Komponisten-Jubiläen 2014

  • Carl Philipp Emanuel Bach (300. Geburtstag)
    Modest P. Mussorgski (175. Geburtstag)
    Giacomo Meyerbeer (150. Todestag)
    Richard Strauss (150. Geburtstag)
    Christoph Willibald Gluck (300. Geburtstag)
    Jean-Philippe Rameau (250. Todestag)
    Hans Leo Haßler (450. Geburtstag)
    Karl Ditters von Dittersdorf (275. Geburtstag)



    :hello: LT

  • Im Verhältnis zur jüngeren Vergangenheit - ist 2014 in Bezug auf Komponistenjubiläen ein eher schwaches Jahr- sowohl von der Quantität - als auch von der Qualität her. Mag sein, dass sich Richard Strauss' Geburtstag ein wenig auf die Veröffentlichungspolitik der Tonträgerkonzerne auswirkt - aber sonst ?
    Persönlich interessiert mich von den hier genannten lediglich Dittersdorf - aber ob ein 275 Geburtstag von der Musikindustrie überhaupt registriert wird ? Auf eine Neuaufnahme einer Oper oder eine mit Konzerte wirds wohl nicht reichen.
    Glücklicherweise gab es zahlreiche Jubuläen im Jahre 2013, von denen ohnedies die meisten mehr oder weniger unbeachtet blieben....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Bei CPE Bach tut sich in den letzten Jahren aber einiges! Ich habe das nicht so verfolgt, da ich mit dem zweitältesten Bachspross nicht allzu viel anfangen konnte bis jetzt. Aber vielleicht höre ich noch einmal genauer rein. Rameau ist sicher einer der ganz großen Barockkomponisten und ich erwarte schon, dass einige seiner Opern neu herausgebracht oder gar ersteingespielt werden.

  • Glücklicherweise gab es zahlreiche Jubuläen im Jahre 2013, von denen ohnedies die meisten mehr oder weniger unbeachtet blieben....

    Man gibt sich Mühe, die Namen dem Vergessen zu entreissen, leider mit mäßigen Erfolg, z.B.


    - 250. Geburtstag von Simon Mayr: - 0 Antworten, 74 Klicks


    - 200. Todestag von Johann Baptist Vanhal - 0 Antworten, 55 Klicks


    Die Reihe läßt sich weiter fortsetzen.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • +
    Joseph Rheinberger (175. Geburtstag)
    Eugen d'Albert (150. Geburtstag)
    Johann Mattheson (250. Todestag)
    Johann Friedrich Reichardt (200. Todestag)
    Richard Heuberger (100. Todestag)


    Fazit: Weder quantitativ noch qualitativ ein schwaches Jubiläumsjahr (man vergleiche mal mit 2015, 2016 oder 2017!), sondern nach den drei Operngiganten Wagner, Verdi und Britten folgen nun mit Gluck, Meyerbeer und Strauss drei andere Operngroßmeister. Während der Letztgenannte zu den 5 bis 10 meistgespielten Opernkomponisten gehört, verdienen die beiden anderen sehr wohl größere Aufmerksamkeit als bisher, denn ohne Meyerbeer wären weder Wagner noch Verdi so möglich gewesen und ohne Gluck wäre wohl die ganze Operngeschichte anders verlaufen. Und das Opernschaffen d'Alberts verdient auch Aufmerksamkeit, auch jenseits von "Tiefland". Auch "Die toten Augen" sind etwa ein sehr hörenswrtes Werk - wenn auch natürlich kein epochales Werk wie der Gluck-"Orpheus", Meyerbeers "Hugenotten" oder Straussens "Salome".

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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    Die Reihe läßt sich weiter fortsetzen.


    Dann setze sie bitte fort - denn nur wenn man etwas weiß kann man es auch ändern - bzw auch nur kommentieren.
    MAYR ist wirklich ein schwieriger Fall, da vermutlich kaum jemand (außer mir) Aufnahmen von ihm hat. Es gibt aber glücklicherweise seit einigen Jahren doch einige - Hier kann man mit Sicherheit etwas tun (auch jenseits des Jubiläumsjahres)
    VANHAL - hier ist der Fall anders gelagert. Der Thread wurde vermutlich nicht beachtet, da es schon einen Thread über Vanhals Sinfonien gibt - bzw eigentlich 3. Sie alle sind relativ schlecht besucht, die wenigsten besitzen Aufnahmen von Vanhal. Helge Falle hat sich sehr um den ersten dieser Threads bemüht - aber nicht das Durchhaltevermögen besessen im wirklich zum Durchbruch zu verhelfen. Ich gehe davon aus, daß sich die Situation bessern wird, wenn ich in Pension bin (vermutlich ab 31. Oktober 2014) und mich vermehrt meinem Lieblingsthema - der Wiener Klassik - widmen kann.
    _________________________
    MEYERBEER mag mir verzeihen - Er ist in der Tat unterschätzt - und einer der ganz großen Opernkomponisten. Seine Opern forderten indes stets eine bombastische Aufmachung und prunkvolle Inszenierung. Das wäre heutzutage per Videoproduktion ein Leichtes - Aber RT-Inszenierungen von Meyerbeer-Opern auf Video werden ihm vermutlich mehr schaden als nützen.


    Aber egal - wie auch die Jubiläen fallen, bzw wie sie beachtet oder nicht beachtet werden - ich werde mich bemühen immer wieder auf hörenswerte Komponisten hinzuweisen. Der Erfolg oder Nichterfolg hängt auch von der jeweiligen Zusammensetzung der Tamino-Mitglieder ab.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Jubiläen nordischer Komponisten:


    Ludolf Nielsen ( 1876-1939 ) - 75. Todestag - keine Würdigung ( außer in meinem privaten Tempel :whistling: )
    Tor Aulin ( 1866-1914 ) - 100. Todestag - ein Werk wird in Los Angeles gespielt
    August Enna ( 1859-1939 ) - 75. Todestag - keine Würdigung
    Louis Glass ( 1864-1936 ) - 150. Geburtstag - keine Würdigung
    Johan Halvorsen ( 1864-1935 ) - 150. Geburtstag - Würdigung beim Johan Halvorsen Musikkfest in Drammen bei Oslo, in Oslo, in Berlin, Bielefeld und Hambach ( Bearbeitung eines Händel-Werkes ) sowie in Soltau .


    Beste Grüße
    Christian

  • Bei CPE Bach ist die Diskographie schon seit einigen Jahren ganz gut sortiert, vermutlich unabhängig vom Jubiläum. Ich würde begrüßen, wenn BIS mal ein paar Sonderangebote rausbringt...
    Von Wilhelm Friedemanns 300. hat man 2010 allerdings kaum was mitbekommen.
    Es wird sich wohl stark auf Strauss konzentrieren, an eine Meyerbeer-Renaissance glaube ich nicht recht. Eher vielleicht etwas Gluck und Rameau, obwohl hier in den letzten 15-20 Jahren schon eine Reihe von Neueinspielungen mit renommierten Interpreten vorgelegt wurden. Vielleicht kehrt Minkowski ja dorthin zurück, statt weiter Berlioz und Offenbach zu machen.


    Mussorgski wäre ein weiterer Fall, bei dem, allein aus editorischen Gründen sicher einiger Raum für Neueinspielungen wäre; allzuviel würde ich hier aber auch nicht erwarten und 175 ist auch kein besonders runder Geburtstag.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Danke für Eure Hinweise. Bei der Planung einer Konzertreihe müssen Komponisten-Jubiläen weit langfristiger berücksichtigt werden. Wir haben beim Heilbronner Sinfonie Orchester einen ganz Richard-Strauss gewidmeten Konzertabend und von
    Modest Mussorgski "Die Bilder einer Ausstellung" im Programm.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Im Verhältnis zur jüngeren Vergangenheit - ist 2014 in Bezug auf Komponistenjubiläen ein eher schwaches Jahr- sowohl von der Quantität - als auch von der Qualität her.


    Ach ja, mit den diversen Jubiläen. Damit habe ich so meine Schwierigkeiten. Was nützt es, wegen eines Jubiläums einen Riesen-Zinnober zu fahren, wenn der Komponist dann doch nur zu diesem von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, oder -- wie im Falle von Wagner und Verdi -- für diesen Anlass die schon ohnehin große Reputation nicht nur auf dem grünen Hügel überwagnert wird.


    Wäre es nicht viel sinnvoller, Jubiläen der Uraufführungen zu feiern? Ich denke, eines der großen Ereignisse dieses Jahres sollte doch das 200. Jahr der Uraufführung des Fidelio sein (und für uns Taminos doch erst recht). :)


    Und was Mussorgsky betrifft, wäre er sicherlich über eine Feier zum 140. Jubiläum der Uraufführung des Boris glücklicher als zu seinem 175. Geburtstag.


    Einen schönen Neujahrsgruß an alle
    Heiko

    Heiko Schröder
    Ahrensburg


    "Wer sich im Ton vergreift, sucht nur in den glücklichsten Fällen nach neuen Harmonien."

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    Ach ja, mit den diversen Jubiläen. Damit habe ich so meine Schwierigkeiten. Was nützt es, wegen eines Jubiläums einen Riesen-Zinnober zu fahren, wenn der Komponist dann doch nur zu diesem von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird


    Das ist an sich richtig - allerdings ist ei eine "Chance" - die Frage ist allerdings: Für wen ?
    Den betreffenden "Jubilaren" wird das Jubiläum vermutlich egal sein. Und den Schallplattenfirmen auch - seit man herausgefunden hat, daß "Jubiläen" auch nicht das große Geschäft bringen.
    In diesem Zusammenhang fällt mir ein Plakat eines deutschen Mozartkugelfabrikanten ein, das ich 1991 (!!!) in Salzburg gesehen habe.
    Das Plakat ist leider im Internet nicht vorhanden, wohl aber ein Sonderstempel zu diesem freudigen Anlass:
    200 JAHRE MOZART - 1791-1991



    Eine deutsche Münzprägung mit gleichem Text ist übrigens im Internet ebenfalls auffindbar.


    Tamino hängt sich natürlich an Jubiläen an - so auch irgendwelche neuen Veröffentlichungen vorhanden sind, die man damit in Zusammenhang bringen kann - Das ist jedoch nur äusserst selten der Fall, die Tonträgerindustrie versucht lediglich Ladenhüter unters Volk zu bringen, indem sie selbige umverpackt und mit einem Jubiläumsaufdruck leicht verbilligt erneut anbietet.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • In diesem Zusammenhang fällt mir ein Plakat eines deutschen Mozartkugelfabrikanten ein, das ich 1991 (!!!) in Salzburg gesehen habe.
    Das Plakat ist leider im Internet nicht vorhanden, wohl aber ein Sonderstempel zu diesem freudigen Anlass:


    Das ist für mich ein entscheidender Punkt, Alfred. Ist ein Todestag ein freudiger Anlass, frage ich mich immer? Zwar hat es sich in unserer Gesellschaft eingebürgert, solche "Jubiläen" auch als Grund zum Feiern zu verstehen, und im Sinne eines Gedenkens ist das ja auch völlig in Ordnung. Aber nach dem Ableben eines Meisters (und im Falle Friedrich Guldas schon vorher) wird diese Begebenheit ja manchmal wie ein Auferstehungsfest betrieben; und das halte ich für makaber, denn für mich ist ein Todestag kein Anlass zum Jubeln. (Bei Geburtstagen sollten die Glückwünsche ohnehin den Eltern gelten und nicht deren "opus". Das ist zwar nicht gesellschaftskonform, wäre aber konsequent.)


    Eine Feier von Uraufführungsjubiläen würde das Konzertleben sehr viel stärker beleben, und wahrscheinlich deutlich größere Qualität freisetzen, als das wilde Ausgraben zu Geburts- oder Todestagen. Ich käme zum Beispiel nie auf die Idee, mir bei so einer "Hype" wie im Jahr 1991 den "ganzen Mozart" zu kaufen (um ihn dann nach zwei Monaten bei einem Einbruch wieder vollständig loszuwerden, wie es einem Bekannten passierte). Für mich ist das im wahren Sinne des Wortes das Vermarkten eines Meisters.


    Wer Verdi liebt, wird auch die "Schlacht von Legnano" kennen, wenn mal kein Verdi-Jubliäum stattfindet. Aber Verdi, Verdi und nochmals Verdi (zum Beispiel) droht doch einen gewissen "Fanatismus" bei denjenigen zu kultivieren, die das Werk nicht mehr von dem Meister trennen können. Irgendwann "haben sie alles", und schwupps ist der "Hype" (wenigstens aus kommerzieller Sicht) verflogen wie bei einem Silvesterknaller. Der Kunst dient das ganz gewiss nicht, fürchte ich, allenfalls der "Künstlichkeit", zumal wir in anderen Bereichen des Lebens ja nicht so "verrückt" sind, zum Beispiel das ganze Jahr lang nur Gummibärchen zu essen weil Hans Riegel Jubiläum hat.


    Jedenfalls würde ich mich sehr über eine sehr gute Aufführung des Fidelio freuen; eine, die mal wieder Maßstäbe setzen kann. Bis 2020 ist die Zeit noch zu lang, wo zu befürchten ist, dass es Beethoven-satt auf allen Kanälen geben wird.


    Viele Grüße von Heiko

    Heiko Schröder
    Ahrensburg


    "Wer sich im Ton vergreift, sucht nur in den glücklichsten Fällen nach neuen Harmonien."

  • Man muss hier m.E. schon unterscheiden zwischen Komponisten wie Mozart, Wagner, Verdi, die kaum ein Jubliäum "brauchen", um häufig gespielt zu werden. Strauss gehört wohl auch eher in diese Gruppe, selbst wenn ein paar der Opern ziemlich randständig sind. Freilich gab oder gäbe es selbst bei den Komponisten dieser Gruppe einzelne Werke, die von solch einem Jubiläum profitieren könnten.
    Dass Jubiläen kommerziell ausgeschlachtet werden, geschenkt. Was sollte man anderes erwarten und das muss auch nicht unbedingt ein Schaden sein.


    Aber schon bei Komponisten wie Haydn, Händel, Schumann, Liszt, Mendelssohn, bei denen ein gar nicht so kleiner Teil des Werks erstaunlich unbekannt ist/war, kann ein Jubiläum für den Interessenten sehr erfreuliche Neuaufnahmen, Wiederauflagen, Konzerte etc. zeitigen.


    Für Komponisten wie Gluck, CPE Bach, Rameau etc. muss ein Jubiläum zwar auch nicht viel bringen, kann aber eine Gelegenheit sein, für viele Hörer überhaupt erstmal einen Namen aus einem Lexikon mit Leben bzw. Musik zu füllen und sicher auch, Aufführungen und Aufnahmen von Werken zu bringen, die bisher nur selten gespielt wurden oder nicht schon in vielen guten Aufnahmen (wie normalerweise bei Mozart, Verdi, Strauss) vorliegen.

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  • Ich sehe das genau so wie Johannes. Mozart in einem Gedenkjahr zu hypen, kann tatsächlich nerven. Bei anderen, etwa eben Haydn oder Mendelssohn, kann es definitiv etwas bringen, genauer hinzusehen. So kam es im Mendelssohnjahr 2009 gleich zu zwei Einspielungen des unvollendeten e-Moll Klavierkonzerts. Ein stück, das unbegreiflicherweise viele Jahre hindurch ignoriert wurde.

  • Zitat

    Das ist für mich ein entscheidender Punkt, Alfred. Ist ein Todestag ein freudiger Anlass, frage ich mich immer?


