach Schweden zurückkehrte. In Malmö studierte er Violine und von 1916-32 spielte er im Helsingborger SO. Zusammen mit Max Schlüter studierte er in Kopenhagen weiter Violine und zwischen 1923 und 1932 auch Komposition. Ab 1930 studierte er das Dirigieren in Sondershausen. 1948 wurde er Direktor des Konservatoriums von Lund, das er es bis zu seinem Tod leitete.


    Fernström schrieb 12 Symphonien, Streichquartette, Konzerte für Klarinette und Fagott, sowie zwei Opern und zahlreichen Choral- und Vokalwerke.


    Seine 12. Symphonie wurde 1951 komponiert und war in seinem Heimatland ein ziemlicher Erfolg, sie wurde von mehreren Orchestern aufgeführt. Es gibt auch eine Einspielung unter der Leitung des Dirigenten (vermutlich noch mono). Die halbstündige Symphonie hat drei Sätze, wobei der erste mit 16 min der längste ist. Ein ziemlich pessimistisches Stück, was angesichts der Entstehungszeit auch nicht verwunderlich ist, wurde doch in dieser Zeit die Möglichkeit der endgültigen Auslöschung der menschlichen Kultur durch eine Atomkrieg allen bewusst. Bei mir läuft diese Art von Musik unter dem Begriff "Age of Anxiety" Musik. Die Musik ist tonal, aber z.T. recht dissonant und enthält eindrucksvolle Steigerungen von Brucknerschen Ausmaßen. Die langen Ecksätze werden von einem kurzen grimmigen Scherzo unterbrochen. Ein Stück, das neugierig macht auf weiteres des Komponisten, z.B. die ebenfalls bei BIS erhältliche 6. Symphonie.


    Die vier Lieder nach englischen Texten "Songs of the sea" sind wesentlich leichter gestrickt und werden von Miah Persson schön dargeboten. Die chinesische Rhapsodie ist wohl der Kindheit des Komponisten geschuldet. Hier werden einige typische chinesischen Motive in eine sehr leicht verständliche westliche Tonsprache eingebettet. Aufgrund der eingängigen Motive und der schlagwerklastigen Orchestrierung kann dieses viertelstündige Stück als eine gute Ergänzung von kindernaher Musik a la Peter und der Wolf oder Karneval der Tiere gelten.


    Der chinesiche Dirigent Lan Shui dirigiert in Schweden das Malmö SO.

  • Neben seinen 12 Symphonien hat John Fernström auch 8 Streichquartette geschrieben, von denen es immerhin 5 auf 2 CD gibt. Die vorliegende CD ist vom Neuen Vlach Quartett , der Nachfolgeformation zum klassischen tschechischenQuartett der 50-70er Jahre mit der Tochter Jana Vlachova als Primaria.


    Das fast halbstündige dritte Quartett ist von Spätromantik und Impressionismus geprägt und enthält einige recht schöne eingängie Passagen, speziell im ersten und dritten Satz. Der kurze zweite hängt allerdings ein bisschen durch. Untadeliges Quartettspiel.


  • Ich habe mir eben mal die zwölfte Sinfonie von John Fernström angehört und bin durchaus angetan. Sie ist typisch skandinavisch im Stil, schwankt jedoch deutlich zwischen Tradition und Moderne - eher wohl in die Moderne tendierend. Wie Du, lutgra, bereits zur 12. Sinfonie schriebst hat Fernström tatsächlich Talent große Steigerungen zu bauen, was zu wirklich eindrucksvollen Momenten führt. Insbesondere der 2. Satz Giga fantastica, der als Scherzo agiert, ist äußerst effektvoll in der Instrumentierung ( u.a. hat die Tuba ordentlich was zu tun ) und bietet sehr mitreißende Rhythmen die am Ende einfach nur noch laut sind und imponieren. Die Modernität zeigt sich eher in den langsameren Ecksätzen.


    Zuhause in Deutschland habe ich noch folgende - ungehörte - CD, die ich mir dann im Mai mal zu Gemüte führen werde.



    LG Christian

  • Veranlasst durch diesen Thread habe auch mir die in Beitrag Nr 1 abgebildete CD gekauft und bis vor wenigen Minuten gehört.
    Ich stand vor der Wahl entweder einigen Zeilen zu der bereits 2 mal vorgestellten Sinfonie Nr 12 zu schreiben oder eines der anderen Werke zu wählen. Schliesslich habe ich mich für die erstere Option entschieden.
    Fernströms letzte Sinfonie entstand 10 Jahre vor seinem Tode und war Carl Garaguly gewidmet. Im Beiheft werden Bezüge zu Berwald behauptet und zur Sinfonie Caesar Francks. Ich kann das nicht beurteilen, weil ich die beiden genannten zu wenig kenne - ein Manko das ich bei Gelegenheit korrigieren werde. Persönlich erinnerte das Werk mich stellenweise an Holsts Planeten. Beeindruckt hat mich die Instrumentation, die Kontraste zwischen verhalten-melancholischen - vereinzelt sogar düsteren Stellen und lautstarken rhytmischen Attacken die teilweise langsam aber unerbittlich kriegerisch, dann wieder vorwärtsdrängend und beinahe fröhlich klangen. Der Einsatz der Pauken ist sehr effektvoll..
    Vielleicht fehlt mir der melodische Aspekt -- ebenso wie der Wiedererkennungswert der Themen - indes ist das Werk dennoch als sehr einfallsreich und publikumswirksam zu sehen. Tonal - und doch nicht traditionell....
    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !