Eugene Ormandy (1899 - 1985)

  • Ergänzend zum Thread über die "Hungarian Connection" hier ein eigener Beitrag zu dem ehemaligen Geigen-Wunderkind, der jahrzehntelang die amerikanische Musikszene mit beeinflusste:



    Ormandy, Eugene, eigentlich Jenö Blau- Ormándy, * 18.11.1899 Budapest; † 12.3.1985 Philadelphia,
    amerikanischer Dirigent ungarischer Herkunft.
    Sein Musikstudium absolvierte Ormandy an der Franz-Liszt-Akademie in Budapest. Dort machte er im Alter von elf Jahren bei Jenö Hubay sein Examen als Violinist. Mit siebzehn wurde er nach mehreren Tourneen Professor an seiner alten Hochschule. Er emigrierte 1921 nach New York und wirkte zunächst als Konzertmeister bei einem Theater-Orchester, das Stummfilme musikalisch untermalte.
    1924 begann in New York seine Dirigentenlaufbahn, die ihn über Minneapolis (1931) an das Philadelphia Orchestra führte, dessen ständiger Dirigent er 1936 wurde. Er leitete bis 1980 das Philadelphia Orchestra (danach wurde er zum Ehrendirigenten ernannt).
    Seine Neigung zu einem brillanten, virtuosen Orchesterklang bewährte sich am besten an spätromantischer und impressionistischer Musik.
    Unser Werbepartner jpc bietet z.Zt. eine 10-CD-Box mit frühen Aufnahmen zum Superpreis an - ein Schnäppchen für Einsteiger:


    Eugene Ormandy (10-CD-Box)
    Beethoven: Klavierkonzerte Nr. 3 & 4
    +Mussorgky: Bilder einer Ausstellung
    +Dvorak: Cellokonzert op. 104
    +Mahler: Symphonie Nr. 2
    +Schönberg: Verklärte Nacht op. 4
    +Miaskowsky: Symphonie Nr. 21 op. 51
    +Barber: Essay Nr. 1 op. 12
    +Bruckner: Symphonie Nr. 7
    +Sibelius: Symphonie Nr. 1;Lemminkäinens
    Rückkehr
    +Ravel: Klavierkonzert für die linke Hand
    +Rachmaninoff: Klavierkonzerte Nr. 1 & 3
    +Strauss: Don Quixote;Sinfonia domestica
    +Tschaikowsky: Klavierkonzert Nr. 1; Symphonie Nr. 6
    +Brahms: Konzert für Violine & Cello op. 102
    +Grieg: Klavierkonzert op. 16
    +Griffes: The Pleasure Dome of Kubla Khan

    Rachmaninoff, Casadesus, Arrau, Piatigorsky,
    Minneapolis Orchestra,
    Philadelphia Orchestra,
    Dir.: Ormandy
    Label: Doc, ADD/m, 1934-1949


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Danke, lieber Harald, für diesen längst überfälligen Thread!


    Da brauchte es zehn Jahre Tamino Klassikforum, damit Ormandy hier ein eigenes Thema im Dirigentenforum erhält. Spricht das bereits Bände? Angesichts seiner Bedeutung ist es eher ein Armutszeugnis, erhielten hier doch schon wahrlich unwichtigere Dirigenten vor geraumer Zeit ihre Threads.


    Ich will hier auf die Schnelle nur auf eine legendäre Aufnahme verweisen:


    Sibelius: Symphonie Nr. 2
    Philadelphia Orchestra
    Eugene Ormandy
    Aufnahme: Broadwood Hotel, Philadelphia, 17. März 1957


    Es handelt sich m. W. um die erste Stereoaufnahme. Sie entstand noch kurz vor dem Ableben des Komponisten, der Ormandy sehr schätzte und mit ihm auch befreundet war.