    Natürlich nicht - der hier von mir gesetzte Satz ohne Anführungszeichen und ohne Smiley - sie zerstören die Pointe - war lediglich eine bösartige Formulierung von mir, einem alten Zyniker, der gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen wollte: Einerseits die Unsitte, Todestage zu feiern, bissig zu kommentieren, andrerseits aufzuzeigen, daß die PR-"Manager" (hier kann ein Apostroph nicht schaden) nicht mal wissen WAS denn eigentlich "gefeiert" wird. 1791-1991 - 200 Jahre Mozart - ist schon makaber - oder lediglich entlarvend ??


    Zum Nutzen von "Gedenkjahren"
    Eine nachhaltige Wiederentdeckung unbekannter Komponisten hat dadurch kaum je stattgefunden.
    Ein krasses Beispiel war das Haydn Jahr 1982. Damals hat das Klassiklabel Philips die Gesamtausgabe seiner Opern gewagt uind man sprach von einem "Durchbruch". Aber ich glaube man kann sagen, daß dies lediglich ein frommer Wunsch geblieben ist.


    Tamino orientiert sich natürlich ein wenig an den jeweiligen "Jubiläen" - Aber genau genommen wären wir schon froh, wenn es hier wenigstens ein "Strohfeuer" gäbe. Das meiste wird von den Mitgliedern negiert - von den Mitlesern schweige ich in diesem Zusammenhang lieber....


    Man muß zähneknirschend zusehen, wie vor allem Kleinlabel sich bei Nischenkomponisten engagieren - meist unter Berufung auf ein Jubiläum - und dann im Regen stehen bleiben, weil das P.T. Klassikforum eigentlich desinteressiert ist....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Naja, aber immerhin wurden die Opern Haydns überhaupt mal eingespielt. Zu erwarten, dass die nun wer weiß wie bekannt werden, wäre wohl naiv, aber so sind sie dem interessierten Hörer immerhin im Prinzip zugänglich.
    Ich vermute mal, dass es einige Gluck-Opern gibt, die noch nicht in konkurrenzfähigen Aufnahmen vorliegen. Sicher wird davon keine Iphigenie oder Orpheus verdrängen, aber dass sie überhaupt in angemesssenen Interpretationen vorliegen, ist doch erst mal begrüßenswert für Interessenten.


    Selbst bei Mozart gab es 1991 noch einiges zu entdecken. So wurden meines Wissens zB die Fragmente der Doppelkonzerte f. Violine/Klavier u.ä. zum ersten Male für die Philips-Edition eingespielt. Ungeachtet des CD-Booms um 1990 war die Komplettedition ein erhebliches Wagnis und angeblich waren die Verantwortlichen sehr positiv von dem kommerziellen Erfolg überrascht.


    Andererseits ist natürlich Übersättigung vorprogrammiert, wenn nur 15 Jahre später bei einem der populärsten Komponisten überhaupt schon das nächste Jubiläum folgt.

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  • Nach den Postings ist anscheinend eines als opinio comunis festzuhalten: letztlich ist es einfach die Frage, was man konkret aus einem Jubiläum macht. Der CD- Ausstoß ist natürlich das nachhaltigste Ergebnis solcher Jubiläen, aber man sollte die Aufführungen nicht vergessen.
    Natürlich brauchen manche Komponisten - aus aktuellem Anlass sei auf Verdi und Wagner verwiesen - kein Jubiläum, um aufgeführt zu werden. Dennoch hat sich aus meiner Sicht das Wagner-Jubiläum gelohnt, kamen hier in Leipzig doch gleich drei Frühwerke auf die Bühne. Ob sie es ohne das Jubiläum geschafft hätten, wage ich doch zu bezweifeln (vielleicht mal eines).
    Andere Komponisten haben es leider wirklich nötig und auch allemal verdient, daß man die Werke aus Anlass von Jubiläen häufiger spielt (Gluck und Meyerbeer wurden ja bereits genannt). Wenn ich hier das Beispiel Leipzig sehe, dann stehen die Zeichen leider fast ausschließlich auf Strauß Frau ohne Schatten, Elektra), das mag allerdings auch mit den Vorlieben des GMD Schirmer zu tun haben sowie mit der Tatsache, daß die Wagnerischen Frühwerke sicher viele Ressourcen verschlungen haben.


