Musik im öffentlichen Raum oder Sibelius im U-Bahnschacht

  • Sagitt meint:


    Klassik hat ja diesen Effekt,Menschen zu verscheuchen.Steigt man in HH aus dem Zug,wundert man sich über klassische Musik.Nicht weil die Hamburger so Kultursüchtig wären, sondern weil man in den USA die Erfahrung gemacht hat, solche Musik vertreibt Stadtstreicher o.ä.
    Schon in den späten fünfziger Jahren in der Schule interessierte nur eine kleine Minderheit für klassische Musik,auch wenn der Musik-Unterricht darauf komplett ausgerichtet war.Andererseits war der Musik-Lehrer so grauenhaft, dass er mögliche Interessenten abgeschreckt hat.
    Meine Liebe zu dieser Musik war so groß, dass er sie nicht erschüttern konnte.


    Dem kann ich nur zustimmen.


    Auch in Berlin gab es den Versuch mit der Klassik in den U-Bahnhöfen, um Obdachlose zu verdrängen. Ich weiß allerdings nicht ob das noch so ist.


    Der Musikunterricht in meiner Schulzeit war auch sehr bemüht die klassische Musik den Schülern nahe zu bringen. Mit wenig Erfolg bei den meisten meiner Mitschüler. Ich hatte in der Grundschule einen sehr guten Musikschulunterricht. das hat bestimmt zusätzlich meine Neigung zur klassischen Musik verstärkt. Zusätzlich bin ich durch meine Mutter diesbezüglich auch geprägt worden. Meine Oma war in Parchim Souffleuse am Operettentheater. Das fand ich immer spannend.
    Ein Lehrer hat uns aus den Briefen Mozarts vorgelesen. Und als wir die Moldau im Musikunterricht besprochen haben, ist es mir gelungen die Landschaften beim Hören wirklich zu erkennen. Und jedes Mal wenn ich heute die Moldau höre, habe ich die gleichen Bilder wie in der Schulzeit vor Augen.


    Ich habe auch den obligatorischen Blockflötenunterricht genossen. Später kam dann das Akkordeon dazu. Allerdings bin ich nicht sehr weit gekommen. Mir fehlt ein gewisses Stück Musikalität und vor allem habe ich große Probleme mit Rhythmik. Das tut meiner Liebe zur Musik keinen Abbruch. Ich lasse mich einfach davon berühren. Seit ein paar Jahren gehe ich verstärkt in Konzerte und Opernaufführungen, was es mir ermöglicht doch einige Details nun nicht nur zu erkennen, sondern auch benennen zu können. Allerdings nicht in musikwissenschaftlicher Weise. Hier helfen mir dann ab und zu die Beiträge hier im Forum.


    Bartolifan

  • Auch in Berlin gab es den Versuch mit der Klassik in den U-Bahnhöfen, um Obdachlose zu verdrängen. Ich weiß allerdings nicht ob das noch so ist.


    Liebe Bartolifan, davon habe ich nun noch nie etwas gehört, im wahrsten Sinne des Wortes nicht. Ganz im Gegenteil. In Berlin werden die U-Bahnhöfe sogar nachts für Obdachlose offen gehalten, wenn es draußen kalt ist. Ohne Beschallung! Die Stadt geht wie kaum eine andere sehr verantwortungsbewusst und geduldig mit diesen Menschen um. Derartig abartige Experimente wären hier wirklich nicht denkbar und durchsetzbar. Wie kann man nur auf die Idee kommen - und das frage ich jetzt ganz allgemein - jemanden mit klassischer Musik vertreiben zu wollen? :no:


    Gruß Rheingold, Berlin, seit vielen Jahren Nutzer des öffentlichen Verkehrsnetzes

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Wie kann man nur auf die Idee kommen - und das frage ich jetzt ganz allgemein - jemanden mit klassischer Musik vertreiben zu wollen?

    Ich kenne das auch eher im Kontext mit in Shopping Malls abhängenden Jugendlichen, die Klassik natürlich uncool finden. Außerdem, warum sollen Obdachlose keine klassische Musik ertragen können oder vielleicht sogar mögen. Die sind doch ganz anderen Dingen ausgesetzt.

  • Da hast Du so etwas von Recht, lieber Siegfried. Nur ist die "Erweiterung" des Themas so uninteressant nicht. Und es gibt offenkundig Bedarf darüber zu diskutieren, wie man zur Musik gekommen ist usw. Vielleicht hat ja ein Moderator Erbarmen und verschiebt diese Debatte in einen neuen Thread.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


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  • Derartig abartige Experimente wären hier wirklich nicht denkbar und durchsetzbar.


    Liebe Rheingold,
    ich hatte das aus der Presse entnommen. Es war für einige U-Bahnhöfe gedacht und es wurde in dem Artikel auf das Hamburger Modell hingewiesen. Vielleicht war es auch nur geplant und ist dann doch nicht durchgeführt worden. Es kann auch sein, dass der Senat damit gegen die U-Bahn Dealer vorgehen wollte. So genau habe ich das nicht mehr im Gedächtnis.
    Du kannst mir nun zu Recht vorwerfen, dass ich etwas voreilig mit meinem Statement war. Entschuldigung.
    Bartolifan

  • Aber nein doch, liebe Bartolifan, warum sollte ich Dir etwas vorwerfen? Nun wissen wir ja beide viel besser Bescheid. :) Wenn es nach mir ginge, könnten sie auf Bahnhöfen gern Sibelius, Beethoven oder sonst wen spielen. Wenn ich unterwegs bin und irgendwo plötzlich eine bestimmte Musik höre, und sei es im Taxi, dann kann die mich sogar sehr ergreifen. In Berlin gibt es viele Taxifahrer, die gern solche Musik höre und immer etwas verschüchtert fragen, ob sie sie ab stellen sollen.


    LG Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Eine interessante Diskussion, die ich auf Wunsch der Diskutanten hier zusammenfasse. TP

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Die Stadt geht wie kaum eine andere sehr verantwortungsbewusst und geduldig mit diesen Menschen um.


    Hallo,
    das zu lesen - und wenn es auch stimmt, aber wenn Rheingold1876 das schreibt wird es so sein - ist für mich eine "Quelle der Freude", zeugt es doch davon. dass nicht stets Menschen mit Vorurteilen andere Menschen "in Schubladen" einsortieren.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

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  • Was mich jedenfalls in früheren Zeiten, als ich noch häufiger in CD-Geschäften gestöbert habe, nerven und aus Abteilungen vertreiben konnte, war die grauenvolle Pop/Rock-Musik, die da gespielt wurde. Größere Geschäfte hatten glücklicherweise oft eine eigene Etage für die Klassikabteilung, in der dann meistens Musik lief, die eher zum Verweilen einlud.
    Abgesehen davon mag ich grundsätzlich nicht so gerne Hintergrundmusik im öffentlichen Raum, wobei das natürlich auch daran liegt, dass es meistens Populärmusik oder "Fahrstuhl-Muzak" ist.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)