    "[...] eine sehr gute und extrem einfallsreiche Version [...] das Orchester ist in großartiger Form [...]" — musicweb-international.com


    "Die Version für die einsame Insel": Ormandy (1957). Dies ist Sibelius' "große" Symphonie: nicht nur seine längste, sondern auch diejenige mit den ausladensten Ausdrücken, und die einzige mit einem definitiv triumphalen Ende. Ihr mag kein eigentliches Programm zugrunde liegen, worauf Sibelius beharrte, doch sie suggeriert mit Sicherheit eine musikalische Reise vom Ländlich-Pastoralen über einen Existenzkampf bis hin zum Triumph. Es braucht nicht viel "Gezwitschere"; das Drama und die Schönheit sind eingebaut. Diese frühe Stereo-Version ist ein klassischer Ormandy: breit und mächtig, jedoch mühelos. Die Bläsersolos, von John de Lancies Oboe bis hin zu Samuel Krauss' Trompete im langsamen Satz, sind hinreißend." — classicalmusicguide.com


    Nicht zu verwechseln mit der 1972er Neuauflage, die auch sehr gut ist, aber leider tontechnisch zu Übersteuerungen an lauten Stellen neigt:


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Auf Geheiß Joseph II. , verkündet im "Hungarian Connection" - thread, habe ich mir noch einmal einige Sinfonische Dichtungen sowie die 7. Sinfonie "zugeführt". "Finnlandia" und "Karelia-Suite" profitieren vom üppigen Orchesterklang und sind insgesamt gelungen. "Pohjolan tytär" schien mir zunächst eine hervorragende Aufnahme zu sein, über die Gesamtstrecke manifestiert sich aber in einigen Abschnitten mMn zu viel Behäbigkeit und "plodder".


    "Breit...und mühelos" beschreibt der von Josef II. zitierte guide die Aufnahme der 2. Sinfonie. Dies ließe sich auch auf die 7. übertragen. Wahrscheinlich liegt nicht zuletzt hierin mein Problem. Gediegen, breit, solide fließt die Sinfonie dahin, getragen von einem sehr guten Orchester. Doch ist sie nicht, gemeinsam mit der 6. und "Tapiola", Teil eines Alterswerkes, in dem sich Sibelius immer radikaler auf seine eigene "Essenz" (die nicht "Üppigkeit" genannt werden kann) reduziert? Kajanus dirigiert wesentlich schneller und "asketischer". Kusewitzki gibt dem Werk eine Dringlichkeit, von der Ormandy nichts ahnen läßt. Sanderling verwendet ähnliche Tempi, eine ähnlich Grunddisposition, hat ein Philadelpha nicht ebenbürtiges Orchester und vermittelt doch größere Intensität. Auch Bernstein oder Barbirolli klingen eben nicht "mühelos".


    Die zweitälteste Ormandy-Aufnahme der 1. Sinfonie schien mir vielversprechend, einerseits als "Jugendarbeit" (des 42-Jährigen...), andererseits wegen der Tschaikowskynähe. Leide findet man hier widerum Manierismen, die den späteren Einspielungen abgehen. Wer's aber mag: Sibelius à la Mengelberg mit einem Post-Stokowski-Orchester.

  • Sehr neugierig geworden auf den Sibelius von Ormandy, fällt mir diese 3-CD-Ausgabe ins Auge: Weiß jemand, was drauf ist? Über Hinweise würde ich mich sehr freuen und danke im Voraus.



    LG Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Sehr neugierig geworden auf den Sibelius von Ormandy, fällt mir diese 3-CD-Ausgabe ins Auge: Weiß jemand, was drauf ist? Über Hinweise würde ich mich sehr freuen und danke im Voraus.



    LG Rheingold


    Lieber Rheingold,


    laut dem japanischen Amazon befinden sich in der Box:


    Disc 1: Symphonie Nr. 1, Violinkonzert
    Disc 2: Symphonien Nr. 2 & 7
    Disc 3: Finlandia, Valse triste, Der Schwan von Tuonela, Karelia-Suite, En Saga, Finlandia (Chorversion)


    Es fehlen also offensichtlich die Aufnahmen der 4. und 5. Symphonie (70er). Die 2. und 7. nahm er zweimal auf, wobei hier nicht ganz klar ist, welche enthalten sind.


    Die 4. und 5. sind seit langem nur schwer erhältlich, was verwunderlich ist, gelten sie doch mit als die besten Einspielungen dieser Werke:



    Liebe Grüße
    Joseph

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Danke, lieber Joseph II. für die prompte Antwort. Nun bin ich im Bilde.


    Die 4. und 5. Sinfonie konnte ich mir eben schon mal als MP3 bei Amazon herunterladen - und zwar in der Naxos-Ausgabe, die als Jahreszahl für die Einspielung 1954 nennt. Besser als nichts! Die dunklen Streicher mit dem Cello zum Beginn der 4. sind wunderbar.


    LG Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • "Breit...und mühelos" beschreibt der von Josef II. zitierte guide die Aufnahme der 2. Sinfonie. Dies ließe sich auch auf die 7. übertragen. Wahrscheinlich liegt nicht zuletzt hierin mein Problem. Gediegen, breit, solide fließt die Sinfonie dahin, getragen von einem sehr guten Orchester. Doch ist sie nicht, gemeinsam mit der 6. und "Tapiola", Teil eines Alterswerkes, in dem sich Sibelius immer radikaler auf seine eigene "Essenz" (die nicht "Üppigkeit" genannt werden kann) reduziert? Kajanus dirigiert wesentlich schneller und "asketischer". Kusewitzki gibt dem Werk eine Dringlichkeit, von der Ormandy nichts ahnen läßt. Sanderling verwendet ähnliche Tempi, eine ähnlich Grunddisposition, hat ein Philadelpha nicht ebenbürtiges Orchester und vermittelt doch größere Intensität. Auch Bernstein oder Barbirolli klingen eben nicht "mühelos".


    Hallo Gombert,


    Du hast mit deinen Worten genau das ausgedrückt, was auch mir bei Ormandy´s Aufnahme von CBS 1957 deutlich so empfinde. Die Dringlichkeit vermisse ich ebenfalls deutlich in der Sinfonie Nr.2 und war daher bereits vor längerer Zeit verwundert, dass Josef diese Ormandy-Aufnahme so besonders stark herausstellte ..., und dann mitteilte, dass ihm ausgerechnet bei der Bernstein-Aufnahme (SONY) "etwas fehlt" - und gerade die hat die gewünschte Dringlichkeit und Intensität in hochemotionaler "teletontauglicher" Form.
    Die Sinfonie Nr.7 gefällt mir ungleich besser mit Ormandy auf gleicher SONY_CD.


    Hervorzuheben ist aber die ausgezeichnet gelungene CBS-Klangtechnik, die nie an eine Aufnahme von 1957 denken lässt. Ich hab diese in Beitrag 2 von Josef gezeigte SONY-CD (oben) jedenfalls gegen die RCA-CD (unten) von 1972 ausgetauscht (EBAY war der Abnehmer), denn hier fehlt mir die Dringlichkeit und Intensität noch mehr (von "sehr gut" würde ich hier keinesfalls mehr sprechen).

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Aufgrund von



    verbinde ich Ormandy immer mit Stern (oder umgekehrt ...). Hier schöpfen zwei hochrangige Interpreten einfach so aus dem Vollen, dass diese Einspielung eigentlich in diesen Thread gehört.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Leider ist Eugen Ormandys unermütlicher Einsatz für zeitgenössische Musik bisher von der CD-Industrie überhaupt nicht gewürdigt worden.


    Ein Beispiel ist die Aufnahme der zwei Symphonien des inzwischen fast komplett vergessenen armenisch-amerikanischen Komponisten Richard Yardumian (1917-1985). Diese Musik ist anzusiedeln zwischen amerikanischer Symphonik a la William Schuman und Roy Harris, Leonard Bernstein und Alan Hovhaness. Die zweite "Psalmen"-Sinfonie ist m.W. die einige Symphonie, bei der ein Attsolo praktisch über alle Sätze dominiert teils sogar ohne Orchester. Ein sehr eindrucksvolles Stück von der amerikanischen Altistin Lili Chookasian (die auch Bruno Walter sehr schätzte) tief anrührend gesungen. Die musikalische Gesangslinie erinnert an entsprechende Stücke von Benjamin Britten. Wo bleibt die CD?



    ÜBRIGENS, DIES IST MEIN 1000STER BEITRAG. :D

  • Ormandy war ein hervorragender Prokofieff-Dirigent, wo sind die Spitzenaufnahmen der 4. und 6. Symphonie abgeblieben?


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  • Ormandy war ein hervorragender Prokofieff-Dirigent, wo sind die Spitzenaufnahmen der 4. und 6. Symphonie abgeblieben?


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    Hier als CD erhältlich (scheinbar Japan-Import):



    Der Preis geht für 3 CDs m. E. in Ordnung.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Joseph


    Danke für den Hinweis, wurde ja auch Zeit. Aber, wieso sind die nicht in der Box mit den Werken des 20. Jahrhunderts?


  • Aber, wieso sind die nicht in der Box mit den Werken des 20. Jahrhunderts?


    Lieber lutgra,


    vielleicht aus demselben unerfindlichen Grund, wieso die Aufnahme von Sibelius' 2. Symphonie in der bald erscheinenden Warner-Box über Sir Malcolm Sargent fehlt (Nr. 1 und 5 sind enthalten). :D

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Nachdem ich jetzt in diese Box gehört habe, denke ich sagen zu können, dass Ormandy auch ein herausragender Interpret von Tschaikowskij war. Natürlich kannte ich schon davor einiges: Die Ballett-Auszüge sowie die alte 50er-Jahre-Aufnahme der "1812"-Ouvertüre (mit englischem Chor; hier nicht enthalten). Absolut gelungen sind, wie teleton bereits andernorts feststellte, die Symphonien Nr. 1—3. Bei Nr. 4—6 ist die Konkurrenz naturgemäß größer, aber auch hier liefert Ormandy sehr gute Einspielungen ab. Die "7. Symphonie" dürfte die Referenzaufnahme sein. Zumindest zur Spitzengruppe gehört auch die "Manfred"-Symphonie. Die "1812"-Ouvertüre, die hier enthalten ist, benutzt die Version von Igor Buketoff, also mit russischem Chor und Zarenhymne am Ende. Sehr spektakulär. "Romeo und Julia" und "Francesca da Rimini" auch sehr gelungen. Insgesamt ein Interpretationsansatz, der zwischen den Lagern steht, eine Verbindung von Spritzigkeit und Romantik. Tempomäßig eher auf der gemächlicheren Seite (was mir entgegenkommt), aber niemals die Extreme eines Klemperer oder Celibidache erreichend. Insgesamt sehr empfehlenswert. Tontechnisch sehr gut remastered. Aufgrund der Vollständigkeit gerade auch für Anfänger empfehlenswert, erhält man hier doch auf 12 CDs zum Schnäppchenpreis gewissermaßen "alles, was man braucht". ;)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Josef,


    vergesse auch nicht die exemplarischen Aufnahmen der 3 Tschaikowsky-Klavierkonzerte in der 12CD-Ormandy-Box zu erwähnen !
    :thumbsup: Das KK Nr.1 mit dem vollkommen unbekannten Tedd Joelson und die KK Nr. 2 und 3 mit Garry Graffmann.


    :thumbup: Die Aufnahme vom KK Nr.3 hatte mich bereits früher auf LP schon fastziniert. Nie wieder habe ich eine bessere Int gehört. Die CD-Box hatte ich mir dann zunächst auch gekauft um genau diese Graffmann/Ormandy-Aufnahme wieder zu haben. Dass ich dann in der Box auch von den anderen Tschaikowsky-Einspielungen so positiv überrascht wurde, macht die Sache nur um so erfreulicher. (Einiges wie die Ballette und das KK2 hatte ich ja bereits schon vorher auf CD.)


    :thumbup: Das KK Nr.2 wird auch hier in der von mir bevorzugten gekürzten Siloti-Fassung im 2.Satz gespielt. Auch fabelhaft - da kann IMO nur noch Gilels/Maazel mithalten.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Eugene Ormandy, der am 18. November 1899 geboren wurde, starb am 12. März 1985. Mit dieser CD mit Arthur Rubinstein:


    möchte ich daran erinnern.


    Heute ist sein 30. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Eugene Ormandy, der am 18. November 1899 geboren wurde, starb am 12. März 1985. Mit dieser CD mit Arthur Rubinstein:
    möchte ich daran erinnern.


    Heute ist sein 30. Todestag.

    Hallo Willi,


    Den 30. Todestag von EUGENE ORMANDY hätte ich fast verschlafen! Gut, daß Du daran erinnerst. Ich besitze mit ihm großartige Aufnahmen einiger Konzerte mit berühmten Solisten, wie z. B.


    MAX BRUCH's Violinkonzert und LALO's Symphonie espagnole mit ISAAC STERN und dem PHILADELPHIA ORCHESTRA,

    • MENDELSSOHN's Klavierkonzert Nr. 2 op 40, d-moll mit RUDOLF SERKIN und dem COLUMBIA SYMPHONY ORCHESTRA,

    youtube.com/watch?v=_w_aIqFF5Lo


    MENDELSSOHN's Konzerte für 2 Klaviere und Orchester in As-dur und E-dur mit den famosen Pianisten ARTHUR GOLD und ROBERT FIZDALE und dem PHILADELPHIA ORCHESTRA,


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    sowie die CBS-LP mit seinem PHILADELPHIA ORCHESTRA "Feuerwerk in Stereo II", mit russichen Paradestücken des 19. und 20. Jahrhunderts, sowie Werken euro-amerikanischer Herkunft (wunderbar PADEREWSKI's berühmtes "Menuett" mit den einzigartigen Holzbläsern des Orchesters.


    EUGENE ORMANDY
    liebt den vollen, plastischen, schwelgerischen Klang im guten Sinn, das expressive Spiel der Geigen, und er arbeitet die Details eines Werkes akzentuiert heraus. Er übernahm das PHILADELPIA ORCHESTRA von LEOPOLD STOKOWSKI und machte es zu einem Orchester der Perfektion, der Brillanz und faszinierenden Technik bis ins letzte Pult. Seine Klangfülle ist einzigartig und von einer unglaublichen Homogenität. SERGEI RACHMANINOFF, der 38 Konzerte mit dem Orchester gab, äußerte überschwenglich, daß er "lieber mit dem PHILADELPHIA ORCHESTRA als mit irgeneinem anderen Orchester in der Welt zusammenarbeite". Tatsächlich ist das Orchester von einer enormen Vielseitigkeit, wie auch die so unterschiedlichen Paradestücke in der LP "Feuerwerk in stereo" belegen.


    wok

  • Die relativ geringe Resonanz in diesem Thread ist zumindest ein gewisses Anzeichen, dass Ormandy, anders als Szell, im deutschsprachigen Raum nicht so populär sein dürfte. Neulich fand ich in einem US-Forum folgende Aussage:


    "Ormandy gives a great performance and Stokowski gets the credit." (frei übersetzt: Ormandy gibt eine großartige Aufführung und Stokowski erhält die Lorbeeren.)


    Da mag wohl etwas dran sein. Ormandy, der im Alter von neun vor Kaiser Franz Joseph I. von Österreich spielte und dessen Aufstieg eigentlich kometenhaft anmutet, stand zeit seines Lebens im Schatten seines Vorgängers Stokowski. Er galt allerdings als der ideale "Nachlassverwalter", der den legendären Philadelphia Sound während seiner Zeit als Musikdirektor über vier Jahrzehnte lang (1938—1980) fast unverändert konservierte.


    Dieser Klang ist einigen sowieso schon per se suspekt. Es ist dieser "fette" Hochglanzklang á la Hollywood, der gerade im Repertoire der Wiener Klassik für manch einen übersättigend daherkommt, dafür in der Spätromantik und Moderne ideal wirkt.


    Anders als die Beethoven-Gesamtaufnahme von George Szell aus Cleveland konnte sich das Vergleichsprodukt aus Philadelphia außerhalb Amerikas nicht so richtig durchsetzen. Dass der Zyklus heute nur als Japan-Import greifbar ist, mag dafür stehen.



    Ein Zeitzeuge, der Ormandy noch live hörte, meinte dazu, die Kombination Beethoven/Ormandy bringe ihn zum Davonlaufen. Gar so bitterböse würde ich das nicht bewerten, auch wenn man sich an diesen Klang erst gewöhnen muss. Es ist tatsächlich geradezu konträr zur schlanken Szell-Einspielung. Dabei gelingen Ormandy berührende Momente, die man selten besser hört.



    Überwiegend mäßige Kritiken erhielten auch die Bruckner-Einspielungen Ormandys. Einen amerikanischeren Bruckner dürfte es zumindest kaum auf dem Markt geben. Anders als Stokowski widmete sich Ormandy diesem Komponisten interessanterweise, was für sich schon beinahe verwundert. Wer Bruckners Fünfte mal so hören will, wie sie in einem Hollywood-Monumentalfilm der 50er und 60er Jahre geklungen hätte, ist hier jedenfalls richtig.



    Monumental ist auch der berühmte "Messiah" von 1959, der zumindest in den Vereinigten Staaten Kultstatus besitzt. Für Puristen zum Abgewöhnen, für alle anderen einfach eine im besten Sinne altmodische Aufnahme, bei der alles noch ein wenig größer klingt als gewohnt.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • EUGENE ORMANDY liebt den vollen, plastischen, schwelgerischen Klang im guten Sinn, das expressive Spiel der Geigen, und er arbeitet die Details eines Werkes akzentuiert heraus. Er übernahm das PHILADELPIA ORCHESTRA von LEOPOLD STOKOWSKI und machte es zu einem Orchester der Perfektion, der Brillanz und faszinierenden Technik bis ins letzte Pult. Seine Klangfülle ist einzigartig und von einer unglaublichen Homogenität.


    Das ist sicherlich alles zutreffend, lieber wok, allerdings würde ich meinen, dass bereits Stokowski das Philadelphia Orchestra zu der berühmten Perfektion führte. Bis etwa 1950 sprach man in den USA gemeinhin von den "Big Three" der Orchester: New York, Boston und Philadelphia. Cleveland und Chicago stießen unter Szell und Reiner erst in den 50er Jahren dazu. Mittlerweile müsste man diese "Big Five" eigentlich mindestens um Los Angeles, San Francisco, Pittsburgh, Houston und Minnesota erweitern.


    Die Frage, die häufig kontrovers diskutiert wird, ist ja, ob Ormandy nun den Philadelphia Sound Stokowskis unverändert erhalten habe. Er selbst wehrte sich gegen diese Feststellung und beharrte darauf, dass man vom Ormandy Sound sprechen müsste. Er lege mehr Wert auf die Streicher, so seine Aussage. Tatsächlich sind deutliche Unterschiede in den Aufnahmen der beiden Dirigenten festzustellen, die eigentlich eine Differenzierung nötig machen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Das Thema ist keines der jüngsten Zeit, auch wenn es manchmal so anmutet. Als Leopold Stokowski Ende der 1930er Jahre das Philadelphia Orchestra verließ – er hatte es weltberühmt gemacht und international in die allererste Reihe katapultiert –, hatte sein Nachfolger Eugene Ormandy einen schweren Stand, obwohl er quasi Stokowskis Wunschkandidat war und sein Bestes tat, um das erreichte Niveau zu halten. Es half aber alles nichts, bis zuletzt wurde Ormandy an Stoki gemessen, und wenn Ormandy einen großartigen Auftritt hatte, schrieb die Presse es meist eher der Vorarbeit Stokowskis zu ...


    Anders als bei Furtwängler war der "große Alte" ja im Falle Stokowskis auch nicht endgültig abgetreten, sondern quicklebendig und ungemein aktiv bis ins hohe Alter von 95. Ormandy hatte also gewissermaßen den Vorgänger fast seine gesamte lange Amtszeit in Philadelphia über im Nacken. Wie demütigend muss es für ihn gewesen sein, als Stokowski 1960 nach 19 Jahren Absenz als Gastdirigent nach Philadelphia zurückkehrte und umjubelte Dirigate feierte, von denen manche Kritiker meinten, endlich werde das volle Potential des darniederliegenden Orchesters endlich wieder ausgeschöpft. Nicht Ormandy, sondern Stokowski bekam noch mit über 80 einen lukrativen Vertrag mit Decca.
    Komischerweise spricht heute zumindest hierzulande aber kaum mehr jemand von Stokowski (in Amerika ist das anders), von Ormandy ganz zu schweigen.


    Hallo Josef,


    mit dem Inhalt Deines Beitrages aus "Die grossen alten Dirigenten und ihre Schatten" bin ich nicht so ganz einverstanden.
    Ich weis ja, dass Du ein grosser Stokowwski-Anhäger bist .. daher resultiert auch Deine einseitige Meinung.


    Aber ich finde, dass gerade bei Stokowski so einige Aufnahmen gibt, die gar nicht so besonders gut sind und in meinen Ohren eher Fremd klingen:
    Schostakowitsch 11 / Beethoven - KK Nr.5 mit Gould / Brahms Tragische Ouv. wären 3 Beispiele, die ich total daneben finde ...


    Stokowski hatte sich eher einen grossen Namen für orchestrale Bearbeitungen von Komponisten gemacht - vom Repertoire her sehe ich bei Eugene Ormandy ein ungleich grösseres Spektrum.
    Ich kennen kaum einen Bereich in der Klassik bis zur Moderne, wo er nicht mit überdurchschnittlich guten Int glänzen kann.


    Ich besitze sehr viele Aufnahmen mit Eugene Ormandy natürlich alle mit dem Philadelphia Orchestra:
    - die 20th-Century - 12CD - Box
    - die Tschaikowski-12CD-Box
    - die Sibelius-8CD-Box
    - Rachmaninoff-Sinfonien
    - unzählige Einzel-CD´s von Bartok, Kodaly, Hindemith, Brahms, Bruckner, Mendelssohn, Schostakowitsch, Rachmaninoff, Prokofieff, Gershwin, Copland, Barber, R.Strauss, Bruch, Lalo, Ives ...
    - Sibelius und Tschaikowsky-VC mit Oistrach, Schostakowitsch-Cellokonzert Nr.1 mit Rostropowitsch ... was kann es besseres geben !
    :!: alles hochkarätige Aufnahmen.


    ;) Dagegen hat Stokowski recht wenig entgegen zu setzen - auch von der Int her. Von daher schliesse mich gerne dem Zitat vom WOK aus dem Vorbeitrag an.
    Ormandy hat das Philadelphia Orchestra in seiner sehr langen Dienstzeit von 1936 bis zu seinem Tode zu einem Weltorchester weitergeformt.


    :thumbup: Mir sind aus Erfahrung sehr viele Ormandy-Aufnahme lieber, als eine von Stokowski, von dem ich schon oft enttäuscht wurde.



    *** Aber gut, aus einigen Beiträgen in diesem Thread lese ich heraus, dass Du Ormandy auch schätzt !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Referenzträchtig: "Alexander Newski" unter Ormandy (RCA/Dutton)



    Wer käme bei Prokofjews Alexander Newski auf Eugene Ormandy und das Philadelphia Orchestra? Zugegebenermaßen auch ich lange Zeit nicht. Der oft doch sehr polierte Philadelphia Sound erscheint zunächst nicht unbedingt ideal für eine solche Komposition. Und doch vollbringt Ormandy ein wahres Feuerwerk und schreckt nicht davor zurück, auch die Dissonanzen in der Partitur auszuleuchten. Das Blech brilliert besonders. Bombastischer habe ich den letzten Satz noch nie gehört (das Schlagwerk ist sensationell). Ich würde diese Einspielung als künstlerisch gleichwertig neben Swetlanows Melodia-Aufnahme stellen. Klanglich ist sie dieser überlegen und stellt so ziemlich alles in den Schatten, was ich bei diesem Werk je hörte (Aufnahme: Scottish Rite Cathedral, Philadelphia, 24.10.1974 & 26.02.1975). Eine echte Überraschung auch der Chor, nämlich der Mendelssohn Club of Philadelphia, einstudiert von Robert Page. Der erzielt eine Wucht, dass es eine wahre Pracht ist und klingt (zumindest für mich) auch idiomatisch. Mezzosopranistin Betty Allen kongenial im kurzen Solo-Gesangspart. Eine absolute Empfehlung. Für mich die beste "West-Aufnahme".


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Für Freunde Eugene Ormandy und solche, die es werden wollen, kommt im November eine große Box: Die CBS-Stereo-Aufnahmen.


    »The Columbia Stereo Collection« zeichnet auf 88 CDs ein beeindruckendes Bild der einmaligen Zusammenarbeit von Dirigent Eugene Ormandy und dem Philadelphia Orchestra.

Mehr als 40 Jahre lang leitete der gebürtige Ungar das namhafte Orchester und kreierte mit ihm zusammen den legendären »Philadelphia Sound«. Diese luxuriöse Edition beinhaltet weltbekannte Einspielungen aus den Jahren 1958 bis 1963, aber auch überraschende Raritäten. Viele davon werden hier zum ersten Mal auf CD und international veröffentlicht."



    Gutes Hören

    Christian Hasiewicz

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • RE: Ormandy - CBS - Aufnahmen


    Diese von Christian vorgestellte SONY- Ormandy 88CD Box ist sicher interessant.

    Als grosser Ormandy - Freund habe ich aber alles was mich von seinen Einspielungen interessiert bereits vorliegen und würde mir dann unendliche Dopplungen einkaufen:


    Darunter auch die 20th-Century Classics 12CD-SONY-Box, alle Sinfonien und Orchesterwerke von Tschaikowsky, Sibelius-Sinfonien und Orchesterwerke; Nielsen-Sinfonien, viele Einzelaufnahmen von Schostakowitsch, viele amerikanische Komponisten, Beethoven - Sinfonien Nr. 5 - 8 u.v.m.

    Darunter auch eine ganze Reihe grossartiger Konzertvideos mit dem Philadelphia Orchestra auf DVD.


    Das Einzige was mich mit Ormandy nicht unendlich hoch begeistern konnte sind die zu "normal-konservativ" gelungenen Brahms-Sinfonien Nr.1 und 2 auf einer SONY-Doppel-CD (die Nr. 3 und 4 habe ich danach gar nicht mehr gekauft) ...

    :angel: Als herausragenste Ormandy-Aufnahmen fallen mir die Werke von Kodaly: Harry Janos-Suite, Tänze aus Marossek und Galanta, sowie die Rachmaninoff-Sinfonien ein !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang