Hallo Taminos,
nun möchte ich Euch den vielleicht unbekanntesten der großen vier schwedischen Komponisten vorstellen. So befindet sich zwischen Hugo Alfvén, Wilhelm Stenhammar und Wilhelm Peterson-Berger ( man kann auch Allan Pettersson mit eingliedern ) auch ...
Ture Rangström
(1884-1947)
Ture Rangström wurde am 30. November 1884 als erstes Kind eines Lederhändlers in Stockholm geboren. 1894-1899 besucht er die allgemeine Schule im Stockholmer Stadtteil Östermalm bevor er an das bekannte Norra Latin Gymnasium wechseln, wo er bei Erik Åkerberg, einem Schüler Cesar Francks, den ersten Musikunterricht erhält und auch bald die ersten kleinen Lieder und Klavierstücke komponiert. Nach dem Examen 1903 geht er kurzzeitig zum Militär, beginnt aber bereits im November mit einem Kontrapunktstudium. Trotz seiner musikalischen Neigung versucht er zuerst ein "normales" Leben als Bankkaufmann, welches er jedoch kein Jahr später aufgibt um sich weiter der Musik zu widmen. Dafür reist er nach Deutschland wo er einige Stunden bei Hans Pfitzer und Julius Hey ( Gesang ) nimmt. Während dieses Aufenthalts erlebt er u.a. die Uraufführung von Strauß' Salome. 1906 reist er kurz nach Stockholm zurück und verlobt sich dort mit Lisa Hollender. Im kommenden Jahr komponiert er viel und wird vom Svenska Dagbladet als Kritiker angestellt. 1908 heiratet er Lisa und zieht in die Stockholmer Bastugatan; seine ersten Kompositionen erscheinen im Druck. Mittlerweile ist Rangström auch ein gefragter Gesangspädagoge, was ihm sehr zugutekommt, da die Zeitung seine Anstellung 1909 kündigt. Im selben Jahr entstehen seine ersten großen Orchesterwerke, so die Ballade für Klavier und Orchester sowie die sinfonische Dichtung Dityramb. In Kopenhagen trifft er den sehr inspirierenden August Strindberg, dem später einige Werke gewidmet sein werden. 1910 wird er Kritiker beim Stockholms Dagblad. Außerdem werden seine ersten Werke mit großen Erfolg in Göteborg und Stockholm uraufgeführt. Die kommenden vier Jahre sind äußerst produktiv und zahlreiche Lieder entstehen. 1914 verlässt er die Zeitung: Eine Kritik über die zweite Sinfonie Wilhelm Peterson-Bergers ( der selber der unfairste Kritiker der Zeit war ... ) wurde zum Eklat. Die freie Zeit nutzt er zur Vollendung seiner ersten Sinfonie August Strindberg in memoriam, die im folgenden Jahr unter seiner eigenen Stabführung uraufgeführt wird. Nach weiteren arbeitsreichen Jahren wird 1919 seine Oper Kronbruden nach August Strindberg in Stuttgart uraufgeführt. Auch vollendet er seine zweite Sinfonie Mein Land und gibt sein Debüt bei den Göteborger Sinfonikern. Diese ernennen ihn 1922 zu ihrem Chefdirigenten, womit Rangström die Nachfolge des bis heute verehrten Wilhelm Stenhammars antritt. Doch seine Zeit in Göteborg währt nicht lange. Die Kritik wirft ihm einen "grottigen Orchesterklang" sowie untragbare Tempi vor, weshalb sich das Orchester gezwungen sieht sich von Rangström 1925 nach 125 gemeinsamen Konzerten zu verabschieden. In diese Zeit fällt auch die Trennung von seiner Frau - es sind keine Kompositionen für das Jahr verzeichnet. Trotz des schlechten Rufs in Göteborg findet er eine Anstellung im Freizeitpark Liseberg in dem er über 50 populäre Konzerte dirigiert und auch in der Folgezeit wird Rangström als gefragter Gastdirigent aktiv. 1929 vollendet er seine 3. Sinfonie Lied unter den Sternen, welche 1930 vom Komponisten uraufgeführt wird. Die Jahre 1930 bis 1933 zeigen ihn als Kritiker, der auch einige Szenenmusiken schreibt. Seinen 50. Geburtstag 1934 nimmt er als Grund um sich ein Sommerhaus auf Törnsholmen in der Schärenküste zu errichten. Zwei Jahre später ist seine vierte und letzte Sinfonie Invocatio vollendet. Weitere Orchesterwerke und zahlreiche Dirigate, u.a. in Dresden folgen bis 1940. Im Dezember muss sich Rangström im Krankenhaus einer Strahlentherapie unterziehen, da ein Tumor in seiner Luftröhre entdeckt wurde. Er kündigt alle feste Anstellungen und lebt in weiser Vorraussicht seine letzten Jahre als freischaffender Komponist. Er beginnt mit der Arbeit zur Oper Gilgamensch. Sein 60. Geburtstag 1944 wird in Schweden mit zahlreichen Festvorstellungen gefeiert. Rangström arbeitet immer weiter am Gilgemensch, doch er schafft es nicht sein Werk zu vollenden. Er stirbt am 11. Mai 1947 an seiner Tumorerkrankung. Er wird auf dem Friedhof in Gryt, nur wenige Kilometer von seinem Sommerhaus, an der Schärenküste beigesetzt.
Rangströms Musik verlor zum Glück nie wirklich an Interesse, weshalb zahlreiche CD-Einspielungen ( u.a. CPO und Sterling ) vom Schaffen dieses nordischen Meisters zeugen. Er ist ganz dem spätromantischen Klangideal verpflichtet, ist aber weitaus expressiver als seine Zeitgenossen Alfvén oder Peterson-Berger. Er zeigt die Landschafts Schwedens von ihrer ursprunglichsten Seite - wild, kraftvoll, sphärisch. Seine Partituren gehören zu den farbenreichsten Werken Skandinaviens und schrecken auch vor grellen Orchestereffekten nicht zurück. In den weiteren Beiträgen werden die Werke Rangströms vorgestellt, wozu auch ihr herzlich eingeladen seid.
Beste Grüße aus Göteborg
Christian