    Ich sehe das mit dem Todestag im Übrigen nicht so dramatisch. Letztlich ist es auch hier wieder eine Frage, wie man jemandem gedenkt. Mit einer gelungenen Inszenierung einer Oper von Meyerbeer oder Gluck könnte ich auch einen Todestag "feiern". Da sehe ich nichts Schlimmes dran. Todestage sind keine freudigen Ereignisse, aber: da der Tod zum Leben gehört (mein Wort zum Sonntag :)) sind es wohl die Tage, mit deren Begehen man am ehesten Aufmerksamkeit erregt. Ich persönlich hielte auch Uraufführungsjubiläen für geeigneter, aber die dürften wohl nicht die notwendige mediale Aufmerksamkeit erfahren (zumindest nicht ohne gehörigen Aufwand). Gedenken anlässlich des Ablebens sind dagegen in unserem gesellschaftlichen Leben fest verankert. Langer Rede kurzer Sinn: Jubiläen machen für mich dann auch inhaltlich Sinn, wenn
    1) entweder ein sonst nicht so häufig gespielter Komponist mehr aufgeführt wird
    2) bei bekannten Komponisten nicht nur die "Gassenhauer" in den Vordergrund gestellt werden, sondern auch weniger gespielte Werke in den Fokus von Einspielungen und Aufführungen gelangen.


    Interessant ist in diesem Zusammenhang im Übrigen das Phänomen, dass natürlich die Klagen kommen, wenn weniger bekannten Komponisten, die es verdient hätten, wenig Aufmerksamkeit zuteil wird, aber wenn sie aus welchen Gründen auch immer stark in den Vordergrund gestellt werden, mitunter auch dies als lästig empfunden wird.


    Mit bestem Gruß
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Den Todestag als Jubiläum finde ich ebenfalls völlig selbstverständlich. Zumal in früheren Zeiten Geburtstag und oft sogar -jahr meist gar nicht bekannt waren (nicht zuletzt wegen zu diesem Zeitpunkt noch mangelnder Prominenz).
    Bei Heiligen sind es entweder "erfundene" Geburtstage (zB Johannistag am 24.06., da der Täufer nach Lukasevangelium sechs Monate älter als Jesus war) oder häufiger mehr oder minder belegte Todestage, insofern hat es Tradition, eher den Todestag zu begehen.

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  • Ich denke, Jubiläen bringen marktwirtschaftlich und vom Bekanntheitsgrad her nur bei den ganz "großen" Komponisten etwas. Das war im Mozart-Jahr der Fall, 2000 bei Bach und auch 2013 gab es zu Verdi und Wagner jede Menge Literatur und CD-Wiederveröffentlichungen. Und wer erinnert sich noch an die Jubiläen dazwischen?
    Aber was glaubt ihr wohl was 2020 der Bär abgeht, wenn LvB seinen 250. Geburtstag feiert. Das dürfte alle bisherigen Jubiläen weit in den Schatten stellen. Sind ja nur noch 5 Jahre (wenn man bedenkt, das spätestens ein Jahr vorab schon Werbung gemacht wird).
    Ich erwarte da eine wahre Flut an Literatur, Veranstaltungen und Beethoven-Gedenk-CD-Boxen.

  • Mit einem derartigen Jubilläum verhällt es sich im Grunde genommen doch genauso wie mit dem Muttertag, von der Relation her.
    Einmal im Jahr ( bei der Mutter ), vermutlich alle 50 Jahre ( bei den Komponisten ) wird ihrer Gedacht und man ist nett zu ihr ( der Mutter ) bzw. ihnen ( den Komponisten ) und nach ablauf dieses Zeitrahmens verläuft wiederrum alles wie vorher.
    Ist damit wirklich jemanden gedient, endweder dauerhaft oder gar nicht.

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  • Da dauerhafte Aufmerksamkeit in der heutige medialen Öffentlichkeit keine realistische Option ist, wäre demnach die einzige Alternative "gar nicht", und das ist meines Erachtens die weit schlechtere.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Man muss hier m.E. schon unterscheiden zwischen Komponisten wie Mozart, Wagner, Verdi, die kaum ein Jubliäum "brauchen", um häufig gespielt zu werden. Strauss gehört wohl auch eher in diese Gruppe, für Komponisten wie Gluck, CPE Bach, Rameau etc. muss ein Jubiläum zwar auch nicht viel bringen, kann aber eine Gelegenheit sein, für viele Hörer überhaupt erstmal einen Namen aus einem Lexikon mit Leben bzw. Musik zu füllen und sicher auch, Aufführungen und Aufnahmen von Werken zu bringen, die bisher nur selten gespielt wurden oder nicht schon in vielen guten Aufnahmen (wie normalerweise bei Mozart, Verdi, Strauss) vorliegen.


    So ist es. Ich sehe ein Jubiläum auch als eine Gelegenheit an, weniger Gespieltes oder Unbekanntes wieder zu entdecken. In Berlin ist von allen Jubilaren eigentlich nur Richard Strauss reichlich vertreten, nun gut, er hatte hier auch zeitweise seine Wirkungsstätte. Allerdings ist Strauss in jedem Jahr auf den Programmen zu finden. Ich denke an einen anderen, ebenfalls "wichtigen" Jubilar: Christoph Willibald Gluck. Er hat nicht nur sage und schreibe 107 Opern geschrieben, sondern gilt auch als Opernreformator. Gluck vollzog die Abkehr von der musikalisch stereotypen Abfolge von Rezitativ und hochverzierter Dacapo-Arie, sowie von der zirzensischen Selbstgefälligkeit der Sänger, vornehmlich der Kastraten. Das war ein langer Weg, der schließlich mit der "Iphigenie auf Tauris" 1779 durchschritten war. Was geschieht nun mit diesem Jubiläum eines keineswegs Namenlosen? In meinem uralten Opernführer von Ernst Krause, den ich regelmäßig nutze, sind fünf Gluck-Opern ausführlich beschrieben. Wir haben in Berlin drei Opernhäuser, keines von ihnen hat, wenigstens in der laufenden Spielzeit, ein Werk von Gluck auf dem Programm. Gut, die KO hatte vor einiger Zeit die "Armida" herausgebracht, allerdings, das war nun wirklich kein Gluck, sondern eine einzige Men-Strip-Show. Was ist mit "Orpheus und Eurydike", mit "Alceste", mit "Iphigenie auf Tauris" oder "Iphigenie in Aulis", wozu es eine sehr schöne Ouvertüre mit dem Konzertschluss von Richard Wagner gibt?
    Wie sieht es auf den anderen deutschen Opernbühnen oder in Wien, wo er ja bis zu seinem Tod lange seinen Lebensmittelpunkt hatte, aus? Ist dieses Jubiläum erst vorüber, gibt es sowieso keinen Grund mehr, eine Gluck-Oper zu präsentieren.
    Mit allseits besten Grüßen
    :hello:
    Manfred

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Wir haben in Berlin drei Opernhäuser, keines von ihnen hat, wenigstens in der laufenden Spielzeit, ein Werk von Gluck auf dem Programm. Gut, die KO hatte vor einiger Zeit die "Armida" herausgebracht, allerdings, das war nun wirklich kein Gluck, sondern eine einzige Men-Strip-Show.


    Ich muss mich korrigieren, heute bekomme ich die Spielplanvorschau der Komischen Oper zugeschickt und siehe da, wenigstens "Iphigenie auf Tauris" wird im März wieder aufgenommen. Aber - auch das ist nur die Musik von Gluck, ansonsten gibt es eine große Zeitreise in die Gegenwart, was ist auch anderes zurzeit vom "Opernhaus des Jahres" zu erwarten? Da gehe ich nicht hin.
    :hello:
    Manfred

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP